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Hexengold

Historischer Roman – Die Magdalena-Reihe 2 | »Eine wunderbare Heldin«, sagt Iny Lorentz

©2022 734 Seiten
Reihe: Die Magdalena-Reihe, Band 2

Zusammenfassung

Ein vom Krieg gezeichnetes Land – und eine mutige Heldin: Der dramatische historische Roman »Hexengold« von Heidi Rehn als eBook bei dotbooks.

Frankfurt am Main im Jahre 1650: Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges hat sich die ehemalige Wundärztin Magdalena mit dem Kaufmann Eric in der Reichsstadt eine Existenz aufgebaut. Doch als Eric unter dem Vorwand einer Handelsreise überstürzt aufbricht und die junge Mutter allein zurücklässt, legen sich dunkle Schatten über ihr Glück. Was verschweigt er ihr über sein früheres Leben? Magdalena ahnt, dass es mit ihrem Familienerbe zusammenhängt, einem großen Schatz aus Bernstein – und sie weiß auch, wie Macht und Geldgier selbst den edelsten Menschen verderben können. Es bleibt ihr nichts anderes übrig: Sie muss sich auf die weite und beschwerliche Reise in ihre Heimat Königsberg machen, um das Geheimnis um Erics Vergangenheit und ihr Erbe zu lüften – und für ihr Glück zu kämpfen …

Hochspannend und bildgewaltig lässt Heidi Rehn das 17. Jahrhundert und ein Europa im Umbruch lebendig werden: »Rehn zeichnet ein überzeugendes Bild der Zeit und schafft eine Heldin, die dem Leser ans Herz wächst«, urteilen die Ruhr Nachrichten.

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der opulente Historienroman »Hexengold« von Bestseller-Autorin Heidi Rehn, der zweite Band ihrer farbenprächtigen historischen Familiensaga um die Wundärztin Magdalena, der unabhängig vom ersten Teil gelesen werden kann. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Frankfurt am Main im Jahre 1650: Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges hat sich die ehemalige Wundärztin Magdalena mit dem Kaufmann Eric in der Reichsstadt eine Existenz aufgebaut. Doch als Eric unter dem Vorwand einer Handelsreise überstürzt aufbricht und die junge Mutter allein zurücklässt, legen sich dunkle Schatten über ihr Glück. Was verschweigt er ihr über sein früheres Leben? Magdalena ahnt, dass es mit ihrem Familienerbe zusammenhängt, einem großen Schatz aus Bernstein – und sie weiß auch, wie Macht und Geldgier selbst den edelsten Menschen verderben können. Es bleibt ihr nichts anderes übrig: Sie muss sich auf die weite und beschwerliche Reise in ihre Heimat Königsberg machen, um das Geheimnis um Erics Vergangenheit und ihr Erbe zu lüften – und für ihr Glück zu kämpfen …

Hochspannend und bildgewaltig lässt Heidi Rehn das 17. Jahrhundert und ein Europa im Umbruch lebendig werden: »Rehn zeichnet ein überzeugendes Bild der Zeit und schafft eine Heldin, die dem Leser ans Herz wächst«, urteilen die Ruhr Nachrichten.

Über die Autorin:

Heidi Rehn, geboren 1966 in Koblenz/Rhein, steht mit ihren mitreißenden historischen Romanen regelmäßig auf den deutschen Bestsellerlisten. Nach einem Studium der Germanistik und Geschichte arbeitete sie als Dozentin und als PR-Beraterin, bevor sie sich als Texterin, Journalistin und Autorin selbständig machte. 2014 erhielt sie den »Goldenen Homer« für den besten historischen Beziehungs- und Gesellschaftsroman. Neben dem Schreiben bietet sie Romanspaziergänge durch die Münchner Innenstadt an, bei denen sich die realen Schauplätze und eindrucksvollen Hintergründe ihrer Romane hautnah miterleben lassen.

Die Website der Autorin: www.heidi-rehn.de

Die Autorin bei Facebook: www.facebook.com/HeidiRehnAutorin

Die Autorin auf Instagram: www.instagram.com/Heidi_Rehn

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin die historischen Krimis »Mord am Marienplatz«, »Tod im Englischen Garten« und »Die Tote am Fluss«; die zwei erstgenannten Bücher sind auch in dem Sammelband »Mord in München« erhältlich.

