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Die Toten von Passau

Drei Krimis in einem eBook: »Tod eines Mädchens«, »Tod im Schützenhaus« und »Tod eines Unbekannten«

©2022 616 Seiten

Zusammenfassung

Die düsteren Abgründe der Drei-Flüsse-Stadt: Der packende Sammelband »Die Toten von Passau« von Michael Winter jetzt als eBook bei dotbooks.

Ein eigenwilliges Ermittler-Duo, drei rätselhafte Morde im Passauer Umland: Die Polizisten Assauer und Hammer haben in ihrer gemeinsamen Laufbahn schon einiges gesehen – doch der grausame Fund, der sie auf dem Rastinger Gemeindefriedhof erwartet, lässt selbst ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Die Leiche eines jungen Mädchens liegt nackt auf einem Grab; hat die Sechzehnjährige sich wirklich aus freien Stücken von dem Kirchturm gestürzt? Auch der der kaltblütige Mord am örtlichen Bürgermeister stellt Assauer und Hammer vor Rätsel – und schließlich müssen sich die beiden fragen, ob hinter der idyllischen Fassade Passaus schon lange ein tödliches Netz aus Mord und Intrigen gesponnen wird …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Die Toten von Passau« von Michael Winter vereint seine drei spannenden Kriminalromane um das Ermittler-Team Assauer und Hammer – »Tod eines Mädchens«, »Tod im Schützenhaus« und »Tod eines Unbekannten« – und zeigt uns ein Niederbayern jenseits aller schönen Klischees. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Ein eigenwilliges Ermittler-Duo, drei rätselhafte Morde im Passauer Umland: Die Polizisten Assauer und Hammer haben in ihrer gemeinsamen Laufbahn schon einiges gesehen – doch der grausame Fund, der sie auf dem Rastinger Gemeindefriedhof erwartet, lässt selbst ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Die Leiche eines jungen Mädchens liegt nackt auf einem Grab; hat die Sechzehnjährige sich wirklich aus freien Stücken von dem Kirchturm gestürzt? Auch der der kaltblütige Mord am örtlichen Bürgermeister stellt Assauer und Hammer vor Rätsel – und schließlich müssen sich die beiden fragen, ob hinter der idyllischen Fassade Passaus schon lange ein tödliches Netz aus Mord und Intrigen gesponnen wird …

Über den Autor:

Michael Winter wurde 1946 in Frankfurt am Main geboren. Nach seinem Studium in München arbeitete er bei Siemens im Bereich Informatik. 1975 wechselte Michael Winter zum Bayerischen Rundfunk, wo er 35 Jahre lang Sprecher und Moderator war. Bis heute ist er außerdem als Regisseur und Drehbuchautor für Werbe- und Industriefilmproduktionen in Europa und Übersee erfolgreich.

Michael Winter veröffentlicht bei dotbooks den Thriller

»Das Böse stirbt nie« sowie drei Passau-Krimis rund um die Kommissare Assauer und Hammer:

»Tod eines Mädchens«

»Tod im Schützenhaus«

»Tod eines Unbekannten«

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Sammelband-Originalausgabe Dezember 2022

Copyright © der Originalausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Das Copyright der Einzelbände finden Sie gesammelt am Ende dieses eBooks.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-421-0

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Michael Winter

Die Toten von Passau

Drei Krimis in einem eBook

dotbooks.

Tod eines Mädchens: Ein Fall für Assauer und Hammer – Band 1

Als die alte Frau im strömenden Regen am Grab ihres Mannes ankommt, ist ihr Entsetzen groß: Dort liegt ein junges Mädchen – nackt und tot. Die beiden Kommissare Assauer und Hammer finden schnell heraus, dass Anna vom Kirchturm gestürzt ist. Aber warum? Für die Leiterin der Mordkommission besteht kein Zweifel: Es war Selbstmord – und schuld ist der Vater der Sechzehnjährigen. Während ihre Chefin eine regelrechte Hetzjagd auf den Trauernden startet, entdecken Hammer und Assauer Unstimmigkeiten und andere Hinweise: Hatte das Mädchen eine heimliche Beziehung? Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte … und hat er Anna auf dem Gewissen?

