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Dark Memory

Thriller - Liz Sansborough, Band 1 | »Ein packender Verschwörungsthriller.« (Dean Koontz)

von Gayle Lynds (Autor:in) Susanne Zilla (Übersetzung)
©2022 601 Seiten
Reihe: Liz Sansborough, Band 1

Zusammenfassung

Eine Agentin ohne Gedächtnis – und eine dunkle Verschwörung: Der Thriller »Dark Memory« von Bestsellerautorin Gayle Lynds als eBook bei dotbooks.

Ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint … Als Liz Sansborough allein und ohne jegliche Erinnerungen an einem fremden Ort aufwacht, ist ihr erster Instinkt, zu fliehen. Doch dann betritt ein Mann den Raum, der behauptet, ihr Geliebter zu sein, und Ungeheuerliches über ihr Leben enthüllt: Ausgerechnet sie soll eine Spitzenagentin der CIA sein! Angeblich hat der Anschlag eines Auftragskillers ihr Gedächtnis ausgelöscht – und er wird nicht eher aufgeben, bis sie tot ist. Als man sie zu ihrem Schutz in ein geheimes Lager der CIA bringt, kommen Liz allerdings bald Zweifel, wem sie wirklich trauen darf. Liegt in ihren verschütteten Erinnerungen etwa der Schlüssel zu einer Verschwörung begraben, die die ganze Welt in einen Abgrund stürzen könnte?

»Ein packender Verschwörungsthriller!« Bestsellerautor Dean Koontz

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der actiongeladene Agenten-Thriller »Dark Memory« von Gayle Lynds ist der erste Band ihrer »Liz Sansborough«-Reihe und wird Fans von Barry Eisler und Eric Van Lustbader begeistern! Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint...ls Liz Sansborough allein und ohne jegliche Erinnerungen an einem fremden Ort aufwacht, ist ihr erster Instinkt, zu fliehen. Doch dann betritt ein Mann den Raum, der behauptet, ihr Geliebter zu sein, und Ungeheuerliches über ihr Leben enthüllt: Ausgerechnet sie soll eine Spitzenagentin der CIA sein! Angeblich hat der Anschlag eines Auftragskillers ihr Gedächtnis ausgelöscht – und er wird nicht eher aufgeben, bis sie tot ist. Als man sie zu ihrem Schutz in ein geheimes Lager der CIA bringt, kommen Liz allerdings bald Zweifel, wem sie wirklich trauen darf. Liegt in ihren verschütteten Erinnerungen etwa der Schlüssel zu einer Verschwörung begraben, die die ganze Welt in einen Abgrund stürzen könnte?

»Ein packender Verschwörungsthriller!« Bestsellerautor Dean Koontz

Über die Autorin:

Gayle Lynds wurde in Nebraska geboren und wuchs in Iowa auf. Sie studierte Journalismus und arbeitete nach dem Abschluss viele Jahre lang als Reporterin sowie für den US-amerikanischen Geheimdienst. Ihre preisgekrönten Spionage-Bestseller wurden bislang in 20 Sprachen übersetzt; Erfolge feiert sie außerdem als Co-Autorin von Bestsellerautor Robert Ludlum. Heute lebt sie in Portland, Maine.

Bei dotbooks veröffentlichte Gayle Lynds auch ihre Thriller:

»Dark Shadows – Liz Sansborough, Band 2«

»Buch des Verrats – Ryder und Blake, Band 1«

»Kartell der Angst – Ryder und Blake, Band 2«

»Spymaster«

»Cold Heart«

»Das Bernstein-Enigma«

Die Website der Autorin: gaylelynds.com/

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eBook-Neuausgabe Juli 2022

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1996 unter dem Originaltitel »Masquerade«. Die deutsche Erstausgabe erschien 1997 unter dem Titel »Maskerade« bei Bastei Lübbe.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1996 by Gayle Hallenbeck Lynds

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1997 by Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Lucky-photographer

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-240-7

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Gayle Lynds

Dark Memory

Thriller

Aus dem Amerikanischen von Susanne Ziller

dotbooks.

