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Die alte Mühle am Fluss

Roman | Drei Frauengenerationen einer Familie vereint gegen das Schicksal

von Barbara Delinsky (Autor:in) Georgia Sommerfeld (Übersetzung)
©2024 518 Seiten

Zusammenfassung

Ein Erbe, das einen hohen Preis verlangt … Der bewegende Generationenroman »Die alte Mühle am Fluss« von Barbara Delinsky als eBook bei dotbooks.

Schon seit Generationen ist das alte Anwesen mit der weinumrankten Mühle am Fluss das Wahrzeichen der Familie Dorian. Doch Grace, einst die gefeiertste Kolumnistin der USA, verliert langsam, aber sicher ihre Erinnerung. Nun ist es an ihrer Tochter Francine, alles zusammenzuhalten … bis diese von einem wohlgehüteten Familiengeheimnis erfährt, das alles auf den Kopf stellt, was sie je über ihre Herkunft zu wissen glaubte. Halt findet Francine ausgerechnet in dem Mann, der für sie Tabu sein sollte: dem jungen Arzt ihrer Mutter. Aber dann widerfährt Francines Tochter Sophie etwas Schreckliches, das erneut alles verändert. Und nur, wenn es den drei Dorian-Frauen gelingt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, werden sie die Schatten der Vergangenheit überwinden können …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der bewegende Familienroman »Die alte Mühle am Fluss« von New-York-Times-Bestsellerautorin Barbara Delinsky wird Fans von Nora Roberts und Lucinda Riley begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Schon seit Generationen ist das alte Anwesen mit der weinumrankten Mühle am Fluss das Wahrzeichen der Familie Dorian. Doch Grace, einst die gefeiertste Kolumnistin der USA, verliert langsam, aber sicher ihre Erinnerung. Nun ist es an ihrer Tochter Francine, alles zusammenzuhalten … bis diese von einem wohlgehüteten Familiengeheimnis erfährt, das alles auf den Kopf stellt, was sie je über ihre Herkunft zu wissen glaubte. Halt findet Francine ausgerechnet in dem Mann, der für sie Tabu sein sollte: dem jungen Arzt ihrer Mutter. Aber dann widerfährt Francines Tochter Sophie etwas Schreckliches, das erneut alles verändert. Und nur, wenn es den drei Dorian-Frauen gelingt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, werden sie die Schatten der Vergangenheit überwinden können …

Über die Autorin:

Barbara Delinsky wurde 1945 in Boston geboren und studierte dort Psychologie und Soziologie. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes arbeitete sie als Fotografin für den Belmont Herald, erkannte aber bald, dass sie viel lieber die Texte zu ihren Fotos schrieb. Ihr Debütroman wurde auf Anhieb zu einem großen Erfolg. Inzwischen hat Barbara Delinsky über 70 Romane veröffentlicht, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden und regelmäßig die New-York-Times-Bestsellerliste stürmen. Sie engagiert sich außerdem sehr stark für Wohltätigkeitsvereine und Aufklärung rund um das Thema Brustkrebs. Barbara Delinsky lebt mit ihrem Mann in New England und hat drei erwachsene Söhne.

Die Website der Autorin: barbaradelinsky.com/

Bei dotbooks veröffentlichte Barbara Delinsky auch ihre Romane:

»Die Schwestern von Star’s End«

»Jennys Geheimnis«

»Das Weingut am Meer«

»Julias Entscheidung«

»Lauras Hoffnung«

»Der alte Leuchtturm am Meer«

»Das Haus auf Beacon Hill«

»Sturm am Lake Henry«, Die Blake-Schwestern 1

»Der Himmel über Lake Henry«, Die Blake-Schwestern 2

»Heimkehr nach Norwich«

»Das Leuchten der Silberweide«

»Das Licht auf den Wellen«

»Die Frauen Woodley«

»Ein Neuanfang in Casco Bay«

»Im Schatten meiner Schwester«

»Rückkehr nach Monterey«

»Drei Wünsche hast du frei«

»Ein ganzes Leben zwischen uns«

»Jedes Jahr auf Sutters Island«

»Was wir nie vergessen können«

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eBook-Neuausgabe März 2024

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1995 unter dem Originaltitel »Shades of Grace« bei Harper Collins, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 1998 unter dem Titel »Niemals werde ich dich vergessen« bei Droemer Knaur.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1995 by Barbara Delinsky

Published by Arrangement with Barbara Delinsky

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1998 bei Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive

von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-939-0

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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blog.dotbooks.de/

Barbara Delinsky

Die alte Mühle am Fluss

Roman

Aus dem Amerikanischen von Georgia Sommerfeld

dotbooks.

