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Sakkara - Im Schatten der Orangenbäume

Roman | Eine mitreißende Saga zwischen Orient und Okzident

©2024 501 Seiten

Zusammenfassung

Ein Traum aus Licht und Schatten: Der berauschende Exotik-Roman »Sakkara – Im Schatten der Orangenbäume« von Noel Barber als eBook bei dotbooks.

Im Schatten der Pyramiden suchen sie die Liebe … Kairo, Anfang des 20. Jahrhunderts: Mark Holt, Sohn eines englischen Diplomaten, wächst in der schillernden Welt der Kairoer Oberschicht auf. Seit er sich erinnern kann, liebt er die schöne Serena, deren Lebenslinie seit ihrer Kindheit mit der seinen verwoben ist. Bei nächtlichen Ausritten und Picknicken auf den Stufen der Pyramiden träumen die beiden von einem gemeinsamen Leben voller Leichtigkeit und Glück – und wissen doch, dass ihre Eltern dieser Verbindung niemals zustimmen würden. Als das Land von den Feuern der Revolution gegen die britische Besatzung erfasst wird, beschließt Mark, für ihre gemeinsame Zukunft zu kämpfen. Doch dann erfährt er, dass Serena verlobt werden soll – ausgerechnet mit seinem Bruder Greg …

Aufwühlend und authentisch erzählt Noel Barber in seinem großen Roman die Geschichte seiner Familie: »Eine kraftvolle, packende Chronik – ausgezeichnet geschrieben!«, urteilt Bestsellerautor Morris L. West.

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die farbenprächtige Familiensaga »Sakkara – Im Schatten der Orangenbäume« von Noel Barber – ein historisches Lesevergnügen für alle Fans von Jeffrey Archer und James Clavell. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Im Schatten der Pyramiden suchen sie die Liebe … Kairo, Anfang des 20. Jahrhunderts: Mark Holt, Sohn eines englischen Diplomaten, wächst in der schillernden Welt der Kairoer Oberschicht auf. Seit er sich erinnern kann, liebt er die schöne Serena, deren Lebenslinie seit ihrer Kindheit mit der seinen verwoben ist. Bei nächtlichen Ausritten und Picknicken auf den Stufen der Pyramiden träumen die beiden von einem gemeinsamen Leben voller Leichtigkeit und Glück – und wissen doch, dass ihre Eltern dieser Verbindung niemals zustimmen würden. Als das Land von den Feuern der Revolution gegen die britische Besatzung erfasst wird, beschließt Mark, für ihre gemeinsame Zukunft zu kämpfen. Doch dann erfährt er, dass Serena verlobt werden soll – ausgerechnet mit seinem Bruder Greg …

Über den Autor:

Noel Barber (1909–1988) war ein britischer Schriftsteller und Journalist. Seine prachtvollen historischen Romane, in denen er seine langjährigen Erfahrungen als Auslandskorrespondent des »Daily Mail« verarbeitete, begeisterten ein internationales Publikum.

Noel Barber veröffentlichte bei dotbooks bereits seine farbenprächtigen Sagas »Tanamera – Im Land der Pfefferblüte« und »Koraloona – Unter den Sternen der Südsee« und seine »Schicksalsjahre«-Trilogie mit den Bänden »Licht und Schatten von Paris«, »Dunkler Himmel über Frankreich« und »Sturm über der Villa Magari«.

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eBook-Neuausgabe April 2024

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1984 unter dem Originaltitel »A Woman of Cairo« bei Eaton Books AG. Die deutsche Erstausgabe erschien 1987 unter dem Titel »Sakkara« im Hestia Verlag.

Copyright © der englischen Originalausgabe 1984 by Eaton Books AG

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1987 by Hestia Verlag GmbH, Bayreuth

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Covergestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)

ISBN 978-3-98952-088-2

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Noel Barber

Sakkara – Im Schatten der Orangenbäume

Roman

Aus dem Englischen von Christine Frauendorf-Mössel

dotbooks.