Kapitel 1

Die Vergangenheit entglitt ihr. Eines Morgens wachte sie auf und sah fremde Möbel im Zimmer. Der Mann sagte: »Das gehört alles dir. Weißt du das nicht mehr?« Sie wußte es nicht mehr, aber es war zu anstrengend, das auszusprechen. Sie war erschöpft und durcheinander, und alles tat ihr weh. Ihr Kopf fühlte sich an, als ob er jeden Moment explodieren würde. Etwas später wußte sie nicht mehr, wo sie war, und schließlich auch nicht mehr, wer sie war.

»Du weißt nicht mehr, wie du heißt?« sagte er.

»Nein.« Schmerz pochte erbarmungslos hinter ihren Augen.

»Bald wirst du es wieder wissen«, sagte er. »Schon bald, das verspreche ich dir. Jetzt ruh dich nur aus, mein schöner Schatz.«

Mit dem Leiden schwand auch ihre Kraft. Ihre Hände zitterten. Ihre Lippen bebten. Sie ging nie an die Tür, wenn es klingelte, und auch das Telefon nahm sie nicht ab. Sie setzte sich nie ans Fenster oder an den Schreibtisch. Sie mißtraute der Welt. Bis auf die Stimme des Mannes lebte sie in völliger Stille. Sie horchte in sich hinein, um herauszufinden, wer sie war.

Der Mann gab ihr Medikamente. Er fütterte sie wie ein Baby. Er zog sie aus und wusch sie. Sie war hilflos. Alles was sie hatte, war dieser Mann und ein Gefühl des Verlustes, das sie tief im Innersten ihres Wesens erschütterte.

Schlaf war ihre Erlösung. Sie blieb im Bett. Die Zeit blieb stehen.

Der Mann gab ihr andere Tabletten.

Sie fühlte sich besser. Stärker.

Er sagte ihr, er hieße Gordon. »Erinnerst du dich immer noch nicht an mich, Liz, mein Schatz?«

»Ich wünschte –« sie stockte, die Worte waren verloren, die Gedanken vergessen.

Sonnenlicht strömte zum Fenster herein. Eine frische, salzige Brise fuhr durch ihr Nachthemd. Sie hielt sich an den Möbeln fest und schleppte sich durchs Wohnzimmer.

»Du bist Gordon?«

»Ja, Schatz.«

»Du hast gesagt, ich hieße Liz.«

»Liz Sansborough.« Er lächelte sie an und schien sich zu freuen. »Jetzt wirst du schon bald wieder ganz du selbst sein.«

Liz Sansborough. Sie wiederholte den Namen in Gedanken wieder und wieder. Überall und zu jeder Zeit schien sie ihn zu hören. Er pochte im gleichen Rhythmus wie ihr Herz.

An dem Tag, da sie sich selbst anziehen konnte, fragte sie: »Gordon, was ist mit mir passiert?«

»Es war vor acht oder neun Wochen«, sagte er. »Du bist ausgerutscht und von einer Klippe gestürzt. Du bist auf die Felsen direkt an der Brandung gefallen. Es war furchtbar, Schatz. Du hast dir nichts gebrochen, aber du hast dir den Kopf angeschlagen.«

Sie verzog das Gesicht.

»Du hattest eine schwere Gehirnerschütterung und dann eine Art Gehirnentzündung. Der Arzt sagt, so etwas kann passieren. Daß sich das Gewebe nach einer Kopfverletzung entzündet, meine ich. Die Entzündung hat deine Amnesie verursacht.«

»Ich leide unter Amnesie«, sagte sie benommen. »Natürlich. Amnesie.«

Ein Fremder war im Zimmer. Sie wachte schweißgebadet auf und geriet in Panik.

