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Eternal - Gefährliche Entdeckung

Thriller | Ein brillanter Wissenschaftler, eine einzigartige Erfindung, eine tödliche Gefahr.

©2023 539 Seiten

Zusammenfassung

Der Preis des ewigen Lebens: Der Wissenschaftsthriller »Eternal – Gefährliche Entdeckung« von Bestsellerautor Gary Braver jetzt als eBook bei dotbooks.

Als der Biochemiker Christopher Bacon im Dschungel Papua-Neuguineas auf eine mysteriöse Pflanze stößt, weiß er sofort, dass es sich um die größte Entdeckung des Jahrhunderts handelt – denn die Tabukari-Blume hat die Kraft, den Alterungsprozess aufzuhalten. Voller Begeisterung forscht der Wissenschaftler an einem Elixier, das ewiges Leben verleihen soll – doch die Nebenwirkungen bleiben immer zu riskant. Als Quentin Cross, der skrupellose Chef des Pharma-Konzerns Darby Pharmaceuticals, Wind von Christophers Arbeit bekommt, setzt er alles daran, Profit aus dem »Wundermittel« zu schlagen. Um die Welt vor der Gefahr seiner unvollendeten Formel zu beschützen, taucht Christopher unter. Eine gefährliche Jagd beginnt, deren Ausgang über das Schicksal der Menschheit entscheiden wird …

»Gary Braver hat nicht nur einen atemberaubenden Thriller geschrieben, er führt die Leser auch in die moralischen Abgründe der Biotechnologie.« Bestsellerautorin Tess Gerritsen

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der packende Thriller »Eternal – Gefährliche Entdeckung« von Gary Braver wird alle Fans von Frank Schätzing und Preston & Child begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Als der Biochemiker Christopher Bacon im Dschungel Papua-Neuguineas auf eine mysteriöse Pflanze stößt, weiß er sofort, dass es sich um die größte Entdeckung des Jahrhunderts handelt – denn die Tabukari-Blume hat die Kraft, den Alterungsprozess aufzuhalten. Voller Begeisterung forscht der Wissenschaftler an einem Elixier, das ewiges Leben verleihen soll – doch die Nebenwirkungen bleiben immer zu riskant. Als Quentin Cross, der skrupellose Chef des Pharma-Konzerns Darby Pharmaceuticals, Wind von Christophers Arbeit bekommt, setzt er alles daran, Profit aus dem »Wundermittel« zu schlagen. Um die Welt vor der Gefahr seiner unvollendeten Formel zu beschützen, taucht Christopher unter. Eine gefährliche Jagd beginnt, deren Ausgang über das Schicksal der Menschheit entscheiden wird …

Über den Autor:

Gary Braver ist das Pseudonym des amerikanischen Autors Gary Goshgarian. Nach seinem Schulabschluss studierte er Physik und machte schließlich seinen Doktor in englischer Literatur. Während seiner Arbeit als Dozent begann Braver schließlich mit dem Schreiben seiner Spannungsromane, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet wurden. Zusammen mit der Bestsellerautorin Tess Gerritsen schrieb er den erfolgreichen Thriller »Die Studentin«.

Die Website des Autors: garybraver.com/

Bei dotbooks veröffentlichte der Autorseine packenden Wissenschaftsthriller »Eternal – Gefährliche Entdeckung und »Flashback – Tödliche Erinnerung«, sowie den Psychothriller »Skin Deep – Das Gesicht des Todes«.

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eBook-Neuausgabe Dezember 2023

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2000 unter dem Originaltitel »Elixir« bei Forge, Tom Doherty Associates, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2001 unter dem Titel »Das Elixier« bei Goldmann, München.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2000 by Gary Goshgarian

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2001 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/seabreezesky, Kitsana 1980

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-889-8

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Gary Braver

Eternal – Gefährliche Entdeckung

Thriller

Aus dem Amerikanischen von Carmen Jakobs und Thomas Müller-Jakobs

dotbooks.

Prolog

IM REGENWALD VON PAPUA-NEUGUINEA

Oktober 1980

Es gibt keine angenehme Art zu sterben. Doch dies hier war sicher eine der schlimmsten.

