Lade Inhalt...

Der Himmel über Chartley Hall

Roman | Sie glaubt nicht mehr an die große Liebe – bis sie ihm begegnet

von Harriet Evans (Autor:in) Tina Thesenvitz (Übersetzung)
©2024 591 Seiten

Zusammenfassung

Können Märchen manchmal wahr werden? Der berührende Liebesroman »Der Himmel über Chartley Hall« von Harriet Evans jetzt als eBook bei dotbooks.

Laura will doch eigentlich nur eines: Mit ihrem Traumprinzen in den Sonnenuntergang reiten. Aber das scheint zu viel verlangt, denn auch die aktuelle Beziehung der hoffnungslosen Romantikerin endet wieder in Herzschmerz. Ab jetzt, beschließt Laura, ist es endgültig genug: Männer können ihr in Zukunft gestohlen bleiben! Stattdessen beschließt sie, ihre Eltern in den Urlaub zu begleiten. Bei einer England-Reise von einem alten Herrenhaus zum nächsten gehen die Chancen auf Romantik sowieso gegen Null … wäre da nicht Nick, der charmante Gutsverwalter von Chartley Hall, dessen Lächeln Lauras Knie weichwerden lässt. Beinahe wagt sie zu hoffen – doch Nick hat ein Geheimnis, das schon bald einen Keil zwischen die beiden zu treiben droht …

»Eine bezaubernde Geschichte über gebrochene und wieder geheilte Herzen.« InStyle

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der romantische England-Roman » Der Himmel über Chartley Hall« von Harriet Evans wird alle Fans von Cecilia Ahern und Rosie Walsh begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Laura will doch eigentlich nur eines: Mit ihrem Traumprinzen in den Sonnenuntergang reiten. Aber das scheint zu viel verlangt, denn auch die aktuelle Beziehung der hoffnungslosen Romantikerin endet wieder in Herzschmerz. Ab jetzt, beschließt Laura, ist es endgültig genug: Männer können ihr in Zukunft gestohlen bleiben! Stattdessen beschließt sie, ihre Eltern in den Urlaub zu begleiten. Bei einer England-Reise von einem alten Herrenhaus zum nächsten gehen die Chancen auf Romantik sowieso gegen Null … wäre da nicht Nick, der charmante Gutsverwalter von Chartley Hall, dessen Lächeln Lauras Knie weichwerden lässt. Beinahe wagt sie zu hoffen – doch Nick hat ein Geheimnis, das schon bald einen Keil zwischen die beiden zu treiben droht …

Über die Autorin:

Harriet Evans wurde in London geboren. Sie arbeitete viele Jahre als Lektorin in Buchverlagen, bis sie beschloss, lieber selbst Romane zu schreiben. Heute ist Harriet Evans erfolgreiche Autorin zahlreicher Liebesromane, mit denen sie immer wieder u.a. auf der Sunday-Times-Bestsellerliste stand.

Die Website der Autorin: harriet-evans.com/

Die Autorin bei Facebook: facebook.com/harrietevansbooks/

Die Autorin auf Instagram: instagram.com/harrietevansauthor/

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Liebesromane »Die Sterne über Keeper House«, »Eine Liebe in Langford«, Der Himmel über Chartley Hall« und »Ein halbes Leben zwischen uns«.

Außerdem erschienen bei dotbooks ihre Familiengeheimnisromane »Summercove House – Das Buch der verborgenen Wünsche« und »Winterfold Manor – Der Garten der verbotenen Träume«.

***

eBook-Neuausgabe Juni 2024

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2006 unter dem Originaltitel »A Hopeless Romantic« bei HarperCollins, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Hoffnungslos romantisch« bei Knaur, München.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2006 by Harriet Evans

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2008 by Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstaltgsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-972-7

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter (Unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Der Himmel über Chartley Hall« an: lesetipp@dotbooks.de (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Harriet Evans

Der Himmel über Chartley Hall

Roman

Aus dem Englischen von Tina Thesenvitz

dotbooks.