Vorbemerkung

Alle Personen in dieser Geschichte sind frei erfunden.
Manchen sind Sie aber vielleicht schon begegnet.
Das Dorf Rasting zwischen Fürstenzell und Ortenburg finden Sie nicht auf der Landkarte oder mit Ihrem Navi. Es könnte aber sein, dass Sie schon mal da waren.
Die Handlung entspringt der nicht jugendfreien Fantasie des Autors und seiner Erfahrung mit der Spezies homo sapiens.

Freitag

Der Regen wollte gar nicht aufhören in diesem Verdruss-Sommer. Wenn man von einem der umliegenden Hügel auf Rasting bei Passau hinuntersah, hatte man den Eindruck, das Dorf liege inmitten einer Seenplatte. Dabei standen nur die Wiesen weithin unter Wasser. Dass die Ernte hinüber war, war so sicher wie das Amen in der Marienkirche, in der die Bauern sonntags beim Gottesdienst die Hände eher zu Fäusten ballten, als sie zum Gebet zu falten, so grollten sie ihrem Herrgott, der dieses Sauwetter machte. Auch an diesem Freitag, dem 13. August, hatte es ununterbrochen gegossen wie aus Kübeln. Erst bei Einbruch der Dämmerung, als die Glocke zum Ende der Abendandacht läutete, ließ der Landregen nach. Es tröpfelte bloß noch, als Pfarrer Sebastian Arnsberger die paar Schäflein, die sich durch den Wolkenbruch in seine Kirche gekämpft hatten, unter der Tür verabschiedete. »Auf Wiedersehen, Herr Pfarrer«, sagte Angelika Goller, drückte ihm die Hand und zwängte sich an ihm vorbei, weil er mit seiner ausladenden Gestalt das Portal beinahe ausfüllte. Auch ihre Nachbarin Erna Kammler musste sich mühsam an ihrem Hirten vorbeimanövrieren. Draußen flüsterte sie Angelika zu: »Der Herr ernährt die Seinen wohl.«

»Ja«, versetzte die, »bei uns ist der Hirt’ fetter als die Schafe.« Dann, nach einem Blick zum Himmel: »Du, weißt’ was, jetzt wo’s grad nicht so schüttet, schau ich mal schnell nach dem Grab von meinem Alois. Vielleicht kann ich noch ein paar von den Blumen retten.«

Erna nickte. »Ich wart’ auf dich«, und Angelika ging Richtung Gräber. Das heißt, sie ging nicht, sie hüpfte eher ungeschickt über die Pfützen. Als sie am Turm ums Eck musste, landete sie mit beiden Füßen mitten in einer Riesenlache. Wasser lief ihr in die Schuhe. Das Wasser war rot! Sie hob den Blick. »Um Gotteswill’n!«, entfuhr es ihr kaum hörbar, dann rief sie aus Leibeskräften: »Herr Pfarrer, kommen S’, schnell!«

Er kam angeplatscht, Erna Kammler im Schlepptau. Alle drei standen jetzt in der Riesenpfütze, starrten auf das Grab vor ihnen. »Mein Gott«, sagte Pfarrer Arnsberger tonlos und bekreuzigte sich.

Vor ihnen auf der Marmorplatte lag ein Mädchen, nackt, tot. In die offenen Augen fielen letzte Regentropfen und täuschten jenen Glanz vor, der doch schon erloschen war. Von ihrem Hinterkopf lief ein rotes Rinnsal, füllte die in die Platte eingravierten Buchstaben, lief weiter über den Rand, färbte das Wasser der Pfütze, das den Dreien in die Schuhe drang.

Schritte kamen von hinten. Johannes, der Priesterseminarist, der diesen Sommer in Arnsbergers Pfarrei sein Praktikum machte. »Was ist denn?«, fragte er und drängte sich vor, bis auch er das tote Mädchen sah.

»Anna«, erst leise, dann wie ein Schrei, »Anna! Anna!« Er stürzte vor, wurde aber vom Pfarrer an den Schultern gepackt. »Lass«, sagte Arnsberger und zog ihn zurück. Und nachdem er tief Luft geholt hatte: »Geh, ruf die Polizei an. Und sie sollen den Notarzt mitbringen. Das hilft zwar nichts mehr, aber …« Er zuckte hilflos die Schultern.

