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Der Hexenturm

Historischer Roman: Die Hexentrilogie 2 | Ein dramatischer Prozess vor dem Dreißigjährigen Krieg

©2024 483 Seiten

Zusammenfassung

Muss sie den Tod einer Hexe sterben? Der fesselnde historische Roman »Der Hexenturm« von Deana Zinßmeister jetzt als eBook bei dotbooks.

Sie verweigerte sich einem Mann – nun droht ihr der Scheiterhaufen ... Wellingen, in den Hessenlanden: Nach einer aufreibenden Flucht aus ihrer Heimat Thüringen hat die junge Katharina Unterschlupf und Arbeit auf einem Gestüt gefunden. Obwohl der hiesige Pferdehändler sie gerne bei sich aufnimmt, sind ihr und ihren Reisegefährten nicht alle im Ort wohlgesonnen: Katharina erfährt das schon bald am eigenen Leib, als sie den groben Annäherungsversuch eines der Knechte zurückweisen muss – und kurzerhand von ihm der Hexerei beschuldigt wird. Nur allzu bereitwillig glauben ihm die Dorfleute und sperren die junge Frau in den Hexenturm, wo ihr alsbald der Prozess gemacht werden soll. Ist ihr Leben verwirkt – oder können der Franziskanermönch Burghard und ihre anderen Freunde sie noch retten?

»Deana Zinßmeisters Geschichten haben Erfolgsgarantie.« Bild

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der authentische historische Roman »Der Hexenturm« von Bestsellerautorin Deana Zinßmeister ist der zweite Band ihrer Hexentrilogie, die Fans von Doris Röckle und Astrid Fritzsch begeistern wird. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Sie verweigerte sich einem Mann – nun droht ihr der Scheiterhaufen ... Wellingen, im Land an der Saar: Nach einer aufreibenden Flucht aus ihrer Heimat Thüringen hat die junge Katharina Unterschlupf und Arbeit auf einem Gestüt gefunden. Obwohl der hiesige Pferdehändler sie gerne bei sich aufnimmt, sind ihr und ihren Reisegefährten nicht alle im Ort wohlgesonnen: Katharina erfährt das schon bald am eigenen Leib, als sie den groben Annäherungsversuch eines der Knechte zurückweisen muss – und kurzerhand von ihm der Hexerei beschuldigt wird. Nur allzu bereitwillig glauben ihm die Dorfleute und sperren die junge Frau in den Hexenturm, wo ihr alsbald der Prozess gemacht werden soll. Ist ihr Leben verwirkt – oder können der Franziskanermönch Burghard und ihre anderen Freunde sie noch retten?

Über die Autorin:

Deana Zinßmeister widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben historischer Romane. Bei ihren Recherchen wird sie von führenden Fachleuten unterstützt, und für ihren Bestseller »Das Hexenmal« ist sie sogar den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Saarland.

Die Website der Autorin: www.deana-zinssmeister.de

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin »Der Duft der Erinnerung«, »Fliegen wie ein Vogel«, die Pesttrilogie mit den Romanen »Das Pestzeichen«, »Der Pestreiter« und »Das Pestdorf« sowie die Hexentrilogie mit den Romanen »Das Hexenmal«, »Der Hexenturm« und »Der Hexenschwur«.

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eBook-Neuausgabe März 2024

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Deana Zinßmeister

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98952-064-6

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Deana Zinßmeister

Der Hexenturm

Historischer Roman

dotbooks.

Prolog

Püttlingen im heutigen Saarland, 1618

Johann von Baßy preschte auf seinem Rappen in den Burghof, saß ab und überließ das Pferd dem Stallburschen, der sogleich herbeigeeilt kam. Ohne anzuklopfen, riss er das Eingangsportal auf, rannte den Gang entlang und stürmte geradewegs in den Wohnsalon. Durchnässt stellte er sich vor den wärmenden Kamin und rieb sich die klammen Finger über dem Feuer.

»Es muss dir sehr unter den Nägeln brennen, wenn es dich bei diesem Wetter zu mir treibt«, lachte Thomas Königsdorfer spöttisch. Er saß in einem Sessel am Feuer und hatte von Baßy bereits erwartet. »Hier, trink den heißen Würzwein!«, sagte er und reichte dem Freund einen Becher.

Dankend nahm der Amtmann aus Wellingen das dampfende Getränk entgegen. Zwischen zwei Schlucken sah er auf und fragte: »Hast du meine Nachricht bekommen und dir meinen Vorschlag überlegt?«

Königsdorfer zuckte mit den Schultern. »Du bist Amtmann in Wellingen und kannst die Frau jederzeit ins Gefängnis schaffen lassen. Warum belästigst du mich damit? Ich habe in meinem eigenen Amtsbezirk genug zu tun.«

Johann von Baßy wusste, dass Thomas Königsdorfer nur versuchte Gewinn aus der Sache zu schlagen.