Außerdem erscheint bei dotbooks ihre große historische Saga um die Wundärztin Magdalena: »Die Wundärztin«, »Hexengold« und »Bernsteinerbe«. »Die Wundärztin« ist bei dotbooks auch als Hörbuch erhältlich.

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eBook-Neuausgabe November 2022

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/Kathy SG und eines Gemäldes von Christian Georg Schütz »Frankfurt am Main«

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (fb)

ISBN 978-3-98690-342-8

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Heidi Rehn

Hexengold

Historischer Roman

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Prolog
Das Erbe

Frankfurt am Main
Herbst 1650

Kapitel 1

Im zweiten Jahr nach Ende des Großen Krieges meinten es die göttlichen Heerscharen gut mit den Frankfurtern. Seit Tagen strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel, und es herrschten spätsommerlich milde Temperaturen. Die Ernte auf den Feldern war nahezu eingebracht, in den Weinbergen mainaufwärts versprachen die reifenden Trauben einen hervorragenden Tropfen. Die Herbstmesse präsentierte sich von ihrer besten Seite. In den frühen Morgenstunden schon drängten sich die Schaulustigen in der Stadt. Während des Gottesdienstes lag die Kanzel von Sankt Bartholomäus in goldenem Sonnenschein. Ein Kaufmann aus Holstein deutete das als Fingerzeig Gottes, die Messe und ihre Besucher auch in der nachfolgenden Woche weiterhin mit spätsommerlichem Wetter zu verwöhnen. In Vorfreude auf gute Geschäfte lauschten Kaufleute und Händler der Predigt.

Draußen fasste Magdalena nach der von Sommersprossen übersäten Hand Erics und lächelte ihn an. Wohlige Wärme durchflutete sie, als sie den Blick seiner blauen Augen auf ihren Wangen spürte. »Welch ein Trubel!«, rief sie und schaute von ihrem Platz vor dem Kirchenportal auf die Menschenmenge. »Wie schön, dass du mich hierher mitgenommen hast.« Ein Schatten huschte über Erics Gesicht. Sie schmunzelte. »Keine Sorge, ich werde dich in den nächsten Tagen nicht auf Schritt und Tritt begleiten. Deine Gespräche mit den anderen Kaufleuten interessieren mich weniger. Viel mehr brenne ich darauf, die unzähligen Stände ausgiebig anzuschauen und die Stadt kennenzulernen. Du wirst sehen: Am Ende vergesse ich darüber sogar die Sehnsucht nach unserer kleinen Carlotta. Doch bei der guten Berta weiß ich sie ohnehin in besten Händen.«

Ihre smaragdgrünen Augen sprühten vor Übermut. Sie schüttelte den roten Lockenschopf und reckte das spitze Kinn. Neben dem groß gewachsenen Eric wirkte sie so ein klein wenig stattlicher. Ihre Worte entsprachen allerdings nur der halben Wahrheit. Insgeheim hoffte sie darauf, endlich die Menschen kennenzulernen, mit denen er seit Jahr und Tag regen Handel trieb. Eric durchschaute sie. Ein spöttisches Zucken umspielte seine Mundwinkel. »Das sieht dir ähnlich, Liebes. Seit Jahr und Tag tust du nichts anderes, als dich mit niedlichem Putz zu beschäftigen«, spottete er. Doch dann wurde er ernst: »Sei ehrlich, weder die bunten Seidenbänder noch die prächtigen Samtstoffe oder all der andere Zierat fesseln dich an der Frankfurter Messe. In Wahrheit bist du darauf aus, mit mir an die Börse zu gehen und dir die Leute anzuschauen, mit denen ich verkehre.«

»Was ist falsch daran?«, entgegnete sie verwundert. Abermals meinte sie, in seinem sonnengebräunten Antlitz leichten Unmut zu lesen. Auch wenn im nächsten Moment das vertraute Lächeln zurückkehrte, blieb sie beunruhigt.

