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Verliebt in Irland

Zwei Romane in einem eBook: »Küss mich doch einfach« und »Ich probier's nochmal mit Liebe«

©2022 877 Seiten

Zusammenfassung

Romantik und Herzklopfen zwischen grünen Hügeln: Der Feelgood-Sammelband »Verliebt in Irland« von Sarah O’Brien jetzt als eBook bei dotbooks.

Liebeschaos in Limerick! Immobilienmaklerin Ellen sehnt sich danach, endlich den Mann fürs Leben zu finden … doch nun scheint Amor etwas übertrieben zu haben: Gleich drei Männer bewerben sich für die Hauptrolle in ihrem Leben! Aber kann sie Andrew, der ihr schon einmal das Herz gebrochen hat, wirklich eine zweite Chance geben? Oder sollte sie sich lieber auf den charmanten Gauner Tony einlassen? Und dann ist da auch noch Spencer, für den Ellen ein neues Haus suchen soll – und der sie mit jedem seiner Blicke zum Schmelzen bringt. Wer ist der Richtige? Während Ellen mit butterweichen Knien versucht, das herauszufinden, stolpert sie von einem Fettnäpfchen ins andere – und droht plötzlich auch noch, in einen handfesten Skandal verwickelt zu werden …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der romantische Sammelband »Verliebt in Irland« von Sarah O’Brien enthält die beiden humorvollen Liebesromane »Küss mich doch einfach« und »Ich probier’s nochmal mit Liebe«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Liebeschaos in Limerick! Immobilienmaklerin Ellen sehnt sich danach, endlich den Mann fürs Leben zu finden … doch nun scheint Amor etwas übertrieben zu haben: Gleich drei Männer bewerben sich für die Hauptrolle in ihrem Leben! Aber kann sie Andrew, der ihr schon einmal das Herz gebrochen hat, wirklich eine zweite Chance geben? Oder sollte sie sich lieber auf den charmanten Gauner Tony einlassen? Und dann ist da auch noch Spencer, für den Ellen ein neues Haus suchen soll – und der sie mit jedem seiner Blicke zum Schmelzen bringt. Wer ist der Richtige? Während Ellen mit butterweichen Knien versucht, das herauszufinden, stolpert sie von einem Fettnäpfchen ins andere – und droht plötzlich auch noch, in einen handfesten Skandal verwickelt zu werden …

Über die Autorinnen:

Sarah O’Brien ist das Pseudonym zweier bester Freundinnen aus dem irischen Limerick: der Lehrerin Trisha Rainsford und der PR-Beraterin Helena Close.

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Sammelband-Originalausgabe Oktober 2022

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Eine Übersicht über die Copyrights der einzelnen Romane finden Sie am Ende dieses eBooks.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/J. Hamilton, Scisetti Alfio, Patryk Kosmider

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-120-2

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Sarah O’Brien

Verliebt in Irland

Zwei Romane in einem eBook: "Küss mich doch einfach" und "Ich probier's nochmal mit Liebe"

dotbooks.

Küss mich doch einfach!

Aus dem Englischen von Jutta-Maria Piechulek

Kapitel 1

Ich hatte nie die Absicht, mich mit Leichen zu befassen oder mich in Kriege mit Drogenbaronen verwickeln zu lassen. Ich heiße Ellen Grace, bin sechsundzwanzig Jahre alt, leitende Immobilien-Auktionatorin beim führenden Auktionshaus Gladstone und Richards. Vorbehaltlose Besitzerin von sechsundfünfzig Paar Schuhen, einer Ansammlung zerbeulter Autos und einer sehr netten Katze. Oh, und eines schwer gebrochenen Herzens. Wie bin ich zwischen Leichen und Verbrechen geraten? Ich bin noch immer dabei, das herauszufinden, doch das Komische ist, dass alles an einem absolut normalen Montagmorgen begann. Nun, an einem fast normalen Montag, außer dass mein Wagen urplötzlich auf dem Parkplatz für Angestellte in Flammen aufging. Das passiert nicht jeden Tag. Und noch etwas. Andrew Kenny war bei mir, unser neuer Gebietsmanager. Groß, toll und fantastisch gekleidet. Ein Mann, den jedes Mädchen gern lieben würde. Ein Herzensbrecher. Und ich muss es wissen – er hat es perfekt geschafft, mein Herz zu brechen ...