»Erinnern Sie sich an mich, Liz?« Er kam im grauen Licht des Morgens auf sie zu und trug etwas, das wie ein kleiner Koffer aussah.

»Ich ... glaube ja. Wer –?«

»Ich bin Ihr Arzt. Ich heiße Allan Levine.« Er war groß und bleich, aber seine Stimme klang freundlich. Er stellte die Tasche ab und lächelte. »Ich bin ein paar Tage nicht hier gewesen.« Er maß ihren Blutdruck und Puls. »Alles hat sich wieder normalisiert. Daß Sie aufgewacht sind, als ich gekommen bin, ist ein Zeichen dafür, daß Sie schon viel wacher sind.« Er horchte ihre Herztöne ab. Er lächelte, aber er arbeitete mit mikroskopischer Präzision. Sie war sich nicht sicher, ob ihr das gefiel.

»Wann werde ich mich wieder an mein Leben erinnern können?«

»Ich weiß es nicht. Aber machen Sie sich darüber nicht zu viele Sorgen.« Er packte sein Stethoskop ein. »Ich habe Neuigkeiten, die Ihnen gefallen werden. Zuerst einmal geht es Ihnen so viel besser, daß ich nur noch einmal pro Woche kommen werde. Und zweitens brauchen Sie nur noch eine Tablette pro Tag zu nehmen.«

»Was ist das für eine Tablette?« Sie haßte es, so viele nehmen zu müssen.

»Ein Antidepressivum. Es unterstützt Ihre Genesung.«

»Aber ich fühle mich nicht deprimiert.«

»Nein, natürlich nicht. Aber wenn Sie es nicht mehr nehmen, dann wird die Chemie Ihres Gehirns außer Kontrolle geraten und verrückt spielen – wie vorher. Sie riskieren einen Rückfall, und ich kann nicht garantieren, daß Sie sich auch von dem wieder erholen werden. Wenn Sie unbedingt möchten, können Sie das Antidepressivum absetzen, aber ich rate Ihnen nicht dazu.«

Die Erinnerung an den erbarmungslosen Schmerz in ihrem Kopf, an das entsetzliche Chaos kam zurück. »Nein, das möchte ich nie wieder erleben.«

Sie und Gordon gingen spazieren. Sie wurde stärker.

Sie träumte und wachte mit der Erinnerung an andere Menschen, an andere Leben, auf. Eine Erinnerung an sich selbst hatte sie nie. Sie sah sich in der Dunkelheit des Schlafzimmers um. Sie hatte keine Erinnerung an dieses Zimmer.

Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer. »Wo sind wir?«

Gordon setzte sich im schwachen Licht des Morgens auf dem Sofa auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Liz? Ist alles in Ordnung?« Er knipste die Lampe an und sah auf seine Uhr. »Es ist erst fünf Uhr!«

»Wo sind wir?« fragte sie unbeirrt.

Er sah sie forschend an. »In Santa Barbara. Das ist in Kalifornien.«

Sie drehte sich um und betrachtete die modernen Möbel im dänischen Stil, die vielen Bücher und die geschlossenen Jalousien. Dies war das Wohnzimmer. Es gab noch drei weitere Räume – Küche, Badezimmer und das Schlafzimmer, in dem sie schlief. Gordon schlief auf dem Sofa hier im Wohnzimmer.

Sie zeigte auf das alles. »Ich weiß, das hast du mir schon gesagt. Aber was ist das hier?«

»Deine Wohnung. Wir wohnen hier schon ein paar Jahre. Du und ich.« Er machte eine Pause. »Erinnerst du dich, Schatz?«

Sie ließ sich in den Schaukelstuhl fallen. »Wir waren ein Liebespaar?«

Er lächelte. »Ist dir das unangenehm?«

Ihr Blick glitt über seinen langgliedrigen Körper, sein verschlafenes, aber strahlendes Gesicht. Er war groß und muskulös, mit welligem braunem Haar und einem energischen Kinn. Gutaussehend und stabil gebaut wie die Cowboys aus den alten Western im Fernsehen. Das alles gefiel ihr, aber viel anziehender war seine Beständigkeit. Danach sehnte sie sich. Sie hatte keine Vergangenheit mehr, und er war die Verbindung zu einer vergessenen, unbekannten Welt.

