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Im Windschatten des Schreckens

Roman - Freibeuter Harry Ludlow 2 | Ein Highlight der nautischen Romane!

von David Donachie (Autor:in) Uwe D. Minge (Übersetzung)
©2023 531 Seiten
Reihe: Freibeuter Harry Ludlow, Band 2

Zusammenfassung

Eine Stadt wie ein Pulverfass: Der Seefahrerroman »Freibeuter Harry Ludlow: Im Windschatten des Schreckens« von David Donachie als eBook bei dotbooks.

Die ligurische Küste im Jahre 1794: Eigentlich sollte es ein einfacher Botendienst werden – doch als Harry Ludlow, der sich als »Detektiv der Meere« einen Namen gemacht hat, und sein Bruder James, der als Künstler zu Ansehen gekommen ist, im schmutzigen Hafen von Genua ankommen, sind schon bald ihre ungleichen Fähigkeiten gefragt: Der gewaltsame Tod eines britischen Kapitäns hat die Stadt in Aufruhr versetzt, die Stimmung ist zum Zerreißen gespannt. Aber haben ihn wirklich die französischen Seeleute auf dem Gewissen, die den Engländern nur zu gerne an die Kehle gehen würden? In diesem politischen Pulverfass, in dem ein einzelner Funken einen Krieg auslösen könnte, muss Harry unter Hochdruck ermitteln – aber bringt er dabei nicht nur sich, sondern auch seinen Bruder in tödliche Gefahr?

»Abenteuer pur voller Spannung und Wagemut … Historische Unterhaltung vom Feinsten.« Historical Novels Review Online

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der nautische Kriminalroman »Freibeuter Harry Ludlow: Im Windschatten des Schreckens« von David Donachie wird Fans von C.S. Forester und Patrick O’Brian begeistern; das Hörbuch ist bei SAGA Egmont erschienen. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Die ligurische Küste im Jahre 1794: Eigentlich sollte es ein einfacher Botendienst werden – doch als Harry Ludlow, der sich als »Detektiv der Meere« einen Namen gemacht hat, und sein Bruder James, der als Künstler zu Ansehen gekommen ist, im schmutzigen Hafen von Genua ankommen, sind schon bald ihre ungleichen Fähigkeiten gefragt: Der gewaltsame Tod eines britischen Kapitäns hat die Stadt in Aufruhr versetzt, die Stimmung ist zum Zerreißen gespannt. Aber haben ihn wirklich die französischen Seeleute auf dem Gewissen, die den Engländern nur zu gerne an die Kehle gehen würden? In diesem politischen Pulverfass, in dem ein einzelner Funken einen Krieg auslösen könnte, muss Harry unter Hochdruck ermitteln – aber bringt er dabei nicht nur sich, sondern auch seinen Bruder in tödliche Gefahr?

Über den Autor:

David Donachie, 1944 in Edinburgh geboren, ist ein schottischer Autor, der auch unter den Pseudonymen Tom Connery und Jack Ludlow Bekanntkeit erlangte. Sein Werk umfasst zahlreiche Veröffentlichungen; besonders beliebt sind seine historischen Seefahrerromane.

David Donachie veröffentlichte bei dotbooks bereits seine Serie historischer Abenteuerromane um den Freibeuter Harry Ludlow mit den Bänden »Klar Schiff zur Höllenfahrt«, »Im Windschatten des Schreckens«, »Kurs ins Ungewisse«, »Die zweite Chance«, »Im Kielwasser: Verrat« und »Abstieg zu den Fischen«.

Der Autor im Internet: www.facebook.com/daviddonachieauthor/

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eBook-Neuausgabe Juli 2023

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1993 unter dem Originaltitel »The Dying Trade« bei Macmillan, London

Copyright © der englischen Originalausgabe 1993 David Donachie

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1998, Ullstein Buchverlage GmbH & Co. KG, Berlin

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz unter Verwendung von Shutterstock/Abstractor, Vector Tradition, paseven und AdobeStock/S...