»Oh, mein Gott«, beschwerte sich Andrew, sobald er die Haustür zu Mrs. Harris' Haus aufgestemmt hatte. »Was ist das für ein Geruch? Alle Nagetiere der Stadt müssen hier eingezogen sein, nachdem man Mrs. Harris ins Pflegeheim gebracht hat.«

Ich sah ihn an und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ich wollte mit Andrew wirklich nicht allein sein. Doch da mir bei dieser Sache keine Wahl blieb, wollte ich nur unsere Arbeit machen und sie so schnell wie möglich beenden. Ich war jedenfalls nicht auf ein lockeres Geplauder aus.

Andrew schaltete das Licht an, was kaum etwas veränderte – die einzige Birne konnte die Atmosphäre verlassener Düsternis nicht durchdringen, die im Haus herrschte. Ich musste an die arme alte Mrs. Harris denken. Wie lange mochte sie hier ganz allein gelebt haben? Wie lange war das Haus schon so leer gewesen? Diese Gedanken machten mich traurig.

»Oh, mein Gott«, sagte Andrew, der mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelte, als wir durch den engen Korridor an Tapeten vorbeigingen, die kaum noch an den Wänden klebten. »Dieser Geruch ist ekelhaft. Was, zur Hölle, ist das bloß?«

Andrews Aftershave wehte, zusammen mit der feuchten, schalen Luft, zu mir herüber. Sein Geruch war mir so vertraut, dass ich in eine andere Zeit zurückgeworfen wurde.

»Um Himmel willen, Andrew!«, sagte ich, während der Ärger in mir hochstieg, als die Erinnerungen mich ungebeten überfluteten. »Was, zur Hölle, ist bloß los mit dir?«

»Nichts«, murmelte Andrew hinter der Hand, die er sich auf die Nase gepresst hatte, »es ist nur dieser Geruch ...«

»Na, na«, sagte ich laut, »du bist nichts mehr gewöhnt. Vielleicht hättest du in London bleiben sollen. Du scheint vergessen zu haben, dass das Immobilienspiel hier mehr Feldarbeit als Büroarbeit ist.«

Andrew wandte mir den Kopf zu und sah mich an, während er eine Tür am Ende des engen Korridors öffnete, und ein breites Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf.

»Ich weiß, dass wir Agenten sind, Ellen«, sagte er, hielt inne und sah mich an, »aber wir sind Grundstücksmakler und keine FBI-Agenten.«

»Sehr komisch«, erwiderte ich, weil mir sein Lächeln plötzlich auf die Nerven ging. »Lass uns weitermachen. Ich habe heute Nachmittag noch jede Menge Termine.«

Andrew zuckte mit den Schultern. »Das passt mir gut. Wo fangen wir an?«

Ich sah mich schnell um. »Wie wäre es, wenn du hier anfängst und versuchst, in den rückwärtigen Garten zu kommen, und ich mich im Wohnzimmer umsehe?«

Andrew nickte und wandte sich wortlos der kleinen Küche zu. Ich zwang mich dazu, seinen Hinterkopf nicht anzusehen, als er ging. Ich machte kehrt und lief im Korridor zurück. Ich hasste das alles hier. Es war einfach nicht fair, dass ich hier ausgerechnet mit Andrew arbeiten musste.

Normalerweise wurde ich zur Einschätzung eines Hauses wie diesem hier allein hingeschickt oder mit einem Mitglied der Truppe von Gladstone und Richards. Doch der derzeitige Besitzer – Daniel Harris – lebte in Spanien, und Harris war sowohl verschroben als auch ein ehemaliger Klassenkamerad von Tim Gladstone, dem Chef, und Tim hatte Andrew gebeten, mich zu begleiten.

