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Regency Love

Drei Romane in einem eBook: »Die Küsse des Lords«, »Die Sehnsucht der Lady« und »Die Versuchung des Marquis«

von Nicole Jordan (Autor:in) Gertraud Perlinger (Übersetzung) Jana Rave (Übersetzung)
©2022 1163 Seiten

Zusammenfassung

Drei mutige Frauen, drei stürmische Liebesgeschichten: »Regency Love« von New-York-Times-Bestsellerautorin Nicole Jordan jetzt als eBook bei dotbooks.

London, Anfang des 19. Jahrhunderts: Lady Vanessa ahnt, dass sie von Lord Damien Sinclair, dem berüchtigtsten Gentleman der Stadt, nur Übles erwarten kann. Schließlich verbindet ihn eine erbitterte Fehde mit ihrer Familie. Um diese ein für alle Mal zu beenden, unterbreitet er ihr nun ein überaus skandalöses Angebot … Dass Freiheit ihren Preis hat, weiß auch Lady Aurora, die bei der Flucht vor der Verheiratung mit einem scheußlichen Mann geradewegs dem geheimnisvollen Nicholas in die Arme läuft. Aber warum will er ihr wirklich helfen – und warum schlägt ihr Herz in seiner Nähe jedes Mal schneller? Welche Pläne ihr Retter in Wahrheit verfolgt, muss sich auch die schöne Julienne fragen, die nach vielen Jahren dem stürmischen Marquis von Wolverton wiederbegegnet – und von ihm in ein riskantes Spiel am englischen Königshof verwickelt wird …

»Nicole Jordan versteht es meisterhaft, ihren Fans ein sinnliches Lesevergnügen zu bieten.« Romantic Times Books Reviews

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Sammelband »Regency Love« von Bestsellerautorin Nicole Jordan mit den Historischen-Liebesroman-Highlights »Die Küsse des Lords«, »Die Sehnsucht der Lady« und »Die Versuchung des Marquis«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

London, Anfang des 19. Jahrhunderts: Lady Vanessa ahnt, dass sie von Lord Damien Sinclair, dem berüchtigtsten Gentleman der Stadt, nur Übles erwarten kann. Schließlich verbindet ihn eine erbitterte Fehde mit ihrer Familie. Um diese ein für alle Mal zu beenden, unterbreitet er ihr nun ein überaus skandalöses Angebot … Dass Freiheit ihren Preis hat, weiß auch Lady Aurora, die bei der Flucht vor der Verheiratung mit einem scheußlichen Mann geradewegs dem geheimnisvollen Nicholas in die Arme läuft. Aber warum will er ihr wirklich helfen – und warum schlägt ihr Herz in seiner Nähe jedes Mal schneller? Welche Pläne ihr Retter in Wahrheit verfolgt, muss sich auch die schöne Julienne fragen, die nach vielen Jahren dem stürmischen Marquis von Wolverton wiederbegegnet – und von ihm in ein riskantes Spiel am englischen Königshof verwickelt wird …

»Nicole Jordan versteht es meisterhaft, ihren Fans ein sinnliches Lesevergnügen zu bieten.« Romantic Times Books Reviews

Über die Autorin:

Nicole Jordan wurde 1954 in Oklahoma geboren und verlor ihr Herz restlos an Liebesromane, als ihre Mutter ihr zum ersten Mal aus »Stolz und Vorurteil« vorlas. Nicole Jordan eroberte mit ihren historischen Liebesromanen wiederholt die »New York Times«-Bestsellerliste und wurde mehrmals für den begehrten RITA Award nominiert. Heute lebt Nicole Jordan in Utah.

Die Website der Autorin: nicolejordanauthor.com/

Nicole Jordan veröffentlichte bei dotbooks auch ihre historischen Liebesromane »Die Leidenschaft des Ritters«, »In den Fesseln des Piraten« und »Die Gefangene des Wüstenprinzen«.

Auch bei dotbooks erscheint ihre »Rocky Mountains«-Reihe:
»Wild Rebels – Gefangen«
»Wild Rebels – Entführt«
»Wild Rebels – Ausgeliefert«

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Sammelband-Originalausgabe Juni 2022

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Eine Übersicht über die Copyrights der einzelnen Bände finden Sie am Ende dieses eBooks.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Langenbuch & Weiß Literaturagentur, Hamburg/Berlin.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © Period Images sowie © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96655-784-9

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Nicole Jordan

Regency Love

Drei Romane in einem eBook

dotbooks.

Die Küsse des Lords

Aus dem Amerikanischen von Traudi Perlinger

Prolog

London, März 1810

Die Fesseln um seine Handgelenke zogen sich schmerzhaft zusammen und erhöhten seine Wollust. Damien Sinclair, ein williger Gefangener, war ihrer Willkür wehrlos ausgeliefert.

Er sah sich im goldgerahmten Spiegel an der Zimmerdecke: sein nackter, muskulöser Körper ausgestreckt auf schneeweißen Laken, die Arme mit roten Seidenbändern an die Bettpfosten gefesselt, seine Erektion prall aus dem krausen Schamhaar gereckt.

