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Das Hexenmal

Historischer Roman: Die Hexentrilogie 1

©2024 559 Seiten

Zusammenfassung

Sie wird sich ihrem Schicksal nicht ergeben: Der packende historische Roman »Das Hexenmal« von Deana Zinßmeister jetzt als eBook.

Anno Domini 1617 in Thüringen: Während sich die Sturmwolken des Krieges abzeichnen, vergiftet Zwietracht die Herzen der Menschen. Als die Magd Franziska der Hexerei bezichtigt wird, glaubt nur ihr Verlobter, der reiche Erbe Johann, an ihre Unschuld. Ihr bleibt nur ein Ausweg – die Flucht nach Hessen. Auf der beschwerlichen Reise schließen sich ihnen weitere Menschen in Not an: Katharina, die der Ehe mit ihrem Schwager entgehen will, Clemens, der beinahe Opfer eines Mordkomplotts wurde, und der Franziskanermönch Burghard, der sich der Hexenverfolgung verweigert hat. Gemeinsam müssen sie in aller Heimlichkeit die stürmischen Gewässer der Werra überqueren – denn ihre Häscher sind ihnen bereits dicht auf den Fersen ...

Ein dramatisches Frauenschicksal – und ein Europa kurz vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges: »Packend erzählt und exzellent recherchiert – ein historischer Roman der Sonderklasse.« Iny Lorentz

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der farbenprächtige Historienroman »Das Hexenmal« von Bestsellerautorin Deana Zinßmeister ist der erste Band ihrer Hexentrilogie, die Fans von Doris Röckle und Astrid Fritzsch begeistern wird.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Anno Domini 1617 in Thüringen: Während sich die Sturmwolken des Krieges abzeichnen, vergiftet Zwietracht die Herzen der Menschen. Als die Magd Franziska der Hexerei bezichtigt wird, glaubt nur ihr Verlobter, der reiche Erbe Johann, an ihre Unschuld. Ihr bleibt nur ein Ausweg – die Flucht nach Hessen. Auf der beschwerlichen Reise schließen sich ihnen weitere Menschen in Not an: Katharina, die der Ehe mit ihrem Schwager entgehen will, Clemens, der beinahe Opfer eines Mordkomplotts wurde, und der Franziskanermönch Burghard, der sich der Hexenverfolgung verweigert hat. Gemeinsam müssen sie in aller Heimlichkeit ihre Heimat, das Eichsfeld, verlassen – denn ihre Häscher sind ihnen bereits dicht auf den Fersen ...

Ein dramatisches Frauenschicksal – und ein Europa kurz vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges: »Packend erzählt und exzellent recherchiert – ein historischer Roman der Sonderklasse.« Iny Lorentz

Über die Autorin:

Deana Zinßmeister widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben historischer Romane. Bei ihren Recherchen wird sie von führenden Fachleuten unterstützt, und für ihren Bestseller »Das Hexenmal« ist sie sogar den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Saarland.

Deana Zinßmeister veröffentlichte bei dotbooks bereits »Der Duft der Erinnerung«, »Fliegen wie ein Vogel«, die Pesttrilogie mit den Romanen »Das Pestzeichen«, »Der Pestreiter« und »Das Pestdorf« sowie die Hexentrilogie mit den Romanen »Das Hexenmal«, »Der Hexenturm« und »Der Hexenschwur«.

Die Website der Autorin: www.deana-zinssmeister.de

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eBook-Neuausgabe März 2024

Copyright © der Originalausgabe 2008 by Deana Zinßmeister und Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung eines Photochroms der Burg Hanstein um 1900, Urheber unbekannt, (LC-DIG-ppmsca-00440, Library of Congress) sowie mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-98952-029-5

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Deana Zinßmeister

Das Hexenmal

Historischer Roman

dotbooks.

Vorwort der Autorin

Liebe Leserinnen und Leser!

Tatsächliche Geschehnisse, verwoben mit meiner Fantasie, beleben »Das Hexenmal«.

Wie man weiß, schreibt das Leben selbst oft die schönsten Geschichten, und so wird in meinem Buch auch ein kleiner Teil meiner eigenen Familiengeschichte erzählt – die sich zugegeben nicht 1617 ereignet hat.

Daneben machen Schicksale von verhältnismäßig unbekannten Personen vor der Kulisse des Eichsfelds das Besondere an diesem Roman aus.

So wie das von Catharina Staderman aus Breitenbach. Sie wurde im Worbiser Gerichtshaus der Hexerei für schuldig befunden und am 26.09.1681 »viva combusta«, lebendig verbrannt.

Im Roman habe ich ihr den Namen Greta Ackermann gegeben.