»Schätze es in alter Gebietsmanager-Manier ab, ja, Andrew?« Wie Tim Gladstone es formulierte. »Ellen wird dich begleiten. Dann haben wir gleichzeitig unsere beste Auktionatorin und unseren neuen Top-Manager an dem Fall dran, und Harris wird sich über nichts beschweren können.«

Was hätte ich sagen sollen? Ich konnte meinem Chef doch nicht erzählen, dass sein neuer Gebietsmanager jahrelang die Liebe meines Lebens gewesen war, oder? Und dass ich an jenem Tag vor einem Monat fast in Ohnmacht gefallen bin, als ich herausfand, dass Andrew Kenny aus London zurückgekehrt war. Und als ich, um das Maß voll zu machen, auch noch entdeckte, dass er der neue Gebietsmanager bei Gladstone und Richards war. Und da ich nichts anderes, beruflich Plausibles hatte sagen können, gingen wir an diesem Tag zusammen zu Mrs. Harris' Haus.

Andrew fuhr zum Haus, weil mein Wagen an jenem Morgen abgefackelt war. Es war kaum eine Meile Fahrt, doch es war die längste Meile meines Lebens. Wie soll man denn eine zwanglose Unterhaltung führen, wenn man einen Teil seines Lebens und all seine intimen Geheimnisse miteinander geteilt hatte? Ganz abgesehen davon, wenn man sich gegenseitig in nicht der besten Unterwäsche gesehen hatte.

Die Tür zum Wohnzimmer war verquollen und verzogen, doch ich hatte nicht fünf Jahre als Grundstücksmaklerin gearbeitet, ohne zu lernen, wie man mit verzogenen Türen umgeht. Nach ein wenig Überredung und einem kräftigen Ruck öffnete sie sich. Ein widerlich süßlicher Geruch schlug mir entgegen, als ich das Licht einschaltete. Ich hielt mir die Nase mit der Hand zu, um mich vor dem fast sichtbaren Gestank zu schützen, und sah mich im Raum um. Samtgardinen, Velourstapete, ein kleiner schmiedeeiserner Kamin, ein demolierter Fernsehapparat, auf dem eine Vase mit welken Blumen stand, ein großer Lehnstuhl mit einem passenden, mit Chintz bezogenen Sofa, auf dem ein toter Mann kerzengerade in der Mitte saß.

»Wow!«, sagte ich, trat zurück in den Korridor und zog die Tür hinter mir zu. Ich rieb mit den Händen über mein Gesicht und schluckte krampfhaft, bis die Gefahr vorüber war, dass ich mich übergeben musste.

»Andrew!«, schrie ich.

Andrew erschien im Korridor. »Was ist los? Mäuse? Ratten? Ich wusste es. Ich konnte es riechen, das habe ich dir gesagt. Lass mich mal sehen.«

Noch ehe ich antworten konnte, hatte Andrew schon die Hand auf der Türklinke. Ich schüttelte den Kopf und gab einen erstickten Laut von mir. Ich wollte ihn wirklich warnen. Was auch immer zwischen uns geschehen war, ich wollte nicht, dass Andrew die gleiche schreckliche Erfahrung wie ich machen sollte.

Andrew sah mich mit gerunzelter Stirn verständnislos an und öffnete die Tür.

»Boh«, sagte ich.

Andrew sah mich wieder an und betrat dann das Wohnzimmer. Ich bekämpfte die Übelkeit noch immer mit winzigen keuchenden Atemzügen, als er in den Korridor zurücktaumelte und nach einer morschen Zierleiste griff, um sich daran festzuhalten.

»Allmächtiger«, sagte er. »Allmächtiger Gott.«

Er beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und atmete mehrmals tief und lange ein.

»Du hättest auf mich hören sollen«, sagte ich, als mein Atmen sich normalisierte und meine Stimme zurückkehrte. Andrew gab keine Antwort.