Sein Folterknecht, die schöne Elise Swann, stand über ihm, nur mit einem hauchdünnen Seidennegligé bekleidet. Dazu trug sie ein Smaragdarmband, das er ihr als Präsent vor dem lüsternen Spiel der Verführung überreicht hatte. Die grünen Edelsteine an ihrem Handgelenk glitzerten im flackernden Tanz der Kerzenflamme, ihre mit Rouge geschminkten Brustspitzen drängten sich aufreizend gegen den durchsichtigen Stoff.

Londons berühmteste Schauspielerin, wegen ihrer hellblonden Haarpracht Silberschwan genannt, gab eine ihrer besten Vorstellungen, da sie sich um die Position einer Maitresse bewarb. Der bezaubernde Schwan wollte den vornehmen Lord dazu bewegen, ihren aufwändigen Lebensstil zu finanzieren.

»Da ich dir völlig ausgeliefert bin«, raunte Damien scherzhaft, »wirst du mich wohl deine Macht spüren lassen, wie?«

»Wie Recht Sie haben, Mylord. Ich genieße es, Sie meiner Gnade ausgeliefert zu wissen«, antwortete sie in ihrer tiefen, melodischen Stimme, mit der sie ihr Theaterpublikum faszinierte.

»Ich harre der Köstlichkeiten, die du mir bietest.«

Sie nahm eine Reitgerte vom Nachttisch und strich das Ende der geflochtenen Lederschnur liebkosend über sein Brusthaar. Damien zog verwundert die Brauen hoch und fragte sich, ob die Schauspielerin irrigerweise annahm, sie müsse zu abartigen Methoden greifen, um einen Lebemann wie ihn zu erregen.

Er genoss die Freuden des Lebens in vollen Zügen, was ihm einen skandalumwitterten Ruf eingebracht hatte, war auch erotischen Experimenten nicht abgeneigt, hatte aber noch nicht den Punkt erreicht, um sich mit Perversionen Befriedigung zu verschaffen. Im Grunde war sein sexueller Appetit leicht zufrieden zu stellen, zumal von einer schönen Frau.

Und der Silberschwan war eine sehr schöne Frau, offenbar auch scharfsinnig, da sie bei seinem fragenden Blick zögerte.

»Wie ich sehe«, stellte sie staunend fest, »ist eine Spezialbehandlung nicht nötig, um Sie in Stimmung zu bringen. Beachtlich, diese stolze Größe.«

Er schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. »Macht er dir etwa Angst?«

Ihre grell geschminkten Lippen weiteten sich lasziv. »Ganz im Gegenteil, Mylord.«

Er wies mit einem Kopfnicken auf die Peitsche in ihrer Hand. »Ich halte Schmerz für ein überbewertetes Aphrodisiakum und hoffe, du zeigst mehr Phantasie in deinen Verführungskünsten.«

»Ich bemühe mich.«

Sie ließ die Peitsche auf den Teppich fallen und legte einen Finger an ihre vollen Lippen. »Hmm«, meinte sie sinnend. »Ein Mann, dessen Ruf als Liebhaber legendär ist ... Ein Teufelskerl, dem nachgesagt wird, er bringe Frauen vor Glück zum Weinen ... Was kann ich einem solchen Frauenhelden noch bieten?«

Langsam löste sie den Verschluss ihres Armbands, legte die Glieder des Smaragdschmucks um seine zuckende Erektion und ließ den Verschluss zuschnappen.

Damien spürte die prickelnde Kühle der Edelsteine an seinem erhitzten Fleisch. Ein sinnlicher Schauer durchrieselte ihn.

»Ist Ihnen das einfallsreich genug, mein verruchter Lord der Sünde?«

Er lachte leise, tief und gurrend. »Ich vertraue mich deinem kundigen Spiel an.«

»Schätzen Sie Kühnheit an einer Bettgefährtin?«

»Kühnheit hat gewisse Qualitäten.«

»Dann werde ich Ihnen zeigen, wie kühn ich sein kann.«

Sie strich mit kundigen Fingerspitzen über die glühende Kuppel seines Schaftes, legte die Hand um sein Geschlecht, streichelte langsam die fleischige Hülle, spürte das nochmalige Anschwellen der Nerven. Ihre Finger bewegten sich, als spielten sie auf einem Saiteninstrument.

»Einen so prachtvollen Hengst«, gurrte sie kehlig und beugte sich über ihn, »bekomme ich nicht alle Tage zwischen die Finger.«

Lustvoll stöhnend schloss Damien die Augen und überließ sich dem flinken Liebesspiel des Schwans. Mit Lippen, Zunge und Zähnen verwöhnte sie ihn, neckte und liebkoste ihn mit ihrer Liebesfolter, bis ihm die Sinne zu schwinden drohten und er nahe daran war, sich zu ergießen.

»Du ... stellst meine Ausdauer auf eine harte Probe, Schätzchen«, raunte er.

»Ist das nicht Ihr Wunsch, Mylord?« Sie lächelte wollüstig.

»Ja, aber du sollst mich begleiten. Es wäre unverzeihlich selbstsüchtig, diese Wonnen alleine auszukosten. Setz dich auf mich.«

Sie trat einen Schritt zurück. »Und wenn ich mich weigere, was dann?«, fragte sie keck herausfordernd.