Auch die elfjährige Thea Hofmann lebte tatsächlich – allerdings hieß sie im wahren Leben Anna Paumann und stammte aus dem heutigen Baden-Württemberg. Ihre Geschichte ereignete sich in der Nähe von Rottweil im fahr 1660.

Anna Susanna von Wintzingerode »spukte« angeblich erst nach dem Dreißigjährigen Krieg auf Burg Bodenstein. Da ihre Geschichte aber wunderbar in »Das Hexenmal« passt, habe ich hier meiner schriftstellerischen Freiheit freien Lauf gelassen.

Die Nachfahren von Berthold und Adolph Ernst von Wintzingerode leben noch heute auf dem Eichsfeld.

Barnabas, der Volkszauberer, ist zwar eine erfundene Figur,

diesen Berufsstand gab es Anfang des 17. Jahrhunderts jedoch tatsächlich, und das Schaffen eines solchen Magiers ist in »Das Hexenmal« realistisch dargestellt worden. Auch die Elben sind keine Schöpfung Tolkiens. In Fachbüchern erfährt man Genaueres über sie.

Tatsächlich passiert ist auch der Mord auf dem Hülfensberg – sogar im Jahr 1617. Nur das Geschehen um die Tat herum habe ich auf meine Figuren zugeschrieben.

Die Geschichte der Hexenverfolgungen wurde nach den neuesten Erkenntnissen beschrieben, und ich habe bewusst auf die üblichen Klischees verzichtet.

Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Deana Zinßmeister

Prolog

Wie ein gehetztes Tier rannte der junge Mann hinter der aufgebrachten Menschenmenge her. Die gesamte Bevölkerung des kleinen Ortes fieberte dem Spektakel entgegen. Alle schienen von ihrer Schuld überzeugt zu sein. Niemand außer ihm glaubte an ihre Unschuld. Der Angstschweiß lief ihm über das Gesicht. Mit dem Handrücken versuchte er, ihn wegzuwischen, und rieb ihn sich stattdessen in die Augen. Er blinzelte ihn fort und ignorierte das Brennen.

Vergeblich versuchte er, sich durch die Menge zu drängen, damit er sie sehen konnte. Noch einmal wollte er ihr zulächeln, ihr ein Zeichen geben, dass er an sie glaubte. Doch zwecklos. Die Leute versperrten ihm den Weg, alle wollten auf die besten Plätze und kämpften um die Sicht in der ersten Reihe.

Plötzlich hörte er sie schreien. Blut rauschte in seinen Ohren. Hilfesuchend sah er sich um. Machtlosigkeit und Verzweiflung ließen sein Herz rasen. Doch in den Augen der Schaulustigen sah er nur Gier und Freude, dass es endlich losging. Alle um ihn herum schienen sich in mordlustige Gestalten zu verwandeln. Ihre Stimmen klangen schrill, ihre Gesichter verzerrten sich zu Fratzen. Genau solche Missgestalten hatten sie angezeigt und verurteilt. Nur unter der Folter hatte sie zugegeben, was man ihr vorwarf, obwohl sie in ihrem Leben nichts Schlechtes getan hatte.

Wieder hörte er sie schreien, schon roch er das brennende Holz. Er sprang in die Höhe, um über die Köpfe der grölenden Meute hinweg einen Blick auf sie zu erhaschen. Sie sollte sehen, dass er da war, sie nicht im Stich ließ. Seine Beine zitterten, doch die Kraft reichte für einen weiteren Sprung. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sah er ihr dunkles Haar. Noch einmal nahm er all seine Kraftreserven zusammen und spannte seine Muskeln zu einem letzten Sprung. Als sich seine Füße vom Boden hoben, schien er über den Köpfen der schreienden Menge zu schweben und sah direkt in ihre bernsteinfarbenen Augen. Für einen Augenblick schien alles stillzustehen. Es gelang ihm, ihr zuzulächeln. Sie schien zurückzulächeln, schien ihm zuzunicken. Dann schlugen die Flammen über ihr zusammen. Ein letzter gellender Schrei. Endlich hatte sie es überstanden.

Kapitel 1

Mit einer Stimme, der man anmerkte, dass sie bald für immer schweigen würde, flüsterte die Frau: »Wo ist sie?«

Ihr Ehemann saß auf einem einfachen Schemel vor dem Bett und zuckte mit den Achseln. Er konnte seine Frau kaum sehen. Durch den dicht gewebten dunklen Baldachin über ihrem Bett fiel nur fahles Licht, er wirkte wie ein Todesumhang, der sie einhüllte. Das Gesicht der Frau hob sich kaum von dem weißen Leintuch ab. Als sie mühsam ihr Haupt hob, lagen schwarze Schatten um ihre einst so strahlenden Augen. Ihre Wangen waren eingefallen, und die Wangenknochen stachen spitz hervor. Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn und der Oberlippe, als die Schmerzen schleichend wiederkehrten. Stöhnend legte sie sich zurück. Erst vor wenigen Tagen hatte sie ihrem Mann den dritten Sohn geschenkt. Genau wie die anderen beiden Buben war auch dieser kräftig und gesund. Doch drei Geburten in knapp drei Jahren waren zu viel für ihren Körper gewesen. Jeder, auch sie selbst, wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde. Sie hatte zu viel Blut verloren. Ihr Becken war bei der Geburt gebrochen. Und der Bruch hatte sich entzündet. Der Wundarzt konnte ihr etwas gegen die Schmerzen geben. Doch retten konnte er sie nicht.