Kapitel 1

In jenen glücklichen Kairoer Tagen erschien uns allen das Leben einfach wunderbar. Wir lebten damals in unserer weißen Villa mit ihren ausgedehnten Rasenflächen, die auf der einen Seite an das Ufer des Nils mündeten, in durchaus luxuriösen Verhältnissen. Die breiten Avenuen der City von Kairo waren von zahllosen Geschäften gesäumt, in den Hotels spielten Tanzkapellen, und der Gesîra-Club besaß ein eigenes Polofeld, einen Golfplatz und einen Swimmingpool.

Glück ist automatisch das Wort, das mir bei dem Gedanken an unsere Kindheit und Jugend dort in den Sinn kommt. Wir..., das sind Serena, die schönste von allen, die Tochter eines ägyptischen koptischen Christen, mein Bruder Greg, der sie später geheiratet hat, Teddy Pollock, der selbsternannte Playboy, und all jene Freunde, die mit uns nach Ausritten in die Wüste zur Stufenpyramide des Djoser in Sakkâra die Nächte durchtanzt oder sich im Mena House um Mitternacht zum Schwimmen getroffen haben. Dann waren da noch Ali, Serenas Bruder, und seine Freunde..., Gamal Nasser, der ernste junge Student, und Anwar Sadat, der eifrige Disputant.

Waren wir wirklich alle blind, weil wir die andere Seite des Lebens nicht gesehen haben... die zahllosen Bettler, die Berge von Unrat, die unbeschreibliche Armut? Unsere Eltern jedenfalls schienen das kaum zu registrieren. Mein Vater, britischer Berater der ägyptischen Regierung, liebte ebenso wie Sirry Pascha, Serenas Vater, einfach alles an diesem Land. Hatte denn keiner von ihnen rechtzeitig erkannt, daß König Farûk mit seinen Ausschweifungen ins Verderben rannte, und hatte niemand die dunklen Motive seines Militärberaters General Osman Sadik durchschaut?

Manchmal frage ich mich, ob wir uns nicht durch den Glanz des alten Ägypten so haben blenden lassen, daß wir für die Realitäten des Lebens blind waren. Haben wir uns täuschen lassen, wie durch das servile Lächeln des Arabers, das auf seinem Gesicht liegt, wenn er einem Briten einen Skarabäus verkaufen möchte, und das doch nur notdürftig den Haß gegen die fremden Unterdrücker maskiert? Doch Kairo war damals eine faszinierende Stadt, die uns alle in ihren Bann gezogen hat... schön und ockerfarben, eigennützig und doch tolerant, hat sie uns getäuscht; und die sanften Brisen, die vom Nil her wehten, hüllten uns in trügerische Sicherheit.

Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Junge an der Hand des Vaters die in der Sonne glänzenden und von Menschen überquellenden Straßenbahnwagen beobachtete und wissen wollte, wohin sie fuhren.

»Immer im Kreis herum ..., überallhin und doch nirgendwohin ..., wie alles andere auch in Kairo«, lautete die Antwort meines Vaters.

Rückblickend scheint für mich das Leben zum ersten Mal deutliche Konturen an jenem heißen Nachmittag im Jahre 1919 angenommen zu haben, als Serena knapp ein Jahr alt gewesen war und ich gerade zehn.

Ich war damals noch zu jung, um zu begreifen, weshalb an diesem Tag unser sonst so beschauliches Leben plötzlich durch besorgte Gesten und Mienen der Eltern und durch verstohlene Blicke der Bediensteten gestört wurde. Mit zehn war ich allerdings der Ansicht, mein Vater müsse mir die Spannung in der Familie und die merkwürdigen Geräusche erklären, die von fern wie Fehlzündungen eines Autos zu uns herüberdrangen.