Johannes rührte sich nicht.

»Jetzt mach schon«, mit diesen leisen Worten schob ihn Arnsberger sanft Richtung Pfarrhaus. »Und ihr zwei wartet am besten in der Kirche, bis die Polizei da ist«, sagte er zu den beiden Frauen. »Die werden mit euch reden wollen.« Die beiden nickten und gingen wortlos hinein. Pfarrer Arnsberger blieb bei der Toten. Er setzte zu einem Gebet an, aber es wollte ihm nicht über die Lippen.

***

»Autsch, Scheißglump, verreckt’s!« Thomas Assauer ließ den brühheißen Plastikbecher fahren, sodass die Hälfte des Kaffees in den Automaten zurücklief. »Nicht bloß, dass das Zeug schmeckt wie Spülwasser, jetzt verbrenn ich mir auch noch die Finger! Wird Zeit, dass in das Büro endlich mal eine gescheite Kaffeemaschine reinkommt!«

Er schleckte seine Finger ab, blies kühlend darüber und angelte den jetzt halb leeren Becher mit der anderen Hand aus dem Ausgabeschlitz.

»In Amerika könnt’st jetzt den Automatenhersteller auf eine Million verklagen!«, rief sein Kollege vom Schreibtisch gegenüber. »Aber hier in Bayern gilt des als strafbare Selbstverstümmelung im Amt, weil auch einem Kriminaler eine rudimentäre Restintelligenz zugebilligt wird.«

»Dir bestimmt nicht«, gab Assauer zurück. »Du lässt bekanntlich höheren Orts denken, weil du nach Dienstvorschrift arbeitest. Ich denk’ hingegen noch selber.«

»Ja, mit mechanischen Relais, wie ein Österreicher, drum bist’ auch schon mit einem Kaffeeautomaten überfordert«, kam es zurück.

»Die Maschine verstößt gegen den Heimtückeparagrafen«, beendete Assauer die Flachserei mit seinem Gegenüber, stellte den Becher mit dem Kaffeerest auf den Schreibtisch und rückte seinen Stuhl vor den Computer, um weiter auf eBay zu stöbern. Ein stinklangweiliger Freitagabend zwischen abgewetzten Möbeln in diesem kahlen Büro war das Letzte, was er brauchte.

Das Telefon schrillte.

»Ich nehm’s schon, du bist ja schwer verletzt«, sagte sein Kollege und hob ab.

»Kripo Passau, Hauptkommissar Hammer«, meldete er sich und horchte in den Hörer.

»Ja und, da gehört sie doch hin«, sagte er nach einem Moment. Dann: »Ach so, da gehört sie jetzt eher nicht hin. Wir kommen.« Er legte auf.

»Was ist los?«, fragte Assauer.

»In Rasting liegt eine Tote auf dem Friedhof.«

»Ja und, da gehört sie doch hin.«

»Die liegt aber nicht im Grab, sondern oben drauf

»Ach so, da gehört sie wirklich eher nicht hin.«

»Fahren wir«, schloss Maximilian Hammer den Dialog.

Sie waren keine halbe Stunde unterwegs, da tauchte nach einer Kuppe Rasting vor ihnen auf. Assauer sah ein paar Vierseithöfe, ein Gewerbegebiet, Wohnhäuser mit riesigen Gärten, einen Bau, der unverkennbar eine Brauerei darstellte und die barocke Kirche, die das Ortsbild beherrschte. Die überschwemmte Trasse einer halb fertigen Umgehungsstraße links von ihnen glich einem breiten Fluss, aus dem Baumaschinen wie Inseln hervorragten, und die überschwemmten Wiesen und Felder ringsum veranlassten Assauer zu der bissigen Bemerkung: »Das ist ja das reinste Feuchtbiotop!«

Als sie das Ortsschild passiert hatten und durch die schmucke Hauptstraße fuhren, wandte sich Hammer, der am Steuer saß, zu ihm, rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und meinte: »Da ist ganz schön Geld daheim.«

»Ja, schaut aus wie’s Mündungsgebiet von einem Subventionsfluss«, versetzte Assauer, der nach der Abzweigung zur Kirche Ausschau hielt.

