Jeder Kuss ein neuer Anfang

Über dieses Buch:

Die junge Schauspielerin Marla kommt mit ihren Engagements gerade so über die Runden – bis sie ein Angebot bekommt, das zu gut ist, um es auszuschlagen: Sie soll ein Wochenende lang die Verlobte des erfolgreichen Geschäftsmannes Daniel Lester spielen … und dafür eine unerhört hohe Gage erhalten! Natürlich fackelt Marla nicht lange, nichtahnend, dass dieser Mann ihre Welt verändern wird: Vom ersten Moment an ist da ein Funke zwischen ihnen, dem sich die beiden unmöglich entziehen können … und der jeden Abschiedskuss zu einem neuen Anfang werden lässt. Doch während Marla ihrem angeblichen Verlobten immer näherkommt, beginnt sie zu ahnen, dass ein tiefer Schatten auf Daniels Seele lastet. Kann Marla ihn aus der Dunkelheit retten, in der er sich verlaufen hat?

»Ein himmlisch romantischer Roman.« Magazin ›Schöne Freizeit‹

Über die Autorin:

Luisa Valentin lebt, liebt und arbeitet in der Nähe von München. Über die Irrungen und Wirrungen der Liebe veröffentlichte sie unter anderem Namen bereits erfolgreich zahlreiche Romane. Sie ist der festen Überzeugung, dass das Leben viele unglaubliche Überraschungen bereithält, wenn man offen und mutig durch die Welt geht.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre bewegenden Liebesromane »Jeder Kuss ein neuer Anfang« und »Ein Koffer voller Erinnerungen«.

Die Autorin bei Facebook: www.facebook.com/people/Luisa-Valentin-Autorin/100040885811809/

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eBook-Neuausgabe September 2023

Dieses Buch erschien bereits 2015 unter dem Titel »Jede letzte Nacht mit dir« bei Blanvalet.

Copyright © der Originalausgabe 2015 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive

von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (fb)

ISBN 978-3-98690-815-7

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Luisa Valentin

Jeder Kuss ein neuer Anfang

Roman

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Kapitel 1

Die Nacht war von einer drückenden Schwüle, und kaum ein Lüftchen regte sich. Aufgestützt auf den schwarzen Gehstock in seiner linken Hand stand Daniel im Halbdunkel auf der steinernen Terrasse seiner Villa. Mit starrem Blick verfolgte er das Fahrzeug, das eben durch die kleine Auffahrt davonfuhr. So lange, bis es hinter einer Kurve verschwunden war. Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte, den Sturm, der in ihm tobte und ihn umzuwerfen drohte, zu unterdrücken.

»Bitte ...«, flüsterte er so leise, dass das einzige Wort gegen das sanfte Rauschen des Meeres nicht zu hören war. Dabei war ihm nicht einmal klar, worum er bat. Dass sie umdrehte und wieder zurückkam? Darauf konnte er lange warten. Dafür hatte er sie zu sehr verletzt. Sie würde nicht wiederkommen. Und genau das war es doch, was er wollte, oder?

Er drehte den Kopf zur Seite und starrte auf die sanft kräuselnden Wellen des Meeres, in denen sich das Licht des Mondes spiegelte.

Erschöpft strich er mit den Fingern durch sein dunkelbraunes, leicht gelocktes Haar, das nach der Dusche, die er kurz vor ihrem Aufbruch genommen hatte, noch immer feucht war. Ein Wassertropfen löste sich von der Spitze einer Haarsträhne. Er landete auf seiner linken Schulter und zog langsam eine durchsichtige Spur über den gebräunten Rücken nach unten bis zu dem weißen Handtuch, das um seine Hüften geschlungen war.

Er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Dann wäre ihnen beiden die heutige Nacht erspart geblieben. Warum hatte er es nicht früher gestoppt?

Weil ich nicht konnte, gestand er sich ein.

Daniel griff nach dem Kristallglas, das auf der steinernen Balustrade stand. Er nahm einen tiefen Schluck des französischen Wodkas, den er seit Kurzem für sich entdeckt hatte. Auch sie hatte ihn gemocht, mit gesüßtem Himbeermark und Eis. Verdammt! Er musste sie vergessen. Doch er bezweifelte, dass ihm das gelingen würde. Daniel starrte auf das Glas in seiner Hand. Dann holte er aus und warf es hinaus in die Nacht.

Kapitel 2

6 Monate vorher

Mit einem strahlenden Lächeln und etwas atemlos verbeugten sich Marla und ihre sieben Schauspielerkollegen Hand in Hand vor dem begeistert applaudierenden Publikum. Dann kam der Regisseur auf die Bühne, und das Klatschen wurde noch lauter. Auch die ausverkaufte Dernière der Tragikomödie Siebentod im geschichtsträchtigen fürstbischöflichen Opernhaus in Passau, in der das Schauspielerensemble aus München seit letzter Woche gastierte, war ein voller Erfolg gewesen. Marla spürte, wie ihre linke Hand leicht gedrückt wurde, und warf dem Hauptdarsteller einen raschen Blick zu. Mika war ein Jahr jünger als Marla, und obwohl sie selbst erst sechsundzwanzig war, hatten die beiden schon seit fast vier Jahren eine Beziehung. Siebentod war das erste Stück, in dem sie gemeinsam auf der Bühne standen. Zunächst war Marla etwas skeptisch gewesen, ob das funktionieren konnte, denn normalerweise trennte sie Beruf und Privatleben strikt. Aber diese Chance war einmalig gewesen. Mika und sie waren äußerst professionell an die Herausforderung herangegangen, und für Marla stellte es auch kein Problem dar, dass sie selbst nur eine kleine Rolle im Stück spielte. Zumindest kein großes Problem.

