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California - Der Ruf der Freiheit

Historischer Roman

von Cecelia Holland (Autor:in) Werner Peterich (Übersetzung)
©2024 573 Seiten

Zusammenfassung

Eine Liebe in den Stürmen der kanadischen Revolution

Kalifornien, 19. Jahrhundert: In der Hoffnung auf ein besseres Leben begibt sich die junge Witwe Cat O'Reilly auf den beschwerlichen Treck in Richtung Westen. In der Kolonie Sutter's Fort kann sie sich die Position als Buchhalterin erkämpfen – doch die Männer im Fort sehen in ihr nur eine schwache Frau, die sich unterzuordnen hat. Allein der stoische Graf Sohrakoff bringt Cat Respekt entgegen und nach und nach entspinnt sich eine zarte Liebe zwischen den beiden. Als der Konflikt zwischen den Siedlern und den mexikanischen Dons um den Westen sich zuspitzt, entschließt Cat sich, um ihre neugewonnene Freiheit zu kämpfen – doch wird dieser Krieg sie und Sohrakoff für immer auseinanderreißen?

Ein mitreißender historischer Roman für alle Fans von Karin Seemayer.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Kalifornien, 19. Jahrhundert: In der Hoffnung auf ein besseres Leben begibt sich die junge Witwe Cat O'Reilly auf den beschwerlichen Treck in Richtung Westen. In der Kolonie Sutter's Fort kann sie sich die Position als Buchhalterin erkämpfen – doch die Männer im Fort sehen in ihr nur eine schwache Frau, die sich unterzuordnen hat. Allein der stoische Graf Sohrakoff bringt Cat Respekt entgegen und nach und nach entspinnt sich eine zarte Liebe zwischen den beiden. Als der Konflikt zwischen den Siedlern und den mexikanischen Dons um den Westen sich zuspitzt, entschließt Cat sich, um ihre neugewonnene Freiheit zu kämpfen – doch wird dieser Krieg sie und Sohrakoff für immer auseinanderreißen?

Über die Autorin:

Cecelia Holland wurde in Nevada geboren und begann schon mit 12 Jahren, ihre ersten eigenen Geschichten zu verfassen. Später studierte sie Kreatives Schreiben am Connecticut College unter dem preisgekrönten Lyriker William Meredith. Heute ist Cecelia Holland Autorin zahlreicher Romane, in denen sie sich mit der Geschichte verschiedenster Epochen und Länder auseinandersetzt.

Die Website der Autorin: thefiredrake.com/

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre historischen Romane »Im Tal der Könige«, »Die Königin von Jerusalem«, »Die Ritterin«, »Stonehenge: Die Säulen des Himmels«, »Im Schatten der Borgias«, »California: Der Ruf der Freiheit«, sowie ihre Norsemen-Saga mit den Einzelbänden »Der Thron der Wikinger« und »Der Erbe der Wikinger«.

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eBook-Neuausgabe August 2024

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1990 unter dem Originaltitel »The Bear Flag« bei Houghton Mifflin Company, Bosten. Die deutsche Erstausgabe erschien 1993 unter dem Titel »California« bei Hestia.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1990 by Cecelia Holland

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1993 bei Hestia Verlag KG, Rastatt

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Covergestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung eines Motivs von © Adobe Stock / MaryAnn sowie mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (lj)

ISBN 978-3-98952-175-9

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Cecelia Holland

California – Der Ruf der Freiheit

Historischer Roman

Aus dem Amerikanischen von Werner Peterich

dotbooks.

Widmung

Für Carolly,

weil es – wie ein weiser Mann einmal sagte – recht selten vorkommt, daß man eine gute Autorin findet, die gleichzeitig eine gute Freundin ist.

Kapitel 1

Unter einem wolkenlos klaren Himmel schritt Catharine Reilly den graubraunen Pfad des South Pass hinan.

Brausend kam der Wind vom Westen herunter, ein mächtiges Wirbeln, das nach hochgerissenem Gras und feuchtem Fels roch. Sie stemmte sich der Wucht des Windes entgegen, der ihr das Haar aus dem Gesicht wehte. Die Sturmböen zerrten an ihrem Mieder, so daß es eng am Körper anlag, und rissen ihre Röcke hoch, die sie schließlich mit beiden Händen unten halten mußte.

Sie hob das Gesicht dem Wind und seiner heftigen Liebkosung entgegen, bis ihre Haut kribbelte. Ihre Haube hatte es längst nicht mehr auf ihrem Kopf gehalten; Catharine hielt sie fest in der Hand und kämpfte sich weiter bis zu ihrem Mann hinauf.