»Du hast mehr Macht, Thomas!«, schmeichelte er ihm. »Wenn ich die junge Frau bei mir ins Gefängnis bringen lasse, läuft meine Tante direkt zu den Nassauern nach Saarbrücken. Dann ist sie schneller wieder frei, als mir lieb sein kann.«

»Woher stammt die Frau? Ich habe gehört, dass es mehrere Fremde sind, die bei der alten Rehmringer Unterkunft erhalten haben.«

Von Baßy nickte. »Es sind drei Männer und zwei Frauen. Sie sollen von der anderen Seite der Werra kommen. Der Landstrich heißt angeblich Eichsfeld.«

»Das weiß ich bereits.« Thomas Königsdorfer schien zu überlegen. Dann stand er auf, ging zum Fenster und blickte hinaus.

Johann von Baßy stellte sich neben ihn und folgte seinem Blick. Als er das mächtige, runde Gebäude vor sich sah, das in der Abenddämmerung unheimlich und düster wirkte, fragte er: »Wie viele Frauen sind zurzeit im Hexenturm eingesperrt?«

»Bis jetzt sind es fünf Weiber«, antwortete Königsdorfer mit Abscheu in der Stimme. »Seit heute Morgen werden sie der peinlichen Befragung unterzogen.«

»Sind sie schuldig?«

»Dass es Hexen sind, wusste ich schon, bevor sie gestanden haben!«, sagte Königsdorfer voller Hohn. »Und bereits morgen werden sie brennen.«

Erstaunt blickte von Baßy auf. »So schnell?«

»Worauf soll ich warten? Schließlich haben sie schlimmen Wetterzauber über uns gebracht.«

»Das haben sie zugegeben?«

»Kannst du dich erinnern, dass wir jemals um diese Jahreszeit solches Wetter gehabt haben?«, fragte der Püttlinger Amtmann zornig. Von Baßy wollte Königsdorfer nicht weiter reizen und blieb stumm. Schweigend wandten sich die beiden Männer vom Fenster ab und setzten sich.

»Was ist jetzt, Thomas? Wirst du die Frau verhaften lassen?«

Königsdorfer musterte sein Gegenüber. »Weshalb willst du ausgerechnet diese eine Frau in den Hexenturm werfen lassen? Und weshalb nicht gleich alle fünf?«

Der Amtmann überlegte kurz. »Nein, die Frau reicht. Wir wollen ja nicht übertreiben!« Er lächelte zynisch, bevor er hinzufügte: »Sollten die anderen dann noch immer nicht vom Gestüt verschwinden, kannst du sie meinetwegen alle einsperren lassen!«

»Und was springt für mich raus?«

Von Baßy wusste, dass es dem Amtmann von Püttlingen im Grunde nur auf seine Entlohnung ankam. »Es soll dein Schaden nicht sein, Thomas! Das Geldsäckchen wird reich gefüllt sein. Und wenn ich das Gestüt erbe, erhältst du außerdem ein prächtiges Ross.«

Fragend zog Königsdorfer eine Augenbraue in die Höhe. »Weshalb so großzügig? Da steckt doch noch mehr dahinter!«

Von Baßys Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Es geht mir nur um die eine Frau. Und die will ich dort drüben im Hexenturm weggesperrt sehen!«

Kapitel 1

Irgendwo in Nassau – Anfang Oktober 1617

Der Sturm hatte nachgelassen, und das Donnergrollen war nicht mehr zu hören. Clemens kroch auf allen vieren zum Höhleneingang und streckte vorsichtig den Kopf hinaus. Überrascht stellte er fest, dass es bereits dämmerte. Er drehte den Kopf zur Seite und rief seinen Weggefährten über die Schulter zu: »Wacht auf, ihr Schlafmützen! Es regnet nicht mehr. Lasst uns weiterziehen.«

Franziska setzte sich auf und schüttelte ihre rötlichen Haare. Trockenes Laub fiel zu Boden. Verschlafen rieb sie sich die Augen. Burghard kauerte sich gähnend neben Clemens und blickte zweifelnd zum Himmel. »Wohin willst du denn jetzt noch? Bald wird es dunkel.«

Katharina schlug zaghaft vor: »Wir könnten die Nacht in der Höhle verbringen. Hier ist es trocken und sicher.«

»Nein, ich finde, Clemens hat Recht! Wir sollten weiterziehen«, entgegnete Johann. »Schließlich haben wir den ganzen Nachmittag geschlafen. Ich bin nicht mehr müde und wüsste nicht, weshalb wir hierbleiben und kostbare Zeit vergeuden sollten. Wir müssen ja nicht bis zum Morgengrauen marschieren. Aber wenigstens eine Weile. Zumal uns der Vollmond den Weg erhellen wird.«

Mit diesen Worten kroch er hinter Clemens nach draußen. Burghard zögerte, doch als Franziska hinter ihm drängelte, schlüpfte auch er durch den kleinen Eingang.

