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Ein Cottage in Wales - oder: Die Frau aus Martinique

Roman | Die ergreifende Geschichte einer jungen Frau auf den Spuren einer längst vergessenen Liebe

©2022 357 Seiten

Zusammenfassung

Welche Geschichte verbirgt das Haus an der Küste? Der Familiengeheimnisroman »Ein Cottage in Wales« von Constanze Wilken als eBook bei dotbooks.

Wie kannst du glücklich sein, wenn das Leben an dir vorbeirast? Um endlich eine Auszeit zu bekommen, zieht die junge Künstlerin Alexandra in ein kleines Cottage an der walisischen Küste. Durch Zufall findet sie dort eine antike Korallenperlenkette – und einen Abschiedsbrief aus dem Jahr 1841 … Aber wer war die Frau, die hier vor so langer Zeit lebte? Vollkommen fasziniert kann Alexandra nicht anders, als Nachforschungen anzustellen und stößt schon bald auf eine mysteriöse Verbindung zum benachbarten Adelssitz – doch dort erwartet sie eine Mauer aus Schweigen. Einzig der mysteriöse Schotte Ewan bietet ihr seine Hilfe an, und gemeinsam kommen sie schließlich einem alten Geheimnis auf die Spur, das Alexandra dazu zwingt, sich auch den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen …

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Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

Mit nahezu ungebrochener Kraft schlugen die Wellen gegen die Felsen und ließen anschließend die weiße Gischt auf den grobkörnigen Sand rollen. Die Sonne stand knapp über dem Horizont, der sich im aufziehenden Nebel verlor. Feuchte Schwaden zogen zu den Klippen herauf. Die Frau, die bewegungslos an der Steilküste stand, erschauerte. Es war erst Oktober. Wie sollte sie die dunklen Monate überstehen, wenn die Sonne noch mehr von ihrer wärmenden Kraft verlor? Ihre schlanken gebräunten Hände strichen über das dunkelrote Kleid, dessen seidiger Stoff ihr tröstlich vertraut vorkam. Die Feuchtigkeit kroch überall hinein. Sogar die Unterröcke waren klamm von der Nässe. Sie zog den wollenen Schal enger um die Schultern.

Vom Strand drangen Geräusche herauf. Frauen und Kinder aus dem Dorf stellten die Tücher und Körbe mit mühselig aufgesammeltem Treibholz auf den Boden und winkten den heimkehrenden Fischerbooten zu. Die Frau auf der Klippe nestelte an der Kette um ihren Hals. Die Armen taten ihr Leid. Dieses Land war so hart zu allen, den Menschen wie den Tieren. Sie bewunderte die zähen Schafe, die in den umhegenden Hügeln an steilen Hängen nach grünen Halmen suchten. Die Tiere schienen niemals müde zu werden, einen noch steileren Fels zu erklettern, nur für ein paar saftige Blätter. Die Ziege in ihrem Garten war ebenso anspruchslos. Sie hielt sie wegen der Milch, die sie gab. Die Milch war würzig und schmeckte ihr nicht, aber darauf kam es nicht an. Es stand ihr nicht zu, Ansprüche zu stellen, denn sie wurde nur geduldet.

Aus den aufgesteckten dunkelbraunen Haaren der Frau fiel eine Locke, die sie mit geübtem Griff zurücksteckte. Koketterie war nicht angebracht. Weder den Bauerntölpeln noch den Aufsehern des Lords wollte sie Anlass zu einer rüden Bemerkung geben. Sie konnte die abschätzigen Blicke förmlich spüren, wenn sie durch das Dorf ging. Am schlimmsten war es, wenn sie hinüber auf das Gut gehen musste. Selbst die Mägde schienen zu denken, sie ständen über ihr, und behandelten sie wie ein Dienstmädchen und nicht so, wie es ihrem Rang entsprochen hätte. Sie verstand die bissigen Kommentare, die man ihr hinterherrief, nur zu gut. Sollten diese Kretins doch denken, sie wäre ihrer Sprache nicht mächtig. Trotzig hob sie ihr Kinn dem Meer entgegen.