Kapitel 1

Laura Foster war hoffnungslos romantisch. Ihre beste Freundin meinte, das sei ihr größter Fehler und gleichzeitig der liebenswerteste Zug an ihr, denn er war es, der sie am häufigsten in Schwierigkeiten brachte, und dennoch war das Sichverlieben wie eine Droge für sie. Verknallt zu sein, von jemandem tagzuträumen, zu spüren, wie ihr Herz schneller schlug, wenn sie einen bestimmten Mann auf sich zukommen sah – dadurch erblühte sie und war katastrophal, hilflos und hoffnungslos unfähig, zu sehen, wenn etwas nicht stimmte. Jeder Mensch hat einen blinden Fleck. Bei Laura war es so, als hätte sie ein blindes Herz.

Jemand mit einem weniger romantischen Hintergrund wäre schwer aufzutreiben. Sie war keine entflohene Nonne oder die Tochter eines italienischen Grafen oder eine geheimnisvolle Waise. Sie war die Tochter von George und Angela Foster aus Harrow, einem Vorort von London. Sie hatte einen jüngeren Bruder, Simon, der völlig normal war, kein heimlicher Herzog, kein Spion und auch kein Soldat. George war Software-Ingenieur, und Angela arbeitete Teilzeit als Übersetzerin. Wie Jo einmal, ein Jahr nachdem sie sich auf der Universität kennengelernt hatten, sagte: »Laura, warum rennst du rum und tust so, als wärst du Julie Andrews, wenn du in Wahrheit Hyacinth Bucket bist?«

Doch Laura ließ sich in ihren Fantasien nie von der Wirklichkeit beirren. Als sie achtzehn war, hatte sie sich bereits mehrmals verliebt – in einen rotznasigen Grundschullehrer mit dicken Brillengläsern namens Kevin (in ihrem Kopf Indiana Jones mit Brille), in ihren Oboelehrer Mr. Wallace, ein dünner, pickliger Jugendlicher, für den sie rasende Besessenheit entwickelte und Blasen an ihren die Oboe spielenden Fingern bekam, da sie so viel übte (sie stand immer vor seiner Wohnung in Camden, in der Hoffnung, ihn zu sehen, und trug ein Medaillon mit einer Busfahrkarte, das er um ihren Hals gelegt hatte), und in ungefähr fünfzehn verschiedene Jungen aus der Jungenschule um die Ecke in Harrow.

Als sie auf die Uni kam, war die Auswahl noch größer und das Potenzial für Liebesgeschichten grenzenlos. Sie war nicht an einer zufälligen Eroberung in einem Club interessiert, nein, Laura wollte jemanden, der unter ihrem Fenster stand und ihr Gedichte vorlas. Sie wurde fast immer enttäuscht. Da war Gideon, der hoffnungsvolle Theaterregisseur, der sich noch nicht ganz zu seinem Schwulsein bekannt hatte. Juan, der kolumbianische Student, der kein Englisch sprach. Oder der Kapitän des Ruderteams, der viel besessener vom Laufband im Fitnessstudio war als von ihr. Ihr Zahnarzt, der ihr eine viel zu hohe Rechnung stellte und sie beim Abendessen zahlen ließ. Und der Dozent in ihrem Literaturseminar, mit dem sie niemals sprach und der ihren Namen nicht kannte und auf den sie zwei Semester verschwendete, indem sie ihn glühend anstarrte.

Bei all diesen Männern befolgte Laura dasselbe Muster. Sie aß nicht mehr, sie schwärmte, sie war sich immer äußerst bewusst, wo jeweils sie sich in jedem Raum befanden, dachte, sie sähe sie an jeder Ecke – war das sein lockiger Hinterkopf, der da gerade im Zeitungsladen verschwand? Sie wurde eine Idiotin, wenn einer von ihnen mit ihr sprach, weshalb sie ziemlich oft weggingen, verwirrt, weil dieses nette Mädchen mit dem dunkelblonden Haar, dem lieben Lächeln und dem dreckigen Lachen, das sie zu mögen schien, sich plötzlich wie eine Nonne in einem Einkaufszentrum verhielt – die Augen niedergeschlagen und stumm. Oder sie wollten mit ihr ausgehen – und dann stürzte Laura meistens mit einem Krachen hinab auf die Erde, wenn ihr klar wurde, dass sie nicht perfekt, dass sie nicht die Halbgötter waren, zu denen sie sie in ihrem Kopf gemacht hatte. Nicht, dass sie besonders wählerisch war – ihre Wahl war ganz einfach nur schlecht.

