Lade Inhalt...

Die Herrin von Camelot

Die große Saga (Die Guenevere-Saga 1)

von Rosalind Miles (Autor:in) Hedda Pänke (Übersetzung)
©2023 639 Seiten
Reihe: Die Guenevere-Saga, Band 1

Zusammenfassung

Auch ohne Thron ist sie noch immer eine Königin: Das packende historische Epos »Die Herrin von Camelot« von Rosalind Miles als eBook bei dotbooks.

In der friedlichen Idylle des Sommerlandes wächst Prinzessin Guenevere wohlbehütet und sorglos auf – bis zu dem Tag, an dem ihre Mutter ein gewaltsamer Tod ereilt und das Königreich ins Chaos stürzt ... In der Stunde ihrer größten Not begegnet sie dem Mann, der ihr Schicksal werden soll:Arthur aus dem Hause Pendragon. Dieser tapfere und stattliche Mann, der auf dem besten Wege ist, König der Britannier zu werden, gewinnt schon bald ihr Herz – und ihre Hand. Als neue Herrin über die Ritter der Tafelrunde gelingt es ihr, das Königreich der Sommerlande zurückzugewinnen. Doch das Schicksal hält für Guenevere eine schwere Prüfung bereit ...

So haben Sie die altbekannte Saga noch nie erlebt: »Eine lebendige Geschichte von einer gefeierten Romanautorin und Historikerin, die die glorreichste Zeit einer legendären Frau zum Leben erweckt.« Publishers News

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Roman »Die Herrin von Camelot« von Rosalind Miles ist der erste Band ihres Guenevere-Eposʼ, das Fans von Marion Zimmer Bradley, Diana L. Paxson und Elizabeth Chadwick begeistern wird. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

In der friedlichen Idylle des Sommerlandes wächst Prinzessin Guenevere wohlbehütet und sorglos auf – bis zu dem Tag, an dem ihre Mutter ein gewaltsamer Tod ereilt und das Königreich ins Chaos stürzt ... In der Stunde ihrer größten Not begegnet sie dem Mann, der ihr Schicksal werden soll: Arthur aus dem Hause Pendragon. Dieser tapfere und stattliche Mann, der auf dem besten Wege ist, König der Britannier zu werden, gewinnt schon bald ihr Herz – und ihre Hand. Als neue Herrin über die Ritter der Tafelrunde gelingt es ihr, das Königreich der Sommerlande zurückzugewinnen. Doch das Schicksal hält für Guenevere eine schwere Prüfung bereit ...

Über die Autorin:

Rosalind Miles wurde in Warwickshire geboren und studierte in Oxford, Birmingham und Leicester. Sie ist eine preisgekrönte Schriftstellerin, Journalistin, Kritikerin und Rundfunksprecherin, deren Werke in der ganzen Welt erschienen sind. Unter anderem gewann sie den Network Award für herausragende Leistungen im Schreiben für Frauen. Ihre historischen Romane wurden international gefeiert, insbesondere »Elisabeth, Königin von England«, in der sie das Leben und die Zeit der Tudor-Königin nachzeichnet. Ihr juristisches und soziales Engagement hat sie vom Buckingham Palace bis ins Weiße Haus geführt.

Rosalind Miles veröffentlichte bei dotbooks bereits »Die Königin des Sommerlandes«, »Elisabeth, Königin von England«, »Unter der roten Sonne Australiens«, »Im Schatten des Akazienbaums« und »Im Land der Silbereichen«.

Die Website der Autorin: rosalind.net

***

eBook-Neuausgabe Juni 2023

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1999 unter dem Originaltitel »Guenevere – The Queen of the Summer Country«.

Copyright © der englischen Originalausgabe 1999 by Rosalind Miles

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1999 für die deutsche Ausgabe by Ullstein Buchverlage GmbH & Co. KG, Berlin

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Artyzan, jocic, Sophie Tar, Kompaniets Laras

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-682-5

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter (Unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Die Herrin von Camelot« an: lesetipp@dotbooks.de (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Rosaling Miles

Die Herrin von Camelot

Die große Saga

Aus dem Englischen von Hedda Pänke

dotbooks.

Prolog

Es geschah zu der Zeit, als Uther Pendragon König von ganz England war, daß er eine edle Dame mit dem Namen Igraine liebte. Doch sie wollte den König nicht erhören.