»Dann eben mit Gewalt.« Mit einer geschickten Drehung schlang Damien ein angewinkeltes Bein um ihre prallen Schenkel und zog die überraschte Liebesdienerin zu sich herab.

»Oh ... Nun ja, wenn Sie darauf bestehen.« Mit sichtlichem Vergnügen schmiegte Elise ihre üppigen Formen an seine sehnige Nacktheit, ihre prallen Brüste strichen über sein Gesicht.

Sein Mund schloss sich durch den hauchdünnen Stoff um ihre steife Brustknospe, sie zog den Atem scharf ein. Nun steigerte er ihre Erregung, saugte an ihren Brüsten, benagte sie mit zarten Bissen.

Sie spreizte die Schenkel und rieb ihren Körper in animalischer Sinnlichkeit an ihm. Damien stöhnte leise, als die vergessenen Smaragde ihn pieksten. »Das Armband, mein Schatz. Falls du nicht die Absicht hast, mich zu entmannen, wäre ich dir dankbar, wenn du den Schmuck entfernst«, keuchte er.

Sie richtete sich auf, nestelte an der störenden Lustfessel und warf den Schmuck achtlos zu Boden. Dann blickte sie ihn aus leidenschaftlich funkelnden Augen an. »Mylord ... bitte ...«

»Bitte was?« Er lächelte spöttisch. »Ich bin dein wehrloser Gefangener.«

Sie hob sich wieder über ihn, brachte sich über seiner prallen Erregung in Position. Er spürte die Feuchtigkeit in ihrem rötlichblonden Vlies.

»Ja, mein Schatz, reite mich.«

Sie stülpte sich über seine Erektion und stöhnte vor Wonne. Damien sank in die Kissen zurück und überließ sich der Wollust, die ihm ihr heißer, feuchter Schoß bereitete. Er hob die Hüften und stieß sich tiefer in ihre zuckende Enge.

Ein zweites Mal stieß er seine Hüften kraftvoll nach oben, bis sie begriff und ihn zu reiten begann in einem sich langsam steigernden Rhythmus. Damien passte sich ihren Bewegungen an, widmete sich ihrer Lust, bis die heißblütige Frau in Ekstase geriet. Fiebernd kreiste sie die Hüften und rieb sich entfesselt an ihm. Mit kehligen Lauten fand sie Erlösung in einem zuckenden Orgasmus.

Und als sie schluchzend über ihm zusammenbrach, zögerte Damien den Moment hinaus, wartete, bis ihre pulsierenden Zuckungen verebbten und überließ sich dann erst dem dunklen Sog seiner Ekstase. Er bäumte sich unter ihr auf und ergoss sich lustvoll stöhnend in ihren Tiefen.

Als er wieder zur Besinnung kam, lag Elise erschöpft auf ihm. Er spürte ihren Atem auf seiner schweißnassen Haut, die Seidenfesseln schnitten schmerzhaft in seine Handgelenke.

»Schätzchen, befreist du mich?«

Mit schwachen Fingern löste sie die Knoten und fiel in wohliger Trägheit in die Kissen zurück.

»Man sagt Ihnen nach«, flüsterte sie verwundert, »ein wahrer Meister der Liebeskünste zu sein. Unvergleichlich lüstern und sündig‹, hat eine Dame Sie einmal genannt. Die Gerüchte sind nicht übertrieben. Dennoch habe ich einen so aufmerksamen Liebhaber nicht erwartet.«

Sein Lob ließ nicht auf sich warten und schmeichelte ihrem Ego. »Dein Ruf wird dir auch nicht wirklich gerecht, Elise. Du verkörperst alles, wovon ein Mann im Bett träumt.«

»Meine Liebesdienste haben Sie zufrieden gestellt, Mylord?«

Sexuell befriedigt, ohne wirklich beglückt zu sein – was in letzter Zeit immer häufiger vorkam – wich Damien einer direkten Antwort mit einem satten Brummen aus, was als Zustimmung gelten konnte. An ihrer Vorstellung war im Grunde nichts auszusetzen, es lag wohl an ihm, dass sich keine echte Zufriedenheit einstellen wollte.

Der üppige Silberschwan war eine vorbildliche Bettgefährtin. Für ihre Liebeskünste im Boudoir ebenso berühmt wie für ihre Schauspielkünste auf der Bühne, vermochte sie auch seine Leidenschaft anzustacheln. Ganz London fand sie faszinierend, einige Herren hatten sich sogar wegen ihr duelliert. Wenn sie es nicht schaffte, die Rastlosigkeit, die seit einiger Zeit in ihm brodelte, zu beruhigen, dann erwartete er vermutlich zu viel.

Damien öffnete die Augen. Ihr Blick ruhte abschätzend auf ihm. Vermutlich rechnete sie sich bereits aus, welche Zuwendungen sie sich von ihm erhoffte – Haus, Kutsche, Dienerschaft, Schmuck.

»Ich nehme an«, begann sie zögernd, »Sie haben im Augenblick kein Interesse an einer Mätresse.«

»Es wäre ein Wunder, wenn Sie nicht davon gehört hätten«, entgegnete er trocken und spielte auf den Skandal an, den das Ende seiner letzten Liaison nach sich gezogen hatte.