Christopher Bacon richtete seine Pistole auf eine Stelle im Busch, war sich jedoch nicht sicher, ob dort tatsächlich jemand war oder ob er sich das nur einbildete. Was Iwati den »Buschwahn« nannte – wenn die grüne Wand sich immer dichter um einen schloss und Schatten lebendig wurden und sich bewegten wie Tiere auf der Jagd. Wenn das Summen der Moskitos bis ins Innerste des Gehirns drang und sich zur Erschöpfung Klaustrophobie gesellte. Und irgendeine verdammte Juju-Blume die Luft mit ihrem erstickenden Gestank erfüllte.

Doch Chris spürte Bewegung – ein Rascheln hinter diesem schwarzen Vorhang aus Ranken und Ästen, ein kaum wahrnehmbares Wispern. Er konnte in der Dunkelheit nichts erkennen, nur Schatten vor dem Licht des Feuers. Und das einzige Geräusch war das Schnarchen der Insekten und Baumfrösche – als ob gleich etwas passieren würde.

Der Regen hatte aufgehört, doch die Luft war so schwül, dass er am ganzen Körper klitschnass war; sein Hemd klebte ihm auf der Brust, seine dreckverkrustete Hose scheuerte an den Beinen, seine Zehen fühlten sich in den Stiefeln klebrig an. So nass, wie er in den vergangenen zwei Wochen ständig gewesen war, selbst wenn es gerade nicht regnete. So nass, dass sich sein Gesicht wie Gelee anfühlte und seine Fußsohlen mit toter, weißer Haut bedeckt waren, die er mit den Fingernägeln abschälen konnte. Der Boden bestand aus verrottendem Schlamm. Und alles tropfte. Der Regenwald tropfte immer. Ein unablässiges grünes Tropfen, das in seinem Kopf widerhallte.

Vielleicht hatte Iwati Recht: Dreizehn Nächte hatten ihn zerrüttet, hatten ihn auf ein Bündel bloßliegender Nerven reduziert, die aus dem kleinsten Geräusch Hirngespinste fabrizierten.

Vielleicht.

Doch all seine Instinkte sagten ihm, dass er nicht allein war, dass er beobachtet wurde, dass unmittelbar hinter diesen Ranken ein hungriger Schatten lauerte, der jede Sekunde ins Licht hervorbrechen und ihm die Eingeweide herausreißen würde.

Seit zwei Tagen hatte Chris das Gefühl gehabt, dass sie verfolgt wurden. Seit Iwati ihn und die fünf Träger in diese entlegene Gegend am Sepikfluss jenseits der Grenze zu Westirian geführt hatte – eine Tabuzone, vor der selbst der Wanebi-Stamm sie gewarnt hatte. Doch Iwati hatte trotz der Proteste seiner Träger auf diesem Abstecher bestanden. Also hatten sie sich einen Weg durch den dichten Dschungel gehackt bis zu diesem See im Schatten des vor Jahrhunderten erloschenen Omafeki-Vulkans – und das alles für diese Juju-Blume, die nach Äpfeln und verwesendem Fleisch stank. Und seitdem waren sie ständig auf der Hut gewesen, waren bei jedem ungewöhnlichen Geräusch zusammengeschreckt, sicher, dass es von den Okamolu kam, jenem zurückgezogenen Hochlandstamm, der mit Speeren und Pfeilen und einem heftigen Verlangen nach dem Fleisch des »langen Schweins« Jagd auf Eindringlinge machte.

Doch Iwati blieb unerschütterlich. Er zog an seiner Pfeife und sagte, es seien nur Baumkängurus oder Buschratten. »Kein Grund zur Sorge, mein Freund. Hier ist sonst niemand.« Chris tröstete sich mit dem Gedanken, dass sein alter Schulfreund ein Schamane des Tifalmin-Stammes war und sich in dieser Gegend auskannte. Baumkängurus, sagte sich Chris nun – und eine lebhafte Fantasie.

