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Im Schatten des Akazienbaums

Ein Australien-Roman - Die große Eden-Saga 1

von Rosalind Miles (Autor:in) Dr. Eva Malsch (Übersetzung)
©2023 469 Seiten
Reihe: Die große Eden-Saga, Band 1

Zusammenfassung

Der unbändige Mut einer betrogenen Frau im bewegenden Schicksalsroman »Im Schatten des Akazienbaums« von Rosalind Miles – jetzt als eBook bei dotbooks.

Der Sonnenuntergang über dem australischen Familienstammsitz Eden ist ein majestätischer Anblick: Glutorange scheint der Himmel mit dem roten Staub der weiten Ebene zu verschmelzen, die das Anwesen umgibt. Hier, in ihrer geliebten Heimat, heiratet die reiche Erbin Stephanie Harper den berühmten Sportler Greg Marsden: Nach so vielen Enttäuschungen soll nun endlich alles perfekt werden – doch Greg entpuppt sich schon bald als Monster. Um ihr Vermögen unter seine Kontrolle zu bringen, schreckt er nicht einmal davor zurück, Stephanie in der Wildnis des Outbacks dem sicheren Tod zu überlassen. Schwer verletzt wird sie vom charismatischen Dan Marshall gerettet – und schwört Rache. Wie ein Phönix, der sich aus der Asche erhebt, setzt Stephanie von nun an alles daran, ihr Familienimperium zurückzuerobern ...

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der mitreißende Roman »Im Schatten des Akazienbaums« der britischen Bestsellerautorin Rosalind Miles ist der erste Band ihrer Eden-Saga, die Fans von Danielle Steele, Nora Roberts und Elizabeth Haran begeistern wird! Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Der Sonnenuntergang über dem australischen Familienstammsitz Eden ist ein majestätischer Anblick: Glutorange scheint der Himmel mit dem roten Staub der weiten Ebene zu verschmelzen, die das Anwesen umgibt. Hier, in ihrer geliebten Heimat, heiratet die reiche Erbin Stephanie Harper den berühmten Sportler Greg Marsden: Nach so vielen Enttäuschungen soll nun endlich alles perfekt werden – doch Greg entpuppt sich schon bald als Monster. Um ihr Vermögen unter seine Kontrolle zu bringen, schreckt er nicht einmal davor zurück, Stephanie in der Wildnis des Outbacks dem sicheren Tod zu überlassen. Schwer verletzt wird sie vom charismatischen Dan Marshall gerettet – und schwört Rache. Wie ein Phönix, der sich aus der Asche erhebt, setzt Stephanie von nun an alles daran, ihr Familienimperium zurückzuerobern ...

Über die Autorin:

Rosalind Miles wurde in Warwickshire geboren und studierte in Oxford, Birmingham und Leicester. Sie ist eine preisgekrönte Schriftstellerin, Journalistin, Kritikerin und Rundfunksprecherin, deren Werke in der ganzen Welt erschienen sind. Unter anderem gewann sie den Network Award für herausragende Leistungen im Schreiben für Frauen. Ihre historischen Romane wurden international gefeiert, insbesondere »Elisabeth, Königin von England«, in der sie das Leben und die Zeit der Tudor-Königin nachzeichnet. Ihr juristisches und soziales Engagement hat sie vom Buckingham Palace bis ins Weiße Haus geführt.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin die Romanbiographie »Elisabeth, Königin von England«, ihre historischen Romane der Guinevere-Saga »Die Herrin von Camelot« und »Die Königin des Sommerlandes« und ihre dramatischen Australienromane »Unter der roten Sonne Australiens« sowie die beiden Bände der großen Eden-Saga »Im Schatten des Akazienbaums« und »Im Land der Silbereichen«.

Die Website der Autorin: rosalind.net

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eBook-Neuausgabe Juli 2023

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1984 unter dem Originaltitel »Return to Eden« bei Guild Publishing, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 1989 unter dem Titel »Heimkehr nach Eden« bei Lübbe.