»Vater, du hast mir doch erklärt, daß Ägypten ein Protektorat ist«, begann ich. »Warum sind uns denn dann die Ägypter böse, wenn wir sie beschützen?«

»Vielleicht möchten sie gar nicht beschützt werden«, bemerkte daraufhin mein Vater und fügte den für mich rätselhaften Satz hinzu: »Das Faß ist am Überlaufen.«

»Bleib unter allen Umständen in unserem Garten«, warf meine Mutter in diesem Augenblick besorgt ein und ließ es sich von mir versprechen.

»Er würde sowieso nicht weit kommen«, seufzte Vater. »In Kairo herrscht der Ausnahmezustand. Es wird auf jeden geschossen, der sich auf der Straße blicken läßt.«

»Darf ich nicht mal rüber in die Garden City?« fragte ich erstaunt. Auf der unserem Grundstück gegenüberliegenden Straßenseite begann nämlich ein Stadtteil, die »Gartenstadt«, mit imposanten und eleganten Gebäuden, in denen zahlreiche Botschaften ihren Sitz hatten, und der einen beliebten Spielplatz besaß. Zwar war es dort nicht so schön und großzügig wie in unserem Garten, doch der Platz hatte den Vorteil, daß wir dort unter Aufsicht mit anderen Kindern spielen konnten. »Schließlich muß ich ja nicht auf Greg aufpassen«, fügte ich hinzu. Mein Bruder hatte gerade die Mandeln herausgenommen bekommen und lag im Anglo-Amerikanischen Krankenhaus.

»In ein paar Tagen ist Greg wieder zu Hause«, sagte mein Vater. »Dann gehen wir gemeinsam zum Spielplatz rüber, Mark.«

»Holt House«, wie unsere Villa hieß, war ein weitläufiges und in ganz Kairo wohlbekanntes Gebäude, wie es sich für die Residenz des britischen Beraters der ägyptischen Regierung gehörte. Zu beiden Seiten der Galerie, die über die gesamte Breite des Hauses reichte, lagen die offiziellen Empfangsräume. Vor der einen Seite lag die kurze Auffahrt, die vom Eingang der Garden City heraufführte, vor der anderen, mit ihren gleichfalls mächtigen Doppeltüren, der gepflegte Rasen, der sich bis zum Nilufer hinunter erstreckte. Das Haus war zu einer Zeit gebaut worden, als der türkische Einfluß auf die ägyptische Architektur noch vorherrschend gewesen war, und davon zeugten auch die Größe des Grundstücks, die luftigen und geräumigen Zimmer des Hauses und der bei uns Kindern beliebteste Raum – jener Anbau an das ursprünglich rechteckige Hauptgebäude, den ein türkischer Architekt konzipiert hatte. Es war das sogenannte »türkische Musikzimmer«, das nicht nur schalldicht war, sondern auch auf einer Seite eine Bühne und eine Galerie besaß, die man nur über eine verdeckte Treppe erreichen konnte und die durch ein kunstvolles und dichtes schmiedeeisernes Gitter abgeschirmt war, so daß in früheren Zeiten die Damen des Harems den Musik hörenden Männern von dort oben aus, selbst ganz unbeobachtet, zusehen konnten.

Dieser Anbau eignete sich ideal für Versteckspiele jeder Art. An jenem aufregenden Tag jedoch war niemand anwesend, mit dem ich hätte spielen können. Ich langweilte mich tödlich. Plötzlich wurden die merkwürdigen Geräusche immer lauter und durchdringender, und ich rannte neugierig in den Garten hinaus, nur um Madame Sirry zu sehen, die mit der einjährigen Serena und einem Kindermädchen unser Grundstück durch die Pforte aus Weidengeflecht betrat, die die beiden Gärten miteinander verband. Die Sirrys bewohnten das beinahe ebenso große und schöne Nachbarhaus. »Kann ich bei Ihnen bleiben, bis der Lärm vorüber ist?« hörte ich Madame Sirry meine Eltern fragen. »Mein Mann ist im Abdin-Palast. Er hat Ali mitgenommen. Der Junge spielt so gern im Wachraum der Garde, während sein Vater zur Audienz beim Sultan ist.«

Ali war der fünfjährige Sohn von Madame Sirry. Die gebürtige Französin hatte den reichen koptischen Christen Sirry Pascha geheiratet, der ein enger Freund und Berater des Sultans Fuâd war. Mein Vater bezeichnete Sirry stets als sogenanntes Mitglied der »Palastclique«, und ich wußte, daß er sich häufig mit ihm über anglo-ägyptische Probleme unterhielt.