Und wo zum Teufel steckte Iwati? Während Chris ein Feuer anfachte, hatte Iwati seine Männer zu einer Lichtung geführt, um dort das Lager aufzuschlagen. Doch das war nur ein Stück weit den Pfad hinunter. Und er war jetzt seit mehr als einer halben Stunde verschwunden.

Chris kauerte sich hinter einen umgestürzten Baum, umklammerte die Pistole mit beiden Händen und machte sich bereit zu schießen. Hinter ihm glühte der Vulkan im feurigen Licht des Sonnenuntergangs. In Kürze würde die Nacht anbrechen.

»Iwati!«

Keine Antwort, aber Chris’ Stimme hatte den Busch wie ein Gewehrschuss durchdrungen, und die aufgeschreckten Tiere brachen in lautes Schnattern aus.

Unsichtbare Wesen mit Flügeln fraßen ihn bei lebendigem Leib auf. Seine Augen, Ohren und Lippen waren geschwollen, und winzige, bohrende Käfer waren in seine Schuhe eingedrungen und füllten seine Füße mit Gift. Tagsüber hatte er sich mit einem Mittel eingeschmiert, das Iwati aus Justicawurzel und Schweinefett zusammengebraut hatte. Doch es war längst von seinem Gesicht gewaschen worden, und das Zeug befand sich jetzt in Iwatis Tasche. Im Busch von Papua-Neuguinea waren Dutzende von Tieren in der Lage, einen Mann zu töten – von den Giftnattern über Wildschweine bis hin zu sechs Meter langen Krokodilen. Doch es waren die verfluchten Insekten, die ihn in den Wahnsinn trieben. Unsichtbare Wesen, die sein Fleisch und Blut fraßen. Und dazu dieser modrig-süße Gestank, der ihm die Kehle zuschnürte.

Plötzlich kam ihm ein furchtbarer Gedanke: Und wenn die Okamolus Iwati getötet hatten? Ein plötzlicher Pfeilregen, und Iwati und seine Männer wären tot, geräuschlos.

Oder vielleicht hatten die Träger gemeutert? Sie waren nervös gewesen, seit sie Wanebabi verlassen hatten. Was wäre, wenn sie Iwati ein Messer in den Rücken gejagt hatten und über den Fluss geflohen waren? Warum nicht? Die Okamolu waren für ihre Grausamkeit berüchtigt.

Chris fiel die Geschichte von einer japanischen Patrouille ein, die sich während des Krieges einen Weg hier heraus freigeschlagen hatte, um die Einheimischen dazu zu bringen, eine Landebahn zu bauen. Plötzlich waren sie von Okamolu-Kriegern umringt gewesen. Die Japaner mit ihren automatischen Gewehren sahen sich einer Übermacht an Speeren gegenüber, und nach einem spannungsgeladenen Zögern hatte der japanische Kommandant als Friedensgeste sein Gewehr fallen lassen. Der Anführer der Okamolu folgte seinem Beispiel und stieß seinen Speer in die Erde. Die Krise, so schien es, war vorüber. In der folgenden Nacht jedoch war acht der neun Männer im Schlaf die Kehle durchgeschnitten worden, und sie endeten am nächsten Tag mit Yams und anderen Wurzeln über Mumufeuern ohne Kopf wie Schweine. Das Letzte, woran sich der einzige Überlebende erinnern konnte, waren Kinder, die an einem verkohlten Bein nagten.

»Iwati!«

Chris presste sich gegen den Baum. Er war sich sicher, dass er bei Morgengrauen von Malaria geschüttelt werden würde, falls er die Nacht überleben sollte. Bastarde! Er wünschte, sie würden den Bann brechen und die Sache hinter sich bringen. Er hatte die Pistole für Krokodile mitgebracht, nicht für einen Schusswechsel mit Kannibalen. Selbst wenn er sich den Weg freischießen könnte, würde er es nie allein bis zum Fluss schaffen. Er würde sich entweder verirren oder in Treibsand geraten.

Dann geschah es. Der Vorhang aus Lianen teilte sich langsam.