Copyright © der englischen Originalausgabe 1984 Eden Productions Pty

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1989 by Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/Vladimir Arndt/Ekaterina Filatova, NORTH DEVON PHOTOGRAPHY, oksanashu, OskarWells, kwest

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (fb)

ISBN 978-3-98690-741-9

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In diesem eBook begegnen Sie möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Bei diesem Roman handelt es sich um ein rein fiktives Werk, das vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit spielt oder geschrieben wurde – und als solches Dokument seiner Zeit von uns ohne nachträgliche Eingriffe neu veröffentlicht wird. Diese Fiktion spiegelt nicht unbedingt die Überzeugungen des Verlags wider.

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Rosalind Miles

Im Schatten des Akazienbaums

Ein Australien-Roman

Aus dem Englischen von Eva Malsch

dotbooks.

Kapitel 1

Als die Morgenröte wie ein Feuer über Eden aufzog, träumte der alte Mann seinen letzten Traum. Im großen Eichenbett seiner Vorväter träumte er einen Traum des Triumphs, nach dem er die ganze Nacht gestrebt hatte, dann ächzte er zufrieden, lächelte vor sich hin und drückte die Hand, die seine festhielt, als wollte er einen Pakt besiegeln. Für Max Harper, einen Veteran tausend siegreicher Kämpfe gegen die Natur und ihre Elemente, gegen Menschen und Maschinen, war dies ein passender Abschied von einem ausgefüllten Leben. Danach atmete er schwach, aber mühelos. Sein Gesicht wurde sanft und entspannt, so wie es in all den Jahren seines Daseins niemals ausgesehen hatte.

Für das Mädchen neben seinem Bett fing der Alptraum erst an. Die langen samtigen Stunden des Dunkels verstrichen und brachten ein wachsendes Grauen mit sich. Panik überströmte sie wie eine gewaltige Woge. »Geh nicht«, flehte sie, »verlaß mich nicht, bitte, geh nicht ... Wie soll ich ohne dich zurechtkommen ... Ohne dich gibt es nichts. Du warst alles für mich. Nach deinem Lachen sehnte ich mich, nach deiner Hand griff ich immer nur – nicht nach Katies. Ich fürchtete deine Kälte, deine Abwesenheit. Dein Gesicht kannte ich besser als mein eigenes. Aber dich kannte ich nie. Geh nicht, ehe ich eine Gelegenheit finde, dich kennenzulernen – gerade jetzt, wo ich dich so dringend brauche ...«

Der Arzt blickte auf seine Uhr und nickte der Pflegerin zu. Unauffällig verließ sie den Raum, um das Zeichen für den letzten Akt des Rituals zu geben. Aus dem ganzen Norden Australiens waren Freunde, Bekannte und Geschäftspartner des sterbenden Magnaten nach Eden gekommen, mit Autos, Landrovern und Hubschraubern. Sie hatten sich in der dunkel getäfelten Bibliothek des großen Steinhauses versammelt, aufgeregt wie alle Menschen in der Nähe des Todes, und nun saßen sie unter dem Porträt des Mannes, dessen arbeitsreiches Leben sie zusammengeführt hatte und dessen Tod sie jetzt erneut vereinte. Sie fühlten eine starke innere Anspannung, aber keine Angst. Max Harper hatte nicht nur die Vergangenheit kontrolliert, sondern auch die Zukunft gesichert.

In der immer stärkeren Hitze des staubigen Morgens warteten geduldige Ureinwohner aus allen Teilen der Ländereien. Yowi, der Geist, der die Ankunft des Todes ankündigt, hatte einem Stammesangehörigen, der weise genug war, um solche Worte zu verstehen, etwas ins Ohr gehaucht. Und so waren sie erschienen, um die letzten Stunden mitzuerleben, den letzten Traum des alten Mannes zu ehren. Nun starrten sie an diesem heißen, stillen Tag auf das großartige alte Haus, ohne zu blinzeln, auf die zwei Hubschrauber und die unzähligen geparkten Autos unter den dicken Staubschichten.