»Man sprach tagelang von nichts anderem.«

»Vermutlich Übertreibungen, wie üblich.«

»Mag sein. Der berüchtigte Baron Sinclair bietet den Klatschsüchtigen dieser Stadt reichlich Gesprächsstoff. Aber ein Körnchen Wahrheit muss wohl daran sein.«

»Was klatscht man denn?«

»Lady Varley drohte, sich in die Themse zu stürzen, als Sie ihr den Laufpass gaben. Und Sie sollen ihr angeboten haben, sie persönlich zum Hafen zu begleiten.«

Damien zog eine Grimasse. »Ich bot ihr nur an, sie nach Hause zu bringen. Sie war völlig verstört.«

»Ich kann mir denken, dass Sie hysterische Szenen verabscheuen«, stellte der Schwan fest. »Ich weiß, wie lästig es sein kann, sich unwillkommenen Nachstellungen zu erwehren. Es langweilt Sie, wenn vornehme Damen Sie anschmachten und Ihnen ewige Liebe schwören.«

»Die Dame ist ziemlich überspannt. Sie hat sich nur eingebildet, mich zu lieben.«

»Nun, man sagt Ihnen nach, unzählige Frauenherzen gebrochen zu haben, Lord Sinclair.«

Er brummte etwas Unverständliches in sich hinein.

Elise strich ihm zärtlich eine schwarze Locke aus der Stirn. »Auch diese Geschichte hat wohl eine Moral. Verschenke dein Herz nie an einen gewissenlosen Schwerenöter.«

Damien setzte sein charmantes Lächeln auf, das allerdings seine Augen nicht erreichte. »Eine weise Einsicht, Schätzchen. Mein Motto ist noch simpler. Verschenke dein Herz nie.«

»Ich sehe die Dinge ähnlich. Für mich sind erotische Begegnungen ein angenehmer Zeitvertreib, bestenfalls eine geschäftliche Abmachung.«

Sie versuchte ihn listig in Sicherheit zu wiegen und gab ihm zu verstehen, dass sie als seine Mätresse bei einer unweigerlichen Trennung weder hässliche Szenen machen, noch lästige Forderungen stellen würde – und das sprach für sie.

Damien verabscheute dauerhafte Bindungen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, keine Geliebte länger als eine Saison zu halten. Er wusste, wie schädlich längere Affären sein konnten, und hatte nicht die Absicht, seinem verstorbenen Vater nachzueifern, der einer schönen Verführerin verfallen war, was zur völligen Zerrüttung der Familie geführt hatte. Nein, er würde sich an keine Frau binden, auch nicht an eine so atemberaubende Schönheit wie den Silberschwan.

Bevor er auf ihr subtiles Angebot eingehen konnte, waren eilige Schritte auf dem Korridor zu hören.

Es klopfte zaghafte an der Tür.

»Verzeihung, Ma'am«, rief eine ängstliche Frauenstimme. »Unten wartet ein Herr, der Seine Lordschaft zu sprechen wünscht.«

Elises Miene verfinsterte sich ungehalten. Sie sprang aus dem Bett, eilte zur Tür, öffnete einen Spalt und fauchte erbost: »Ich habe dir ausdrücklich verboten, mich zu stören, wenn ich Gäste habe!«

»Aber der Herr trug mir auf, Seiner Lordschaft auszurichten, Mr. Haskell wünsche ihn dringend zu sprechen.«

Damien hörte den Namen seines Sekretärs und furchte die Stirn. Was in aller Welt mochte so dringend sein, um ihn hier zu stören? Er schwang die Beine aus dem Bett und griff nach den seidenen Hosen seines Abendanzugs. Während der eben noch so liebreizende Schwan wie ein Fischweib auf die schuldlose Magd einschimpfte, fuhr er in seine Kleider und ging zur Tür.

»Mr. Haskell ist hier, sagst du?«, fragte er das Hausmädchen.

»Ja, Mylord.« Die verschreckte Magd machte hastig einen Knicks und warf einen verängstigten Blick auf ihre Herrin. »Er wartet unten im grünen Salon.«

Damien eilte zur Treppe. Die Schauspielerin schlüpfte in einen Morgenmantel und folgte ihm. Im Salon wanderte sein Sekretär bei offener Tür rastlos auf und ab. George Haskell, ein hoch gewachsener Mann mit ebenmäßigen Gesichtszügen und vollem, brünettem Haar, trug eine goldgeränderte Brille. Seine gewöhnlich heitere Miene war grimmig verschlossen.

»Was gibt's denn, George?«

Der Sekretär nickte der Schauspielerin, die an der Schwelle des Salons stehen geblieben war, einen stummen Gruß zu. »Ich komme in einer dringenden Angelegenheit, Mylord. Kann ich Sie unter vier Augen sprechen?«

Elise errötete verlegen. »Selbstverständlich. Ich lasse die Herren alleine.« Diskret zog sie sich zurück und schloss die Tür.

»Was ist denn so dringend?«, forderte Damien nun ungeduldig.