Und so wurde König Uther aus Verdruß und großer Liebe krank. Da sagte Merlin zu ihm: »Wenn du mein Verlangen erfüllst, soll auch deines erfüllt werden. Und das Kind, das du mit Igraine bekommst, sollst du mir überlassen.«

»So soll es geschehen«, sagte der König. Dann zog er mit einem großen Troß nach Cornwall, belagerte die Burg und tötete Igraines Gemahl, den Herzog Gorlois. Merlin ließ einen großen Nebel aufziehen, in dessen Schutz Herzog Gorlois erschlagen wurde, und danach brachte er Uther in Gestalt von Gorlois zu Königin Igraine. In dieser Nacht lag Uther bei Igraine in ihrer Burg Tintagel und zeugte mit ihr das Kind Arthur.

Dann nahm er Königin Igraine zu seiner Gemahlin und bewog König Lot von Lothian und den Orkneys dazu, Morgause zu heiraten, die Tochter der Königin. Ihre andere Tochter Morgan le Fay schickte er in ein Kloster, weil es ihm so gefiel.

Die Königin nahm durch das Kind beträchtlich an Leibesumfang zu, und nachdem sie entbunden hatte, wurde das Kind an einem Hintertor Merlin übergeben und zu einem entfernt lebenden Lord gebracht, der es wie sein eigenes aufzog. Innerhalb von zwei Jahren befiel König Uther ein großes Leiden, und seine Feinde bemächtigten sich seines Landes und erschlugen seine Männer, wo sie auf sie trafen. Und so starb er und ließ das Reich in großer Bedrängnis zurück.

Nach vielen Jahren rief Merlin die Lords und Könige sowie das Volk in London zusammen, um ihnen zu zeigen, wer rechtmäßig König des Reiches sein sollte. Und so geschah es, daß auch ein rechtschaffener Ritter namens Sir Ector von seinem fernen Besitz in Wales herbeieilte, mit seinem Sohn Sir Kay und dem jungen Arthur, der als Kays Bruder aufgezogen worden war, und sie kamen zu einem Stein, in dem ein Schwert steckte ...

Thomas Malory »Morte d’Arthur«

Kapitel 1

Der alte Mann fröstelte und beugte sich vor, um sich die Hände am Hals seines Pferdes zu wärmen. Von den Bergen vor ihnen schickte Nebel seine weißen Finger ins Tal, und der Märztag neigte sich dem Ende zu. Das Gras war bereits naß vom Abendtau, bald würde es regnen. London lag weit hinter ihnen, und sie waren Meilen von jedem Obdach entfernt. Es würde eine weitere feuchte und hungrige Nacht werden.

Unwichtig. In seinen hellen Augen blitzte es. Wenn sie den Ort ihrer Bestimmung erreichten, würde sich jeder Mann satt essen können.

»Merlin?«

Er zuckte zusammen. »Ja?«

Der junge Reiter neben ihm bewegte sich unbehaglich im Sattel. »Woher wußtest du, daß mich die Könige und Lords als König anerkennen würden, als du sie zusammenriefst, um mein Anrecht zu proklamieren?«

»Ihnen war ein Zeichen verheißen.« Merlin starrte in den Nebel und vermied den Blick seines Gefährten. »Und wir haben ihnen eines gegeben.«

Der junge Mann lachte verlegen. »Was? Das Schwert im Stein?«

»Was sonst?«

Dem jungen Mann schien die zunehmende Verärgerung in Merlins Stimme gleichgültig zu sein. »Aber das war doch kein echtes Zeichen vom Himmel. Du hast es bewirkt, es war deine Tat!«

»Es war das Zeichen, nach dem es sie verlangte.« Merlin wandte sich ihm zu. »Und es hat dich zum König gemacht!«

Merlins Augen funkelten. Wieder hörte er die Hochrufe auf dem Vorhof der Kirche widerhallen, als sich die Versammelten die Kehlen nach Arthur wund schrien. Was machte es da schon aus, daß sich die Kleinkönige und mißgünstigen Lords vor dem Schwur zum Waffengang davonstahlen? Die anderen hatte der Junge mit seiner schlichten Aufrichtigkeit und strahlenden Zuversicht für sich gewonnen.