Chris’ Finger zitterte am Abzug. Jemand kam auf ihn zu. Das war kein Lichtreflex. Kein Insulintief. Keine Halluzination. Die Lianen wurden beiseite geschoben. Der Angriff stand unmittelbar bevor. Showdown.

Im letzten Augenblick war Chris Bacon von dem Bild erfüllt, wie Wendy ihren neugeborenen Sohn Ricky in den Armen wiegte. Und von dem Gedanken: Dies ist mein Tod.

Er hatte vor 13 Tagen begonnen. Sie waren vom Dorf der Tifalmin aufgebrochen, um Pflanzenproben zu sammeln, die Chris mit in die Vereinigten Staaten nehmen wollte. Chris arbeitete als Biochemiker für Darby Pharmaceuticals, ein Laboratorium in Boston, das auf dem Gebiet der synthetischen Herstellung und Weiterentwicklung aller Heilmittel verschiedener Kulturen Vorreiter war. Seit der Entdeckung, dass Alkaloide von Catharantus roseus Hodgkin-Tumore zu schrumpfen vermochten, lieferte sich Darby ein Wettrennen mit anderen Pharmafirmen, überzeugt, dass noch andere Wunderdrogen auf Bäumen wuchsen. Chris war insbesondere damit beschäftigt, pflanzliche Steroide in tierische Steroide umzuwandeln und auf ihre mögliche empfängnisverhütende Wirkung zu testen. Darbys Ziel war es, die erste Pille für den Mann zu entwickeln. Dies wäre ein bahnbrechender Erfolg, der die Aktien des Unternehmens in den Himmel schießen lassen würde.

Chris Bacon war als Forschungsleiter der Hoffnungsträger von Darby, nicht zuletzt deshalb, weil er im Busch von Papua-Neuguinea aufgewachsen war. Sein Vater war in den späten 50er-Jahren amerikanischer Botschafter in Australien gewesen, und Chris hatte die Königliche Knabenakademie in Port Moresby besucht, wo er im Alter von 14 Jahren Iwati kennen gelernt hatte, einen der wenigen einheimischen Jungen aus der Hochebene, die die Schule besuchten. Iwatis Dorf hatte 1943 den amerikanisch-australischen Streitkräften geholfen, eine Landebahn in der Nähe des Dorfes der Tifalmin zu bauen. Das verschaffte den Alliierten einen Stützpunkt im Landesinneren und Zugang zum Chinconabaum, aus dessen Rinde Chinin hergestellt wurde, das wirkungsvollste Mittel gegen Malaria. Es war der erste Kontakt der Tifalmin zu Männern mit weißer Haut und mit Stahl – ein Kontakt, der dazu führte, dass Iwati mit der englischen Sprache aufwuchs. Und weil er intelligent war, finanzierten australische Missionare seine Ausbildung. Iwati war Diabetiker, wie Chris, und sie begegneten sich regelmäßig in der Krankenstation der Schule, wo ihr Blutzuckerspiegel gemessen und ihnen Insulin verabreicht wurde. Im Laufe der vier Jahre wurden Chris und Iwati Freunde – und ihre Freundschaft wurde auf ewig zementiert, als Chris Iwati in ihrem letzten Sommer das Leben rettete. Obwohl der Junge am Ufer des Sepikflusses aufgewachsen war, hatte er ironischerweise nie schwimmen gelernt, eine Tatsache, die Chris entdeckte, als ein anderer Junge Iwati am tiefen Ende ins Schwimmbecken stieß. Iwati ging unter wie ein Stein und wäre ertrunken, wenn Chris nicht gewesen wäre.

Wie schon sein Vater vor ihm, so war auch Iwati der Medizinmann der Tifalmin. Trotz all seines Juju-Schmucks und des ganzen Hokuspokus war er jedoch stark westlich geprägt. Er trug Bermudashorts, ein Harvard T-Shirt und die neue Bulova-Uhr, die Chris ihm mitgebracht hatte, wohingegen seine Männer nur im Lendenschurz durch den Busch marschierten. Wie sein Vater besaß Iwati die Gabe, zu erkennen, welche Pflanzen Heilkräfte besaßen und welche töteten, eine Gabe, die Chris um den halben Globus hatte reisen lassen. Iwati kannte eine Pflanze gegen jede Krankheit – Fieber, Zahnschmerzen, Magengeschwüre, Schlangenbisse, Wunden, Malaria, Syphilis. Und darin lag die Zukunft der Medizin der westlichen Welt.