»Wie kann ich nur dein ewiges Misstrauen besiegen?«, fragte er leise und beugte sich vor, um sie zu küssen. Sie aber wich zurück. Dass Eric nicht begriff, worauf es ihr ankam, verletzte sie. Wie so oft in den letzten Monaten erschien er ihr mit einem Mal fremd. Niemand ist der, den man seit langem zu kennen meint, schoss es ihr durch den Kopf. Ohne Vorwarnung wurde sie laut: »Sag mir die Wahrheit! Verrat mir endlich, was in den zweimal zwei Jahren geschehen ist, die du gegen Ende des Großen Krieges aus meinem Leben verschwunden bist.«

Der offene Vorwurf traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Sie bereute es sogleich und wollte es wiedergutmachen, doch dazu war es zu spät. »Warum fängst du immer wieder damit an?« Verärgert entriss er ihr die Hand. »Es gibt keine Geheimnisse aus dieser Zeit! Du weißt über alles Bescheid. In den ersten Jahren haben mich die Franzosen festgehalten, und während der zweiten Trennung habe ich versucht, dich wiederzufinden. Als Kaufmannssohn habe ich das viele Herumreisen natürlich auch genutzt, um den Grundstein für unsere gemeinsame Zukunft zu legen. Dabei habe ich wichtige Kontakte geknüpft. Davon zehren wir gerade jetzt, vergiss das nie!« Atemlos hielt er inne und rang nach Luft. Unterdessen kam ihm ein Gedanke. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Jetzt verstehe ich. Du bist mit mir nach Frankfurt gereist, um auf der Herbstmesse herumzuhorchen, ob ich tatsächlich die Wahrheit sage. Wenn du mir nicht traust, sollten wir besser gleich wieder abreisen.« Abrupt drehte er sich um.

»Eric, bleib!« Sie hielt ihn am Arm zurück. »Verzeih mir, bitte.« Ihre Stimme wurde flehentlich, sie senkte den Blick und sprach leise weiter. »Ich wollte dir weder die Laune verderben noch etwas Böses unterstellen. Es ist einfach das untätige Herumsitzen auf Bertas Hof, das mich allmählich in den Wahnsinn treibt. Du bist immerzu unterwegs und erlebst die aufregendsten Dinge, ich aber hocke da und warte, spiele mit Carlotta und schaue dem Unkraut beim Wachsen zu. Kein Wunder, dass mir dabei die unsinnigsten Gedanken kommen!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihm die Arme um den Hals. Fest drückte sie den zierlichen Leib gegen seine breite Brust. »Bitte, sei mir wieder gut, Liebster! Du hast recht, es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Ich weiß auch nicht, warum mir das vorhin rausgerutscht ist. Meine Angst, dich noch einmal zu verlieren, ist einfach zu groß. Ein weiteres Mal überstehe ich das nicht. Es war die Hölle, nicht zu wissen, wo du steckst, was du treibst. Die Angst, ob du überhaupt noch am Leben bist.«

Tränen traten ihr in die Augen, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie spürte, wie versteift er war. Die Finger ihrer rechten Hand glitten um den Bernstein auf ihrer Brust, der unter dem Mieder verborgen war. Sie hoffte, das Pfand ihrer Liebe würde sie vor neuem Unheil bewahren.

Es dauerte, bis Eric sich aus der Starre löste. »Da ist nichts zu verzeihen.« Er löste ihre Arme sanft von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich fort. Ein warmer Sonnenstrahl traf ihr Haupt. Das Haar leuchtete kupferfarben, die smaragdgrünen Augen schimmerten feucht. Mit klopfendem Herzen sah sie zu ihm auf. Endlich fuhr er fort: »Ich hätte mir denken können, dass du auf törichte Gedanken kommst, wenn du allein auf Bertas Hof bleibst. Sesshaft zu werden, musst du wohl erst noch lernen. Dabei ist es keine Kunst, an ein und demselben Ort ein zufriedenes und ausgefülltes Leben zu führen. So viele Menschen tun das. Seit zwei Jahren schon herrscht Frieden im Land. Höchste Zeit, dass auch wir das Umherziehen beenden und uns einen Platz suchen, an dem wir die Früchte unserer Arbeit in Ruhe genießen.«

Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Willig gab sie sich der Zärtlichkeit hin. Wenigstens liebte er sie noch immer so leidenschaftlich wie am ersten Tag ihrer Beziehung. Das war das Wichtigste. Alles andere musste dahinter zurücktreten.