»Jetzt bist du König Arthur!« knurrte er und musterte mürrisch, was er insgeheim bewunderte – Arthurs Offenheit, sein jungenhaftes Lächeln, seinen nachdenklichen Blick. »Was willst du mehr?«

»Ha!« entfuhr es Arthur kläglich. »Ein König ohne Königreich.«

»Unsinn!« Gereizt schüttelte der alte Mann den Kopf. »Deine Ländereien sind noch in den Händen deiner Feinde. Aber wenn wir Caerleon erreichen, werden alle zu deinen Fahnen eilen.«

Arthur lächelte verhalten. »Alle?«

»Alle deine wahren Untertanen!« lautete die scharfe Antwort. »Und sie werden für dich gegen jene kämpfen, die nach dem Tod deines Vaters dein Königreich unter sich aufteilten.«

Uthers Tod ...

Ein schmerzlicher Schatten überflog Merlins Gesicht. Er erinnerte sich, wie vor langer Zeit, vor vielen Lebensaltern, das Land nach dem Abzug der Römer und ihrer Legionen in Anarchie abgeglitten war. Doch das war nichts im Vergleich zu der Dunkelheit, die sich herabsenkte, als König Uther fiel.

Merlin holte tief und pfeifend Luft. »Wehe dem Land, dessen König ein Kind ist, sagen die Christen. Das Mittlere Königreich gehörte seit undenklichen Zeiten dem Haus von Pendragon. Hätte dein Vater gelebt, bis du ein erwachsener Mann bist, hätte kein Mensch auf Erden gewagt, dir dein Recht streitig zu machen. Wir bräuchten nicht um deinen Thron zu kämpfen. Wir bräuchten Caerleon nicht zu stürmen, um dich wieder in den Besitz deines Reiches zu bringen.«

»Die Christen ...« Arthurs Gedanken nahmen eine andere Wendung. »Unser Volk hier hält sich an den alten Glauben. Was hätten uns die Christen zu sagen?«

Merlins Blick wurde undurchdringlich. »Sie sind die kommenden Männer. Wir brauchen ihre Unterstützung.«

»Aber die alten Götter werden nie sterben.« Ehrfurchtsvoll sah Arthur zu den bemoosten Eichen am Weg auf, zu den dunklen Bergen vor ihnen und dem Himmel, an dem die ersten Sterne funkelten. »Und auch nicht ...«

»... die Große Mutter, die es bereits vor ihnen allen gab?« lachte Merlin rauh. »Keine Bange, Junge! Wie alle echten Frauen hat die Göttin eine Schwäche für junge Männer. Sie wird es dir verzeihen, wenn du den Christen ein wenig huldvoll entgegenkommst. Und ein Herrscher muß der König all seiner Untertanen sein, nicht nur jener eines Glaubens.«

Es begann zu nieseln. Arthur sah sich zu der kleinen Kolonne seiner Gefolgsleute um. »Wir müssen ein Lager aufschlagen«, sagte er. »Die Männer haben seit Tagen nicht mehr ordentlich geschlafen. Sie sind erschöpft. Wir müssen eine Rast einlegen.«

Der mitleidlose Blick des alten Mannes entging ihm nicht. »Deine Feinde rasten und ruhen nicht. Jeder Tag Aufschub macht sie nur stärker.«

Arthur holte tief Atem. »Sie sind bereits stark, Sir. Nach zwanzig Jahren macht ein Tag mehr oder weniger keinen großen Unterschied.«

Merlin knirschte mit den Zähnen. »Weiter, sage ich! Schlag schnell und hart zu, um sie aus deinem Reich zu vertreiben!« Der alte Mann fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Schlag erbarmungslos zu, zerschmettere sie zu Brei!«

Sein Puls raste. Ja, zu Knochenbrei und Matsch, zu Futter für Krähen und Hunde. Und vor allem einer mußte hundertfach büßen. König Lot von Lothian sollte seinen Zorn spüren wie glühende Flammen.

Lot der Lothier, König der Orkneys, Lord der Inseln.

Lot der Abscheuliche, Lot der Verfluchte.

Vor Merlins innerem Auge tauchte ein breites, schwarzbärtiges Gesicht auf einem stiernackigen Hals auf. Bald würden Lot und die anderen das Schwert zu kosten bekommen und an ihrem eigenen Blut ersticken.

Mit sinnlicher Genugtuung stellte er sich vor, wie er seine Schwertspitze in Lots Kehle stieß, seine schwarzen Augen hervorquellen sah, seinen letzten gurgelnden Schrei hörte. Endlich, endlich ...