Sie glaubte an den einen. Und jeder Mann, den sie kennenlernte, hatte in den ersten fünf Minuten, zwei Wochen, vier Monaten in ihren Augen das Potenzial, der eine zu sein – bis ihr widerstrebend klar wurde, dass er schwul war (Gideon aus der Theatergruppe) oder psychopathisch (Adam, mehrere Monate lang ihr Freund, der schließlich seinen Magister über die Dichter der Romantik hinschmiss und zur SAS ging, um zur Tötungsmaschine zu werden). Auch bei ihrem letzten Freund, Josh, den sie bei einem Leseseminar kennengelernt hatte, beschloss sie nach fünf Minuten, dass er der eine sei, und ging mit ihm über ein Jahr lang aus, bevor sie bemerkte, dass sie eigentlich nur die Liebe zu den Leseförderungskampagnen des Gemeinderats gemeinsam hatten.

Es ist gut, wenn Mädchen in ihrer Pubertät an etwas wie den einen glauben, doch allgemein herrschte die Auffassung – als Laura von der Universität abging, als sie Mitte zwanzig wurde, als ihre Freundinnen allmählich sesshaft wurden -, dass es ihn nicht wirklich gab. Na ja, es gab ihn, aber mit Abstrichen. Nicht für Laura – sie würde warten, bis sie ihn fand. Auf die Klagen ihres anderen besten Freundes Paddy, dass er es satt habe, die Wohnung die ganze Zeit mit einem liebeskranken Teenager zu teilen, erwiderte sie entschlossen, dass er gemein sei und zu schnell urteile. James Patrick – für seine Freunde Paddy – war, was Dates anging, eine Katastrophe. Was wusste er also schon? Zu Jos pragmatischen Vorschlägen, sie solle sich doch an eine Partnervermittlung wenden oder einfach den Typen dort drüben fragen, sagte Laura nein, man könne es nicht erzwingen. Und dabei blieb es, bis fünf Minuten später ein Kellner in einem Restaurant sie anlächelte und Laura glücklich zu ihm aufsah und sich vorstellte, wie er und sie nach Italien zogen, ein kleines Café auf einem Marktplatz eröffneten und jede Menge schöner Babys namens Francesca und Giovanni hatten. Jo konnte darüber nur den Kopf schütteln, während Laura, der klar war, wie hoffnungslos sie im Vergleich zu ihrer vernünftigen, realistischen besten Freundin war, mit ihr lachte.

Bis eines Abends vor ungefähr achtzehn Monaten Jo zum Essen zu Paddy und Laura kam. Sie war sehr still. Laura machte sich oft Sorgen, dass Jo zu viel arbeitete. Während Laura versuchte, einen Bissen Kichererbsen zu verdauen, die Paddy zu wenig gekocht hatte, und sich bemühte, nicht an ihnen zu ersticken, wischte sich Jo den Mund mit einer Papierserviette ab und sah auf.

»Ähm ...«

Laura sah sie argwöhnisch an.

Jos Augen blitzten, ihr herzförmiges kleines Gesicht war gerötet, und sie beugte sich über den Tisch und sagte: »Ich habe jemanden kennengelernt.«

»Wo?«, hatte Paddy blöde gefragt.