»Nein, natürlich ist es mir nicht unangenehm.« Sie lächelte ihn ebenfalls an. Plötzlich fühlte sie sich besser. »Aber alles ist so neu. Du. Diese Wohnung. Alles. Ich bin aufgewacht, weil mir etwas Merkwürdiges über mein Gedächtnis aufgefallen ist. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo ich gelebt habe, aber ich kann mir die Schuhe zubinden, kochen und sogar den Videorecorder programmieren. Wie kommt es, daß ich das alles weiß, aber nichts über mein Leben?«

»Gute Frage. Komm, laß uns spazierengehen.«

»Um diese Uhrzeit?«

»Dann erkläre ich es dir.«

Es war still, und die Sommerluft duftete sanft. So früh am Morgen waren Santa Barbaras Straßen noch dunkel. Hohe Palmen zeichneten sich schwarz gegen den pastellfarbenen Himmel ab. Gordon und Liz wählten einen verschlungenen Pfad durch den Alice-Keck-Park.

»Also?« sagte sie ungeduldig.

»Aha, du hast es also nicht vergessen.«

»Wie könnte ich das? Schließlich hat es damit zu tun, was mit mir nicht in Ordnung ist.«

»Natürlich. Aber ich weiß nur, was Doktor Levine mir gesagt hat.«

»Und was ist das?«

»Es gibt zwei Arten von Gedächtnis – Task-Memory und Fact-Memory. Beim ersten geht es um die Bewältigung von Aufgaben wie Kochen, Autofahren, sich die Schuhe zubinden oder den Videorecorder programmieren. Die zweite Art von Gedächtnis enthält all die vielen Einzelheiten, die deine Person ausmachen – wer du bist, wo, wann, und warum. Deine Identität. Dein Zustand ist ganz typisch für eine Amnesie. Du hast dein gesamtes ›fact memory‹ verloren und vielleicht auch einiges von deinem ›task memory‹. Das werden wir erst in einer Weile genau sagen können.«

»Deswegen kann ich also lesen, aber mich an keines der Bücher, die ich früher gelesen habe, erinnern. Oder warum ich sie lesen wollte. Oder an meinen Unfall.«

Sie hob den Kopf, atmete die frische Seeluft tief ein und ging schneller. Da war eine geheimnisvolle Kraft in ihr, die sie jetzt antrieb, bis sie lief. Als ob sie allein durch den Willen ihres Körpers allem davonlaufen und ihre Seele zurückerobern könnte.

Gordon hielt mit ihr Schritt. Ein frischer Wind wehte über die roten Ziegeldächer von Santa Barbara und rauschte durch die Palmen und Hibiskussträucher. Die Luft schmeckte nach Salz und nach Sommer. Gordon sagte ihr, daß es Juli sei.

Am nächsten Nachmittag vereinigten sich alle Fragen zu einer einzigen.

Wer war sie wirklich? Nicht nur ein Name, eine Identität. Wo kam sie her? Wie lange lebte sie schon in Santa Barbara? War sie verheiratet? Hatte sie Kinder? Wer waren ihre Eltern? Was war sie von Beruf?

Wer? Wo?

Was für eine Art Mensch war sie?