»Ich habe versucht, dich zu warnen, aber wie immer hast du mir nicht zugehört.«

Andrew hob sein aschfahles Gesicht, um mich anzuschauen, und dann starrte er wieder auf das abgenutzte Linoleum unter seinen Füßen und begann mit einer weiteren Serie von tiefen Atemzügen.

»Fang nicht an, Ellen«, sagte er flüsternd.

»Glaubst du, dass er tot ist?«, fragte ich.

Andrew stand auf und reckte sich, bis er sich gegen die vor Feuchtigkeit fleckigen Tapete an der Wand hinter ihm lehnte. Er rieb sich die Hände und schob sie dann in die Taschen seines Jacketts, ich hatte jedoch bereits gesehen, dass sie zitterten.

»Nein«, sagte er mit blassen Lippen, »ich vermute, sie haben einfach vergessen, den Lufterfrischer zu benutzen.«

Er nahm sein Handy aus der Tasche seines Jacketts und tippte Zahlen ein.

»Ja. Die Polizei, bitte.«

»Gute Idee«, formte ich lautlos mit den Lippen. Diesmal war es Andrew, der mich ignorierte.

»Hallo ... ich bin ... ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber vielleicht erzähle ich ihnen einfach, was geschehen ist, ja? Gut, nun, wir haben uns in diesem Haus umgesehen – oh, meine Kollegin und ich –, und nun, glaube ich, dass wir einen Toten gefunden haben. Wo er ist? Auf dem Sofa im Wohnzimmer. Was? Ach, sie meinen die Adresse?

Honan Terrace Nummer zweiunddreißig. Wie bitte? Wie schon gesagt, befindet er sich auf dem Sofa, das, glaube ich, vor dem Kamin steht, aber der Geruch ist wirklich, wirklich schlimm, und wir möchten nicht in den Raum zurückgehen. Was? Oh, ja, ich verstehe – wo sich Honan Terrace befindet. Ja, jetzt verstehe ich, Entschuldigung. Biegen sie am Fußballplatz einfach links ab, wissen sie, wo? Ja, das stimmt, eine Sackgasse. Ja, das werde ich.«

Andrew klappte das Handy zu und lehnte sich wieder gegen die Wand und sah mich an. Er selber war einer Leiche nicht unähnlich.

»Bist du in Ordnung?«, fragte ich.

»Himmel, Ellen. Tot.«

Ich nickte.

»Tot«, sagte ich wie ein Echo.

Wir standen dort und starrten einander an, und ich musste mich vorbeugen und ihn küssen, weil er so durcheinander war, denn trotz allem hatte Andrew noch immer die aufreizendsten Lippen, die ich je gesehen hatte. Und dann war da noch die Tatsache, dass es einen Toten auf dem Sofa gab, was alles ins rechte Licht rückte und das Knutschen mit meinem Exfreund plötzlich wie eine wirklich gute Idee aussehen ließ. Ich schaute ihm in die grauen Augen, und ich hätte schwören können, dass er das Gleiche dachte – allerdings nur so lange, bis er sich zur Seite beugte und sich erbrach.

Plötzlich klopfte es an der Haustür. Andrew wischte sich den Mund mit einem Papiertaschentuch ab und sah mich an. Der schwere Messingklopfer schlug zum zweiten Mal gegen die Tür. Ich ging mit weichen Beinen zur Tür und öffnete sie. Zwei uniformierte Polizisten standen in der kleinen Diele.

»Gott sei Dank!«, sagte ich und packte einen von ihnen am Arm und zerrte ihn ins Haus. »Dort drin, er ist dort drin.« Andrew stand hinter mir, und wir gingen in den Garten hinaus, als die beiden Polizisten – einer jung und ein wenig rotgesichtig, weil ich ihm zu nahe gekommen war, der andere in mittlerem Alter, der dringend Schlaf benötigte – in den Korridor traten. Andrew und ich sogen gierig die frische Luft ein, schauten ins Haus zurück und sahen, wie die Polizisten unser Verhalten imitierten – allerdings ohne zu würgen und zu zittern. Der Mann im mittleren Alter schlug die Tür zum Wohnzimmer zu und kam schnell zu uns heraus.