»Da, wo wir grad hinfahren, ist alles Geld gar nix wert«, stellte Hammer trocken fest, bog links ab und hielt gleich darauf an der Friedhofsmauer.

»Respekt vor deiner Orientierung, ich hätt’s nicht so schnell gefunden«, meinte Assauer im Aussteigen anerkennend.

»Bayerisches GPS, der Friedhof ist immer neben der Kirch’ und neben der Kirch’ ist immer das Wirtshaus und das findet ein Bayer im Schlaf«, erklärte Hammer, deutete auf den Gasthof Rastingerbräu hinter ihnen, schob sich aus dem Fahrersitz, schlug die Tür zu, ging nach hinten ans Auto, öffnete den Kofferraum und nahm ihre ›Feuchtbiotop-Ausrüstung‹, wie er sich ausdrückte, heraus.

Das Blaulicht eines Krankenwagens, das grelle Licht zweier Scheinwerfer und das schwache Abendrot, das durch die stellenweise aufgebrochenen Wolken drang, ließen die Wassertropfen auf der Plastikplane am Grab seltsam schimmern, wenn ein Windhauch darüberfuhr. Durch diese halb transparente Folie hindurch erschien der blasse Mädchenkörper wie eine liegende Steinfigur, die zu der Grabplatte darunter gehörte.

Ein älterer uniformierter Kollege hatte Hammer und Assauer kommen sehen und hergeführt. »Nix Schönes«, hatte er nur kopfschüttelnd gesagt. Beide hatten mit den Achseln gezuckt und waren wortlos hinter ihm hergetrottet. Jetzt standen auch sie in der roten Pfütze, mit Dienst-Gummistiefeln aus dem Kofferraum ihres Polizeiwagens. Der Uniformierte zog die Plane zur Seite.

»So ein junges Mädchen«, murmelte Hammer leise.

»16«, sagte eine Stimme hinter ihnen, »Anna Friese, die Tochter von einem Zahnarzt, der hier im Ort wohnt.« Es war Monika Erdmann, die noch vor ihnen eingetroffen war. Klein, kugelig, mit runder Nickelbrille, in weißen Gummistiefeln und rotem Umhang mit Kapuze, hätte man sie an diesem Ort für einen deplacierten Gartenzwerg halten können. Tatsächlich war sie die vermutlich beste Gerichtsmedizinerin in Deutschland, blitzgescheite Autorin zweier Standardwerke und doch zufrieden in der niederbayerischen Provinz. Sie mochte Städte nicht, hieß es, und Menschen noch weniger. Beides stimmte. Das Letztere diagnostizierte sie bei sich selbst als nicht therapierbare Berufskrankheit.

»Und?«, fragte Hammer.

Die Ärztin machte eine Kopfbewegung nach oben, zur Schallöffnung im Kirchturm. »Auf den ersten Blick würd’ ich sagen, sie ist da runtergesprungen.«

»So? Nackt?«, fragte Hammer. »Wer springt denn pudelnackt von einem Kirchturm?«

Die Erdmann zog die Augenbrauen hoch. »Von einem Dresscode bei Selbstmördern ist mir nichts bekannt.«

»Respekt, bist auch approbierte Zynikerin?«, fragte Hammer. Dann zu Assauer: »Einer von uns muss da rauf.« Er deutete zum Turm.

»Du«, versetzte Assauer, »ich bin ja bekanntlich schwer verletzt.«

»Aber nicht an den Füßen und außerdem bist du zwanzig Kilo leichter und sportlicher. Und der Turm da ist ja nicht das Empire State Building.«

»Das hätt’ einen Aufzug.«

Assauer nahm sein Funkgerät aus der Tasche, schaltete es ein und setzte sich in Bewegung.

»Vergiss nicht …«, rief ihm Hammer nach.

»Schon recht«, kam es zurück, »Augen auf am Tatort!«

Das Zitieren ihres Chefs war ihnen zum Ritual geworden. Assauer verschwand in der Kirche.

