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Der Himmel über Konstantinopel

Historischer Roman | Ein großes Historienpanorama für Fans von »Die Kathedrale des Meeres«

©2024 553 Seiten

Zusammenfassung

Das Erbe einer Stadt, das alle Zeiten überdauert: Der historische Roman »Der Himmel über Konstantinopel« von Jens J. Kramer jetzt als eBook bei dotbooks.

Schatten und Glanz des 15. Jahrhunderts … Ungestüm und frei wächst Thamar als Bauerntochter am Schwarzen Meer auf – bis ihre Heimat von den Osmanen grausam unterworfen wird. Alle Jungen des Reiches müssen von nun an als muslimische Krieger dienen. Doch weil ihr Vater seinen Sohn nicht entbehren will, zwingt er die ungeliebte Tochter, verkleidet dessen Platz einzunehmen. Eine gefährliche Lüge, die sie jederzeit das Leben kosten könnte … ihr aber auch ungekannte Möglichkeiten eröffnet. Eine abenteuerliche Reise führt Thamar schließlich mitten in das blühende Herz des Reiches. Im prachtvollen Konstantinopel begegnet sie einem Mann, der Thamars große Liebe werden könnte – oder der sie alles kostet …

Das Schicksal einer außergewöhnlichen Frau – eine Geschichte, so farbenprächtig gewirkt wie ein orientalischer Teppich.

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der mitreißende Historienroman »Der Himmel über Konstantinopel« von Jens J. Kramer, auch unter dem Titel »Der zerrissene Schleier« bekannt, wird Fans von Noah Gordon und Ildefonso Falcones begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Schatten und Glanz des 15. Jahrhunderts … Ungestüm und frei wächst Thamar als Bauerntochter am Schwarzen Meer auf – bis ihre Heimat von den Osmanen grausam unterworfen wird. Alle Jungen des Reiches müssen von nun an als muslimische Krieger dienen. Doch weil ihr Vater seinen Sohn nicht entbehren will, zwingt er die ungeliebte Tochter, verkleidet dessen Platz einzunehmen. Eine gefährliche Lüge, die sie jederzeit das Leben kosten könnte … ihr aber auch ungekannte Möglichkeiten eröffnet. Eine abenteuerliche Reise führt Thamar schließlich mitten in das blühende Herz des Reiches. Im prachtvollen Konstantinopel begegnet sie einem Mann, der Thamars große Liebe werden könnte – oder der sie alles kostet …

Über den Autor:

Jens J. Kramer, Jahrgang 1957, studierte in Berlin Ethnologie und Publizistik. Der historische Roman »Die rote Sonne Afrikas« über die Kolonialzeit war sein Debüt, dem weitere Romane folgten. Als Jo Kramer schrieb er außerdem romantische Komödien, als Mike Schulz Krimikomödien und zusammen mit seiner Ehefrau, der Bestsellerautorin Nina George, ist er Jean Bagnol, der Erfinder des provenzalischen Ermittlers »Commissaire Mazan«. Ebenfalls mit Nina George als Autorenduo veröffentlicht er seit 2022 Kinderbücher. Heute lebt Jens J. Kramer in Berlin und der Bretagne.

Die Website des Autors: www.jensjohanneskramer.de

Bei dotbooks veröffentlichte Jens J. Kramer auch seine historischen Romane »Das Lied von Afrika« und »Die rote Sonne Afrikas«.

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eBook-Neuausgabe März 2024

Dieses Buch erschien bereits 2010 unter dem Titel »Der zerrissene Schleier« bei Knaur Taschenbuch

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Knaur Taschenbuch

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung eines Details aus dem Gemälde »Ansicht der Neuen Valide-Moschee am Hafen von Konstantinopel«, Aquarell, um 1789/90, von Jean-Baptiste Hilair, Pera Museum, Istanbul sowie mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)

ISBN 978-3-98952-041-7

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In diesem eBook begegnen Sie möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Bei diesem Roman handelt es sich um ein rein fiktives Werk, das vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit spielt oder geschrieben wurde – und als solches Dokument seiner Zeit von uns ohne nachträgliche Eingriffe neu veröffentlicht wird. Diese Fiktion spiegelt nicht unbedingt die Überzeugungen des Verlags wider.

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Jens J. Kramer

Der Himmel über Konstantinopel

Historischer Roman

dotbooks.

Die Eroberte, 1453

Sie trug einen Schleier. Aber natürlich erkannte er sie trotzdem. Und spürte, wie die Hitze ihn durchströmte.