»In Ordnung«, sagte er und versuchte, sein Bedürfnis nach frischer Luft zu verbergen. »Das ist schön. Ich werde es melden und dafür sorgen, dass die Jungs sich das ansehen. Polizist Philipps hier wird ihre Aussage protokollieren.«

Der jüngere Beamte kam aus dem Haus und sein Gesicht war nicht mehr so rot, wie es zuvor gewesen war. Ich konnte sehen, dass er dieses charakteristische »Ich-habe-gerade-einen-Toten-auf-einem-Sofa-sitzen-sehen«-Knieschlottern hatte. Er zog ein Notizbuch hervor und begann, Andrew und mich über das auszufragen, was er mit eigenen Augen gerade gesehen hatte. Nachdem er unsere Angaben notiert hatte, erklärte er uns, dass wir nach Hause gehen könnten. Wir beide sahen ihn an, als ob er uns nicht die Wahrheit sagte, also wiederholte er es. Langsam.

»Sie können jetzt gehen«, sagte er und schob das Notizbuch in die Tasche seiner Uniformjacke.

Andrew hustete. »Großartig. Ja, großartig. Bis dann. Tschüss, Ellen, wir sehen uns ... nun, wir sehen uns morgen bei der Arbeit, denke ich.«

Andrew und der junge Polizist wandten sich beide zum Gehen.

»Lass mich nicht allein«, sagte ich.

Andrew und der Polizist hielten inne, wandten sich um und sahen mich an. Andrew starrte mich an. In der ganzen Zeit, in der ich ihn gekannt hatte, habe ich niemals bemerkt, dass seine Augen so grau waren wie das Wasser in einem Felsenteich.

»In Ordnung«, sagte er, »wenn du möchtest, dass ich bleibe.« Der Polizist hustete und wandte sich zum Gehen.

»Nein«, sagte ich, während ich gleichzeitig begriff, warum sie überrascht waren und was sie dachten. »Nein, Andrew, du Idiot! Du bist gefahren. Mein Wagen steht auf dem Büroparkplatz. Du musst mich mit zurücknehmen, oder ich bleibe hier allein mit ... mit ... wer auch immer es ist, dieser tote Bursche.«

»Na prima, wir bleiben in Verbindung«, sagte der junge Polizist und eilte zum Haus zurück.

Andrews graue Augen schlossen sich eine Minute lang, und als sie sich wieder öffneten, ähnelten sie eher Stahlklingen als Felsenteichen.

»Kein Problem«, sagte er und ging los. »Komm schon.«

Wir fuhren schweigend zurück ins Büro. Hin und wieder warf ich einen verstohlenen Blick auf Andrews Profil, und er sah noch immer fast so bleich aus wie zu dem Zeitpunkt, als er den Toten entdeckt hatte. Seine Lippen waren zu einer Linie zusammengepresst, und seine Atemzüge schienen bewusst tief zu sein. Ich schaute aus dem Fenster, als wir durch die Stadt fuhren, und war verblüfft, dass all diese Menschen ihren Geschäften nachgehen konnten, als ob es keinen toten Mann gab, der steif wie ein Brett in Mrs. Harris' Wohnzimmer saß.

Andrew fuhr seinen BMW auf den Büroparkplatz und hielt neben meinem grünen Fiesta an.

»Danke fürs Mitnehmen«, sagte ich und öffnete die Tür.

»Kein Problem. Kann ich dich etwas fragen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich denke schon.«

»Wirst du so lange warten, bis die Flammen verlöscht sind, ehe du nach Hause fährst?«

Ich betrachtete den Rauch, der noch immer unter der Motorhaube meines armen Autos hervorquoll. Er übertrieb, denn es waren keine Flammen zu sehen. Ich würde meinen Onkel Gerry erwürgen, weil er mir diesen Schrotthaufen verkauft hatte.