Der Nebel wurde dichter. Die Menschen hatten den Strand verlassen. Sie waren zum Hafen gelaufen, wo sie den Fischern beim Entladen der Boote halfen. Was sie hier erwartete, hatte sie nicht gewusst. Geahnt hatte sie, dass man sie nicht mit offenen Armen aufnehmen würde, und dennoch hatte sie auf eine respektvollere Behandlung gehofft. So zumindest war sie es gewohnt. In ihrer Familie war man Gästen gegenüber höflich, aber distanziert, wenn sie nicht willkommen waren, doch man ließ es nie an dem nötigen Respekt mangeln. Sie hatte auf ihr Gefühl vertraut. Sie hatte auf ihren Geliebten gebaut, den Mann, dem sie hierher gefolgt war.

»Komm zurück, lass mich nicht allein, mein Herz!« Sie flüsterte die Worte in den Nebel, der sie verschluckte und mit nichts als dem gedämpften Rauschen der Wellen antwortete. Sie streckte die Hände aus, flehentlich, bittend, dass das Meer ihn ihr zurückbringen möge. Wo mochte er jetzt sein? Er war seit mehreren Wochen auf See. Sein Schiff war schnell und sicher. Es hatte ihn schon viele Male über die Ozeane getragen. Vielleicht segelte er die Küsten Afrikas entlang, vielleicht lag er noch in einem spanischen Hafen. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr. Sie vermisste ihn in einem Maße, dass es schmerzte, ihr die Kehle zuschnürte und den Atem nahm.

Das Geräusch herangaloppierender Hufe schreckte sie aus ihren Gedanken. Hinter den Bäumen des kleinen Hauses, in dem sie jetzt lebte, verlief der Weg zum Gut. Zwischen den Tannen hatte sich der Nebel nicht gesenkt, und sie erkannte einen Boten, der sein Pferd in gestrecktem Galopp die sandige Piste entlangtrieb. Noch war der Boden trocken und für Pferde und Fuhrwerke geeignet. Aber was würde geschehen, wenn der Regen einsetzte? Die Leute im Dorf hatten sie gewarnt. Im Herbst begann die nasse Jahreszeit, die Wege und Straßen weichten auf und wurden teilweise unpassierbar. Dass es ein Bote war, hatte sie an der Ledertasche erkannt, die quer über seinem Rücken und dem zerschlissenen Wams hing. Welche Neuigkeiten brachte er? Es schien wichtig zu sein. Warum sonst quälte der Mann sein Pferd über Gebühr den Hügel hinauf?

Sie würde es erfahren. Früher oder später erfuhr sie, was auf dem Gut geschah, auch wenn man ihre Gegenwart hier ignorierte und sie durch schneidende Missachtung zu quälen suchte. Langsam wanderte sie den schmalen Pfad an der Steilküste entlang. Dämmerung senkte sich über die Bucht. Sie übersah einen Stein auf dem Weg und stolperte, fing sich aber rechtzeitig, ohne zu stürzen.

»Madelaine! Madelaine!«, ertönte eine besorgte Stimme aus dem Haus. »Je viens!« Sie drehte sich um und ging zielstrebig zurück.

Kalt und nass hatte sich auch der November angekündigt. Ein scharfer Westwind fuhr durch die schlecht verfugten Ritzen des Mauerwerks. Im Kamin des kleinen Cottage brannte ein Feuer, an dem Madelaine sich die Hände wärmte. Ihre Finger waren aufgerissen, die Haut spröde und trocken. Den täglich anfallenden Arbeiten war ihre zarte Konstitution nicht gewachsen. Die starken Regenfälle hatten die Getreideernte zum größten Teil zerstört. Die Bauern waren froh, wenn sie etwas von dem Korn als Futter für ihre Tiere verwenden konnten. Wales drohte in diesem Winter eine Hungersnot. Die Lords rationierten Getreide und Zucker. Geschlachtet werden durfte nur nach vorheriger Anmeldung. So sicherten sich die Herren die Kontrolle über die Nahrungsmittel und sorgten für reichlich gefüllte Speisekammern im eigenen Haus. In einem Tal nordöstlich von Aberystwyth herrschten die Pryses of Gogerddan. Sie waren angesehener und mächtiger als die Llangaeroggs, denn sie stellten die Abgeordneten des Wahlbezirkes für das Unterhaus. Im Dorf hatte man ihr erzählt, dass die Gogerddans sogar einen Hofharfner beschäftigten, ein unerhörter Luxus in diesen Zeiten. Das Feuer im Kamin begann zu flackern. Madelaine spürte, wie die Wärme wohltuend ihren ganzen Körper einhüllte. Sie saß auf einer Bank, die Arme vor sich auf den roh gezimmerten Tisch gelegt. Die Augenlider fielen ihr zu, und kurz darauf sank ihr Kopf übermüdet nach vorn.