»Selbstverständlich sind Sie willkommen«, antwortete mein Vater, als meine Mutter ebenfalls über den Rasen auf sie zuging. »Ich muß bald fort, aber Sie bleiben auf alle Fälle zum Lunch, ja?«

Serena, das jüngste Kind der Sirrys, lag im Kinderwagen. Das Kindermädchen Fathia, das vom Landgut der Sirrys im Nildelta stammte, rollte verängstigt die Augen.

»Nimm dich zusammen!« wies Madame Sirry das junge Mädchen keineswegs unfreundlich zurecht. »In diesem Garten hier bist du sicher. Paß gut auf Serena auf, hörst du?« Das Mädchen nickte nur stumm. Ich hörte, wie Madame Sirry leise zu meiner Mutter sagte: »Ich bin hergekommen, weil die Dienstboten völlig verängstigt sind. Sie glauben, daß die Ägypter angestachelt werden sollen, sich gegen die Briten aufzulehnen, und wollen auf keinen Fall in die Sache verwickelt werden. Ist das nicht idiotisch?«

»Sie bleiben selbstverständlich zum Lunch«, drängte nun auch Mutter. Wir wußten, daß Vater später mit dem britischen Hochkommissar verabredet war, und folgten ihm zusammen mit Madame Sirry in sein Arbeitszimmer. Dort fragte Mutter in ihrer eher zerstreuten Art: »Mein Gott, weshalb müssen sie nur immer alles so komplizieren? Worum geht’s denn diesmal?«

Mein Vater, der gern und geduldig erklärte, antwortete: »Zaghul, der Führer der nationalistischen Volkspartei Ägyptens, steckt dahinter. Ich habe ihn zwar als gebildeten Mann mit guten Manieren kennengelernt, aber er ist ein fanatischer Nationalist. Der ganze Unsinn hat natürlich angefangen, als Präsident Wilson nach dem Krieg seine Vierzehn Punkte zur Selbstbestimmung der Völker verkündet hat.« Und Vater fuhr fort: »Zaghul behauptet, Wilsons Vierzehn Punkte träfen wie für alle anderen Länder auch für Ägypten zu. Prinzipiell muß ich ihm da zustimmen. Aber ich halte den richtigen Zeitpunkt für eine solche Entwicklung noch nicht gekommen. Leider ist den Herren vom Außenministerium nichts Besseres eingefallen, als Zaghul verhaften zu lassen und nach Malta ins Exil zu schicken. Damit richten sie nur noch mehr Unheil an.«

Vater hatte recht. Die Studenten waren bereits auf die Straßen Kairos gegangen und hatten mit ihren Attacken den öffentlichen Verkehr lahmgelegt. Acht britische Soldaten waren vom Mob getötet worden.

Als Vater das Haus verlassen hatte, lud Mutter Madame Sirry ein, mit ihr im Salon Kaffee zu trinken. »Du kannst im Garten spielen«, sagte sie zu mir. »Und paß auf Serena auf.«

»Aber Fathia ist doch bei ihr.«

»Die hat vielleicht größere Angst als du«, entgegnete Madame Sirry lächelnd. »Zu dir habe ich Vertrauen. Du bist Serenas Beschützer.«

»Aber lauf bitte nicht durch die Blumenbeete!« mahnte Mutter, die ihren Garten sehr liebte. Immerhin hatte sie es in den zwölf Jahren, die die Holts in Kairo lebten, fertiggebracht, aus dem öden, sandigen Grundstück ein üppig blühendes Paradies zu machen. Sie hatte eine Pumpe installieren lassen, mit der Wasser vom Nil in den Garten geleitet werden konnte, und mittlerweile wucherten Bougainvilleen und andere exotische Kletterpflanzen an den Hauswänden, und die leuchtenden Blüten von Cannas, Fuchsien, Hibiskus und Petunien säumten die ausgedehnte Rasenfläche, auf der rot oder blau blühende Jakarandabäume zwischen Frangipanibäumen mit ihren seidenweißen Blüten und den grellroten Flamboyants wuchsen.