Oben am Hang saß John Reilly, breitbeinig den Skizzenblock auf den Schenkeln, auf einem Felsblock. Den Rock hatte er hinter sich auf den Felsen geworfen und die Ärmel des Hemdes hochgekrempelt. Der Wind hatte sein gelocktes Haar völlig zerzaust. Behände fuhr die Hand mit dem Bleistift über das weiße Blatt vor ihm. Er sah nicht einmal auf, als seine junge Frau neben ihn trat, so vertieft war er in seine Arbeit.

Einen Moment stand sie still da und blickte ihm stirnrunzelnd über die Schulter. Die Zeichnung war gelungen. Mit wenigen kühnen Strichen hatte er den großen, breiten, glattgeschliffenen Trog des South Pass auf das Papier geworfen. Jetzt tauchten unter seiner Hand Bruchstücke des Auswanderercamps auf, die Planwagen und Karren, die für die Nacht zu einer Wagenburg angeordnet worden waren, die kleinen Gruppen von Ochsen und Pferden, die an dem kurzen braunen Gras rupften. In der Ferne sah man die Figur eines Kindes, das mit rudernden Armen den Hang hinunterlief. In diesem Moment hörte Catharine ganz schwach das Jauchzen eines Kindes.

Sie wandte sich vom Camp ab und blickte nach Nordwesten.

In einer langen sanften Steigung führte der South Pass von den Hochebenen des Wind River Range herauf. Tagelang auf dem Wagen sitzend, hatte sie das, was in der Ferne vor ihr aufstieg, beobachtet; angestrengt hatte sie in die Weite geschaut, so, als könnte sie die lang erwarteten Berge mit einem Ruck über den Horizont heben. Im Näherkommen waren sie zwar an kleinen Vorboten vorübergekommen, an mächtigen Felsen, die aus der Ebene hervorbrachen, an flachen, sandigen Hügeln, die ihr die Sicht versperrten. Aber erst jetzt, da sie sich zur Höhe des Passes hinaufgekämpft hatte und dem wilden Wind entgegenstemmte, sah sie sich endlich den Gipfeln gegenüber.

Tief holte sie Atem und ließ die frische Brise in ihre Lungen strömen. Das Land vor ihr fiel so steil ab, als öffnete sich eine Tür vor dem Nichts. Eine ungeformte, chaotische Welt lag im reinen Licht der Sonne vor ihr.

Unterhalb der gleißenden Gipfel ging es in blaues Dunkel hinab, in ein Tal oder eine Ebene, die man mehr ahnte als sah. Dann, aus nicht einzusehender Tiefe, warf sich eine neue steile, schroffe und gezackte Felswoge auf, die wiederum abfiel und sich abermals auftürmte, bis der Horizont alles mit seinem dunstigen Blau verschluckte. Der Wind kam aus diesem Raum heraufgefegt, als wäre er der Atem des großen Felsengebirges.

»Warum zeichnest du das hier nicht?« fragte sie und wandte sich wieder John Reilly zu. Der hob das Gesicht, worauf sie sich hinunterbeugte, ihm die Arme um den Nacken schlang und ihn küßte. Die Wangen an seinem Haar, wiederholte sie: »Warum nicht die Berge zeichnen? Bist du die Wägen denn immer noch nicht leid?«

»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, entgegnete er. Immer noch von ihr umarmt, zückte er wieder den Bleistift und zeichnete ein Stück der vertrauten, schmutziggrauen Planen.

Sie sank neben ihm nieder, schlang die Arme um die Knie und wandte den Blick wieder dem überwältigenden Anblick des Gebirges zu. »Es ist großartig!«

»Es ist zu groß, Cathy. Zu kompliziert zu zeichnen.«

Sie schmiegte sich zufrieden an ihn, den Blick weiter auf die Gipfel gerichtet. Zum ersten Mal auf dieser langen Reise hatten sie einen Ort erreicht, den zu erreichen sich lohnte.

Die Sonne ging unter. Der gezackte Rand des Himmels verfärbte sich nach und nach, die niedrig hängenden Wölken erglühten in einem zarten Rosa, und die Sonne schien mit Pinselstrichen reinsten Goldes das Innere einer Muschel nachzuzeichnen. Unter diesem strahlenden Spiel des Lichts wurde die Erde schwarz, die Schatten wurden vom Dunkel verschluckt, als sammelte die Nacht sie ein.

Plötzlich unruhig geworden, steckte ihr Mann den Bleistift weg und machte den Skizzenblock zu. »Komm, es wird spät!« Er stand auf, reichte ihr die Hand und zog sie hoch.