»Komm zurück, Geliebter. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Wenn doch nur ein Brief von dir käme«, murmelte sie, bevor der Schlaf sie überwältigte.

Kapitel 1

Der Zug von Shrewsbury nach Aberystwyth war kaum besetzt. Kein Wunder, dachte Alexandra, wer fuhr schon freiwillig in die langweilige Abgeschiedenheit der walisischen Bergwelt. So zumindest hatte sie die in einer kleinen Bucht an der irischen See gelegene Kleinstadt Aberystwyth bei ihren früheren Besuchen empfunden.

Als aber heute der Zug gemächlich durch die kleinen Orte mit den oft unaussprechlichen Namen ruckelte, empfand sie die Landschaft ganz anders. Die schwache Novembersonne ließ die Hügel in den verschiedensten Grün- und Rottönen leuchten, und Nebelschleier dicht über den Feldern verliehen der Szenerie etwas Geheimnisvolles. Schafe grasten auf den steilen Abhängen, und Alexandra bewunderte die Leichtigkeit, mit der die Tiere selbst schroffste Felsen erklommen. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und ließ die wechselnden Farbenspiele auf sich wirken. Alexandra Lorenz war Malerin. Seit Monaten jedoch gelang ihr nichts mehr. Sie fühlte sich ausgebrannt und innerlich leer. Burn-out-Syndrom hatte Sylvia Pachevka, ihre Galeristin, gesagt. Sylvia hatte mit Alexandra in ihrem Atelier am Prenzlauer Berg gestanden und sich die Werke angesehen, die an den Wänden und auf den Staffeleien standen. Alexandra erinnerte sich gut an diesen trüben Nachmittag.

Berlin hatte sich von seiner uncharmantesten Seite gezeigt. Der Himmel schien seine Schleusen geöffnet zu haben, um alles Wasser über der Stadt an der Spree auszugießen. Alexandra hatte am Fenster gestanden und den Regentropfen zugesehen, wie sie die Scheibe herabliefen. Ihr Leben war dem Verlauf eines dieser Tropfen nicht unähnlich. Für kurze Zeit schillerte ein solcher Wassertropfen prachtvoll in allen Farben des Regenbogens. Allerdings nur so lange, bis ein anderer Tropfen auf ihn fiel und mit sich in die Tiefe riss. Sie zögerte, sich als labil zu bezeichnen, aber sobald eine Schwierigkeit auftauchte, etwa in Form einer Beziehungskrise, versank Alexandra in Phasen teilnahmsloser Traurigkeit. Ein Tropfen traf sie an jenem Nachmittag. Sie spürte förmlich die kalte Nässe auf ihrer Stirn, als Sylvia ihr mitteilte, dass sie die geplante Ausstellung ihrer Werke abgesagt habe. Alexandra wusste selbst, dass in ihrer Arbeit ein Stillstand eingekehrt war. Sylvia hatte allen Grund, die Ausstellung abzusagen, und Alexandra war ihr deswegen noch nicht einmal böse. Sie konnte beginnen, was sie wollte, ihr Gefühl sagte ihr schon vor dem ersten Pinselstrich, dass sie sich die Farbe auch sparen konnte, denn was auch immer sie in letzter Zeit auf die Leinwand brachte, war weder originell noch interessant. Ihre jüngsten Werke entsprachen qualitätsmäßig in keinem Fall Arbeiten früherer Jahre.