Aber vor allem war es ein Garten, in dem eine glückliche Atmosphäre herrschte. Selbst das Summen der Libellen schien Zufriedenheit auszudrücken. Nirgends gab es die genau abgezirkelten Beete, die für die türkischen Gärten so typisch sind. Mutters Geschick war es zu verdanken, daß die Bepflanzung so aussah, als sei alles wild gewachsen. Und doch lag dem Garten eine gepflegte und natürliche Ordnung zugrunde. Mutter besaß ihr eigenes kleines Gartenhaus, in dem sie täglich die Blumen aus den Vasen des Hauses wechselte. Sie hatte einmal gestanden, daß sie dies als ihr Allerheiligstes betrachtete, und sie war am glücklichsten, wenn ihr der Gärtner dort einen Arm voller Blumen auf den Marmortisch legte, die sie dann zu kunstvollen Blumengestecken binden konnte.

»Warum spielst du nicht im Kathedralenbaum?« fragte Mutter in diesem Augenblick. »Dort wäre Serena auch vor der Sonne geschützt.«

Ich hatte sowieso vorgehabt, mich unter diesen sogenannten Kathedralenbaum zurückzuziehen, der nach dem türkischen Musikzimmer mein liebster Spielplatz war. Es handelte sich dabei um einen riesigen, knorrigen Gummibaum, der am Ende unseres Gartens nahe am Nilufer stand. Niemand kannte sein wahres Alter, aber er mußte uralt sein, denn seine knorrigen Äste hatten sich wie die Fangarme eines prähistorischen Ungeheuers ausgebreitet, im Laufe von Jahrzehnten wieder den Boden erreicht und dort Wurzeln geschlagen, so daß sie das Rund des Baumes wie Säulen umgaben. In seiner Mitte war damit unter dem ausladenden Blätterdach ein kirchenähnlicher Raum entstanden, der meinen Bruder Greg und mich veranlaßt hatte, ihn den »Kathedralenbaum« zu taufen.

Gelegentlich jedoch spielte uns unsere Phantasie einen Streich, und dann war der Baum plötzlich keine Kathedrale mehr, sondern ein Verlies, und ich wurde zu einem »Lebenslänglichen« wie die Männer aus den Gefangenentransporten, die ich manchmal in der Stadt gesehen hatte.

An jenem Tag allerdings war er der Kathedralenbaum, und ich bat das Kindermädchen, Serena mit ihrem Kinderwagen unter den großen Gummibaum zu schieben, wo ich mich sicher fühlte. Serena war schon als Baby ausgesprochen hübsch und niedlich, doch ich als Zehnjähriger war natürlich nicht gerade begeistert davon, zum Hilfskindermädchen degradiert zu werden.

Ich hatte den Kinderwagen gerade durch die Öffnung zwischen den Luftwurzeln gezogen, als schreckliche Schreie und wilde Drohungen durch den Garten hallten. Ein Teil der aufrührerischen Menge, die scheinbar überall durch Kairo tobte, hatte offenbar unser Gartentor aufgebrochen, rannte nun kreuz und quer über das Grundstück und skandierte: »Nieder mit den Briten! Ägypten den Ägyptern!« Und schließlich auch: »Tod allen Briten!«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783989520882
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (April)
Schlagworte
Love and Landscape Exotikroman Kairo-Roman Tara Haigh James Clavell Jeffrey Archer Ägypten Historischer Liebesroman Neuerscheinung eBooks
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Titel: Sakkara - Im Schatten der Orangenbäume