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Die Kendricks: Die Erben des Südens

Roman - Die große Familiensaga, Band 3 | Das bewegende Südstaatenepos endlich auch im eBook!

©2023 630 Seiten
Reihe: Die Kendricks, Band 3

Zusammenfassung

Der Traum eines neuen Lebens: Die dramatische Familiensaga »Die Kendricks: Die Erben des Südens« von Lonnie Coleman jetzt als eBook bei dotbooks.

Savannah am Ende des 19. Jahrhunderts. Sein Leben lang hat Benjamin Kendrick die goldenen Sonnenstrahlen und die langen Schatten der Zedern, die seinen Familiensitz »Beulah Land« säumen, geliebt. Doch nun muss der junge Mann muss lernen, wie fragil dieser Frieden ist: Eugene Betchley, der Herr der benachbarten Ländereien, setzt alles daran, das Erbe der Kendricks zu zerstören. Während Benjamin seinem Konkurrenten die Stirn bietet, versucht er gleichzeitig das kostbare Band zu seiner großen Liebe Frankie zu beschützen. Doch dann eröffnet sie ihm, dass ihre Hand einem anderen versprochen wurde … und dieser andere ist niemand geringeres als Eugene. Entschlossen nimmt Benjamin den Kampf auf – für sein Land … und seine Liebe!

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die mitreißende Südstaaten-Saga »Die Kendricks: Die Erben des Südens« von Bestseller-Autor Lonnie Coleman wird alle LeserInnen von Tara Haigh und Catherine Tarley begeistern – für die Fans von »Vom Winde verweht«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Savannah am Ende des 19. Jahrhunderts. Sein Leben lang hat Benjamin Kendrick die goldenen Sonnenstrahlen und die langen Schatten der Zedern, die seinen Familiensitz »Beulah Land« säumen, geliebt. Doch nun muss der junge Mann muss lernen, wie fragil dieser Frieden ist: Eugene Betchley, der Herr der benachbarten Ländereien, setzt alles daran, das Erbe der Kendricks zu zerstören. Während Benjamin seinem Konkurrenten die Stirn bietet, versucht er gleichzeitig das kostbare Band zu seiner großen Liebe Frankie zu beschützen. Doch dann eröffnet sie ihm, dass ihre Hand einem anderen versprochen wurde … und dieser andere ist niemand geringeres als Eugene. Entschlossen nimmt Benjamin den Kampf auf – für sein Land … und seine Liebe!

Über den Autor:

Lonnie Coleman (1920–1982) wurde in Georgia geboren und verbrachte seine Jugend im amerikanischen Süden. Während des Zweiten Weltkriegs diente er bei der US-Marine. Er schrieb zahlreiche Romane und Theaterstücke. Seine große Familiensaga rund um die Kendricks wurde weltweit gefeiert und machte ihn international berühmt.

Bei dotbooks veröffentlichte der Autor seine große Südstaatensaga um die Familie Kendrick mit den Bänden »Die Kendricks: Die Stimme der Hoffnung«, »Die Kendricks: Das Leuchten der Träume« und »Die Kendricks: Die Erben des Südens«.

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eBook-Neuausgabe April 2023

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1980 unter dem Originaltitel »The Legacy of Beulah Land« bei Doubleday, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 1981 unter dem Titel »Die Tage der Erben« bei Schoeller & Co.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1980 by Lonnie Coleman

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1981 Verlag Schoeller & Co., Ascona

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/masson, Yakolev Sergey

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (fb)

ISBN 978-3-98690-563-7

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In diesem eBook begegnen Sie möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Bei diesem Roman handelt es sich um ein rein fiktives Werk, das vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit spielt oder geschrieben wurde – und als solches Dokument seiner Zeit von uns ohne nachträgliche Eingriffe neu veröffentlicht wird. Diese Fiktion spiegelt nicht unbedingt die Überzeugungen des Verlags wider.

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Lonnie Coleman

Die Kendricks:
Die Erben des Südens

Roman – Die große Familiensaga

Aus dem Amerikanischen von Margarete Längsfeld und Fritz Thorn

dotbooks.