Preise hatte sie gewonnen. Man hatte ihr ein Stipendium für einen Meisterkurs an der Akademie in Rom geschenkt. Ihre Arbeiten, die sich vorwiegend mit sozialkritischen Themen befassten, waren aggressiv, schockierend und durch ihre ausgefeilte Öltechnik überzeugend gewesen. Was sie heute malte, war banal. Es gab wohl nichts Schlimmeres für einen Künstler, als sich eingestehen zu müssen, dass die eigenen Arbeiten banal, überflüssig, verschwendete Leinwand waren. Möglicherweise übertrieb sie etwas, aber Sylvia hatte ihr eine längere Pause empfohlen, und das hatte sie bisher noch nie getan. Außerdem hatte die Galeristin, die diszipliniert nach einem ausgeklügelten Ernährungs- und Sportprogramm lebte, ihr gesagt, sie sähe furchtbar aus. Alexandra hatte dem nichts entgegenzusetzen. Ihre Haut wirkte grau, und die dunklen Augenringe verliehen ihr nicht gerade einen lebendigen Ausdruck. Sie rauchte zu viel, sie schlief zu wenig, und sie ernährte sich von Fastfood.

Alexandra lehnte den Kopf an die kühle Fensterscheibe. Die Klimaanlage verbreitete eine nahezu unerträgliche Hitze im Abteil. Es war Sylvias Idee gewesen, auf unbestimmte Zeit nach Wales zu fahren. Als Alex ihrer Schwester Karen von ihrem Vorhaben berichtet hatte, war diese sofort begeistert gewesen. Sie schien nicht einmal überrascht, dass Alex Berlin für einige Zeit verlassen wollte. Karen lebte seit Jahren mit Mann und Kindern in Aberystwyth. Glücklich. Alexandra seufzte. Sie gönnte ihrer Schwester das familiäre Glück von Herzen, auch wenn sie nicht verstand, wie Karen es tagtäglich in der abgelegenen Kleinstadt aushielt.

Der Zug verlangsamte die Fahrt, ruckelte einige Male und blieb dann stehen. Alexandra schaute aus dem Fenster. Eine Bahnstation war nicht zu sehen. Die Wiesen neben den Gleisen waren von Wasser bedeckt. Wahrscheinlich hatten die Niederschläge den Bahndamm aufgeweicht. Das war nicht ungewöhnlich und würde die Fahrt nur um einiges verzögern. Gestern um diese Zeit hatte sie die letzten Umzugskisten gepackt. Ihre Berliner Atelierwohnung hatte sie Frank, einem Kollegen und Freund, überlassen. Bei ihrer ersten Begegnung mit Frank, auf einer von Sylvias Vernissagen, hätte sie sich beinahe in den attraktiven Mann verliebt. Sylvia hatte bedauernd abgewinkt, denn Frank war homosexuell. Aus der Begegnung war eine tiefe Freundschaft geworden. Frank fing Alexandra auf, wenn sie einer ihrer depressiven Stimmungen erlag. Alexandra mochte seine Arbeiten. Er beherrschte eine virtuose Ölmaltechnik, mit der er kühle Porträts von leeren Großstadtgesichtern schuf. Aber Frank war die Bewunderung egal, wie ihm fast alles egal war, solange er nur Weiterarbeiten konnte. Er ging in dem, was er tat, auf. Warum konnte sie das nicht?

Fahrig griff sie nach einer zerknitterten Schachtel Zigaretten. Sie versuchte seit langem, sich das Rauchen abzugewöhnen. In ihrer derzeitigen Verfassung war das mehr als aussichtslos. Der bläuliche Rauch stieg nach oben. Mit einem scharfen Ruck zog die Lok wieder an und setzte die unterbrochene Fahrt fort. Außer Frank und Sylvia wusste niemand ihre neue Adresse. Auch Wolfgang nicht. Ihr letzte Affäre. Sie stieß den Rauch aus und biss sich auf die trockenen Lippen. Sie wollte alles hinter sich lassen, dazu gehörte auch diese in ihren Augen schon seit Wochen gescheiterte Beziehung. Unbewusst verzogen sich ihre Lippen zu einem bitteren Lächeln. Mit dreißig Jahren konnte sie auf nichts weiter als eine Anzahl zerbrochener Beziehungen zurückblicken. Ihre Karriere stagnierte. Sie fühlte sich leer. Fantastisch!