»Wir gönnen uns kaum Ruhe«, maulte Katharina leise. »Immer müssen wir weiter. Ich bin erschöpft und könnte tagelang schlafen. Wir wissen nicht einmal, wo wir sind. Ich habe keine Lust, durch die Nacht zu stapfen, ich bleibe hier.«

Franziska, die eben hinter Burghard nach draußen kriechen wollte, hielt inne und wandte sich zu Katharina um, die stur auf dem Boden saß und sich nicht von der Stelle rührte. »Nun komm, Katharina«, sagte sie sanft, »sonst müssen wir ohne dich gehen. Und du willst doch nicht allein hier zurückbleiben.«

Katharina zögerte noch immer, doch als auch Franziska die Höhle verlassen hatte, gab sie sich einen Ruck und kroch hastig hinterher. Draußen warteten ihre Weggefährten bereits auf sie. Als sie in ihre aufmunternden Gesichter blickte, verflog ihre Übellaunigkeit allmählich, und sie schulterte wie die anderen ihren Beutel mit den wenigen Habseligkeiten und folgte Clemens durch den Wald.

***

Seit Johann und Franziska, Clemens, Katharina und Burghard auf der Flucht waren, blieben sie nie länger als eine Nacht am selben Ort. Obwohl die fünf nach monatelanger Reise erschöpft waren, trieb stete Unruhe sie vorwärts. Denn die Angst, dass ihre Häscher sie einholen könnten, saß ihnen in jedem Augenblick im Nacken.

Sie sprachen kaum über das, was sie erlebt hatten. »Wir wollen nach vorn blicken und nicht zurückschauen!«, hatten sie beschlossen. Sie hofften, mit diesem Leitspruch ihre Sehnsucht nach dem verlorenen Zuhause erträglich zu machen. Dennoch stimmte sie jeder heimliche Gedanke daran traurig.

Das Eichsfeld in Thüringen war bis vor drei Monaten ihre Heimat gewesen, und alle fünf hatten sie von dort fliehen müssen. Das verband sie, obwohl ein jeder von ihnen seine ganz eigenen Gründe für die Flucht hatte.

Der neunzehnjährige Clemens war der Schweigsamste unter ihnen. Anfangs hatte er mürrisch die Gesellschaft der anderen abgelehnt und war stets einige Schritte hinter ihnen gegangen. Er blieb nur in der Gruppe, weil das Reisen mit anderen sicherer war. Stumm ertrugen seine Weggefährten sein schroffes Wesen, denn sie ahnten, dass sein Verhalten mit seinem entstellten Aussehen zu tun haben musste. Sobald man ihn ansprach, wandte er den Kopf ab und vermied so, dass man ihm ins Gesicht blicken konnte. Nur langsam vertraute er ihnen, und erst als er ihnen eines Tages offen in die Augen sehen konnte, erfuhren sie seine ganze Leidensgeschichte.

Mit versteinertem Blick berichtete Clemens stockend, was ihm widerfahren war: Seine Eltern hatten ihm und seiner Schwester Anna ein beachtliches Vermögen hinterlassen, das Annas Mann, der Notar Wilhelm Münzbacher, an sich reißen wollte. Nachdem er sich Annas Vertrauen erschlichen hatte, verfolgte er den Plan, seine Frau in einem Kloster wegzusperren. Seinen Schwager Clemens aber versuchte er kaltblütig bei lebendigem Leib in einer Scheune zu verbrennen. Nachdem der Mordversuch fehlgeschlagen war, beauftragte er einen Meuchelmörder, der die Tat vollenden sollte.

Zwar war Münzbacher durch einen Unfall zu Tode gekommen, doch der Mörder verfolgte sein Opfer weiter. Clemens kannte den Namen des Meuchelmörders, doch wusste er nicht, wie sein Verfolger aussah. Jeden Fremden, der ihren Weg kreuzte, beäugte Clemens deshalb misstrauisch. Auch war es in seinem Sinne, dass sie abseits der öffentlichen Wege marschierten, wo ihnen kaum jemand begegnete. Clemens war sich bewusst, dass er wegen seines Gesichts und seiner Hände, die seit dem Brandanschlag entstellt waren, die Blicke Fremder auf sich zog. Und er konnte das Entsetzen und das Mitleid in ihren Augen dabei nur schwer ertragen.

Auch Burghard, der junge Franziskanermönch, hatte von einer Fluchtgeschichte auf Leben und Tod zu berichten. Mitten in der Nacht hatte er die thüringische Stadt Worbis eilends verlassen müssen, weil sein Lehrmeister ihm nach dem Leben trachtete.