»Ich fürchte, ich bringe schlechte Nachrichten. Ihre Schwester hatte einen Unfall.«

Damiens Herz krampfte sich zusammen. »Olivia?«

Eine unnötige Frage. Er hatte nur eine Schwester, fünfzehn Jahre jünger als er, die still und zurückgezogen auf seinem Landgut Rosewood lebte, dem Familiensitz der Sinclairs. »Ein Unfall?«

»Ich bin nicht über alle Einzelheiten unterrichtet – Ihr Gutsverwalter schrieb – offensichtlich in großer Hast – nur ein paar Zeilen. Miss Sinclair ist anscheinend eine Treppe hinuntergestürzt und hat dabei das Bewusstsein verloren.

Als sie wieder erwachte, hatte sie kein Gefühl in ihren Beinen. Der herbeigerufene Arzt konnte keine Knochenbrüche feststellen, geht aber davon aus, dass ihre Wirbelsäule bei dem Sturz verletzt wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass sie nie wieder gehen kann.«

Damien brachte kein Wort hervor, der Schock hatte ihm die Sprache verschlagen.

»Ich fürchte, das ist noch nicht alles«, fuhr George leise fort.

»Was denn noch?«, fragte Damien mit matter Stimme.

»Der Nachricht ist zu entnehmen, dass der Unfall sich ereignete während eines ...«

»Während was? Reden Sie!«

»Sie werden es nicht gerne hören, Mylord, aber es handelte sich allem Anschein nach um einen Fluchtversuch mit einem Mann.«

»Ein was?« Damien schüttelte verständnislos den Kopf, konnte nicht fassen, dass seine scheue, behütete Schwester versucht hatte, mit einem Mann durchzubrennen. Die strenge Gouvernante, in deren Obhut Olivia sich befand, hätte niemals gestattet, dass Olivia Herrenbesuch empfing. »Das ist unmöglich. Es muss ein Irrtum vorliegen.«

»Ich weiß nicht«, meinte George zweifelnd.

»Wer war der Mann?«

»Der Mann?«

»Ihr Entführer. Mit wem wollte sie durchbrennen?«

»In der Nachricht ist die Rede von Lord Rutherford, aber es geht nicht klar daraus hervor, ob er der Missetäter ist.«

Damien kannte einen Viscount Rutherford, einen ziemlich zügellosen jungen Mann, der erst vor kurzem seinen Titel geerbt hatte.

»Hier«, sagte der Sekretär, »lesen Sie Bellows Brief.«

Damien überflog die Zeilen in der fast unleserlichen Handschrift seines Gutsverwalters. Der tragische Unfall hatte sich in Alcester im Four Lions ereignet, einem Gasthaus in der Nähe des Familiensitzes der Sinclairs.

Es schmerzt mich, Ihnen diese schreckliche Nachricht mitteilen zu müssen, aber ich fürchte, Ihre Schwester plante, mit einem Mann durchzubrennen. Der fragliche Herr machte wohl im letzten Moment einen Rückzieher, worauf Miss Olivia in heller Panik floh und die Treppe hinunterstürzte. Lord Rutherford ließ unverzüglich einen Arzt rufen, doch der Schaden war bereits angerichtet – für Miss Olivia und wie ich fürchte, auch für ihren guten Ruf

Ich bemühe mich nach Kräften, die traurige Begebenheit so lange wie möglich unter Verschluss zu halten, was allerdings nicht auf Dauer möglich sein wird. Ich bitte um Ihre Anweisungen, Mylord, und um Ihren Rat, wie ich mich in dieser fatalen Situation verhalten soll.

Stets zu Ihren Diensten,

Ihr sehr ergebener Sidney Bellows.

Damien fuhr sich mit zittrigen Fingern durchs Haar. Er war ständig in Skandale verwickelt, hatte aber stets dafür gesorgt, dass seine kleine Schwester ein wohl behütetes Leben auf dem Land führte, in der Obhut der besten Gouvernanten und Erzieherinnen. Nun aber war Olivia, wie es schien, selbst übler Nachrede ausgesetzt. Schlimmer noch, sie war dabei schwer verletzt worden ... vielleicht ein Krüppel fürs Leben ...

Maßloser Zorn kochte in Damien hoch, verhärtete sich zu einem Klumpen in seiner Brust. Der Brief nannte zwar den Namen ihres Verführers nicht ausdrücklich, aber wer immer Olivia Leid angetan hatte, sollte seine Rache zu spüren bekommen. Er würde ihm eine Kugel durch den Kopf jagen, oder besser noch, er würde ihn mit bloßen Händen erwürgen.

»Ich habe mir erlaubt«, murmelte der Sekretär, »Ihre Kutsche reisefertig machen zu lassen, in der Annahme, Sie wünschen umgehend nach Rosewood zu fahren.«

»Ja ...«, sagte Damien abwesend, immer noch betäubt vom Schock der tragischen Nachricht.

Er zwang sich, seine wirren Gedanken zu ordnen, fuhr in die Ärmel seines Gehrocks, warf sich den Mantel über die Schultern und verließ den Salon.

Auf dem Korridor kam Elise ihm entgegen und legte ihm ihre schmale Hand auf den Ärmel. »Sie wollen doch nicht schon gehen, Mylord?«

»Verzeihen Sie, ich bin gezwungen.«

»Aber wir sind noch zu keiner Einigung bezüglich unseres ...«

Arrangements gekommen, wollte sie sagen.