»Es ist in Ordnung«, sagte ich beim Aussteigen. »Ich muss sowieso wieder an die Arbeit gehen. Ich habe heute Nachmittag vier Besichtigungen.«

»Mir wäre es lieber, wenn du dich in dem Zustand, in dem du dich befindest, mit keinen weiteren Kunden befasst. Geh nach Hause, Ellen.«

»Mir geht es prima.«

Andrew lächelte daraufhin, und obwohl ich der Ansicht war, dass er ein hartherziger und ehrgeiziger Kerl war und ich jede Minute mit ihm bedauerte, war es amtlich – er hatte die aufreizendsten Lippen, die ich je gesehen hatte. Ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden und mich zu beruhigen, dass es nur der Schock war und mehr nicht. Ich würde das schon verkraften.

»Nein, es geht mir wirklich gut«, erwiderte ich.

Andrew seufzte und rieb müde über sein Gesicht. »Ich fahre dich nach Hause, Ellen. Ich bin dein Gebietsmanager, und ich gebe dir den restlichen Tag frei, in Ordnung? Ich werde telefonisch Bescheid sagen und dafür sorgen, dass Molly deine Kunden betreut. Ich bin zu müde, um zu streiten. Also komm zurück ins Auto. Bitte.«

Und ich denke, weil auch ich zu müde zum Streiten war, tat ich, was er verlangte, und ließ mich von ihm nach Hause fahren. Auf der Fahrt zu meinem Apartmenthaus sprachen wir kein einziges Wort.

»Danke«, sagte ich, als er vor dem Haus anhielt.

»Keine Ursache.«

Ich stieg aus dem Wagen und ging müde ins Haus. Ich fühlte mich wie ein Luftballon, aus dem nicht nur einfach die Luft herausgelassen, sondern der auch platt geschlagen worden war. Während ich einen Fuß vor den anderen setzte, flehte ich den Himmel an, all meine Nachbarn in ihren Wohnungen zu lassen. Ich wusste, dass, wenn ich irgendeinen Nachbarn treffen würde, es damit enden würde, dass sie mich fragen würden, warum ich nicht bei der Arbeit war. Und wenn ich dann diese Sache mit dem toten Mann erklären müsste, hatte ich Angst, dass ich meine Tränen nicht würde zurückhalten können. Und ich mag nicht weinen, vor allem, weil es das Image als Karrierefrau ruinieren würde, das ich so sorgsam aufgebaut hatte, seit ich vor einem halben Jahr in dieses Haus eingezogen war.

Vor allem wollte ich meine neunundsechzig Jahre alte Nachbarin Angela Maunsell nicht treffen. Nicht, dass ich Angela nicht mochte – ich mochte sie sogar sehr –, doch das Problem war, dass sie die leibliche Cousine meiner Mutter war. Wenn ich also Angela treffen würde und zu weinen begänne, während sie auf ihr silbernes Haar klopfte und den Blutdruckmesser an ihrem Handgelenk zurechtrückte, wäre alles aus. Sie würde mich mit ihrer Freundlichkeit überhäufen und danach dann meine Mutter und die halbe Stadt anrufen.

Also nahm ich die Treppe statt des Aufzugs und betete, dass Angela beim Nachmittagsbingo war. Während ich die breiten Stufen aus Zementmosaik in dem hallenden Treppenhaus hinaufstieg, sah ich das Bild des Toten in Mrs. Harris' Wohnzimmer vor mir, das in meinem Kopf wie eine Videoschleife ständig wiederholt wurde. Er war wahrscheinlich eines natürlichen Todes gestorben, sagte ich mir, als ich meine widerwilligen Beine dazu zwang, die Treppe hinaufzusteigen. Vielleicht war er ein Verwandter der Harris' und war ins Haus gekommen, um beim Ausräumen zu helfen, nachdem sie im Pflegeheim gestorben war, und ihm war einfach schwindelig geworden. So was passierte. Vielleicht setzte er sich auf das Sofa und – nun ja – verstarb dort. Das war die wahrscheinlichste Erklärung und sie ließ mich ein wenig besser fühlen, aber nicht sehr.