Eng aneinandergeschmiegt verließen sie den Vorplatz des Kaiserdoms. Ganz Frankfurt hatte sich in einen riesigen Messeplatz verwandelt. In sämtlichen Winkeln der Stadt präsentierten Händler und Kaufleute aus aller Herren Länder ihre Waren. Der Geruch vertrauter Kräuter mischte sich mit dem Odem exotischer Gewürze, es duftete nach röschen Backwaren und knusprig gebratenen Spanferkeln. Von einer anderen Ecke zog der Geruch nach gegerbtem Leder, gefärbten Stoffen und frisch gehobeltem Holz herüber. Überall entlang des Mainufers, auf dem Römerberg, der Neuen Kräme, dem Liebfrauenberg sowie auf Heu- und Rossmarkt wurde gefeilscht und geschachert. Die patrouillierenden Büttel hatten alle Hände voll zu tun, über Qualität und Preis streitende Kampfhähne voneinander zu trennen. Zwischendrin erklangen immer wieder Aufschreie: »Haltet den Dieb!«, »Ergreift die windigen Betrüger!« Gelegentlich sah man, wie ein Langfinger flink wie ein Kaninchen Haken schlug, um den wütenden Verfolgern zu entkommen.

Die Läden der Einheimischen hatten ihre Pforten weit geöffnet. In Höfen und Hauseingängen priesen Handwerker ihre Erzeugnisse an. Dazwischen zeigten Gaukler und Spielleute halsbrecherische Kunststücke, selbst englische Komödianten boten ihr Können dar. Venezianische Theaterleute umtanzten Magdalena und Eric. Einer bot Eric seine phantasievolle Maske zum Kauf an. »Die würde gut zu dir passen.« Magdalena war begeistert von der verschmitzten Grimasse, Eric aber schob den Spielmann brüsk beiseite. »Ich brauche keine Maske. Ich habe nichts zu verbergen.«

»Es war doch nur ein Spaß!« Rasch zog sie ihn zur nächsten Ecke, wo ein Bauernmädchen bunte Gebinde aus Astern, Veilchen und Vergissmeinnicht anpries. Hinter ihr streckte ein altes Weib Sträuße mit Heilkräutern in die Höhe. Beglückt sog Magdalena den Duft von Rosmarin, Thymian und Salbei ein. Eric erspähte unterdessen einen Bäckerjungen und erstand einen ofenwarmen Schmalzkringel. »Das macht wenigstens satt!«, erklärte er und stopfte Magdalena ein Stück des Gebäcks in den Mund. Seine gute Laune war zurück. Im Weitergehen bissen sie abwechselnd von dem Kringel ab, bis sich ihre Lippen bei der letzten Krume zum innigen Kuss fanden.

Trotz dieser Neckerei entging Magdalena nicht, dass ihr rotblonder Liebster mit der stattlichen Figur und der prächtigen Kleidung Aufsehen erregte. Selbst biedere Bürgersfrauen drehten sich nach ihm um und steckten anschließend tuschelnd die Köpfe zusammen. Wahrscheinlich wunderten sie sich, dass ein so beeindruckender Mann mit einer zierlichen, rothaarigen Frau wie ihr vorliebnahm. Sie lächelte, wusste sie doch, dass auch sie mit ihrem auffälligen Haar, den leuchtend grünen Augen, der makellosen Haut und dem sicheren Auftreten bei nicht wenigen Männern Gefallen fand. Stolz streckte sie die kleine Brust heraus. Ihr dunkelblaues Taftkleid, über dem sie ein fliederfarbenes Tuch mit feiner Spitze trug, raschelte bei jedem Schritt. Eric tat, als merkte er nichts von der Aufmerksamkeit, die ihnen zuteilwurde. Hin und wieder grüßte er einen Bekannten, blieb allerdings selbst auf nachdrückliche Einladung bei niemandem längere Zeit stehen. Ihr war das nur recht, schenkte ihnen das ausreichend Muße, die mannigfaltigen Eindrücke gemeinsam zu genießen. »Wir müssen daran denken, Carlotta etwas Besonderes mitzubringen«, sagte sie, als sie bei einem Händler einen Ballen edelsten Kamelhaarstoffs entdeckte. Versonnen befühlte sie das weiche Material. »Daraus könnte Berta uns allen dreien ansehnliche Wintermäntel nähen.«