Sie fragte Gordon, und er holte ein altes Fotoalbum. Sie setzten sich zusammen an den Eßtisch. Sie lächelte ihn aufmunternd, aber nervös an, als er begann: »Deinen Namen kennst du ja schon. Elisabeth Sansborough. Liz, okay? Du bist in London geboren und in der Shawfield Street in Chelsea aufgewachsen. Klingt das irgendwie vertraut?«

»England?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, verdammt.«

»Reg dich nicht auf, Schatz.«

Irgend etwas stimmte nicht. »Warum spreche ich nicht mit britischem Akzent?«

»Ich weiß natürlich nur, was du mir erzählt hast – daß du deinen Vater imitiert hast, und der war, wie du gleich sehen wirst, Amerikaner.«

Er schlug das Album auf und zeigte auf einen Schnappschuß auf der ersten Seite. Darauf sah man eine schmale Straße mit hübschen Reihenhäusern. Die Häuser waren weiß und dreistöckig mit einer Reihe von Schornsteinen auf dem Dach und schwarzen Zäunen aus Schmiedeeisen davor. Vor einem dieser Häuser stand ein kleines Mädchen in flachen, schwarzen Lackschuhen und einem Wollmantel. Ein lächelnder Mann neben ihr, ebenfalls im Mantel, hielt sie bei der Hand.

»Das bist du mit deinem Vater, Harold Sansborough«, sagte Gordon. »Und das ist das Haus, in dem du aufgewachsen bist. Dein Vater war ein amerikanischer Vertreter, der nach London gezogen ist, nachdem er deine Mutter geheiratet hatte. Sie hieß Melanie Childs, und sie war Engländerin. Er arbeitete für amerikanische Firmen in England. Da, das nächste Bild ist deine Mutter. Eine richtige Schönheit.«

Auf einem großformatigen Porträt starrte Melanie Childs Sansborough – nicht älter als Anfang zwanzig – in die Zukunft. Liz sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Melanie hatte feine Gesichtszüge, eine schmale Nase und schimmernde, blaue Augen, die eine behütete Kindheit und Jugend verrieten. Sie trug eine Halskette mit einer Perle.

Liz lächelte erleichtert. Das waren ihre Eltern. Echte Menschen, eine echte Vergangenheit, greifbar und verheißungsvoll.

»Was hat meine Mutter für einen Beruf gehabt?«

»Sie war Hausfrau.« Er blätterte weiter und zeigte auf Schnappschüsse von Liz als Kind – auf einem Pony im Hyde Park, mit ihren Eltern in einem Ruderboot auf dem See im Battersea-Park, beim Drachen steigen lassen am Ufer. Auf anderen Fotos sah man sie im Urlaub in Frankreich und auf Sommerbesuch in New York, wo ihr Vater sich zur jährlichen Tagung aufhielt.

Auf dem letzten Schnappschuß stand sie als langbeiniges junges Mädchen zwischen ihren stolzen Eltern. Sie sah ihrem Vater ähnlich.

Sie hob den Kopf und holte tief Luft.

Dann betrachtete sie wieder das Bild, das sie als Teenager zeigte. Das war sie, soviel war klar, aber es war auch eine Unbekannte.

Sie nahm das Fotoalbum mit ins Schlafzimmer und starrte abwechselnd in den Spiegel und auf die junge Frau auf dem Bild. Sie war groß und schlaksig, mit hoher Stirn, gewölbten Nasenflügeln und breitem Mund. Ausgeprägte Backenknochen. Sie studierte das Bild: Ja, das war alles zu sehen. Der kleine Finger ihrer linken Hand war krumm.

Sie hielt ihre linke Hand hoch und sah den Finger an. Er war auf die gleiche Weise gekrümmt.

»Du hast ihn dir als Kind gebrochen«, sagte Gordon, der in der Tür stand. »Beim Schlittschuhlaufen. Es ist nie wieder richtig zusammengewachsen.«

»Ja. Manchmal tut es noch weh.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783986902407
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Juli)
Schlagworte
Agenten-Thriller Spionage-Thriller Action-Thriller Weiblicher Thriller Psycho-Thriller Thriller Politik Barry Eisler James Patterson Neuerscheinung eBooks

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Titel: Dark Memory