Arthurs Worte rissen ihn aus seinem Wachtraum: »Wenn die Männer zu schwach sind, werden wir gar nichts erreichen.« Er lächelte, aber seine Stimme klang fest. »Verzeih, Merlin. Du sollst alles andere bestimmen, aber die Männer muß ich anführen.« Wieder warf er einen Blick über die Schulter. »Sie haben ihre Lords verlassen, ihre Könige, ihr Land, um sich mir anzuschließen. Ich bin für sie verantwortlich.«

Merlin wandte seinen Blick den Sternen zu. Sein ganzer Körper zuckte in dem Bemühen, seinen Rachedurst zu zügeln. »Nun, nach zwanzig Jahren kann ich mich auch noch ein wenig länger gedulden.« Sein Lachen hörte sich schrill an. »Als mich König Lot vertrieb, habe ich geschworen zurückzukehren. Er wird noch dort sein, wenn ich komme.«

»Wo? In Caerleon?«

Merlin zuckte mit den schmalen Schultern. »Seine Vasallen-Könige regieren dort an seiner Stelle über dein Land. Er wird sich im Norden aufhalten, in seinem eigenen fernen Reich. Von dem er ganz gut lebte, bis der Tod deines Vaters dein Königreich habgierigen Schurken wie ihm schutzlos preisgab.« Seine Zähne blitzten gelblich im Abendlicht. »Aber wir werden ihn in den Süden locken, dessen bin ich mir sicher.«

Arthur nickte. »Und ihn in gerechter Schlacht schlagen, Mann gegen Mann. Nur auf diese Weise werde ich meinen Thron und mein Reich wiedererhalten.«

Merlins Augen funkelten. »Und auf diese Weise wirst du dich zum Hochkönig machen!«

Arthur zögerte. »Ich weiß, daß sich mein Vater zum Hochkönig machte, als alle anderen Könige bereit waren, ihm zu folgen. Aber er mußte viele Kriege führen, um sie zu befrieden. Ich strebe lediglich nach dem, was ich mein Eigen nennen kann. Wenn ich das Mittlere Reich wieder unter die Herrschaft von Pendragon bringen kann, bin ich es zufrieden.«

An Merlins Schläfen traten die Adern hervor. »Pendragon bedeutet das Hochkönigtum, Herrscher aller Briten!« knirschte er zwischen den Zähnen hervor. »Verspiele deine Bestimmung nicht, Junge! Du bist berufen, sie jetzt zu erfüllen.«

»Wenn es meine wahrhafte Bestimmung ist, werde ich sie erfüllen«, entgegnete Arthur ruhig.

Merlin schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Du wirst Hochkönig! Das habe ich vor der gesamten Versammlung kundgetan, als ich dich zum König erklärte.«

Arthur lächelte versöhnlich. »Wenn das Schicksal es will, wird es kommen, wie du sagst. Aber erst einmal muß ich mich der nächstliegenden Aufgabe stellen.« Er wurde wieder ernst. »Deinen Worten zufolge stehen mir zu Hause einige harte Gefechte bevor, bis alle vertrieben sind, die sich des Mittleren Königreichs bemächtigt haben. Der Angriff auf Caerleon kann erst ein Anfang sein.« Er lachte verlegen. »Und diese Waffengänge sind längst noch nicht alles. Ein König braucht eine Königin. Wenn ich meinem Volk ein wahrer Herrscher sein soll, muß ich mir eine Gemahlin suchen.«

In Merlins Augen zuckte es. In diese Richtung gingen die Gedanken des Jungen also bereits? »Eines Tages sicherlich. Aber du bist noch jung – dafür ist noch viel Zeit.«

»Männer meines Alters sind bereits verheiratet, haben Kinder.« Arthurs Stimme veränderte sich. »Und vor einem oder zwei Monden bin ich einer Dame begegnet ...«

»Als du an dem Turnier teilgenommen hast? Die Jungfrau von der Burg?«

Überrascht sah Arthur ihn an. »Du weißt von ihr?« Röte stieg ihm in die Wangen, als wäre er geschlagen worden. »Woher?«

Unbeeindruckt hielt Merlin seinem verärgerten Blick stand. »Ich weiß es eben.« Natürlich wußte er es. Es war seine Pflicht, so etwas zu wissen. Er lachte rauh auf. »Und ich weiß auch, daß sie in deinem Leben von keinerlei Bedeutung sein wird. Ein gutaussehender junger Mann von Stand kann jede Jungfrau haben.«

»Sie ist nicht ›jede‹ Jungfrau.« Wieder errötete Arthur. »Sie ...« Er verstummte und wandte den Blick ab.

Merlin musterte ihn ohne jedes Mitgefühl. Wie jung er ist, dachte er.