»Lass uns das in den nächsten Tagen entscheiden.« Plötzlich wirkte Eric unruhig und zog sie weiter. Erstaunt beobachtete sie, wie er mehrmals über die Schulter zurückschaute. »Was hast du?«, fragte sie und versuchte, seinen Blicken zu folgen.

»Nichts«, beeilte er sich zu versichern und legte ihr den Arm um die Schultern. Flüchtig hauchte er ihr einen Kuss aufs Haar und zeigte nach vorn. »Schau, das dort hinten interessiert dich bestimmt.«

Mit großen Schritten eilte er in die Richtung einer engen Gasse. Die Sonne reichte nicht weit in die Häuserschlucht hinein. Magdalena brauchte eine Weile, bis sie in der Dämmerung Genaueres erkennen konnte. Unzählige kleine Läden reihten sich aneinander. Mehrere Büttel zogen ihre Bahnen und warfen drohende Blicke, von denen sich die Schaulustigen jedoch nicht einschüchtern ließen. Sie schlenderten neugierig umher, blieben mal hier, mal dort stehen und bestaunten die Auslagen. Endlich begriff Magdalena, was hier gehandelt wurde: In den Läden präsentierten die Händler ein reiches Angebot an Juwelen, Silber und Gold, selbst Bernstein gab es in allen erdenklichen Größen und Güteklassen, mit und ohne Einschlüsse von Insekten, poliert oder noch im Rohzustand. Unwillkürlich fasste sie sich an die Brust, spürte die beruhigende Erhebung, die ihr eigener Bernstein unter dem Mieder warf. Ein Stein dieser seltenen Beschaffenheit würde ein Vermögen erzielen. Für sie aber war der honiggelbe Talisman mit dem sechsbeinigen Insekt unbezahlbar. Eric hatte ihn ihr einst als Pfand ihrer Liebe geschenkt. Wurden sie getrennt, führte er sie immer wieder zusammen. Wie verlässlich seine Kraft war, hatte er in der Vergangenheit mehr als ein Mal bewiesen. An die Gasse mit den Schmuck- und Bernsteinhändlern schlossen sich breitere Straßen an, in denen vor allem Leder, Stoffe und Pelze angeboten wurden.

Obwohl sie nun schon lange auf den Beinen waren, wurde Magdalena nicht müde, sich alles anzusehen. Am meisten reizten sie die Bücher, die an den Straßenecken angepriesen wurden. »Dafür ist Frankfurt hinlänglich bekannt«, belächelte Eric ihre Entzückensrufe. Kein einziges Mal jedoch blieb er stehen, wenn sie in den Stapeln wühlen wollte. »Die kannst du dir alle später noch anschauen, wenn du allein unterwegs bist.«

»Was hast du vor?«

»Nichts Besonderes«, wiegelte er ab und erklärte nach einigem Zögern, als wäre es ihm gerade erst eingefallen: »Komm, ich zeige dir das Haus, in dem der Kaiser bei seinen Besuchen in Frankfurt residiert.«

»Ist der hohe Herr da? Dann wird es Zeit, dass wir ihm unsere Aufwartung machen.« Liebevoll puffte sie Eric in die Seite. Er aber drängte bereits weiter. Sie kamen nicht weit, weil der Trubel auf dem Römerberg und der Neuen Kräme ein rasches Vorankommen verhinderte. Bald schien es unmöglich, auch nur in die Nähe des Liebfrauenbergs mit dem Haus Braunfels zu gelangen. Mehr und mehr kamen Magdalena und Eric von dem direkten Weg ab, bis sie sich schließlich am Rande des Römerbergs wiederfanden. Erst im letzten Moment konnte Magdalena einem Knecht ausweichen, der ein Weinfass aus einem Hoftor rollte. Dabei stieß sie Eric gegen einen entgegenkommenden Mann. Wütend entrüstete sich dieser. »Pass gefälligst auf!«

Doch als der Mann erkannte, wer ihn angerempelt hatte, verzog sich seine erboste Miene zu einem erfreuten Lachen. »So ein Zufall! Eric! Was machst du hier?« Schon breitete er die Arme zum Willkommensgruß aus.