»Wer bist du?«, fragte er sie.

Sie trat langsam näher, geschmeidig wiegten sich ihre Hüften unter dem grünen Gewand.

»Weißt du es nicht mehr?« Ihre Augen glitzerten.

»Doch. Aber ich will, dass du es mir sagst. Ich habe so lange nach dir gesucht.«

»Wie lange?« Sie kniete vor ihm nieder.

»Ein Leben lang.« Fasziniert sah er auf ihre Hände, die sie ihm entgegenhielt, als wollte sie, dass er sie ergreife. Er tat es nicht.

»Ich glaube dir nicht«, gab sie zurück. Doch er sah den Spott in ihren Augen.

»Was muss ich tun, um dich zu überzeugen?«, fragte er, indem er auf ihr Spiel einging.

»Sehr viel. Du musst mich retten wie damals auf dem Markt. Du musst mich küssen wie in der Schlacht. Du musst mich ansehen wie in der Moschee. Und du musst mir verzeihen. Weil ich deinen Schmerz sah.«

Sie hatte ihre Hände auf seine Knie gelegt. Er beugte sich vor.

»All das will ich tun. Und noch viel mehr. Womit fangen wir an?«

»Dass du mich küsst«, antwortete sie, hob ihren Schleier und hielt ihm ihre Lippen entgegen.

Er strich ihr über die Wange. »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht«, sagte er.

Und zog den Dolch hervor.

Die Prophezeiung (21 Jahre zuvor)

Der Berg drohte nicht. Er wachte über die Stadt an seinem Fuße. So zumindest kam es dem alten Sheik vor, als er seinen Blick zu der im flirrenden Sonnenlicht liegenden Kuppe des Uludag hob. Ein winziger schwarzer Punkt vor dem hellen Blau des Himmels verriet ihm, dass dort oben ein Raubvogel seine Kreise zog.

Sheik Haçi Bayram nickte langsam. Bursa. Die Stadt, in der alles begonnen hatte. Sie war ein guter Ausgangsort für das Kommende. Er gab seinem Begleiter, der stumm einen Schritt hinter ihm stand, einen Wink. Es war an der Zeit, sie wurden erwartet.

Die Wachen am Tor der alten Zitadelle, in der Sultan Murad den Sommer verbrachte, verbeugten sich ehrerbietig, als der Sheik und sein junger Begleiter in den Hof traten. Ein Bote eilte ihnen voraus, um sie anzukündigen. Dennoch nahmen sie sich die Zeit, sich am Brunnen vor der Moschee zu waschen, bevor sie das Hauptgebäude betraten, in dem die Räume des Sultans lagen.

Kühle, nach Rosenöl duftende Luft umfing sie im Inneren des Palastes. Die Mühsal des langen Weges, den die beiden Männer, der alte und der junge, hinter sich hatten, wich aus ihren Gliedern, als sie in die schattige Stille der Sultansgemächer traten. Nur ein leises Raunen, kaum hörbar, erfüllte die Marmorhallen, als fürchteten seine Bewohner mit ihren Stimmen das Missfallen des Osmanenherrschers zu erregen.

Sultan Murad ruhte in einem Raum, durch dessen verzierte Fenstergitter in schrägen Bahnen das Licht einfiel. Zur Linken seiner breiten Liege lag auf einem mit Silber verzierten Lesepult ein aufgeschlagenes Buch, in dem der Sheik mit einem Blick den Koran erkannte. Zur Rechten des Osmanenherrschers stand eine Wiege. Haçi Bayram und sein Begleiter verneigten sich tief. Doch sie beugten nicht das Knie.

»Salaam aleykum, mein Bruder«, begrüßte sie der Sultan, und der alte Sheik richtete sich auf.

»Aleykum as-Salaam, mein Sultan«, antwortete er.

Murad wies auf die gepolsterten, niedrigen Schemel gegenüber der Liege. Davor stand auf einem kleinen Tisch eine Schale mit Früchten.