»Selbstmord also?«, Hammer sah die Erdmann fragend an.

»So, wie’s aussieht …« Sie zuckte die Achseln. »Alkohol, Drogen vielleicht, kommt ja genug rüber.« Sie deutete mit dem Daumen gen Osten. »Viele, viele bunte Goodies. Gibt’s in jeder Dorfdisco. Morgen kann ich mehr sagen. Sie muss übrigens nach dem Sturz noch eine Weile gelebt haben, nach dem vielen Blut zu urteilen.«

Hammer schauderte. »Irgendwelche Spuren an ihr?«

»Unwahrscheinlich. Wenn da was war, hat’s der Regen weggewaschen, so wie das heute geschüttet hat.«

»Wie lang liegt sie schon da?«

»Mindestens zwei Stunden, bis die Frau sie gefunden hat.«

»Und der Todeszeitpunkt?«

»Wahrscheinlich so zwischen vier und fünf.«

Hammers Funkgerät piepte. Assauer!

»Die Spurensicherung wird eine Freud’ haben.«

»Warum?«

»Da heroben muss kürzlich ein ganzer Haufen Leute rumgetrampelt sein, Kinder, wie’s ausschaut. Aber immerhin hab’ ich die Schuhe und die Kleidung von dem Mädchen.«

»Lass sie liegen. Ich schau später selber noch rauf. Und komm wieder runter, wir müssen mit dem Pfarrer reden.«

Pfarrer Arnsberger saß in der Bank vorne beim Altar neben den beiden Frauen und Johannes. Assauer und Hammer traten hinzu. Sie sahen, wie der junge Mann zitterte.

»Das Mädchen heißt also Anna Friese«, sagte Assauer.

»Ja«, antwortete der Pfarrer. »Sie ist die Tochter eines Zahnarztes. Er hat seine Praxis in Passau, seine Frau ist Verkaufsleiterin in einer Firma in Ruhstorf. Die Familie wohnt aber hier in Rasting. Sie haben vor Jahren einen alten Bauernhof gekauft. Die Frau ist passionierte Reiterin, hat auch ihr Pferd hier stehen. Die Gegend ist ja ideal.«

»Haben Sie sie auch gekannt?«, wandte sich Assauer an den jungen Mann, der, reichlich blass um die Nase, in der Bank saß.

Der nickte. »Ja, ich leite die Jugendgruppe, seit ich hier bin. Da ist …«, er korrigierte sich, »da war Anna auch dabei. Sie war eher eine von der ruhigen Sorte.« Nach einer Pause setzte er hinzu: »Ich versteh’s nicht. Ich versteh’s einfach nicht.«

Assauer ließ ihn. Er wandte sich den beiden Frauen zu. »Wer hat sie denn gefunden?«

»Ich«, antwortete Angelika Goller. »Ich wollt’ bloß schnell zum Grab von meinem Mann, da hab’ ich sie liegen sehen.«

Assauer nickte. »Geben Sie bitte dem Kollegen draußen Ihre Adresse und gehen Sie heim. Und Sie«, wandte er sich an Johannes, »gehen, glaub’ ich, auch besser.«

Er schaute ihnen hinterher, als sie weggingen. Gutaussehend war der junge Mann, jung, schlank, sportlich, dunkle Haare. Ein Frauentyp. Keiner, bei dessen Anblick man auf einen angehenden Priester mit Zölibat kam.

Hammer sagte nichts. Erst als die Kirchentür hinter Johannes und den Frauen zuschlug, fragte er, mit einer Geste Richtung Turm: »Kann da jeder einfach so rauf?«

»Der Schlüssel hängt immer am Brett neben der Tür«, antwortete der Pfarrer achselzuckend.

»Stimmt, da hängt er, ich hab ihn gesehen, wie ich rauf bin«, bestätigte Assauer. »Sehr sinnvoll.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783986904210
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Dezember)
Schlagworte
Kriminalroman Regionalkrimi Bayern Krimi Regio Spannung Thriller Andreas Föhr Nicola Förg Bayerischer Wald Krimi eBooks Neuerscheinung
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Titel: Die Toten von Passau