Stille lag über der Landschaft. Gnadenlos sandte die sengende Sonne ihre Strahlen herab. Aber nicht einmal die jüngsten Mitglieder der Ureinwohnergruppe, die Brüder Chris und Sam, bewegten sich. In fatalistischer Resignation warteten sie, denn sie wußten, was im Haus geschah, und ihre Seelen waren bereit, das Unvermeidliche zu akzeptieren. Durch ihre angestammte Verbundenheit mit allem Lebendigen erkannten sie den Augenblick, da Max Harper in die grenzenlosen Regionen hinüberging, in die Heimat des Allvaters, um jenseits des Todes ein neues Dasein zu finden.

Im abgedunkelten Schlafzimmer wurde das drückende Schweigen nur vom flachen Atem des großen Mannes im Bett durchbrochen. Plötzlich stieß er einen tiefen Seufzer aus, der mit einem Keuchen endete, als der letzte Atem seinen Körper verließ. Rasch trat der Arzt vor und löste die schwere Hand des alten Mannes aus dem Griff des Mädchens. In professioneller Sachlichkeit fühlte er Max Harper den Puls, spürte nichts und legte den Arm auf das Bett. Seine Augen begegneten der verzweifelten Frage im Blick des Mädchens, dann nickte er langsam.

Wie in Trance stand sie auf, lautlos kniete sie an der Seite des Bettes nieder. Sie umfaßte die Finger des Toten, küßte sie, drückte sie sekundenlang an die Wange. Bei der vertrauten Berührung dieser warmen, muskulösen Hand begannen die Tränen wieder zu fließen. Aber ihr Gesicht zeigte keine Regung. Sie wollte nicht weinen.

Nach einer Weile erhob sie sich und wischte die Tränen von den Wangen. Sie schaute ein letztes Mal auf den Mann im Bett, dann ging sie steifbeinig zur Tür und in den Flur hinaus. Durch ein Fenster sah sie verschwommen die Trauergäste, die draußen warteten. Eine eingeborene Frau, die im Staub hockte, schrie auf und schlug die Hände vors Gesicht. Mit gutturaler Stimme begann sie zu singen, und die anderen folgten ihrem Beispiel. »Ninnana combea, innaea inguna karkania ... O großer Geist, Allvater, die Sumpfeichen seufzen und schluchzen, die Gummibäume vergießen Tränen des Blutes, denn die Dunkelheit hat sich auf unsere Schöpfung herabgesenkt ...«

Besänftigt von diesem Gesang, brachte sie ihre Gefühle unter Kontrolle und betrat die Bibliothek. Ihre Ankunft gab das erwartete Zeichen, und die Gespräche verstummten sofort. Alle Gesichter wandten sich zu ihr. Jeder einzelne dieser Männer strahlte jenen selbstsicheren Individualismus aus, der ihn aus einer Menschenmenge hervorheben würde. Aber sie alle wurden übertroffen von Bill McMaster, dem Manager von Harper Mining und ihren Tochtergesellschaften. Er eilte zu der Mädchengestalt in der Tür. Das zerfurchte Gesicht von Mitleid erfüllt, nahm er ihren Arm, flüsterte Trostworte und führte sie zu den anderen.

Aus dem Hintergrund des Zimmers kam Katie, die Haushälterin von Eden, mit einem Silbertablett, auf dem Gläser voll schäumendem Champagner standen. Aus ihren Augen sprach nicht die gewohnte Heiterkeit, und sie konnte das Mädchen, das sie von Kindesbeinen an kannte, nicht anschauen. Schweigend verteilte sie die Drinks. Das Mädchen holte tief Atem, wandte sich – äußerlich gefaßt – zu den Männern und hob das Glas. »Auf Max Harper, meinen Vater. Möge er in Frieden ruhen.«