Silvia war sich dessen bewusst und wollte noch ein Letztes regeln. Sie würde erst loslassen können, wenn sie Mann und Kinder versorgt wusste. Ein Priester hatte ihr bereits die Letzte Ölung gegeben. Sie hatte sich von ihren Söhnen verabschiedet und sie in die Hände ihrer Amme übergeben. Doch da diese Lösung nur von kurzer Dauer war und die Amme niemals die Mutter würde ersetzen können, hatte Silvia einen Plan. Ihre Eltern, die auch am Bett der Sterbenden wachten, ahnten nicht, was die ältere Tochter von ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester verlangen sollte.

Der Vater nestelte nervös am Kragen seines Leinenhemdes. Als Silvia erneut mit schwacher Stimme nach der Schwester rief, veränderte sich der Ausdruck in den Augen ihrer Mutter. Zornig sah sie zu ihrem Mann.

»Heute ist Sonntag. Du weißt, dass sie dann immer im Armenhaus ist«, erklärte er leise.

»Wer hat ihr das erlaubt? Schick die Magd. Die soll sie herbringen«, befahl die Mutter mit unterdrückter Wut in der Stimme. Erschrocken sah der Mann zu seiner Frau. »Silvia stirbt!«, flüsterte Barbara mit Tränen in den Augen.

***

Die Zeiten waren hart. Die meisten Menschen waren arm und hatten wenig zu essen. Kaum Geld für Medizin, geschweige denn für einen Arzt. Oft hatten sie kein festes Dach über dem Kopf.

Nicht so diese Familie. Die Jacobis hatten sogar bescheidenen Wohlstand erworben. Aber was hatte das genützt? Zwar starben viele Frauen an den Folgen einer Geburt. Es war tragisch, aber fast an der Tagesordnung. Doch wenn es die eigene Familie traf, das eigene Kind, dann war das etwas anderes. Der Schmerz saß wie ein Stachel im Herzen, so tief, dass man ihn nicht herausreißen konnte.

Silvias Mutter blickte zu ihrem Schwiegersohn. Drei Kinder in knapp drei Jahren! Hätte er sich nicht beherrschen können? Er hätte doch erkennen müssen, dass sie nach der zweiten Geburt schwach und ausgezehrt war. Warum hatten ihm die Mägde nicht genügt? Jeder im Haus wusste, dass er kein treuer Gemahl war. Jede, die einen Rock trug, holte er in sein Bett. Oft hatte die Schwiegermutter seine lüsternen Blicke bemerkt. Sogar ihrer jüngeren Tochter blickte er schamlos hinterher. Unmissverständlich hatte Barbara Jacobi dem ungeliebten Schwiegersohn zu verstehen gegeben, dass er es nicht wagen sollte, das Mädchen anzurühren. Katharina hatte sie verboten, sich mit dem Schwager allein in einem Raum aufzuhalten.

Zornig blickte sie jetzt den jungen Mann an. Wie sie ihn hasste! Schon vom ersten Augenblick an hatte sie gewusst, dass er nicht in ihre Familie passte.

Tagtäglich hatte sie in ihrer Töpferei am Geisleder Tor mit Menschen zu tun. Meist konnte sie die Leute auf den ersten Blick einschätzen. Der erste Eindruck zählte. Das war auch die Verkaufsphilosophie ihres Mannes. Es gebe keine zweite Gelegenheit für den ersten Eindruck, pflegte Albert Jacobi stets zu seiner Frau zu sagen. Deshalb kam nur einwandfreie Keramik in den Verkaufsraum, was die Händler sehr zu schätzen wussten. Bis nach Bremen wurde die Werrakeramik der Jacobis verschifft, und das hatte der Familie in Heiligenstadt großes Ansehen eingebracht.