Wie jedes Mal am Ende einer Vorstellung war Marla einerseits erleichtert und glücklich, es überstanden zu haben, und gleichzeitig voller Wehmut, dass es vorbei war. Und heute fiel es ihr ganz besonders schwer, die Bühne zu verlassen, auch wenn sie froh war, das enganliegende Schlangenkostüm möglichst bald loszuwerden. Denn während ihre Kollegen und auch Mika bereits wieder Engagements und Verpflichtungen an Theaterhäusern oder im Fernsehen hatten, wusste Marla nicht, wie es weitergehen sollte. Dabei hatte sie bis letzte Woche noch die Hoffnung gehabt, ein Engagement in einer neuen Familienserie zu ergattern. Sie hatte für die Rolle als Nanny in einem Akademikerhaushalt mit drei Zwillingspaaren vorgesprochen. Das Casting war gut gelaufen, und der Produzent hatte ihr große Hoffnungen gemacht. Umso härter hatte sie die Absage getroffen. Die Begründung war ebenso simpel wie deprimierend gewesen: Der Redakteur wollte die Rolle am Ende doch mit einer älteren Schauspielerin besetzen.

»Wenn eine Tür zufällt, dann öffnet sich eine andere«, hatte Mika sie halbherzig zu trösten versucht. Mika sah alles von der positiven Seite. Allerdings erst, seitdem es bei ihm selbst besser lief. Nach Abschluss seiner Schauspielerausbildung hatte es eine Weile gedauert, bis er seine erste kleine Rolle bekam. Damals war es an Marla gewesen, ihm Mut zuzusprechen und ihn davon abzuhalten, seinen Traum von der Schauspielerei hinzuwerfen. Doch inzwischen waren diese Zeiten für Mika vergessen. Marla tat so, als ob es ihr nichts ausmachen würde, dass sie gewissermaßen in seinem Schatten stand. Sie war viel zu stolz, um sich ihre Enttäuschung anmerken zu lassen oder ihn gar darauf anzusprechen, dass sie sich mehr Unterstützung von ihm wünschte. Doch insgeheim fiel es ihr von Mal zu Mal schwerer, Absagen zu verkraften, während es bei Mika immer besser lief.

»Ihr Typ ist sehr speziell«, bekam sie oft zu hören. Anfangs hatte sie sich noch über das vermeintliche Kompliment gefreut. Wer genoss es nicht, speziell zu sein? Bis ihr langsam dämmerte, dass es eher von Nachteil war, wie die jüngere blonde Schwester von Sandra Bullock auszusehen.

Das Ensemble verbeugte sich ein letztes Mal und verschwand dann endgültig hinter der Bühne.

»Ihr wart wieder großartig! Einfach grandios«, lobte der Regisseur Oliver Jilz seine Truppe überschwänglich und umarmte sie nacheinander.

Marla fiel auf, dass er sich bei ihrem Freund besonders viel Zeit ließ. Das lag weniger daran, dass Mika seine Rolle brillant gespielt hatte, sondern mehr an der sexuellen Vorliebe des fülligen Regisseurs, der auf Männer stand, die gerade mal halb so alt sein durften, wie er es war. Dass Mika mit Marla zusammen war, interessierte Oliver dabei nicht. Zwischen Marla und Mika hatte es deswegen schon einige Diskussionen gegeben.

»Ach lass ihn doch. Der merkt schon noch, dass er bei mir nicht landen kann.« Mika nahm das alles ziemlich gelassen.

»Der tut so, als ob es mich gar nicht geben würde«, schimpfte Marla dann und nahm es Mika ein wenig übel, dass er die Tätscheleien über sich ergehen ließ, ohne Oliver in seine Schranken zu verweisen.

»Er ist ein ziemlich guter Regisseur. Und er kann mich weiterbringen. Das allein zählt für mich.« Mehr hatte Mika nicht dazu zu sagen.

»Wir treffen uns gleich noch alle im ›Scharfrichterhaus‹«, kam Olivers Ansage.

»Hey! M&M, ihr kommt doch auch?«, fragte Veronika, die Regieassistentin, an Mika und Marla gewandt. M&M, das war der Spitzname, mit dem Mika und Marla als Paar schon seit ihrer Zeit in der Schauspielschule betitelt wurden.

Marla wäre gern noch geblieben, um mit dem ganzen Team in der kultigen Passauer Kneipe zu feiern, in der regelmäßig einer der wichtigsten deutschen Kabarettpreise vergeben wurde. Für sie gehörte das einfach zum Abschluss eines Stückes dazu. Aber Mika hatte am nächsten Tag einen Termin im Tonstudio in München, um ein Hörbuch einzulesen.

»Geht nicht. Wir fahren gleich zurück«, sagte Mika.

»Ach komm. Eine Stunde«, drängte Oliver. »Ich möchte gerne was mit dir bereden.«

»Oliver, wir müssen wirklich los.« Mika war immer sehr konsequent, wenn es darum ging, für seinen Job ausgeschlafen zu sein.

»Na gut. Dann nur ganz kurz jetzt: Ich werde im Frühjahr ›Was ihr wollt‹ inszenieren und hätte dich gerne als Orsino. Interessiert?«