Während die anderen am Chamapgner nippten, prostete Bill McMaster dem großen Porträt von Max zu, das den Raum ebenso beherrschte wie alle Anwesenden. »Auf Max Harper!« begann er. »Dieser Mann war ein verdammt guter Boß und ein verdammter alter Tyrann. So einen findet man unter einer Million Menschen nur ein einziges Mal. Was er nicht übers Minenwesen wußte, lohnte sich nicht zu wissen. Wir schulden ihm alles, was wir haben. Und was wir für ihn taten, werden wir jetzt auch für dich tun, Mädchen. Wir halten dir die Treue. Solange jemand, der den Namen Harper trägt, an der Spitze von Harper Mining steht, ist die Welt in Ordnung. Hebt noch mal eure Gläser, Jungs. Diesmal trinken wir auf Stephanie Harper. Möge sie sich als gute Tochter dieses alten Grobians erweisen, möge Harper Mining auch weiterhin florieren – wenn sie das Steuer übernommen hat.«

»Auf Stephanie Harper – auf Steph ...«

Wie betäubt, hörte sie nur die Hälfte der Toasts. Aber deren Bedeutung breitete sich in ihrem Bewußtsein aus wie Wellen auf einem von Wolken beschatteten Teich. Der König ist tot – lang lebe die Königin. Hier? Hier auf Eden, wo mein Vater König war? Angstvoll legte sie den Kopf in den Nacken. Über ihr schimmerte das Porträt in lebhaften Ölfarben. Stephanie starrte in die wohlbekannten Habichtsaugen und kam sich verloren vor. »Nein!« Der Schrei rang sich aus ihrer Kehle, erschreckte die Umstehenden ebenso wie sie selbst. »Ich kann nicht! Ich kann nicht! Ich kann nicht!« Unkontrolliert zitterte sie am ganzen Körper, stieß die hilfreich ausgestreckten Hände beiseite und rannte aus dem Haus. Blindlings, wie eine Besessene stürmte sie zu den Ställen. Die Eingeborenen sahen ausdruckslos zu, wie sie in halsbrecherischem Galopp die lange Auffahrt hinabflog, durch das Tor von Eden, in die ungeheuere Weite des hügeligen Buschlandes. Nur dort konnte Stephanie sie selbst sein. Nur dort konnte sie ihrem tiefen Kummer Luft machen. Der große schwarze Hengst sprengte dahin, und das Donnern der Hufe harmonierte mit dem wilden Rhythmus ihres Herzens. Die Reiterin und das Pferd waren der Erschöpfung nahe, als sie endlich in der großen Leere anhielt und dem mitleidlosen Himmel ihre Klagen entgegenschleuderte. Die braune, von der Sonne verbrannte Landschaft erstreckte sich zwischen den Horizonten und ließ das verschwitzte Tier mit den heftig rollenden Augen ebenso zwergenhaft klein erscheinen wie das staubbedeckte Mädchen mit den zerzausten Haaren, das sich nun in den Steigbügeln aufrichtete und schrie und schluchzte: »Daddy, Daddy, wie konntest du ... Ich brauche dich so sehr, wie konntest du mir das antun und mich allein lassen ...«

»Stephanie? Steph, wo bist du?«

Verwirrt zuckte sie zusammen. Sie hörte leichte Schritte auf der Treppe, und Sekunden später betrat Jilly das Schlafzimmer. »Wo warst du, Steph? Vermutlich meilenweit weg mit deinen Gedanken.«

»Ja – buchstäblich. Ich dachte an Eden.«

»Eden?« Jilly sah sich in dem luxuriösen Raum um und schlug spielerisch den affektierten Ton eines britischen Butlers an. »Dies ist das Harper Mansion in Sydney, Madam, nicht Ihr Landsitz.«

»O Jilly, es ist so schön, dich zu sehen.« Den Tränen viel zu nahe, umarmte Stephanie ihre Freundin.

Jilly schob sie ein wenig von sich und musterte sie forschend. »Du könntest eine kleine Aufheiterung gebrauchen, nicht wahr? Was ist los, Kindchen?«

»Ach, nichts.« Stephanie errötete verlegen. »Ich dachte nur an...«

Jilly folgte dem Blick der jungen Frau zum überlebensgroßen Foto von Max, das in einem kunstvoll verzierten Silberrahmen auf dem Nachttisch stand, und lachte in liebevollem Spott. »Stephanie Harper, ich schäme mich für dich! An deinem Hochzeitstag dürftest du eigentlich nicht an deinen Vater denken.«

»Ich denke jeden Tag an ihn«, antwortete Stephanie schlicht. Es stimmte. Die Macht, die Max über sie ausübte, erschien ihr heute genauso stark wie vor siebzehn Jahren, als er gestorben war.