Damiens Kiefer mahlten ungeduldig und seine schroffe Antwort ließ jede Liebenswürdigkeit missen. »Ich habe dringende Geschäfte zu erledigen.«

Sie lächelte kleinlaut. »Ich bin sehr enttäuscht. Ihr Besuch war sehr kurz.«

»Ich komme wieder, wenn sich die Gelegenheit bietet.« Er deutete eine knappe Verbeugung an und entzog ihr seinen Arm.

Die schöne Verführerin war bereits vergessen, als er seinem Sekretär in die kühle Nacht folgte. Zorn und Angst um seine Schwester wühlten sein Inneres auf, zusammen mit glühenden Rachegelüsten.

Kapitel 1

London, Mai 1810

Trotz der späten Nachtstunde war der Spielsalon gut besucht. Während des üppigen Mitternachtsdinners flossen Rotwein und Champagner in Strömen, Gelächter und lebhafte Plaudereien erfüllten den Raum. Doch unter den Glücksspielern, Dandys und Aristokraten, die hohe Summen bei Macao, Hazard und Faro setzten, war eine gespannte Atmosphäre zu spüren.

Aus diskreter Distanz beobachtete Vanessa Wyndham einen Herrn am Farotisch und bemühte sich, ihn kühl zu studieren, obwohl das, was sie sah, sie in helle Aufruhr versetzte.

Lord Sin Lord Sünde. Diese Bezeichnung schien sehr treffend zu sein. Sie entdeckte zwar keinerlei Anzeichen eines ausschweifenden Lebenswandels in seinem Gesicht, doch in seinen grauen Augen lag eine Verruchtheit von befremdlich starker Anziehungskraft.

Vanessa straffte die Schultern und zwang sich, den Blick von Lord Sinclair zu wenden, eine auffallende Erscheinung mit rabenschwarzem Haar und markant geschnittenen, ebenmäßigen Gesichtszügen. Er strahlte eine atemberaubende, dunkle Männlichkeit aus – hoch gewachsen, schlank, muskulös, geschmeidig wie ein Raubtier. Der makellos geschneiderte schwarze Gehrock umspannte seine eleganten Schultern wie angegossen.

Sie war nach London gereist, nur um ihn aufzusuchen. Um ihn daran zu hindern, ihre Familie aus Rachedurst zu vernichten.

Offenbar war sie nicht die Einzige, die sich für Baron Sinclair interessierte. Hinter ihr tuschelten zwei Damen miteinander.

»Wie ich sehe, richtet Damien wieder ein Desaster am Spieltisch an.«

»Ich begreife nicht, wieso er das nötig hat«, jammerte die zweite Frauenstimme mit gedehnt nasaler Stimme. »Er ist doch steinreich. Was hat er davon, sein riesiges Vermögen noch zu vergrößern?«

Die erste Dame lachte spitz. »Ach was, du bist nur gekränkt, weil er dir den ganzen Abend keine Beachtung geschenkt hat. Gestehe, Liebste, wenn der unwiderstehliche Lord Sin mit dem kleinen Finger winkt, sinkst du ihm zu Füßen.«

Vanessas Blick kehrte wie magisch angezogen zu dem skandalumwitterten Aristokraten zurück, wie schon unzählige Male zuvor an diesem Abend. Er übte eine faszinierende Ausstrahlung auf Frauen aus. Diese auffallende Mischung aus vornehmer Eleganz, animalischer Männlichkeit und verwegenem Charme war eine gefährliche Verlockung für die Weiblichkeit.

Vanessa fröstelte, obwohl die Kerzen in den Kristalllüstern eine wohlige Wärme im Raum verbreiteten. Sie trug ein smaragdgrünes Seidenkleid mit hochgezogener Taille, das zwar nicht der neuesten Mode entsprach, dessen gewagtes Dekolletee aber die Blicke eines Frauenhelden von der Sorte des Barons auf sich ziehen würde, wie sie sich erhoffte.

Baron Sinclair war in der vornehmen Welt als Lord Sin bekannt. Schon in ihrer unglücklichen Ehe hatte Vanessa von dem verrufenen Aristokraten gehört. Obgleich sie einander nie offiziell vorgestellt worden waren, hatten sie sich damals in den gleichen Gesellschaftskreisen bewegt. Damien Sinclair war für seine skandalösen Eroberungen in den glitzernden Ballsälen und schummrigen Boudoirs in ganz Europa berüchtigt, womit er die Ausschweifungen der Aristokratie zu neuen Höhen getrieben hatte.

Wie sollte dieser Mann zur Umkehr bewogen werden? Wie sollte sie den Mut aufbringen, ihn anzusprechen?

Sie hatte genug von Lebemännern. Ihr verstorbener Ehemann hatte sie gelehrt, lasterhafte und zügellose Menschen zu verabscheuen. All ihre weiblichen Instinkte warnten sie und rieten ihr, sich von dem berüchtigten Lord Sinclair fern zu halten. Aber ihre verzweifelte Situation zwang sie, sich ihm zu nähern – noch heute Nacht, wenn sie es schaffte.