Der Lehrmeister hieß Servatius und war wie Burghard ein Mönch aus dem Kloster zu Mainz. Als Servatius auf Geheiß der älteren Mönche das geliebte Kloster verlassen musste, um Burghard auf der Wanderschaft zu begleiten, schürte das seinen Hass auf den Jungen. Dieser Hass schlug in mörderischen Zorn um, als Servatius unterwegs Geld vermisste und sofort den jungen Burghard des Diebstahls verdächtigte und drohte, ihn eigenhändig zu erschlagen. So blieb Burghard nur die Flucht aus dem Eichsfeld. Um jedoch nicht als Franziskaner erkannt zu werden, legte er die Mönchskutte ab und verkleidete sich als Bauer. Als schließlich auch seine Haare nachgewachsen waren, dankte er dem Himmel, denn so war mit der Tonsur auch der letzte Hinweis auf sein Mönchsdasein verschwunden.

Katharina war wegen des Mannes ihrer toten Schwester auf der Flucht. Katharinas Wunsch war es seit jeher gewesen, der heiligen Elisabeth von Thüringen nachzueifern. Jede freie Minute verbrachte sie bei den Armen und Kranken und wünschte sich nichts sehnlicher, als so leben zu können wie die Heilige.

Dieser Traum zerplatzte jäh, als ihre Schwester Silvia auf dem Totenbett verlangte, dass Katharina ihren Mann Otto heiraten und Mutter ihrer drei Kinder werden sollte.

Doch noch bevor Katharina widersprechen konnte, starb Silvia, und ihre Eltern und ihr Schwager verlangten, dass der Wunsch der Toten erfüllt werden müsse. Katharina wusste, dass sie sich nicht widersetzen konnte, und nutzte eine Wallfahrt zum Hülfensberg, um diesem Schicksal zu entgehen.

Johann und Franziska wiederum hatten um ihr Leben laufen müssen. Sie wurden verfolgt, weil Johanns Vater, der Großbauer Bonner, nicht duldete, dass sein Sohn eine einfache Magd liebte oder gar zur Frau nahm. Und so hatte er alles daran gesetzt, Franziska der Hexerei zu bezichtigen. Fortan war die junge Frau in Thüringen nicht mehr sicher, denn man wollte sie auf dem Scheiterhaufen brennen sehen.

Zuflucht hatten die beiden Liebenden auf Burg Bodenstein gefunden und dort heimlich den Bund der Ehe geschlossen. Doch auch von dort mussten sie fliehen, da Bonner mit einer Truppe Mordgesellen auf dem Weg zu ihnen war. Nun suchten die jungen Eheleute einen Ort, an dem sie sicher waren und sesshaft werden konnten, denn Franziska erwartete ein Kind. Doch jedes Gebiet, das sie durchquerten, erschien Johann zu nahe am Eichsfeld gelegen. Die Angst, dass sein Vater sie aufspüren und Franziska töten könnte, trieb Johann an, sich täglich weiter von Thüringen zu entfernen.

***

Mühsam versuchten die fünf Weggefährten in der anbrechenden Dunkelheit den Weg zu finden. Obwohl das Mondlicht ungehindert durch die kahlen Äste auf den Waldboden fiel, konnten sie nur schwer den Pfad erkennen, dem sie folgen wollten. Der Sturm, der am frühen Nachmittag stundenlang über das Land gezogen war, hatte die gelb gefärbten Blätter wie Schnee von den Bäumen auf die Erde rieseln lassen. Nun bedeckte eine dichte Blattschicht den Waldboden und ließ alles gleich aussehen. Immer wieder blieben Clemens und Johann stehen und versuchten die Richtung zu bestimmen. Als sie auf einen Bachlauf stießen, beschlossen sie, diesem zu folgen.

Nach stundenlangem Regen schoss das Wasser geräuschvoll durch das ausgewaschene Bachbett. Das Plätschern war so laut, dass eine Verständigung durch Worte unmöglich wurde.

Immer wieder rutschen die jungen Leute auf dem glitschigen Boden aus. Steine lösten sich hier und da aus dem aufgeweichten Grund und brachten sie zum Straucheln. Wie Kinder hielten sie sich an den Händen fest und versuchten sich gegenseitig zu stützen. Als sie in der Ferne Lichter erkennen konnten, ahnten sie, dass ein Ort vor ihnen liegen musste, und machten einen großen Bogen darum.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783989520646
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (März)
Schlagworte
Historischer Roman Historische Saga Hexenroman historisch Liebesroman 17. Jahrhundert Roman 30-jähriger Krieg Roman Astrid Fritz Oliver Pötzsch Neuerscheinung eBook
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Titel: Der Hexenturm