KAPITEL 1

Der Charakter ist eine Ware, die man am besten in geschmackvoller Kleidung, mit gepflegter Sprache und aufrechter Körperhaltung präsentiert. Jeder gute Verkäufer weiß, daß die Verpackung einen Vorgeschmack auf das darin enthaltene Geschenk darstellt.

– Grace Dorian in einem Interview mit Barbara Walters

Grace Dorian starrte ratlos auf die Papiere auf ihrem Schreibtisch hinunter. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen waren, keine Ahnung, was es mit ihnen auf sich hatte.

Auf der Suche nach Hinweisen blätterte sie den Stapel durch. Keine Papiere. Briefe. Einige handgeschrieben, andere mit der Maschine, einige auf weißem Papier mit gedrucktem Briefkopf, andere auf buntem, auf herausgerissenen Notizbuchblättern ...

»Liebe Grace ...«

»Liebe Grace ...«

»Liebe Grace ...«

Denk nach! beschwor sie sich, die aufsteigende Panik niederkämpfend. Leute schrieben ihr Briefe – nach der Kuriertasche zu urteilen, die offen auf dem Stuhl stand, viele Leute: Sie quoll regelrecht über von Schreiben wie die auf dem Schreibtisch. Es gab einen Grund für ihre Existenz.

Grace preßte die Hand auf die Brust und zwang sich zur Ruhe, spürte unter der Handwurzel ihr hämmerndes Herz, und unter ihren Fingerspitzen kleine Kugeln.

Ein Rosenkranz? Nein. Kein Rosenkranz. Eine Perlenkette, Grace. Eine Perlenkette.

Angstvolle Augen irrten auf der Suche nach Vertrautem durch den Raum, verweilten kurz auf dem Mahagoni-Bücherschrank, den Samtvorhängen, dem zierlichen Brokatsofa, den polierten Messinglampen. Die Lampen brannten nicht. Es war Morgen. Sonnenlicht ergoß sich über den Aubusson-Teppich.

Mit zitternden Händen setzte sie ihre Lesebrille auf und betete, daß es, wenn sie die Briefe nur lange genug, aufmerksam genug studierte, irgendwann in ihrem Kopf Klick machen würde. Sie las Adressen auf Rückumschlägen – Morgan Hill, Kalifornien, Burley, Alabama, Little River, South Carolina, Parma, Ohio ... Leute aus dem ganzen Land schrieben ihr. Und sie befand sich in ... hier war ... sie lebte in ... Connecticut. Da stand es, über den Rand ihrer Brille zu lesen, in geschwungener Schrift auf einer Landkarte an der gegenüberliegenden Wand. Grace legte die Brille weg, ging zu der Karte hinüber, berührte den Goldrahmen und schöpfte Trost aus seiner Stabilität und, ja, seiner Vertrautheit.

Sie wohnte im Westen von Connecticut, auf dem weitläufigen Anwesen, das John ihr hinterlassen hatte. Das ursprüngliche Haus war fast ebenso viele Generationen im Besitz seiner Familie gewesen wie die alte Sägemühle. Die Sägemühle war nicht mehr in Betrieb, von Wein überwuchert und so gebeugt wie John in seinen letzten Jahren, doch was die Zeit der Mühle genommen hatte, hatte sie dem Haus gegeben. Ehemals ein rechteckiger, nach Westen ausgerichteter Steinklotz, hatte es einen Nordflügel dazubekommen und dann einen Südflügel; schließlich war eine Garage aus dem Boden geschossen, bei der es nicht geblieben war. An der Rückseite des Hauses waren eine Reihe von Büroräumen angebaut worden, in dessen größtem sie gerade stand, und ein Wintergarten vor der Terrasse, die sie so liebte, mit Steinplatten gefliest und aprilkahl, aber vielversprechend, bevor er in die sanft hügelige Rasenfläche überging, jenseits derer, von Föhren gesäumt, der Housatonic floß. Im Spätsommer zog er gemächlich an der Ostgrenze ihres Besitzes entlang. Zu dieser Jahreszeit war er in Eile; das hörte sie sogar jetzt durch die geschlossenen Flügelfenster.

Diese Dinge waren ihr vertraut. Und die anderen? Sie warf einen ängstlichen Blick zur Tür, ehe sie wieder zu ihrer Brille griff.