»Wollen Sie eine Ansage machen, Mylord?«, fragte die hübsche Kartengeberin den Baron.

Gespannte Stille senkte sich über das Spielzimmer.

Vanessa war mit den Regeln so weit vertraut, um zu wissen, dass »Ansage« bedeutete, auf die richtige Reihenfolge der letzten drei Karten eines Blattes zu setzen. Das Haus hielt die Bank, die Chancen für den Spieler standen fünf zu eins.

Lord Sinclair trug eine gleichmütig gelangweilte Miene zur Schau, als er die Reihenfolge vorhersagte – Zwei, Sechs, Königin – als stünde nicht ein Vermögen auf dem Spiel.

Vanessa hielt, wie alle anderen Gäste im Spielsalon, den Atem an, als das Mädchen die Karten aufdeckte, eine nach der anderen ... Pik zwei, Kreuz sechs, Herzkönigin.

Damit hatte Lord Sinclair zwanzigtausend Pfund Sterling gewonnen.

Der hoch gewachsene Herr neben ihm lachte schallend und schlug dem Baron freundschaftlich auf die Schulter. »Mich laust der Affe, Damien, ich wette, du bist mit dem Teufel im Bunde. Verrätst du mir dein Geheimnis?«

Ein Lächeln umspielte die schön geschwungenen Lippen des Barons. »Kein Geheimnis, Clune. Ich wette stets auf eine Dame. In diesem Fall die Königin.«

Lord Sinclair hob den Blick und heftete ihn zu Vanessas Entsetzen quer durch den Salon direkt auf sie. Seine Augen hatten die seltene Farbe von silbrigem Rauch. Sein Blick war vielsagend, unverfroren, traf sie bis ins Innerste.

Vanessa wandte sich hastig ab und nahm einen Schluck Wein, um ihre Nerven zu beruhigen.

»Verdammter Aubrey ...« murmelte sie in sich hinein. Ihr Bruder, dieser Taugenichts, hatte sie in diese unerträgliche Situation gebracht. Der leichtsinnige Junge hatte beim Glücksspiel den Familienbesitz an diesen Mann verloren. Und Vanessa war fest entschlossen, sich alles zurückzuholen.

Die nächste Stunde verbrachte sie damit, ziellos durch den Spielsalon zu schlendern und immer wieder heimliche Blicke in Lord Sinclairs Richtung zu werfen. Sie überlegte fieberhaft, ob sie sich von einem Gast vorstellen lassen, oder ihn einfach ansprechen sollte. Ihr Vorhaben wäre wenig Erfolg versprechend, wenn sie zu schüchtern wirkte. Andererseits wollte sie keinen Klatsch riskieren, wenn sie in der Öffentlichkeit an ihn herantrat. Es war gefährlich genug, ohne Begleitung im Spielsalon zu erscheinen, in den sie sich über die Mitgliedschaft ihres Bruders Eintritt verschafft hatte. Sie trug zwar eine Halbmaske, um nicht erkannt zu werden, aber einige Freunde ihres verstorbenen Mannes, die sie unter den Gästen entdeckt hatte, würden sie gewiss erkennen, falls sie unnötiges Aufsehen erregte.

Nach reiflicher Überlegung hatte sie sich dafür entschieden, dem Treffen den Anschein einer zufälligen Begegnung zu geben, statt den Baron schriftlich um eine Unterredung zu bitten. Die Rolle einer Bittstellerin war ihr äußerst zuwider, doch sie sah keinen anderen Ausweg. Sie musste an seine Gnade appellieren und konnte nur hoffen, dass er sich einen Funken Menschlichkeit und Mitgefühl in seiner schwarzen Seele bewahrt hatte.

Erst gegen drei Uhr morgens bot sich eine günstige Gelegenheit. Lord Sinclair hatte seine Gewinne eingestrichen und war im Begriff, den Spielsalon zu verlassen.

Vanessa bemühte sich, nicht allzu gehetzt zu erscheinen und erreichte vor ihm die Tür, zögerte einen Moment und ließ dann ihr Taschentuch fallen. Eine plumpe List, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, von der sie aber hoffte, sie würde ihm schmeicheln.

Er bückte sich höflich und reichte ihr das Spitzentuch mit einer formvollendeten Verneigung. »Haben Sie das verloren, Madam?«

Als er ihr das Tuch reichte, streiften seine Finger die ihren, ob beabsichtigt oder nicht, hätte sie nicht zu sagen vermocht. Mehr als die Wärme seiner Berührung erschreckte sie sein Blick. Seine Augen durchdrangen ihre Halbmaske, senkten sich in die ihren und hielten sie gefangen.

Einen Moment stand Vanessa wie gelähmt in seinem Bann. Das dünne Lächeln seines sinnlich geschwungenen Mundes war nur ein Abglanz seines berüchtigten Charmes. Seine Miene blieb angespannt, seine grauen Augen prüften sie scharf. Es wäre ein schwerer Fehler, diesen gefährlichen Mann zu unterschätzen, schoss es Vanessa durch den Kopf.

Mit einem erzwungenen Lächeln und einem gemurmelten Dank nahm sie das Tuch an. »Wie achtlos von mir«, sagte sie und zog ihre Hand zurück.