Jilly nickte. »Er hat dein Leben diktiert. Manchmal glaube ich, er hat dich so sehr eingeengt, daß du keine eigene Persönlichkeit entwickeln konntest. Aber in dir steckt viel mehr, als du jemals zu zeigen vermochtest, Mädchen. Vielleicht bekommst du jetzt eine Chance dazu.« Mit einem spitzbübischen Lachen hob sie ihr Champagnerglas.

Sie wurde mit einem Lächeln belohnt. So ist’s schon besser, dachte sie. Wenn du nur wüßtest, wie hübsch du bist, wenn du lächelst – dann würdest du ein permanentes Grinsen zur Schau tragen wie eine Cheshire-Katze. Aber sie war zu klug, um die scheue Stephanie auf ihr Aussehen und ihr Verhalten hinzuweisen. Sie wußte auch, welches Thema man anschneiden mußte, um helles Entzücken in ihrer Freundin zu wecken. »Erzähl mir von dem Glücklichen, der deine Gunst errungen hat«, begann sie. »Ist er wie Max? Fühlst du dich deshalb so zu ihm hingezogen? Er muß etwas Besonderes sein – sonst hättest du dich nicht zu dieser Wirbelwindromanze hinreißen lassen.«

Stephanie strahlte vor Freude. »O Jilly, er ist wundervoll – und er erinnert mich ein bißchen an Dad. Er ist so charakterfest und willensstark, aber auch gut und rücksichtsvoll – und er macht mich so glücklich ...«

Jilly musterte sie aufmerksam. Zweifellos sagte Stephanie die Wahrheit. Sie schäumte beinahe über vor Liebe und Seligkeit. Ihr Gesicht, normalerweise von schüchterner Zurückhaltung geprägt, so daß ein flüchtiger Beobachter sie für unscheinbar halten mochte, war wie verwandelt. Ihre Augen glänzten, die Lippen – sonst traurig und verkniffen – entblößten lächelnd makellos weiße Zähne. Mein Gott, du könntest so schön sein, dachte Jilly erschrocken. Und im selben Moment erwachte eine wilde Eifersucht in ihr. Verwirrt zwang sie sich, eine heitere Miene aufzusetzen. »Wenn du dich nicht endlich zurechtmachst, wirst du nicht einmal nächsten Mittwoch fertig sein, und dein Traummann wartet vergeblich auf dich. Komm, ich helfe dir.« Sie nahm Stephanies Arm und führte sie zum Toilettentisch und drückte sie auf den Stuhl.

Stephanie wurde wieder rot, diesmal vor Freude. Warmherzig umfaßte sie die Hand der jungen Frau. Jilly war immer so lieb zu ihr gewesen, schon in der Kindheit, und es tat gut, eine solche Freundin zu haben. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Jilly, wie entsetzlich! Ich hab dich noch gar nicht richtig begrüßt. Wie geht es dir? Wie war die Reise?«

»Darüber können wir uns immer noch unterhalten, wenn du deine Toilette beendet hast«, erwiderte Jilly energisch, ging zum Bett und ergriff die Jacke, die dort lag. Im Chanel-Stil, aus hyazinthenblauer Seide, wiederholte sie Stephanies Augenfarbe und würde ihrer Figur gewiß schmeicheln.

Jilly wandte sich wieder zum Toilettentisch und half ihrer Freundin in die Jacke. »So, und jetzt erzähl mir alles, Steph.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2023
ISBN (eBook)
9783986907419
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Juli)
Schlagworte
Frauenschicksal Familiensaga Liebesroman Frauenunterhaltung Australienroman Danielle Steele Nora Roberts Elizabeth Haran Neuerscheinung eBook

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Titel: Im Schatten des Akazienbaums