Erster Teil

1879

Kapitel 1

Bessie Marsh zog die Zügel an, Maultier und Wagen blieben stehen. Sie sagte zu dem Jungen neben ihr auf dem Brettersitz: »Du kannst es deutlich sehen, jetzt wo der Obstgarten kahl ist.« Er blickte durch die entlaubten Obstbäume und die Eichen und Zedern, die die Auffahrt nach Beulah Land säumten, in die Richtung, in die seine Mutter zeigte. Das Haus am Ende der Allee blickte nicht auf die Hauptstraße, wie das alte es getan hatte, das von Shermans Soldaten niedergebrannt worden war, sondern wandte sich den Feldern und Waldungen zu, die die Kendricks und ihre Angehörigen fast hundert Jahre lang ernährt hatten, seit der erste von ihnen im Jahre 1783 die Plantage anlegte. Sie galt immer noch als Besitz der Kendricks, obwohl mittlerweile alle, die diesen Familiennamen trugen, mit Ausnahme einer einzigen alten Frau Schwarze waren. Sie waren dort geboren und hatten nach dem Krieg beschlossen zu bleiben, andere waren weggezogen und zurückgekehrt. Das Haus war nicht so stattlich wie das alte, aber immer noch vornehm genug mit seinen weiten Räumen und luftigen Veranden, um den ärmeren Bauern des Kreises wie ein Palast zu erscheinen, wenn sie hingingen und um irgendeine Vergünstigung baten.

»Da würden wir wohnen, wenn die gedacht hätten, daß deine Ma für Ben Davis gut genug ist.«

Wie jedermann wußte Leon Marsh, daß Benjamin Davis, der mit seiner Großmutter Sarah Troy die Plantage bewirtschaftete, sein Vater war. Obwohl er erst im April fünf wurde, hatte der Junge sein ganzes Leben lang diese Geschichte gehört. Der rauhe Januarmorgen machte ihn frösteln, und er dachte an die Wärme im Laden von Highboro, wohin sie fuhren, um für die neunzehn Eier und die vier Hennen mit den zusammengebundenen Füßen hinten im Wagen Mehl und Zucker einzutauschen. Sie waren vor Tagesanbruch aufgestanden, um die Kuh zu melken und das Vieh zu füttern. Bessie hatte sich nicht die Mühe gemacht, in der Küche ein Feuer in Gang zu bringen, da sie ja in die Stadt fuhren; sie hatten also Buttermilch und kalte Maiskuchen gefrühstückt, und Bessie hatte ihrer Mutter, die fast blind war, geraten, wegen der Wärme im Bett zu bleiben, bis sie zurückkämen.

»Es ist kalt, Ma«, sagte Leon.

Sie starrte durch die Bäume. »Dort drinnen ist es warm, da kannst du sicher sein. Die haben ein Feuer in jedem Zimmer, und der Tisch ist fürs Frühstück gedeckt. Gebratener Schinken und Eier, Grütze mit Soße, warmes Gebäck und Eingemachtes, Kaffee und kalte Pastete. Lassen mehr stehen, als sie essen, würd’ ich wetten. Kein Wunder, daß sie die fettesten Säue und Nigger haben.«

»Fahren wir, Ma!«

Sie machte eine ausladende Handbewegung: »Was es nur gibt, die haben alles.«

»Ma ...« Sie versetzte ihm einen kräftigen Schlag mit den Enden der Zügel. Er zuckte zurück, aber völlig lautlos. Sie fand, daß er mehr denn je seinem Vater ähnlich sah, und lachte. Der Klang zersplitterte die Luft wie fallende Eiszapfen. »Spuck aus und sag: Ich spucke auf Beulah Land.«

Er dachte an die Wärme, die ihn in Highboro erwartete, spitzte die aufgesprungenen Lippen, beugte den Kopf über die Wagenseite und spie auf den Boden. Bessie akzeptierte das als Gehorsamsbeweis und ließ die Zügel über den Rücken des Maultiers schnellen, dann setzten sie ihre Fahrt fort.

Der Wagen knarrte an den alten Lagerschuppen vorbei und über die Holzbrücke, dann sahen sie die erste Häusergruppe. Die Frau sagte: »Ich will nicht, daß du wieder weinst wie beim letzten Mal. Wenn Mr. Sullivan Lust hat, mich ein bißchen zu tätscheln, dann macht dir das nichts aus, verstanden? Vielleicht kann ich ihm eine Büchse Schnupftabak für deine Großmutter abschmeicheln. Sie lebt von Schnupftabak.« Der Junge sah böse aus, sagte aber nichts. Auch die Herrin von Beulah Land war vor Tagesanbruch aufgestanden. Sie ließ ihren Mann weiterschlafen und ging in die Küche, wo die Köchin Josephine Teig ausrollte und das Mädchen Mabella den ersten Kaffee kochte.