Zum dritten Mal in zwei Jahren hatte Darby Chris auf Reisen geschickt. Doch diesmal war es ihm gelungen, Geld bei der Firma locker zu machen, um im Dorf der Tifalmin eine Schule zu bauen. Eine langfristige Investition in den Schamanenzauber. Und jetzt sollte das alles durch Speere und Pfeile enden.

Chris hob die Waffe und hielt den Atem an.

Keine Lichttäuschung. Keine paranoide Wahnvorstellung. Ein Mensch nahm in den dichten Schatten der Äste Gestalt an.

»Komm raus, du Dreckskerl!«, rief Chris.

Die Gestalt hielt inne, und für einen Augenblick wurde der Dschungel zum Stillleben.

Als die Gestalt plötzlich auf Chris zustürzte, durchbrachen grelle Schreie aus allen Richtungen die Stille. Reflexartig schoss er und hörte nicht auf, bis alle sechs Kammern des Colts leer waren und er klickend auf einen nackten Körper mit gefesselten Füßen abdrückte, der in der Luft hin und her schwang.

An den Opfermalen auf den Schultern erkannte er Maku, einen der Träger. Seine Brust war von den Kugeln aufgerissen worden, doch er war bereits tot gewesen. Er hatte keinen Kopf mehr.

Entsetzt beobachtete Chris, wie der Leichnam hin und her pendelte, bis er wenige Meter vor ihm zur Ruhe kam. Er riss Patronen aus seinem Gürtel, um nachzuladen, als plötzlich ein Dutzend Okamolu-Krieger aus den Schatten auftauchten, einen Kreis um ihn bildeten und ihre Speere drohend in der Luft schwenkten. Ehe Chris nachladen konnte, trat ein kleiner, runzliger Mann auf ihn zu. Er war nackt wie die anderen, trug aber eine lange weiße Feder durch die Nase, ein Halsband mit einem Halbmond und einen Kopfschmuck aus Federn. Sein Gesicht war mit weißen Streifen bemalt. Der Juju-Mann.

In seiner Hand hielt er einen Speer mit Makus Kopf, von dem noch das Blut troff. Er trat näher an Chris heran und plapperte in einer Sprache auf ihn ein, die Chris nicht kannte. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, Kugeln in die Kammern zu laden, doch der Juju-Mann stieß ihm Makus Kopf ins Gesicht. Eine Wolke aus schwarzen Fliegen umschwirrte ihn. Chris konnte das Blut riechen. Dunkle, warme Flüssigkeiten tropften auf seine Schuhe, und er musste würgen.

Der Juju-Mann hatte wilde Augen, und sein Mund war leuchtend rot von den Betelnüssen, die er kaute. Alle paar Sekunden spuckte er dicke rote Klumpen aus, als habe er den Kopf mit seinen eigenen Zähnen abgerissen. Mit seiner freien Hand berührte er Chris’ Gesicht und Arme, als wolle er überprüfen, ob seine Hautfarbe echt sei. Er schrie etwas, und seine Männer antworteten ihm im Chor. Einer von ihnen rief etwas Zorniges, und die anderen stimmten zu. Es klang wie ein Todesurteil. Sogleich begannen sie zu singen und wieder ihre Speere durch die Luft zu schwingen. Als der alte Mann zurücktrat, um das Ziel freizugeben, ließ ein durchdringendes Heulen die Speere in der Luft erstarren.

Aus dem Busch trat ein großer Mann, der einen Rock aus Laplap-Gras und einen kunstvollen Kopfschmuck aus den Federn des Paradiesvogels trug. Er wirkte besonders furchterregend, weil sein Gesicht mit leuchtend gelber Farbe bemalt und seine Augen rot umrandet waren. An Stelle der Muschelkette des Schamanen trug er eine Schnur mit Krokodilszähnen, an der ein geschrumpfter menschlicher Kopf baumelte, um den Hals.