Vage erinnerte ich mich daran, dass meine Mutter mir irgendeine Geschichte über einen Verwandten von ihr erzählt hatte, der starb, während sie in einer Bank bei der heiligen Messe in der Kirche saß. Die gesamte Gemeinde sang und betete, setzte sich und erhob sich und kniete nieder und bemerkte nicht einmal, dass er sich – wenigstens denke ich, dass es ein Mann war – während des gesamten Gottesdienstes nicht gerührt hatte. Dann verließen alle die Kirche. Viele Stunden später hatte eine Putzfrau entdeckt, dass er tot war.

Ich erreichte schließlich mein Stockwerk und schob atemlos die Feuertür an der Treppe auf Als ich in den Flur kam, schaute ich mich um, ehe ich zu meiner Wohnungstür eilte. Selbstverständlich konnte ich meine Schlüssel nicht finden. Ich kramte in meiner übergroßen Tasche herum und versuchte dabei, mich an die Einzelheiten des Todes des Verwandten meiner Mutter zu erinnern.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er in einer Kirche gestorben ist – vorausgesetzt, dass es nicht in einem Kino gewesen war. Ich müsste meine Mutter wirklich fragen. Was ich natürlich nicht machen würde. Wenn ich das tat, würde sie mich rügen, weil ich beim ersten Mal nicht zugehört hatte. Dann würde sie darauf bestehen, mir die gesamte Geschichte noch einmal zu erzählen. Was spielte es schon für eine Rolle, wo er gestorben war? Die Moral blieb die gleiche, und das war mir Trost genug.

»Juhu! Ellen, Liebling! Du bist zu Hause! Hör mal, Ellen, ich habe ihn gefunden. Er ist einfach perfekt, vertraue mir«, zwitscherte Angela Maunsell hinter mir. Ich drehte mich um und bedachte sie mit einem schwachen Lächeln. Sie winkte mir zu, kam aus der Tür ihres Apartments und stand neben mir, ehe man »Blutdruck« sagen konnte. Und als ob das nicht schon genug wäre, war sie schon wieder dabei, mich zu verkuppeln. Ich versuchte, mein Gesicht zu wahren, und sagte mir wieder, dass, wenn ich vor Angela weinen würde, meine Mutter kommen würde. Ein erschreckender Gedanke.

»Hi, Angela, wie geht es dir?«, fragte ich und ortete plötzlich die Schlüssel in meiner Jackentasche. Ich fummelte an meinem Türschloss herum, in der Hoffnung, dass sie sich zurückzog.

»Er ist um zwei Ecken der Cousin des Neffen der Frau meines Bruders. Perfekt für dich, Ellen, groß und gut aussehend. Raymond heißt er, aber alle nennen ihn Ray ...«

»Ich bin sicher, dass er nett ist, Angela, aber ich bin nicht zu haben.«

»Lass doch diesen Unsinn, Ellen. Ein hübsches Mädchen wie du. Ich habe ihm – ich meine Raymond – alles von dir erzählt. Und dass du das Abbild des Mädchens in diesem Film über den Bus bist. Speed, heißt er so? Du weißt schon, diese Schauspielerin mit dem sehr ungehobelten Nachnamen. Er brennt darauf, dich kennen zu lernen.«

Ich war überrascht, dass er mich kennen lernen wollte, wenn Angela ihm gesagt hatte, dass ich wie Sandra Bullock aussehe. Die Ärzte hatten sich geirrt. Nicht Angelas Blutdruck war zu schwach, sondern ihre Sehkraft. Endlich hatte ich es geschafft, meine Tür zu öffnen, und ich versuchte krampfhaft, mir eine Fluchtmöglichkeit auszudenken.

»Hör mal, Ang, ich habe eine sehr schlimme Migräne. Ich spreche später mit dir, okay?«, sagte ich, als ich in meinen Flur trat.

Sie griff nach meiner Hand.