Josephine fragte: »Wie geht’s ihr heute?«

»Ich habe noch nicht nach ihr geschaut, ich brauch’ erst meinen Kaffee.« Sarah Troy zog sich einen Stuhl an den Küchentisch, während Mabella Schale und Untertasse vor sie hinstellte und aus dem Topf am Ofen eingoß. »Hat nicht lang genug gekocht«, warnte sie. »Mir genügt’s«, sagte Sarah, und dann, zu Josephine gewandt, »ich glaube nicht, daß es ihr schlechter geht, sonst hätte Bianca während der Nacht an meine Tür geklopft.«

»Ja, Ma’am.« Josephine seufzte und streute Mehl über den ausgewalzten Teig. »Ich mach’ Batate-Küchlein.« Das war eine der vielen Lieblingsspeisen, an denen sich die dicke kleine Frau, die in ihrem Zimmer im Sterben lag, noch erfreute. Sarah trank ihren Kaffee aus, klopfte Josephine zum Dank leicht auf den Rücken und ging, um ihrer Tante Nell Kendrick den ersten Besuch des Tages abzustatten. Sie fand sie oftmals schlafend oder, wenn sie wach war, im Geist so verschwommen, wie es ihre Augen waren, aber heute morgen war ihr Blick klar und verständig. Ihr Mädchen Bianca hingegen war im Sessel neben dem Bett eingenickt. Als sie hörte, wie Tante und Nichte sich begrüßten, öffnete sie müde die Augen. Nell sagte: »Es riecht nach Kaffee. Bringt ihn mir, Mabella?«

»Ich werd’ ihn holen«, verkündete Bianca und verließ das Zimmer.

»Sie will ihren haben«, sagte Nell, und sie lächelten einander zu.

»Wie alt bin ich, Sarah?«

»Siebenundneunzig.«

»Wirklich?« Nell dachte nach und sagte: »Ich war ein zartes Kind, niemand glaubte, ich würde lange genug leben, um mein erstes Korsett anzuziehen.«

»Josephine macht Batate-Küchlein.«

»Die gute Seele.«

Eine Stunde später hatten alle je nach Appetit gefrühstückt und ihr Tagewerk begonnen. Casey Troy, Sarahs zweiter Mann – der erste war Leon Kendrick gewesen, der Besitzer von Beulah Land –, war Maler und Photograph. Mit seinen fünfundsechzig Jahren war er um drei Jahre jünger als seine Frau, doch beide führten ein tätiges Leben und hatten sich dadurch ein gut Teil ihrer Gesundheit und ihres guten Aussehens bewahrt. Mit zehn ein unscheinbares Kind, wurde Sarah mit zwanzig interessant und war ab dreißig schön zu nennen.

Casey sattelte sein Pferd und ritt nach Highboro. Das Skizzenbuch baumelte am Sattelknauf. Er wollte mit der Arbeit an einem Porträt beginnen, das Mrs. Bonard Saxon in Auftrag gegeben hatte, die immer noch »die schöne Miss Frankie« genannt wurde, obwohl sie zwei Kinder geboren hatte und nun schon seit über fünf Jahren Gattin und Mutter war.

Benjamin Davis begann seinen Arbeitstag immer zeitig. Er kam frühmorgens die halbe Meile von seinem Haus auf der Lichtung herunter und teilte den Leuten ihre Arbeit zu. Die meisten pflügten zur Zeit auf den Hügeln. Nachdem er die kranken Tiere untersucht hatte, frühstückte er zusammen mit seiner Großmutter. Er trank später zu Hause Kaffee, während seine Frau Priscilla, die später aufstand als er, ein leichtes Frühstück einnahm – wenn sie überhaupt etwas aß. Sie war im achten Monat schwanger, und ihrer beider Hoffnung auf eine sichere Niederkunft wurde mit jedem Tag zuversichtlicher. In den vier Jahren ihrer Ehe hatte sie zwei Fehlgeburten gehabt.