»Ruh dich aus, Sheik Haçi Bayram, und koste von den Trauben. Sie werden deinen Gaumen erfrischen und ihre Süße deine Zunge geschmeidig machen.«

Der alte Sheik ließ sich auf dem größeren der beiden Schemel nieder und bediente sich an den Früchten. Dabei betrachtete er die hageren Gesichtszüge des Osmanenherrschers. Etwas Schwermütiges umgab den Herrscher, doch Haçi Bayram wusste um die Entschlossenheit, mit der dieser seine Regentschaft führte. Mit einem Mal lenkte ein leises Glucksen aus der Wiege seine Aufmerksamkeit ab. Der Sultan folgte seinem Blick. »Allah hat mir einen neuen Prinzen geschenkt«, sagte er leise. »Gesegnet sei das Haus Osman. Möge der Junge seinem Vater zur Ehre gereichen.« Dabei dachte der Sheik an seinen Traum und hoffte, dass dieser neue Prinz die Kraft besaß, das zu vollbringen, was das Schicksal für ihn vorgesehen hatte. Unwillkürlich wandte er sich nach seinem Begleiter um und stellte fest, dass der stehen geblieben war und unverwandt das Neugeborene betrachtete. Auch dem Sultan schien jetzt das ungewöhnliche Verhalten des jungen Mannes aufzufallen. »Wer ist dein Begleiter, Haçi Bayram, mein Bruder«, fragte er mit einer Stimme, in der eine Spur Unwillen mitschwang.

»Das ist mein neuer murid, ein Schüler auf dem Pfade der Weisheit«, beeilte sich der Sheik, dem Sultan zu versichern. »Es hat einen besonderen Grund, dass er heute bei uns ist.«

Der junge Mann, der bemerkte, dass seine Neugier unangemessen war, senkte den Blick. Doch aus den Augenwinkeln heraus musterte er weiterhin den kleinen Prinzen.

Die demütige Geste des murids schien den Sultan zu besänftigen. Er wandte sich wieder dem Sheik zu: »Hast du getan, worum ich dich gebeten habe?«, fragte er nun. »Hast du ergründet, ob die Prophezeiung sich erfüllen wird?«

Die Prophezeiung. Jene Worte, deren Ursprung bis in die Tage des Propheten zurück reichten. Haçi Bayram neigte zur Bestätigung den Kopf. Er wusste, was er zu sagen hatte. Aber es würde nicht einfach sein. Während der Sultan auf seine Antwort wartete, zogen vor dem inneren Auge des Sheiks die Bilder vorbei, die sein Traum ihm gezeigt hatte. Das rote Banner, darauf in schwarzen Schriftzeichen die Worte der Al-Fatiha. War es eine Vision aus der Zukunft oder der Vergangenheit gewesen? Der Traum hatte ihm die Antwort gezeigt.

»Ja, mein Sultan, die Prophezeiung des Eyüp wird sich erfüllen«, sagte der Sheik schließlich.

Murad beugte sich vor. In seinen Augen glühte ein dunkles Feuer.

»Hast du es gesehen?«, fragte er mit heiserer Stimme.

Der Sheik nickte: »Ich sah die unbezwingbaren Mauern fallen. Ich sah ein weißes Pferd über die leblosen Leiber der Ungläubigen steigen. Und Eyüps Seele fand endlich seinen Frieden.«

Der Sultan lehnte sich wieder zurück. »Und wer«, fragte er dann mit hohler Stimme, »saß auf dem weißen Pferd, Sheik Haçi Bayram, mein Bruder? War ich es?«

Der alte Sheik schüttelte den Kopf: »Nein, mein Sultan. Weder du noch ich werden die Mauern von Konstantinopel fallen sehen.«

Die Gestalt Murads sackte kaum merklich in sich zusammen, aber Haçi Bayram hatte seinem Herrn diese Wahrheit nicht ersparen können. Nun war es an der Zeit für den zweiten Teil seines Traumes.

»Doch«, begann er langsam, »das Kind in der Wiege wird es sehen.«

Überrascht blickte der Sultan auf. Sheik Haçi war sich der Wirkung seiner Worte bewusst. Der neue Prinz nahm keineswegs die Rolle des Thronfolgers ein. Murads ältester Sohn, Ali, genoss bereits die Erziehung, die ihn auf die Sultanswürde vorbereiten sollte. Dass nun der Sheik dem jüngsten Sohn die Führung des Hauses Osman prophezeite, verhieß dem älteren Bruder ein frühes Ende.