In perfektem Englisch sagte er: »Sie werden dir nichts tun.«

Iwati.

Er trat an Chris vorbei zu dem Juju-Mann und sagte etwas mit klarer, ruhiger Stimme. Chris verstand kein Wort, doch die Wirkung war sofort erkennbar. Der alte Mann murmelte etwas, und die Krieger ließen ihre Waffen sinken. Dann senkten sie zu Chris’ ungläubigem Staunen demütig die Köpfe.

Chris lud rasch seine Pistole. »Die wirst du nicht brauchen«, versicherte Iwati.

»Mein Gott, Mann, schau dir an, was sie getan haben.« Makus Rumpf baumelte wenige Meter von ihnen entfernt; aus dem Stumpf seines Halses rann noch immer Blut.

Iwati nickte. »Sie werden dir nichts tun.«

Es war nicht nur Iwatis Auftreten, das Chris zurückhielt. Es war die Reaktion der Okamolu.

Sie ähnelten jetzt mehr einem Haufen verängstigter Schuljungen als berüchtigten Kannibalen.

»Wie kommt es, dass sie solche Angst haben? Sie haben doch schon öfter weiße Männer gesehen?«

Iwati antwortete nicht.

»Was wollen sie?«

»Sie sind nur neugierig.« Dann sagte Iwati etwas in der Stammessprache.

Der Juju-Mann murmelte seinen Männern etwas zu. Er schickte sie weg, und sie schienen dankbar zu sein, dass sie gehen durften. Sie drehten sich um und zogen sich auf dem gleichen Wege in das dunkle Unterholz zurück, auf dem sie gekommen waren. Bevor sie verschwanden, blickte jeder von ihnen noch einmal zurück. Und Chris hätte schwören können, dass das, was er in ihren Gesichtern sah, nackte Angst war.

Sie begruben Makus sterbliche Überreste auf einer Lichtung und entzündeten ein Feuer auf dem Grab, um Aasfresser fern zu halten. Die Träger blieben im Lager zurück, und Iwati führte Chris zum See. Das Wasser sah aus wie schwarzes Glas. Der Kegel des urzeitlichen Omafeki zeichnete sich als Silhouette im letzten Tageslicht ab. Eine erfrischende Brise war aufgekommen und hatte die Ekel erregende Süße davongeweht. Unter ein paar Palmwedeln zog Iwati einen kleinen Einbaum hervor.

»Wohin fahren wir?«

Iwati deutete über das Wasser. Im schwachen Licht konnte Chris eine kleine Insel erkennen, die ein paar Hundert Meter vom Ufer entfernt war. »Was ist dort draußen?«, fragte er. Iwati antwortete nicht.

Chris hockte vorn im Kanu, während Iwati im Mondlicht auf die Insel zupaddelte. Je näher sie kamen, desto stärker wurde der eklige Geruch. Sie legten an einer schmalen Lichtung an, die von mit Kletterpflanzen überwucherten Bäumen umringt war. Chris wollte aussteigen, doch Iwati hielt ihn zurück. Aus seiner Tasche zog er ein totes Baumkänguru und schleuderte es in Richtung Ufer. Im Mondlicht sah Chris, wie es auf eine Stelle zusegelte, an der besonders viele Blüten hingen. Einen Bruchteil einer Sekunde, bevor es zu Boden fiel, brach etwas Riesiges aus dem Dunkel hervor und schnappte es. Ein gewaltiges Um-sich-Schlagen und das Aufblitzen eines Bauches, dann verschwand es wieder in der Schwärze. Ein riesiges Krokodil.

»Es wartet auf Vögel«, erklärte Iwati.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2023
ISBN (eBook)
9783986908898
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Dezember)
Schlagworte
Medizinthriller Wissenschafts-Thriller Forschungs-Thriller Labor Thriller Dorian Gray Frank Schätzing Mark Elsberg Andreas Brandhorst Neuerscheinung eBook
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Titel: Eternal - Gefährliche Entdeckung