Arthur spürte Merlins Verachtung. »Sie ist nicht ›jede‹ Maid«, wiederholte er trotzig.

Merlin blieb ungerührt. »Schlag dir die Jungfrauen aus dem Kopf!« befahl er erregt. »Zur rechten Zeit werden wir dir eine königliche Prinzessin suchen, tugendhaft und wohlerzogen ...«

»Wie Guenevere aus dem Sommerland?«

Unwillkürlich verspannte sich Merlin. »Guenevere?«

»Sie ist mutig und schön, heißt es, und sie wird eines Tages Königin sein.« Arthur sah Merlin an. »Wenn wir das Mittelreich zurückgewinnen, werden sie unsere nächsten Nachbarn, und es wäre nicht schlecht, sie zu Freunden zu haben.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wir befinden uns in der Nähe ihrer Grenzen. Sollen wir einen kleinen Umweg machen, um ihnen unseren Respekt zu erweisen?«

Auf keinen Fall, mein Junge. »Schlag sie dir aus dem Sinn!« ordnete er an. »Später werden wir ein Abkommen mit ihnen schließen, um unsere Grenzen abzusichern. Aber die Prinzessin Guenevere ist nichts für dich.«

»Warum nicht?« Arthurs graue Augen musterten ihn neugierig.

Warum nicht? Aber Merlin behielt seine Überlegungen für sich. »Sie ist bereits versprochen«, sagte er leichthin. »Sie wird bald heiraten. Aber das ist für dich kein Verlust. Dieser Jungfrau ist es vorbestimmt, ihrem Gemahl kein Glück zu bringen.«

Beiläufig drehte er sich um und deutete zwischen die Bäume. »Du wolltest doch rasten und ein Lager aufschlagen. Dort drüben scheint ein geeigneter Platz zu sein.«

Er zügelte sein Pferd und schwieg geraume Zeit nachdenklich. »Ich muß dich für eine Weile verlassen. Morgen kehre ich zurück. Wir treffen uns vor Einbruch der Nacht in den Wäldern oberhalb von Caerleon.« Lächelnd faßte er die Zügel wieder fester. Die letzten Strahlen der sinkenden Sonne trafen seine zusammengekniffenen Lider. »Wünsche mir Glück, denn es gibt vieles für mich zu tun.«

Kapitel 2

Warum war ich schon immer anders als andere Mädchen?

Immer hatte sie gewußt, daß sie in den Armen einer Königin lag, wenn ihre Mutter ihr Geschichten von den Feen und Gnomen erzählte, die von ihren Bergen und ihren Höhlen aus nach kleinen Prinzessinnen Ausschau hielten, wie sie eine war. Und sie wußte, daß sie ganz in Weiß und Gold neben ihrer Mutter ausritt, um die Menschen zu begrüßen, weil das alle Königinnen des Sommerlandes getan hatten.

Wenn ihre Kinderfrauen sagten: »Bleib hier, behellige die Königin nicht«, erwiderte ihre Mutter lächelnd: »Laßt sie ruhig zu mir kommen, eines Tages wird sie Königin sein.«

Wenn ihr Vater stirnrunzelnd feststellte: »Guenevere ist jetzt erwachsen, sie muß eines nicht zu fernen Tages heiraten«, lachte ihre Mutter: »›Eines Tages‹ ist früh genug für sie, ihre Wahl zu treffen.« Und alle, die um den Thron der Königin versammelt waren, stimmten lächelnd zu.

Die Kindheit war wie ein langer Sommer auf sonnigen weißgoldenen Wiesen, in deren Gras Margeriten und Dotterblumen leuchteten wie Sterne. Zur Mittagsstunde strahlte die Sonne auf stille Lichtungen und hochaufragende Wälder herab, ließ die Dächer der lebenden grünen Kathedralen aufleuchten wie Feuer. Von all den Königreichen auf den Inseln währte bei ihnen der Sommer am längsten, sagte ihre Mutter. Aus diesem Grund hatten die Alten bei der Erschaffung der Welt das liebliche, grüne südwestliche Königreich am Meer Sommerland genannt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2023
ISBN (eBook)
9783986906825
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Juni)
Schlagworte
Historischer Roman Historisches Epos Artus-Roman Avalon-Roman Madeline Miller Marion Zimmer Bradley Diana L. Paxson Elizabeth Chadwick Neuerscheinung eBook

Autoren

Zurück

Titel: Die Herrin von Camelot