»Liebe Grace, ich lese Ihre Kolumne nun schon seit zwanzig Jahren, aber es ist heute das erstemal, daß ich Ihnen schreibe. Meine Tochter wird im Herbst heiraten, und nun besteht mein Exehemann darauf, daß, wenn sie ihn als Brautführer haben will, die Kinder aus seiner zweiten Ehe an der Hochzeit teilnehmen. Es sind fünf, alle unter zehn und unerzogen, und sie haben sich meiner Tochter gegenüber abscheulich benommen ...«

»Liebe Grace, Sie müssen einen Streit zwischen meinem Freund und mir schlichten. Er behauptet, daß der erste Junge, mit dem ein Mädchen schläft, ihren Unterleib seinen Gegebenheiten entsprechend formt, so daß es später mit einem anderen nie mehr so schön ist ...«

»Liebe Grace, einige der Briefe, die Sie veröffentlichen, sind zu weit hergeholt, um echt sein zu können ...«

»Liebe Grace, danke für den Rat, den Sie der armen Frau gegeben haben, deren Geschenke von ihren Enkeln nie anerkannt werden. Sie hat ein Recht auf ein Dankeschön – auch innerhalb der Familie. Ich habe Ihre Kolumne ausgeschnitten und an einer Stelle aufgehängt, wo meine Kinder sie sehen konnten ...«

Grace hielt den letzten Brief, jetzt aus Erleichterung zitternd, noch eine Weile in der Hand, ehe sie ihn weglegte.

Grace Dorian. »Die Vertraute«. Natürlich.

Wenn sie einen Beweis brauchte – am Ende des Zimmers hingen Plaketten an der Wand, die sich auf Vorträge bezogen, die sie vor Berufsverbänden gehalten hatte, und darunter lagen Ordner voller Zeitungsausschnitte, in denen ihre landesweit erscheinende Kolumne gelobt wurde. Die Posttasche auf dem Stuhl enthielt die neueste Leserbriefsendung aus New York. Bis zum Ende der Woche würde sie die meisten gelesen, eine Auswahl getroffen und fünf Kolumnen geschrieben haben.

Hoffte sie.

Nein, hätte sie. Sie mußte.

Was wußte David Marcoux schon? Seinem eigenen Eingeständnis nach hatte er lediglich ein paar Alternativen ausgeschlossen. Aber er irrte sich. Ihre Anfälle waren vorübergehende Blackouts, winzige Schlaganfälle vielleicht, die keinen bleibenden Schaden verursachten. Sie wußte jetzt wieder, was das für Briefe waren. Sie wußte wieder, was für einen Beruf sie hatte. Sie hatte sich in der Gewalt.

Das Telefon summte. Sie zuckte zusammen und starrte dann eine ganze Weile verwirrt auf den Apparat hinunter, bevor sie den Hörer von der Gabel riß. »Ja?« sagte sie. Freizeichen. Ihre Finger schwebten unsicher über einer Tastenleiste. Sie drückte auf eine davon, doch nichts geschah, und dann auf eine zweite, die ihr das Besetztzeichen bescherte. Sie überlegte noch, welche sie als nächste nehmen sollte, als das Summen verstummte. Sie stand mit dem Hörer in der Hand und zorniger Miene da, als die Tür aufflog.

»Ich kann mit diesem Telefon nicht umgehen, Francine«, erklärte sie in scharfem Ton. »Es ist zu verwirrend. Ich hatte vom ersten Tag an Probleme damit. Was war denn so schlimm an den alten Apparaten?«

Francine hatte eine Tasse Tee und ein Lächeln für sie. »Über die alten Apparate liefen maximal zwei Leitungen – aber wir brauchen fünf.« Sie stellte den Tee auf den Schreibtisch und drückte Grace kurz an sich. »’Morgen, Mom. Schlecht geschlafen?«

Graces Unmut legte sich. Francine würde nie ein dynamischer Mensch werden, aber sie war beständig – eine ergebene Tochter, eine loyale Freundin, eine fähige Assistentin. In diesem Punkt – wie in so vielen anderen Punkten auch – war Grace mit Glück gesegnet. Ja, Davis Marcoux irrte sich ganz sicher. Sie hatte es nicht so weit gebracht, um jetzt plötzlich von einer Krankheit aus dem Verkehr gezogen zu werden. Kurzzeitige Blackouts, mehr steckte nicht dahinter – und die mußten noch nicht einmal einen körperlichen Grund haben. Wenn man es recht bedachte, hatte sie sich das Recht auf gelegentliche Ausfälle weiß Gott erworben.

»Ich schlafe nicht so gut wie früher«, beantwortete sie Francines Frage. »Kaum mehr als zwei Stunden am Stück. Es heißt, daß alte Leute nicht so viel Schlaf brauchen. Ich brauche ihn – aber er ist mir nicht vergönnt.«

»Einundsechzig ist nicht alt«, sagte Francine.

Die Ermutigung tat Grace gut. »Mein Kopf funktioniert auch nicht mehr so richtig.«

Auch dieser Äußerung widersprach Francine. »Dein Kopf funktioniert einwandfrei, und darum bist du auch so gefragt. Das war der Grund dafür, daß ich dich angesummt hatte: Annie Diehl hat angerufen und wollte wissen, ob du interessiert daran wärst, in einer Talk-Show in Houston aufzutreten.«

Annie Diehl war die PR-Agentin, die die Zeitung dafür bezahlte, daß sie Graces Auftritte in der Öffentlichkeit koordinierte – daran erinnerte Grace sich sehr genau. Und sie erinnerte sich ebenfalls an die Panik, die sie bei ihrem letzten Flug befallen hatte. Plötzlich hatte sie nicht mehr gewußt, wohin sie unterwegs war und warum. Die Desorientierung hatte nicht lange angehalten und war zweifellos durch die Höhe ausgelöst worden, aber Grace wollte sich nicht noch einmal in diese Gefahr begeben, wenn es nicht unbedingt sein müßte.