Doch Laura verstand, was diese Feststellung bedeutete, natürlich tat sie das, und sie sagte: »Wer ist es?«

»Er heißt Chris«, antwortete Jo und lächelte ziemlich mädchenhaft, was für sie noch ungewöhnlicher war. »Ich habe ihn in der Arbeit kennengelernt.« Jo war Notarin. »Er hat sich ein Haus gekauft. Er hat mich angeschrien.«

Und dann – und da erkannte Laura, dass es ernst war – wickelte sich Jo eine Haarsträhne um den Finger und steckte sie sich in den Mund. Da dies ein Bruch der gesellschaftlichen Sitten war – in Jos Augen gleichbedeutend damit, nach einem Abendessen keine Dankeskarte zu schicken -, streckte Laura die Hand über den Tisch aus und sagte: »Wow! Wie aufregend.«

»Ich weiß«, erwiderte Jo, die immer nur lächeln musste. »Ich weiß!«

Laura wusste es, als sie Jo anschaute, sie wusste es einfach und wusste nicht, warum. Hier war jemand, der verliebt war, der den einen gefunden hatte, und mehr gab es nicht zu sagen.

Chris und Jo zogen nach sechs Monaten in das Haus, das zu kaufen sie ihm geholfen hatte, vier Monate danach machte er ihr einen Antrag. Sie begannen eine Dezemberhochzeit zu planen, ein paar Wochen vor Weihnachten in einem Londoner Hotel. Jo verwarf erwachsene Brautjungfern, fand sie zutiefst albern, sehr zu Lauras Enttäuschung – sie freute sich eigentlich darauf, ein hübsches Kleid anzuziehen und mit ihrer besten Freundin den schönsten Tag ihres Lebens zu teilen. Stattdessen sollte sie Trauzeugin und Paddy der Zeremonienmeister sein.

Es schien, als ob Jo und Chris schon immer zusammen gewesen wären, und Laura konnte sich kaum daran erinnern, wann er nicht im Bild gewesen war. Er passte einfach hinein mit seiner Art wie aus einem Nordlondoner Pub, seiner Persönlichkeit, die so lässig und freundlich war, verglichen mit Jos manchmal beherrschter Sicht auf das Leben. Er hatte Freunde, die in der Nähe wohnten – nette Freunde. Sie waren jetzt eine Clique, er und Jo, seine Freunde, Paddy und Laura und manchmal Lauras Bruder Simon, wenn er nicht gerade an einem schicken Ort war und den Mädchen weiche Knie bereitete (während Laura sich ständig verliebte, fiel Simon immer mit einer völlig Fremden ins Bett, meistens, indem er sie mit einem falschen Gefühl der Sicherheit einlullte und ihr erzählte, er arbeite für eine Wohltätigkeitsorganisation). Und da waren noch Hilary, die sie auch von der Uni kannten und die sie Schreckliche Hilary getauft hatten – weil sie es war -, und ihr Bruder Hamish, ihre anderen Freunde aus der Arbeit oder von der Uni oder so. Und so ging Lauras leichtes, unkompliziertes Leben weiter. Sie hatte eine kurze, intensive Affäre mit einem Bühnenautor, von dem sie dachte, er könne sehr wohl der neue John Osborne werden, bis Paddy erklärte, dass er nur ein Blödmann sei, der gerne viel rumschreie. Paddy ließ sich im Herbst einen Schnurrbart wachsen. Laura bekam eine Gehaltserhöhung. Sie kauften eine Playstation zur Feier des Tages – Spiele für ihn, Karaoke für sie. Ja, alles war in Ordnung in seinem üblichen Rahmen, nur dass Laura, wenn sie sich die verliebten Jo und Chris und wenn sie sich die Landschaft ihres eigenen langweiligen Lebens ansah, mehr und mehr das Gefühl hatte, dass sie den Weg des geringsten Widerstands ging, dass ihre Welt klein und armselig war im Vergleich zu Jos. Dass sie das verpasste, was sie sich am meisten wünschte.

Unter diesen Umständen war es kaum überraschend, dass es, als es Laura das nächste Mal passierte, schlimm wurde. Denn eines Tages und ohne es zu wollen wachte sie auf, zog sich an und ging zur Arbeit, und alles war normal, und am nächsten Tag hatte sie sich wieder verliebt. Doch diesmal wusste sie, dass es echt war. Und da begann alles schiefzugehen.