Statt in ebensolche Freude auszubrechen wie sein Gegenüber, rang sich Eric nur ein wohlwollendes Lächeln ab. Neugierig wartete Magdalena, dem Fremden vorgestellt zu werden. Eric aber schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben. Der Fremde war nicht ganz so groß, dafür kräftiger gebaut als er. Der Kleidung nach mochte er ein ähnlich erfolgreicher Kaufmann sein: Die Kniehosen und der Rock waren aus feinstem Tuch gearbeitet, das Hemd unter dem Wams war von weißer Seide und elegantem Schnitt. Kurz lupfte er den modischen Spitzhut zum Gruß. Hellbraune Locken, die von ersten Silberfäden durchzogen waren, blitzten darunter hervor. An den Schläfen lichtete sich die Pracht allerdings deutlich. Daraus schloss Magdalena, dass er einige Jahre älter war als Eric. Die ordentlich gestutzten Barthaare zeigten sich von ebenso lichtem Braun wie das Haupthaar, selbst die Augen schienen von der gleichen Farbe. Das Auffälligste an dem Mann aber war seine Nase. Einem gewaltigen Erker gleich, ragte sie weit aus dem Gesicht.

»Vinzent!«, rief Eric endlich aus. »Welch Überraschung, dich hier zu treffen.« Er schaute auf Magdalena und schien sich erst jetzt wieder an ihre Anwesenheit zu erinnern. Offenkundig suchte er nach passenden Worten, sie vorzustellen. Es zuckte um seine Mundwinkel, oberhalb der Nasenwurzel gruben sich zwei steile Falten ein. Als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte sie ihm aufmunternd zu. Verlegen hüstelte er in die Faust, um schließlich zu erklären: »Das ist meine Gemahlin Magdalena.«

Sie stutzte. Nie zuvor hatte er sie als seine Ehefrau ausgegeben. Seit längerem sprachen sie zwar voneinander als Eheleuten, waren aber noch immer nicht rechtmäßig miteinander verheiratet. In all den Aufregungen nach dem Friedensschluss von Münster und dem dadurch ermöglichten Wiedersehen hatten sie einfach nicht die Zeit gefunden, das Eheversprechen vor Gott und aller Welt abzulegen.

»Wie schön, endlich Eure Bekanntschaft zu machen, Verehrteste.« Steinacker lupfte abermals den Hut und verbeugte sich tief. Der Blick seiner hellbraunen Augen glitt neugierig über ihre zierliche Gestalt. »Ich bin übrigens ebenfalls in Begleitung meiner Angetrauten.« Er winkte eine hochgewachsene Frau herbei, die nicht weit entfernt an einem Stand mit Büchern stand. »Adelaide, komm her und sieh, wen ich im Getümmel aufgespürt habe.«

So schnell, wie sie daraufhin das Buch in ihrer Hand zuklappte und zur Seite legte, konnte sie unmöglich in die Lektüre vertieft gewesen sein. Magdalena war sich gewiss, dass die schwarzhaarige Adelaide das unverhoffte Aufeinandertreffen die ganze Zeit schon aufmerksam beobachtet hatte.