Haçi Bayram blickte dem Sultan ruhig in die Augen. Er wusste, dass die Übermittlung einer solchen Nachricht den Tod bedeuten konnte. Nur wenige Herrscher ertrugen die Wahrheit, und oft genug rollte der Kopf eines Boten, um seine schlechte Botschaft dem Vergessen zu überantworten. Doch der alte Sheik fürchtete den Tod nicht. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, seinen Herrn mit einer Lüge zu beleidigen. Alles, was er empfand, war Mitleid mit dem Vater, dem er soeben den Tod eines Sohnes vorhergesagt hatte. Traurig schüttelte der alte Mann den Kopf. »Dies ist die Antwort, die ich dir bringen kann. Der Junge dort in der Wiege ist der Mann auf dem weißen Pferd. Und mein Schüler«, jetzt wandte er sich zu seinem Begleiter um, »wird an seiner Seite sein.«

Der junge Mann erwiderte ruhig seinen Blick. Erst jetzt wurde dem Sheik klar, dass sein Schüler, dem er nichts von dem Traum erzählt hatte, längst wusste, welche Aufgabe ihn erwartete. Wie konnte das sein?, fragte sich der alte Mann. Wie konnte ein Mensch in diesen jungen Jahren über ein solches Wissen verfügen? Aber diese Frage hatte er sich schon einmal gestellt, damals, als er dem Jungen das erste Mal gegenübergestanden war.

»Wie heißt dein Schüler, mein Sheik«, vernahm er nun wie aus weiter Ferne die Stimme des Sultans.

»Sein Name ist Mustafa«, gab Haçi Bayram seinem Herrn Antwort, »ein Sohn des Seyh Hamzah aus Damaskus. Doch in unserem Orden trägt er den Namen Ak Schemseddin.«

»Ak Schemseddin«, wiederholte der Sultan leise, und seine tiefe Stimme ging wie ein Raunen durch die Luft.

»So beauftrage ich dich«, befahl er dann, »diesen Prinzen zu behüten und ihn alles zu lehren, was er für seine Aufgabe braucht. Wirst du das tun, Mustafa Hamzah, den man Ak Schemseddin nennt?«

Der junge Mann verneigte sich: »Ja, mein Sultan.«

Nun kreuzte Murad seinen Blick mit dem des alten Sheiks. Sie beide wussten, dass ihre Zeit vergehen würde. Und dass die Siege ihrer Nachfolger bereits im Buch des Lebens verzeichnet waren. Zwischen ihnen zeichnete das Licht der Nachmittagssonne ein verschlungenes Muster auf den weichen Damast und den glänzenden Marmorboden. Beide erinnerte es sie an die Schriftzeichen des heiligen Koran, und beide lächelten. Wehmütig.

Es war ein Tag im September 1432, das Jahr, das nach der Hrdja, jener Zeitrechnung, die mit der Flucht Mohammeds aus Mekka begann, die Zahl 835 trug. An diesem Tag hob in Konstantinopel, der Stadt, über deren Mauern der alte Sheik im Traum das Banner des Propheten hatte wehen sehen, ein müder Kaiser seinen Blick von dem Brief, den er gerade verfasste. Es war ein Bittbrief an den Papst in Rom, mit dem er um nicht weniger als den Beistand der gesamten Christenheit für seine bedrohte Stadt ersuchte. Er ahnte bereits, dass seine Bitte nicht erhört werden würde. Aber er war der Kaiser, er durfte nicht verzweifeln.

Es war ein Tag im September. Auf den Feldern jenseits der Mauern von Konstantinopel leuchtete goldener Weizen im Licht der Nachmittagssonne. Und während der Sultan und sein Sheik in Bursa ihren bitteren Frieden fanden, während in Konstantinopel ein Kaiser flehte und der Papst in Rom von der Wiedervereinigung der zerstrittenen christlichen Kirchen träumte, entdeckte ein Junge in Venedig die Weisheit eines längst vergangenen Zeitalters.

Und in einem kleinen Dorf in Bulgarien, nicht weit von der Küste des Schwarzen Meeres entfernt, schrie ein Neugeborenes zum ersten Mal seine Wut in den grausamen Himmel.

Die Erwachende

Lange ruhte deine Schönheit im Verborgenen. Denn du schliefst. Vielleicht warst du schon da, als vor vielen tausend Jahren das Eis des Nordens schmolz und die Meere anschwollen. Da warst du noch wie ein Ungeborenes im Leib seiner Mutter. Spürtest du das Brechen des Landes, als das Wasser sich seinen Weg erzwang? Das Tosen, als ein neues Meer entstand? Hörtest du die verzweifelten Rufe derer, die in den Fluten versanken? Vielleicht. Vielleicht wusstest du da aber auch, dass deine Stunde bald kommen würde.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783989520417
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (März)
Schlagworte
Historischer Roman Historienroman Mittelalter-Roman Historisches Epos Historischer Roman Orient Noah Gordon Krone des Himmels Daniel Wolf Neuerscheinung eBooks
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Titel: Der Himmel über Konstantinopel