In seinem Blick lag spöttischer Zweifel, aber er verlor keine Bemerkung über die Ausrede. »Bedauerlicherweise hatte ich noch nicht das Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

»Ich bin Vanessa Wyndham.«

Er sah sie erwartungsvoll an, als sei der Name ihm völlig fremd.

»Ich glaube, Sie kannten meinen verstorbenen Ehemann, Sir Roger Wyndham.«

»Ach ja. Wir verkehrten im selben Club.«

Roger war im Duell wegen einer Schauspielerin gefallen, doch sollte Lord Sinclair von dem Skandal gehört haben, so war er zu höflich – oder zu gleichgültig –, um ihn zu erwähnen.

»Womit kann ich Ihnen dienen, Lady Wyndham?« Als sie schwieg, fügte er unbefangen hinzu: »Offensichtlich wünschen Sie etwas von mir.« Sein Blick war forschend, sein Lächeln nachsichtig spöttisch. »Verzeihen Sie, aber es wäre sträflich leichtsinnig, die Blicke einer schönen Frau einen ganzen Abend lang zu ignorieren.«

Vanessa errötete über seine freimütige Rede. Nur ein verwegener Lebemann wagte es, eine Bemerkung über das Interesse einer Dame zu machen. »Um aufrichtig zu sein ...«

»Ja, lassen Sie uns aufrichtig miteinander sein, um jeden Preis.« Sein gedehnter Tonfall ließ es nicht an Ironie fehlen.

»Ich hoffte auf eine Gelegenheit, mit Ihnen in einer dringenden Sache zu sprechen, Mylord.«

»Stets zu Diensten, Madam.« Er wies zur Tür. »Darf ich Sie zu Ihrer Kutsche begleiten?«

»Wenn Sie die Güte haben.«

Er ließ ihr den Vortritt und folgte ihr.

»Ich gestehe, meine Neugier ist geweckt«, sagte er auf dem Weg durch den Korridor zur breiten Treppe. »Ihr Interesse an meiner Person den ganzen Abend ließ auf Neugier schließen, vielleicht auf Abwägung, allerdings nicht auf Koketterie oder heimliche Verliebtheit.«

»Ich fürchte, ich beherrsche die Kunst der Koketterie nicht«, entgegnete Vanessa gepresst, unangenehm berührt, dass er sie so mühelos in die Defensive drängte.

»Würden Sie mir dann freundlicherweise den Grund unserer Begegnung nennen?«

»Aubrey Trent, Lord Rutherford«, sagte sie leise, »ist mein Bruder.«

Sinclair blieb abrupt stehen. Er wandte sich ihr zu, seine grauen Augen verdunkelten sich schlagartig.

Sie zwang sich, seinem zornigen Blick standzuhalten. »Wenn Sie gestatten, möchte ich mit Ihnen über Aubreys Wettschulden sprechen.«

»Kommen Sie, um seine Schulden zu bezahlen?«

»Nicht ... wirklich.«

»Weswegen dann?«

Vanessa holte tief Atem. Vor zwei Nächten hatte Lord Sinclair ihren Bruder zu einer Partie Pikett herausgefordert. Aubrey hatte verwegen mit viel zu hohen Einsätzen gespielt – und hatte schließlich alles verloren: Den gesamten Familienbesitz, das Rutherford Landgut und das Londoner Stadthaus. Es blieb nichts, wovon die Familie leben sollte, die auf Aubreys Zuwendungen angewiesen war.

Sie selbst war nicht sonderlich verzagt bei der Aussicht, den Rest ihres Lebens in bescheidenen Verhältnissen zu leben; sie hatte Schlimmeres durchgemacht. Aber sie musste an ihre Mutter und ihre Schwestern denken. Es war eine Sache, damit leben zu müssen, dass die Geldeintreiber sich die Türklinke in die Hand gaben, aber eine andere, buchstäblich auf die Straße geworfen zu werden.

»Ich spreche für meine Familie. Ich hoffte ... Sie würden in Erwägung ziehen, ... Aubreys Spielschulden ... wenigstens teilweise zu erlassen.«

Sinclair starrte sie fassungslos an. »Sie scherzen, Madam.«

»Nein«, entgegnete sie gefasst. »Es ist mein voller Ernst. Unsere zwei Schwestern sind auf seine Zuwendungen angewiesen. Und unsere leidende Mutter.«

»Wieso sollten Ihre Familienumstände mich etwas angehen, Lady Wyndham?«, schnarrte er ungehalten.

»Wenn Sie Anspruch auf das Vermögen der Rutherfords erheben, entziehen Sie meiner Familie jegliche Existenzgrundlage«, fuhr Vanessa fort, ihr Anliegen vorzubringen.

»Ein bedauerlicher Umstand.« Sein Tonfall ließ nicht das geringste Mitgefühl erkennen.

Vanessa machte einen neuerlichen Versuch, an seine Gnade zu appellieren. »Mylord, mein Bruder ist kein Glücksspieler. Und er hatte kein Recht, unser Familienvermögen am Spieltisch zu vergeuden.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783966557849
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (August)
Schlagworte
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Titel: Regency Love