Hand in Hand gingen sie den Hang hinunter in Richtung Camp. Der Wagen mit all ihrem Hab und Gut bildete die hintere Ecke. Catharine blickte hinauf zu ihrem Mann. Sie waren erst so kurz verheiratet, daß er ihr oft immer noch faszinierend fremd erschien.

Am Lager angekommen, schlug er einen Bogen zur Weide, um ihre Ochsen ins Nachtquartier zu treiben, während sie der Mitte der Wagenburg zustrebte, um die Abendmahlzeit vorzubereiten. Nancy Kelsey war bereits beim Feuer und schnitt Speck in Scheiben; Catharine kniete sich neben sie und begann Maisfladen zu backen.

»Wohin will John eigentlich – nach Oregon oder nach Kalifornien?« fragte Nancy.

Ungeduldig drückte Catharine den Fladenteig in die rechteckige Pfanne. Anfangs hatte ihr die Arbeit im Camp Freude gemacht – ihr, die nie eigenhändig etwas gekocht, nie eine Möhre geschnitten oder eine Kartoffel geschält hatte, machte es plötzlich Spaß zu kochen und zu backen. Inzwischen jedoch versuchte sie, dies so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Hinter sich konnte sie die Männer hören; sie trafen sich am anderen Ende des Lagers und stritten lautstark über das Ziel ihrer Reise.

»Sie müssen sich zu einer Entscheidung durchringen«, meinte Nancy. Sie war eine große Frau mit breiten Hüften und nie ruhenden, tüchtigen Händen. Sie war zwar ein Jahr jünger als Catharine – neunzehn –, aber bereits Mutter; ihr Baby lag auf einer Wolldecke hinter ihr. »Hat John noch nicht mit dir darüber gesprochen?«

»Nicht richtig.« Sie ging davon aus, daß John genau wußte, was zu tun war. Beide hatten sie immer nach Kalifornien gewollt, von Anfang an.

»Ben weiß immer noch nicht recht, was er machen soll, aber schau, Cathy, an dieser Ecke mußt du die Pfanne höherstellen, sonst verteilt sich die Hitze nicht gleichmäßig.« Das klang leicht amüsiert. Vorsichtig hob Catharine die Pfanne an der einen Seite an, so daß die Glut den Teig auch von oben bestrich.

Immer mehr Männer kamen jetzt zusammen. In der Mitte erkannte sie Broken Hand, ihren Führer, dessen richtiger Name Captain Fitzpatrick lautete. Seine Linke war verkrüppelt, seine Kleidung bestand aus zusammengenähten Tierfellen, wie Indianer sie trugen; sein Haar hing ihm zu einem dicken Strang geflochten über den Rücken. Auch John Bidwell war da und Nancys Mann, Ben; gleich darauf sah Catharine mit weit ausgreifenden Schritten auch John kommen. Neugierig geworden, stand sie auf und ging näher heran.

Catharine und John Reilly waren erst seit vier Monaten verheiratet. Zwar stammten sie beide aus Boston, doch war er ein Ann-Street-Ire, sie hingegen eine Mather vom vornehmen Franklin Place; von Rechts wegen hätten sie nie heiraten dürfen.

Kennengelernt hatten sie sich in New Bedford bei einem Vortrag über die Rechte von Farbigen und Frauen in einer Buchhandlung; als Catharine einen Gedichtband kaufen wollte, sahen sie sich wieder. Sie mochte seine Skizzen, und auch sein überlanges blondes Haar und seine breiten Schultern gefielen ihr. Als er von seinem Traum erzählte, in den Westen zu ziehen und selbst Land in der Wildnis urbar zu machen, war tief in ihr etwas erwacht. Plötzlich kam ihr das Elternhaus am Franklin Place wie ein Gefängnis vor.

Wie es sich ziemte, hielt John bald nach dieser ersten Begegnung bei Catharines Vater um ihre Hand an, doch Edward Mather wies ihm die Tür und schloß seine Tochter in ihrem Zimmer ein. Catharine floh über die Dienstbotentreppe und bestieg zusammen mit John Reilly die nächste Postkutsche in Richtung Westen. In New York wurden sie von einem Friedensrichter getraut und reisten weiter nach Saint Louis, wo sie sich von den letzten Ersparnissen einen Planwagen samt Ochsengespann und Vorräten kauften. Für einen Dollar versetzten sie dann Catharines Ehering, um die Fähre über den Missouri bezahlen zu können.

John hatte von einer Gruppe von Auswanderern gehört, die sich an einem Ort namens Sapling Grove irgendwo in Kansas sammeln und nach Oregon aufbrechen wollte. Mit ihrem Wagen und ihren Ochsen trafen John und Catharine im späten Frühjahr in Sapling Grove ein und stießen auf über sechzig Menschen, die bereit waren, in den Westen zu ziehen.