Es war Benjamins Gewohnheit, Sarah bei einem herzhaften Frühstück Gesellschaft zu leisten, das sie beide genossen, und dabei die Pläne für den Tag mit ihr zu erörtern. Ungeachtet eines Altersunterschiedes von dreiundvierzig Jahren verband sie die gleiche Liebe für Beulah Land und füreinander. Es war richtig – wie sowohl seine Frau als auch ihr Mann zugaben –, daß jeder des anderen vertrautester Freund war. Während Benjamin sich reichlich mit Pfirsichmarmelade bediente, fragte Sarah: »War Priscilla wach, als du weggingst?«

»Ich weiß es nicht.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich mag sie nicht stören, wenn sie schläft.«

Sie brauchten einander nicht anzusehen, um zu verstehen, was unausgesprochen blieb. Die Freundschaft und schließlich Heirat zwischen Benjamin Davis und Priscilla Oglethorpe hatten die Stadt und den Kreis sehr überrascht, so verschieden waren die beiden. Aber sie handelten mit solcher Entschlossenheit, daß es wie Schicksal wirkte, als sie die Bedenken der Freunde und den Widerstand von Priscillas Mutter endlich überwanden.

Sarah sagte lebhaft: »Sie wird froh sein, wenn das Kind geboren ist.« Jetzt sah er sie an. »Gebe Gott. Bei Stadtmädchen braucht’s eine Weile, bis sie sich an das Leben auf dem Land gewöhnen.«

Sie nickte, als ob sie an das glaubte, was sie sagten, dann bot sie ihm den Trost eines Scherzes: »Du bist ja unheimlich sicher, daß es ein Junge wird.«

»Ja, Ma’am, und er wird Bruce Davis heißen, nach seinem Großvater.«

Sie sah ihm zu, wie er einen Löffel Eingemachtes auf den letzten knusprigen Happen Schinken strich. »Wie kannst du nur solches Zeug zusammenessen? Ich mag Salziges, und ich habe auch Süßigkeiten gern, aber das Salzige zuerst und das Süße hinterher.«

»Ich mag beides zusammen. Otis hat die besten Leute auf die oberen Westfelder geschickt. Die verbringen jetzt den Rest der Woche damit, bis herunter zu pflügen.« Sie nickte. »Ich denke, ich sollte heute morgen in die Stadt reiten und einen Blick auf die Egreniermaschine werfen. Nur hier und da ein Stück prüfen und schauen, ob es richtig klappert.«

»Wenn es falsch klappert, dann wüßte Isaac es bereits, aber du tust trotzdem gut daran hinzugehen.« Als er den Teller wegschob, sagte sie: »Schau bei Sullivan vorbei und frage, ob die frischen Muskatnüsse angekommen sind. Josephine will das alte Muskat, das er ihr verkauft hat, nicht mehr verwenden, und Batate-Küchlein brauchen ein bißchen.«

Benjamins Schwester Jane Todd wohnte mit ihrem Mann Daniel und ihren beiden Söhnen gleich nebenan, auf einem Grundstück, das zu Beulah Land gehört hatte. Als ihr zweiter Sohn geboren wurde, fanden sie, daß das kleine Haus in Sarahs Seitenhof zu eng wurde. Sarah und Benjamin besprachen heimlich einen Plan, den sie schon seit langem hatten, und beschlossen, eine Schenkungsurkunde für vierhundert von den sechzehnhundert Morgen von Beulah Land für Jane und Daniel aufzusetzen.

Daniel Todd war ein Soldat der Union gewesen, der im letzten Kriegsjahr verwundet und halbverhungert desertierte und sich nach Beulah Land durchschlug, wo ihn die Herrin aufnahm. Er lohnte es ihr mit harter Arbeit. Ohne ihn wäre der Besitz vielleicht zugrunde gegangen, dessen Schuldenlast die Folge der drakonischen Besteuerung bei Kriegsende und während der Reconstruction war. Jane wußte, was Sarah und Benjamin nur ahnten: Tief in seiner Vermont-Seele sehnte sich Daniel danach, ein Stück des Landes sein eigen zu nennen, das mit seiner Hilfe gerettet worden war und das er lieben gelernt hatte. Und er sah zufrieden aus, obwohl er protestierte, als man es ihm anbot. Nachdem er die Schenkung angenommen hatte, machte er sich daran, ein Haus und Stallungen zu bauen, und schmiedete Zukunftspläne für seine Söhne, nicht wissend, daß die, die nach uns kommen, ihr eigenes Leben finden müssen.