Kapitel 2

Chris, der Bräutigam, hüstelte und stand auf; er sah ziemlich nervös aus. Laura lächelte ihn an und tat so, als würde sie zuhören. Sie hätte aufpassen sollen, schwelgte aber in ihren eigenen Tagträumen. Sie dachte an ihre Großmutter Mary Fielding. Lauras Großmutter war der Mensch, den Laura am meisten auf der Welt liebte (abgesehen von demjenigen, in den sie gerade verliebt war), noch mehr als ihre Eltern und ihren Bruder.

Mary war Witwe. Sie hatte ihren Mann Guy vor acht Jahren verloren und lebte allein in einer kleinen, aber perfekt geschnittenen Wohnung in Marylebone. Es gab verschiedene Gründe, warum Laura Mary anbetete, so wie sie sein wollte und sie viel verführerischer fand als ihre Eltern. Mary war modebewusst – selbst mit vierundachtzig war sie stets die bestangezogene Person im Raum. Mary war witzig – ihr Gesicht leuchtete auf, wenn sie einen Witz erzählte, und sie konnte alle, ob jung oder alt, vor Lachen zum Brüllen bringen. Doch der Hauptgrund, weshalb Laura ihre Großmutter verehrte, bestand darin, dass Mary die wahre Liebe gefunden hatte. Ihr Mann Guy war die Liebe ihres Lebens – so wie Laura es bei niemand anderem erlebt hatte. Sie hatten sich kennengelernt, da war Guy schon verwitwet. Das war in Kairo nach dem Zweiten Weltkrieg. Mary hatte bereits eine Tochter, Angela, Lauras Mutter. Auch Guy hatte eine Tochter, Annabel, die Laura und Simon Tante nannten, obwohl sie eigentlich nicht mit ihnen verwandt war.

Wegen der natürlichen Zurückhaltung ihrer Mutter war es Mary, der Laura von ihrem Liebesleben erzählte, von ihren neuesten Katastrophen und demjenigen, in den sie gerade verliebt war. Da sie mitten in London und nicht allzu weit entfernt von Lauras Arbeitsplatz wohnte, war es Mary, die Laura besuchte, um mit ihr zu reden und ihr zuzuhören. Und es war Mary, von der Laura großenteils alles über wahre Liebe lernte. Sie lernte es nicht von ihren eigenen wenig emotionalen Eltern. Nein, sie lernte, dass wahre Liebe der Stoff für Romane war.

Eine von Lauras Lieblingsgeschichten war die, wie Mary und Guy bei einer Fahrt zu den Pyramiden bei Sonnenaufgang gemerkt hatten, dass sie sich verliebt hatten. Es war stockdunkel gewesen, als sie losfuhren, eingezwängt in einen Jeep mit anderen Mitgliedern ihres Clubs in Kairo. Und als die Sonne aufging, hatte Guy sich zu Mary umgedreht und gesagt: »Du weißt doch, dass ich ohne dich nicht leben kann, oder?« Und Mary hatte erwidert: »Ich weiß.«

Und das war es. Sechs Monate später waren sie verheiratet.

George und Angela hatten sich dagegen bei einer Chorveranstaltung hinter der Tottenham Court Road kennengelernt, als sie beide zur Uni gingen. Irgendwie hatte Laura das Gefühl, dass das nicht ganz dasselbe war.

»Du bist die Liebe meines Lebens«, hörte sie eine Stimme sagen. »Die Frau, mit der ich alt werden will. Ich liebe dich.«

Er starrte sie gebannt an, seine Augen bohrten sich in ihre. Laura hob die Hand zur Brust und sagte atemlos: »Ich liebe dich auch.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783986909727
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (Juni)
Schlagworte
Liebesroman Romantik-Roman Liebesroman England Frauenunterhaltung romantisch Schicksal Roman Meike Werkmeister Cecilia Ahern Lia Louis Neuerscheinung eBooks

Autoren

Zurück

Titel: Der Himmel über Chartley Hall