Die meisten von ihnen waren Farmer aus Ohio oder Kentucky, laute, ungestüme Menschen mit schwieligen Händen, die hart zupacken konnten. Angesichts des großen Trecks, der vor ihnen lag, erfaßte sie ein Fieber der Aufregung. Sie tanzten und rannten und schrien aus Leibeskräften, und an dem Morgen, da sie endlich aufbrechen wollten, entdeckten sie plötzlich, daß keiner von ihnen den genauen Weg nach Oregon kannte.

Zum Glück konnten sie sich einer Gesellschaft von katholischen Missionaren anschließen, die Broken Hand nach Westen bringen sollte. Auf diese Weise hatten sie es immerhin bis zum South Pass geschafft. Doch von hier aus mußten die Missionare nach Norden ziehen, um zu den Flachkopf-Indianern zu gelangen, die sie bekehren sollten. Broken Hand begleitete sie selbstverständlich dorthin. Von jetzt an mußten die Siedler also auf eigene Faust weiterziehen.

Broken Hand überragte sie alle. Er hatte sein Leben lang am Rande der Zivilisation gelebt und sah mit seiner Fellkleidung und seinen geschundenen, knotigen Händen aus wie ein Tier dieses Landes.

»Der Weg nach Fort Hall ist von hier aus nicht zu verfehlen. Von dort aus geht’s weiter nach Soda Springs; danach müßt ihr nur noch den Wagenspuren folgen bis ihr zu den ... «

Catharine näherte sich der Gruppe langsam und trat hinter ihren Mann, der bei Broken Hands Worten immer ungeduldiger wurde.

»Wenn ihr an den Snake River kommt, müßt ihr nach der Furt Ausschau halten.«

»Schreibt denn irgendjemand das mit?« rief John Bidwell; allgemeines Gelächter war die Folge. Auch Catharine lachte. Fitzpatrick schien sie alle zu verwirren.

Eine Schulter hochgezogen, den massigen Körper in seine filzigen und abgetragenen Felle gehüllt, hüstelte der alte Präriebewohner und spuckte aus. »Die schwierigste Strecke habt ihr dann hinter euch. Von dort nach Oregon ist es ein Kinderspiel. Auch für so’n unerfahrenes junges Völk wie ihr es seid.«

»Und was, wenn wir nicht nach Oregon wollen?« fragte Ben Kelsey.

»Halt den Mund!« gellte es von der anderen Seite des Kreises. »Ich hab’ nichts gegen Oregon.« Ringsum zustimmendes Gemurmel.

In der Gruppe um Reilly sagte John Bidwell: »Daheim, in Ohio, als wir diesen Treck ins Auge faßten, wollten wir noch nach Kalifornien.«

Mit müder Stimme fuhr Broken Hand fort. »Kalifornien, das is’ was anderes als Oregon. Fast ’n Ding der Unmöglichkeit, dorthin zu kommen, und die spanischen Dons nehm’ auch nich’ gern Amerikaner. Sobald ihr da auftaucht, werf’n sie euch in Kett’n. Hab’ von weißen Männern gehört, die in Mexiko in Kett’n verreckt sind.«

»Die Briten bilden sich ein, ihnen gehört Oregon. Aber das ist auch nicht so sicher, scheint es mir«, warf Ben Kelsey ein.

Aufmerksam geworden, lehnte Bidwell sich vor. »Jetzt paßt mal gut auf! Ich habe gehört, daß der Boden in Kalifornien so fruchtbar ist, daß man bloß auf die Erde zu spucken braucht, und schon wächst’s. Sollte man da nicht ein bißchen was riskieren?«

Fitzpatrick sah ihn wortlos an. Er verfügte über die unendliche Geduld dessen, der genau wußte, was möglich war. Warum sollte er also Mühe in sinnlose Überlegungen stecken? Catharine warf einen raschen Blick auf ihren Mann, der still inmitten der Gruppe saß.

»Hey, Bidwell, wenn du so wunderschön von Kalifornien redest, dann zeig uns mal, wie man dorthin kommt«, ließ sich jemand anders vernehmen.

Genau das war das Problem. Von Sapling Grove an wußte kein Mensch weiter.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783989521759
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (August)
Schlagworte
Historischer Roman Historischer Roman Amerika Historischer Roman Revolution Auswandererroman Kalifornien Roman Karin Seemayer Die Brücken der Freiheit Neuerscheinung eBook

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Titel: California - Der Ruf der Freiheit