»Ich bin schon in einem Dutzend Talk-Shows in Houston aufgetreten.«

»In vier – und die letzte liegt Jahre zurück.«

»Sinkt meine Leserschaft in Houston?«

»Nein. »

»Dann möchte ich lieber nicht fliegen – ich habe hier zu viel zu tun.« Sie warf einen Blick auf den Schreibtisch. »Zusätzlich zu alledem ist da noch mein Buch. Ich hätte ohnehin längst damit anfangen müssen, und Gott weiß, wann ich angesichts der sechs Vortragstermine bis Juni endlich dazu kommen werde.« Früher hatte sie die Kolumnen einer Woche in zwei Tagen erledigt und drei Tage für das »Rahmenprogramm der ›Vertrauten‹«, wie sie es nannte, zur Verfügung gehabt. Jetzt brauchte sie für alles länger. »Warum haben wir all diese Einladungen zu den Abschlußfeiern überhaupt angenommen?«

Francine grinste. »Weil du für dein Leben gern Ehrentitel verliehen bekommst.«

»Würde dir das nicht genauso gehen, wenn du einen haben könntest?« gab Grace ohne Scham zurück. »Es ist nicht komisch, ständig mit Leuten auf Listen zu stehen, deren akademische Grade mehr Platz beanspruchen als ihre Namen. Außerdem sind College-Abgänger, sogar High-School-Abgänger, so ängstliche Geschöpfe.« Ihre Enkelin fiel ihr ein, und sie schränkte ihre Aussage ein: »Abgesehen von Sophie. Sophie ist ein couragiertes Kind.«

»Kein Kind – sie ist dreiundzwanzig.«

»Und persönlich verantwortlich für diese Telefone und alles andere hier, womit ich nicht zurechtkomme.« Grace warf einen verzweifelten Blick in die Richtung des Computers, der auf einem Ausleger ihres Schreibtischs stand. Sie sehnte sich nach ihrer alten Olivetti.

»Ja, sie sind eine Verbesserung«, sagte Francine in dem Moment, als Grace das in Frage stellen wollte. »Sie machen die Arbeit leichter. Sie machen Sophie die Arbeit leichter. Und sie machen eine wichtige Aussage über ›Die Vertraute‹.«

»Daß sie computergesteuert ist?« fragte Grace bestürzt. »Die Vertraute« war sanft und eine angenehme Erscheinung, sie gab Informationen, aber auch Mitgefühl, und sie war durch und durch menschlich. Sie war absolut keine Maschine.

»Daß sie auf dem laufenden ist. Wirklich, Mom. Wenn heute jemand von dir etwas über Kondome wissen möchte, dann gibst du ihm eine andere Antwort als früher, als Schwangerschaft das Gebot der Stunde war. Deine Ratschläge wandeln sich mit den Zeiten – sollten deine technischen Voraussetzungen das nicht auch tun?«

Die Geschäftsfrau in Grace wußte, daß es unumgänglich war, aber trotzdem ängstigten sie technische Neuerungen, und sie hielt es sogar für möglich, daß die Kompliziertheit der modernen Welt für ihre zeitweisen Blackouts verantwortlich war. Schließlich konnte man einen Verstand nur bis zu einer gewissen Grenze belasten.

Sie lächelte, als sich ein rotköpfiges Finkenpärchen an dem Futterspender vor dem Fenster niederließ. »Gott sei Dank gibt es noch Dinge, die sich nicht ändern. Der Frühling ist im Anmarsch. Ich liebe diese Jahreszeit. Wenn alles blüht, fangen meine Besucher an, einzutrudeln. Weiß Margaret, daß sie allmählich die Gästezimmer herrichten muß?«

»Ja.«

»Hast du neuen Teppichboden für die Mansarden-Suite bestellt?«

»Mmm.«

»Was ist mit den Einladungen für meine Mai-Party? Sind sie schon gekommen?« Sie hatte Karten mit einer wunderschönen, handgemalten Blumenbordüre geordert, die kein Computer jemals zustandebringen würde – gottlob.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783986909390
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (März)
Schlagworte
Familiengeheimnis-Roman Familienroman Frauenroman Liebesroman Bestseller-Autorin Nicholas Sparks Nora Roberts Frauenschicksal-Roman Süße-Magnolien-Reihe eBooks

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