»Geht es dir gut, Liebes? Du kommst mir so blass vor, und deine Augen sehen müde aus. Soll ich deine Mutter anrufen? Sie wird herüberkommen und ...«

»Bitte nicht. Es sind nur Kopfschmerzen. Mir geht es gleich besser, wenn ich mich eine Weile hinlege. Ich möchte keinen Wirbel haben.« Ich lächelte Angela an. Das Lächeln funktionierte.

»Na gut. Geh jetzt gleich ins Bett und ziehe die Vorhänge im Schlafzimmer zu. Das wird helfen. Wir sehen uns später, Liebes. Ruf mich ruhig, wenn du etwas haben möchtest.«

Sie tätschelte schnell meine Hand und rannte dann buchstäblich den Flur hinunter.

Ich schloss die Tür hinter mir, und plötzlich war Joey da, und ich konnte mich keine Sekunde lang mehr zurückhalten. In dem Moment, als ich sein schönes Gesicht sah, brach ich wie ein Kind in Tränen aus.

»Oh, Joey, was habe ich bloß für einen Tag gehabt.«

Joey kam zu mir und drückte seinen warmen Körper an meinen, und ich wusste, dass es eine meiner besten Entscheidungen gewesen war, Joey bei mir einziehen zu lassen. Ich beugte mich hinab und nahm seinen getigerten Körper hoch und ging noch immer weinend in die Küche, um mir einen Kakao zu kochen. Ich weiß, dass Kakao nicht jedermanns Sache ist, vor allem um drei Uhr nachmittags. Doch es hatte für mich noch nie ein Problem gegeben, das zu groß gewesen wäre, als dass ich es nicht mit Kakao hätte lösen können.

Dann ging ich ins Wohnzimmer, warf mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Jerry Springer moderierte eine Diskussion mit dem Titel: »Meine Mutter schlief mit meinem neuen Liebhaber.« Und als wir die Teilnehmer dabei beobachteten, wie sie das Thema auseinander nahmen, ging mir durch den Kopf, dass ich Jerry eine E-Mail schicken und ihm vorschlagen sollte, eine Show mit dem Titel: »Ich habe gerade mit meinem Exfreund einen Toten entdeckt« zu machen. Ich war sicher, dass das eine Menge Zuschauer interessieren würde.

Joey schnurrte zufrieden auf meinem Bauch, und ich begann meine Versuche aufzugeben, das Bild des Toten aus meinem Kopf zu verbannen, als das Telefon klingelte. Ich schob Joey beiseite und nahm den Hörer ab.

»Hallo?«

»Ellen? Hi, ich bin's, Ruth. Bleibt es bei unserer Verabredung heute Abend? Hör mal, trägst du dein schwarzes Sexbomben-Top, denn wenn du es nicht trägt, werde ich meines tragen, sonst muss ich das rote rückenfreie Ding anziehen, und das bedeutet, Stunden mit einer Flasche künstlichem Bräunungsmittel herumzuhantieren, und ich muss bis sechs arbeiten. Hast du India angerufen? Wahrscheinlich hat sie wie üblich dich angerufen. Fährt sie?«

Ich antwortete nicht, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, nicht zu weinen.

»Ellen? Bist du noch da?«

»Ich ...«, begann ich, und dann heulte ich ins Telefon.

»Himmel, Ellen, was ist denn los? Was ist passiert?«

»Ich ... wahhhhh.«

»Atme tief durch und beruhige dich. Hat dir jemand etwas angetan?«

»Nein ... wahhhhh.«

»Okay, okay. Himmel. Beruhige dich, Ellen. Ist jemand gestorben?«

»Ja«, sagte ich.

»Oh Gott. Wer denn? Wer ist gestorben, Ellen?«

»Ich weiß es nicht.«

»Du weißt es nicht? Was meinst du damit, dass du es nicht weißt? Ist jemand tot?«

»Ja.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783986901202
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Oktober)
Schlagworte
Liebesroman Frauenroman Romantik Irland-Roman Feelgood-Roman Sophie Kinsella Mhairi McFarlane Sammelband Neuerscheinung eBook
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