Ihr Sitznachbar sah sie erstaunt an. Anscheinend hatte sie das letzte Wort laut ausgesprochen. Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder der vorüberziehenden Landschaft zu. Karen hatte sich um ein Haus für sie gekümmert. Ein Cottage direkt am Meer. Die Miete war nicht zu hoch und die Umgebung atemberaubend – mehr konnte man sich nicht wünschen. Den Rest musste sie schon selbst übernehmen, und sie hoffte, dass sie dazu in der Lage sein würde.

Eingeschlossen von einer Hügelkette, erstreckte sich Aberystwyth entlang eines kleinen Flusses bis hinunter zum Meer, das glitzernd in der Sonne lag. Von größeren Bausünden war die Stadt weitestgehend verschont geblieben, viktorianischer Baustil überwog und gab der Küstenstadt eine gemütliche Atmosphäre. Auf einem Hügel am Stadtrand thronte die Universität mit dem imposanten Gebäude der Nationalbibliothek.

Alexandra packte ihre Sachen zusammen, die aus ihrer Handtasche, einer mittelgroßen Reisetasche und einem schweren Koffer bestanden. Mehr konnte sie allein nicht tragen. Eine Spedition würde ihre anderen Sachen liefern. Sie strich sich die kurzen dunklen Locken aus dem Gesicht, zupfte an ihrem Rollkragenpullover und schlüpfte in ihren Wildledermantel. Sollte nicht ein weiteres Hindernis die Fahrt verzögern, müsste sie in wenigen Minuten ihr Ziel erreicht haben.

Das Haus von Charles und Karen befand sich unterhalb von Penglais Hill, dem Universitätsberg, in einer ruhigen Seitenstraße. Es lag etwas erhöht inmitten eines wunderschönen Gartens, den Karen mit Hingabe pflegte. Im Winter war von der Blütenpracht des Gartens zwar nichts zu sehen, doch die sorgfältig getrimmten Büsche und Bäume ließen erahnen, dass sich hier mit den ersten Sonnenstrahlen die Pflanzenwelt verwandeln würde. Ihre Schwester hatte sie zusammen mit den Kindern vom Bahnhof abgeholt. Karen sah wie immer perfekt aus und schien in der Mutterrolle aufzugehen. Alexandra stieg aus dem Wagen und wollte zum Kofferraum gehen.

»Nein, lass nur, den schweren Koffer holt Charles nachher. Komm erst mal rein. Ich weiß, dass eine Reise nach Aberystwyth lang ist.« Karen lachte. »Ich habe selbst oft genug darüber geklagt. Aber man gewöhnt sich an alles. Ich möchte für nichts auf der Welt mit einer Stadtwohnung in London tauschen.«

Karen hatte trotz der Geburten ihre schlanke elegante Gestalt bewahrt und bewegte sich im Garten wie bei Empfängen mit derselben leichten Selbstverständlichkeit. Alexandra fühlte sich bei offiziellen Anlässen immer unwohl und versuchte, sich ständig um die Anwesenheitspflicht bei Vernissagen zu drücken, sehr zum Ärger von Sylvia. Die Kinder stürmten an ihnen vorbei ins Haus, als Karen die Tür aufschloss. Ein warmer Duft von Gebratenem und Gebackenem schlug ihnen entgegen.

Alexandra schnupperte. »Hier duftet es verführerisch!«

Karen nahm ihr den Mantel ab. »Ja, noch. Ich hoffe nur, Charles war da, um auf den Kuchen aufzupassen. Charles?«, rief sie ins Haus.

»Hier, Darling!«, kam es aus der Küche, die sich links der Eingangshalle befand.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783986905262
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (August)
Schlagworte
Liebesroman Familiengeheimnisroman Frauenunterhaltung England Roman Schicksal Roman Kate Morton Felicity Whitmore Laura Andersen Neuerscheinung eBook
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