»Großmutter!«

»Großmutter!«

Die Rufer waren Robert E. Lee Todd und Jefferson Davis Todd, vier und zwei Jahre alt, die man nach dem General und dem Präsidenten genannt hatte, nicht nur, um neue Namen in die Familie zu bringen, sondern auch, um der Vergangenheit zu gedenken. Sarahs Antwort erfolgte im gleichen Augenblick, da sie um eine Ecke des Hauses bog, nachdem sie mit Mabella Eier eingesammelt hatte. Es traf sich gut, daß Mabella die Eier trug, denn die beiden Buben stürzten sich, des Willkommens sicher, auf ihre Urgroßmutter, und sie trug sie die Treppe des rückwärtigen Eingangs zur Küche hinauf, wo Jane wartete.

Sie sagte: »Du verwöhnst sie.«

»Das pflegte deine Mutter auch zu sagen, wenn ich dich schaukelte«, antwortete Sarah. »Gott geb’ ihr die ewige Ruhe«, intonierte Josephine. Sie hatte beide Kinder gern; Jefferson, den alle Davy nannten, liebte sie besonders. »Wer ist das Baby, das Josephine besuchen kommt?« fragte sie jetzt.

Er umschlang ihre Beine in den langen Röcken, als ob er sie erdrücken wollte. »Ich bin kein Baby – bin zwei Jahre alt!«

»Kommt mir vor wie ein Baby, dir nicht, Mabella? Schätze, wir geben ihm einen Zuckerschnuller, damit er ruhig ist.«

»Ich bin zu groß für Zuckerschnuller, ich möcht’ ein Küchlein!« Josephine zierte sich: »Vielleicht ist eins übrig, vielleicht auch nicht. Wen habt ihr am liebsten?«

»Dich, Josephine«, schrien beide Buben wie aus einem Mund. »Gut«, sagte sie wohlgefällig. Sie folgten ihr, als sie zum Küchenherd ging und das warme Gebäck aus der Pfanne auf der Herdplatte nahm. Sie bohrte mit dem Finger ein Loch in die Küchlein und füllte es mit Sirup. Sie hielt sie hoch, bis sie aufgehört hatten zu tropfen, dann gab sie sie den Kindern und sah zu, wie die sie verschlangen.

»Immer hungrig wie Jagdhunde. Mabella, mach die Eier sauber vom Hühnerdreck, wie ich dir’s gezeigt hab’. Wie oft muß ich dir sagen, du sollst kein Wasser nehmen, das macht die Schale schwach. So macht man es, mit der Hand.«

Ein wenig später hörte Jane, die bei Nell saß, während Bianca ruhte, wie jemand im Flur flüsterte und auf Fußspitzen zur Türe kam. »Wer ist es, Jane?« fragte Nell.

»Bobby Lee und Davy.«

»Und wer ist das?«

»Meine und Dans Kinder.«

»O ja.« Sie erinnerte sich.

»Ich schick’ sie weg.«

»Laß sie hereinkommen«, sagte Nell zu Janes Überraschung, denn sie hatte nie Kinder in ihrer Nähe gemocht. Sie erwarteten keine weitere Einladung. »Kommt näher, so daß ich euch anschauen kann«, sagte Nell, und die Buben gehorchten. Vom Unerwarteten eingeschüchtert und still, starrten sie Nell ebenso neugierig an wie Nell sie. »Du siehst Daniel ähnlich«, sagte sie zu Bobby Lee, und dann zu Davy: »Du schaust gar niemand ähnlich.«

Davy sagte mutig: »Komm mit uns Murmeln spielen.«

»Lieber nicht«, sagte sie, nachdem sie das Angebot scheinbar ernsthaft erwogen hatte. »Ich muß hier liegen und darauf warten, in den Himmel zu kommen.«

»Kommst du heute in den Himmel?« fragte Davy, und Bobby Lee versetzte ihm mit dem Ellbogen einen Rippenstoß.

»Könnt’ sein«, sagte Nell, »hab’ mich noch nicht entschieden, wann ich gehe.«

Bobby Lee wollte wissen: »Wirst du Flügel bekommen?«

»Ich verrate dir ein Geheimnis: Sie haben schon angefangen zu wachsen.«

Davy fragte: »Können wir sie sehen?« Nell runzelte die Stirn.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2023
ISBN (eBook)
9783986905637
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (April)
Schlagworte
Landschaftsroman Südstaaten-Saga Frauensaga Vom Winde verweht Catherine Tarley Linda Belago Tara Haigh Historischer Liebesroman Neuerscheinung eBooks
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Titel: Die Kendricks: Die Erben des Südens