Als sie näher kam, musterten die beiden Frauen einander unverhohlen. Die makellose Schönheit der Fremden erfüllte Magdalena mit aufrichtiger Bewunderung. Adelaides Augen waren nahezu ebenso schwarz wie ihr Haar, das sie züchtig mit einer hellen Haube aus durchbrochener Spitze bedeckte. Den Verlauf der hohen Wangenknochen hatte sie durch leichten Puder betont, ebenso waren ihre Lippen dunkelrot geschminkt. Umso heller strahlte ihre makellose weiße Haut. Kerzengerade ragte der lange Hals empor. Der weite Ausschnitt des dunkelgrünen Damastkleids ließ der Vorstellungskraft des Betrachters genügend Raum, sich die gelungene Form der Brüste auszumalen. Trotz der beeindruckenden Körpergröße waren Adelaides Bewegungen äußerst grazil. Huldvoll nickte sie Eric zu und reichte Magdalena die schlanke Hand. Dabei spitzte sie kurz die Lippen. Ihrer Mimik war nicht zu entnehmen, welchen Eindruck Magdalena auf sie machte. So schön sie war, genügte Magdalena ein Blick auf Eric, um zu wissen, dass sie ihn gefahrlos mit dieser Frau allein lassen konnte. Die so offen zur Schau gestellten Reize prallten an ihm ab. Dennoch wich er Adelaides Blick verlegen aus.

Magdalena kam nicht dazu, sich länger darüber zu wundern, da Adelaide das Wort an sie richtete. »Es scheint, als hätten unsere Männer nicht damit gerechnet, dass wir uns einmal so unverhofft begegnen.« Ihre Stimme klang dunkel, hatte etwas Betörendes, gar Geheimnisvolles. »Warum sonst nennen sie uns gegenseitig nur unsere Namen? Dabei gäbe es doch so viel mehr über uns zu sagen, was wir unbedingt voneinander wissen sollten, nicht wahr, meine Liebe?«

Sie lächelte und legte ihrem Gatten die Hand auf die Schulter. Die offene Zurechtweisung war ihm sichtlich unangenehm, gleichzeitig fehlten ihm die Worte für eine geistreiche Bemerkung. Leicht vorgebeugt verharrte er, als wollte er sich Eric gegenüber, der ihn um gut eine Handbreit überragte, noch kleiner machen. Adelaide dagegen hielt sich betont aufrecht. Nahezu gleich groß wie ihr Gemahl wirkte sie dank dieser Geste noch imposanter.

Verblüfft gestand sich die zierliche Magdalena ein, dass es Adelaide binnen weniger Augenblicke gelungen war, sie vollständig in ihren Bann zu ziehen. Ihre Mimik verriet, dass sie das für selbstverständlich erachtete. Kein Zweifel, diese Frau war es gewohnt, ihre Umgebung sogleich in Freund und Feind zu teilen. Ersteres war erstrebenswert, Letzteres gewiss ein Alptraum. Magdalena hoffte, diese Erfahrung bliebe ihr zeit ihres Lebens erspart.

Als Erster der beiden Männer fand Eric die Sprache wieder. »Eben weil ich bereits weiß, welch großer Verlust es wäre, dir niemals begegnet zu sein, Adelaide, erübrigt es sich, viele Worte über all deine Vorzüge zu verlieren.« Als er den Kopf hob, umspielte der altbekannte Ausdruck von Spott seine Mundwinkel. Ein Anflug von Unsicherheit erfasste Magdalena. Seltsam, dass Eric ihr nie von dieser ungewöhnlichen Frau erzählt hatte. Dabei duzte er sie und war offensichtlich bereits vertraut mit ihr. Sie tastete nach dem Bernstein unter dem Mieder und hielt ihn fest.

»Keine Sorge, Ihr habt nichts zu befürchten, meine liebe Magdalena.« Adelaide hakte sich bei ihr unter und zog sie einige Schritte von den Männern weg. Nichts in ihrem Verhalten verriet, ob sie Magdalenas Geste mit dem Stein bemerkt hatte. »Euer Gemahl verheimlicht Euch nichts. In den letzten Jahren ist er oft Gast in unserem Hause gewesen. Die beiden Herren machen seit langem gute Geschäfte miteinander. Dass sie uns nicht über alle ihre Schritte auf dem Laufenden halten, sollten wir Frauen nicht überbewerten. Gehen wir einfach davon aus, dass sie wissen, was sie für uns tun.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783986903428
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (November)
Schlagworte
Historischer Roman Historische Romanze Schicksalsroman Frauenroman Spiegel-Bestseller-Autorin Sabine Ebert Iny Lorentz Silvia Stolzenburg Neuerscheinung eBook
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Titel: Hexengold