In ihrem Schwiegersohn Otto hatte Barbara Jacobi schon früh den Heuchler und Prahler erkannt. Seine Augen hatten ihn verraten. Er war nicht fähig, seinen Blick ruhig zu halten. Stets wanderten seine Augen hin und her. Meist senkte er den Blick, wenn er mit seiner Schwiegermutter sprach. Das zeugte von Falschheit. Dessen war sie sich von Anbeginn sicher gewesen. In all den Jahren, die er nun schon zur Familie gehörte und in denen sie ihn besser kennengelernt hatte, waren ihre Vorbehalte stets aufs Neue bestätigt worden. Sie hatte nie verstanden, warum ihre ältere Tochter dem Werben dieses Mannes nachgegeben hatte. Anfangs hatte sie ihre Bedenken ihrem Mann gegenüber noch geäußert, und er hatte gelacht. Aber als sie nicht damit aufhören wollte, war Albert Jacobi zornig geworden. Schließlich entstammte Otto einer angesehenen Familie und war eine gute Partie für ihre Silvia. Jeder würde sich einen solchen Schwiegersohn wünschen. Verbittert erinnerte sich die Mutter, wie schnell sich die Männer der beiden Familien über die Mitgift einig gewesen waren, und dass schon nach wenigen Monaten Silvia Ottos Frau geworden war.

Nun stand sie am Sterbebett der Tochter. Der Schwiegersohn hatte Schuld an diesem Leid, das über ihre Familie hereinbrach. Dass drei kleine Kinder ohne Mutter aufwachsen mussten. Barbara kämpfte mit den Tränen.

Wo aber blieb ihre jüngere Tochter? Wie konnte sie sich herumtreiben, während ihre Schwester im Sterben lag? Da öffnete sich die Zimmertür, und ein blondes Mädchen mit langen Zöpfen betrat furchtsam den Raum. Es war ihr anzusehen, dass sie geweint hatte, auf ihren Wangen glänzten Tränen. Katharina war an diesem Tag nicht im Armenhaus gewesen. Sie hatte sich in ihrem Zimmer versteckt. Nun zitterte sie am ganzen Körper. Die Schreie ihrer Schwester bei der Geburt des Kindes wenige Tage zuvor hallten noch im Kopf des Mädchens nach. Nein, niemals würde sie ein Kind bekommen! Lieber würde sie ins Kloster gehen. Katharina blieb an der Tür stehen und sah zu dem wuchtigen Holzbett. Tiefe Traurigkeit überkam sie. Sie wollte nicht, dass die Schwester von ihr ging, wollte nicht, dass sie sie allein ließ. Vor Silvias Heirat waren sie wie Freundinnen gewesen. Sie hatten sich alles erzählt, über alles geredet, zusammen gelacht und zusammen geweint. Nach der Hochzeit hatte Silvia sich verändert, war ernst geworden und hatte nur noch selten Zeit für sie gehabt. Doch sie war noch immer ihre geliebte große Schwester. Und in diesem Augenblick des Abschieds mehr denn je.

Katharina glaubte, in diesem Raum zu ersticken. Zwischen den Wänden hing bereits der Hauch des Todes, den sie spüren, sogar riechen konnte. Langsam wandte sie sich zur Tür. Ihre Mutter packte sie an den Schultern, um sie am Weggehen zu hindern, als die Sterbende ihre Hand ausstreckte und flüsterte: »Komm zu mir, meine kleine Kathi.«

Die Siebzehnjährige ging zögernd auf das Bett zu. Sie beugte sich weit vor, um in die Augen ihrer Schwester blicken zu können. Als sie Silvias Gesicht sah, das in nichts mehr dem schönen Antlitz in ihrer Erinnerung glich, warf sich das Mädchen schluchzend auf die Brust der Schwester. Ein Weinkrampf schüttelte Katharinas zarten Körper. Zärtlich fuhr ihr eine kalte Hand über das Haar.

»Weine nicht, meine kleine Kathi. Auch wenn ich nicht mehr auf dieser Erde weile, so werde ich stets bei dir sein. Ich werde immer auf dich herabblicken. Ich muss doch wissen, ob Otto und du glücklich miteinander werdet.«

Fragend sah ein tränennasses Gesicht die Sterbende an. Auch die Eltern blickten verständnislos auf ihre ältere Tochter. Nur Otto schienen die Worte seiner Frau nicht zu überraschen.

Katharina fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und fragte: »Wie meinst du das, Silvia?«

»Ich möchte, dass du mir einen letzten Wunsch erfüllst. Erst, wenn du mir das versprichst, kann ich in Frieden gehen. Nur dann weiß ich, dass es meinem Mann und meinen Kindern an nichts mangeln wird...«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2024
ISBN (eBook)
9783989520295
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (Januar)
Schlagworte
Historischer Roman Historische Saga Hexenroman historisch Liebesroman 17. Jahrhundert Roman 30-jähriger Krieg Roman Astrid Fritz Oliver Pötzsch Neuerscheinung eBook
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Titel: Das Hexenmal