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ys)

ISBN 978-3-98690-685-6

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David Donachie

Im Windschatten des Schreckens

Roman – Freibeuter Harry Ludlow 2

Aus dem Englischen von Uwe D. Minge

dotbooks.

Prolog

Er mochte betrunken sein, trotzdem war sich William Broadbridge darüber im klaren, daß er im falschen Teil des Hafens war. Das einzige Licht, das er wahrnahm, war ein fahler Streifen am Nachthimmel direkt über seinem Kopf. Der Mond war noch nicht weit genug aufgegangen, um diese dunkle, stinkige carruga zu erleuchten, ein Gasse, die so eng war, daß zwei Männer Mühe haben würden, aneinander vorbeizukommen. Aber gerade diese Enge erlaubte es ihm, einen Halt zu finden, während er herauszubekommen versuchte, wo er war und was hier vorging.

Er starrte in die Dunkelheit und bemühte sich, die Quelle für die Geräusche eines Handgemenges zu lokalisieren. Während er vorwärts stolperte, hörte er ein unterdrücktes, ihm merkwürdig bekanntes Lachen, das geisterhaft körperlos aus der Finsternis klang. Alles mußte Einbildung sein, denn es war niemand zu sehen. Dann hörte er das Ächzen einer Leine, die unter Spannung stand, gefolgt von einem erstickten Gurgeln; beides ließ ihn aufblicken. Füße traten hektisch in die Luft, aber sie zielten nicht nach ihm. Doch es lag nicht nur an dem Tritt gegen seinen Kopf mit einem glänzend polierten Schuh, daß er zusammenbrach. Dazu kamen seine Trunkenheit und die Anstrengung, in diesem Zustand nach oben geschaut zu haben. Er fiel schwer gegen die Steinwand und rutschte an ihr herab, bis er nur noch ein kleines unordentliches Häuflein Elend war.

Broadbridge war nicht lange bewußtlos, doch gerade lange genug, um es dem Mond zu erlauben, so weit über den Himmel zu wandern, daß er einen silbernen Lichtstrahl auf die vor Schmutz starrende Wand werfen konnte. Das Licht und die Flüssigkeit, die auf seinen Dreispitz tropfte, beschleunigten seine Rückkehr zu den Lebenden. Broadbridge schnaufte laut, denn ihm stach der atemberaubende Gestank menschlicher Exkremente in die Nase, der sogar für einen so verkommenen Hafen wie Genua außergewöhnlich streng war. Er war wirklich schlecht beraten, nach oben zu blicken, denn gerade in dieser Sekunde löste sich wieder ein Urintropfen von dem glänzenden Schuh, der diesmal seinen Hut verfehlte und ihn vierkant ins Auge traf. Sein ärgerlicher Ausruf echote zwischen den Wänden der Gasse, während er sich auf die Füße quälte. Wieder blickte er in die Höhe, aber diesmal vorsichtiger. Er war jetzt diesem Körper näher, und das Mondlicht beleuchtete ihn voll. Die Leiche trug die Ausgehuniform eines Offiziers der Britischem Marine, und zwar die eines Kapitäns zur See, wenn man den beiden Epauletten glauben konnte. Sie schwang leicht in der sanften Brise hin und her, drehte sich in die eine oder andere Richtung, so als könne sie sich nicht entscheiden. Die Augen schienen aus den Höhlen zu quellen, die Zunge, die zwischen den Zähnen klemmte, war im Todeskampf durchgebissen worden. Blut floß heraus und vermischte sich mit den anderen Flüssigkeiten, die sich auf der festgestampften Erde sammelten. Der Mann war mausetot, und während des Todeskampfs hatte er sich entleert, wie das alle Menschen zu tun pflegen, die man am Halse aufhängt.

Broadbridge drehte sich um und wollte verschwinden, dabei stieß er gegen den mit goldenen Litzen verzierten Hut. Mit einer schnellen Bewegung hob er ihn auf und rannte unsicher auf das Ende der Gasse zu, die auf den hell erleuchteten Kai hinausführte. Krampfhaft bekämpfte er den heftigen Brechreiz, der von seinem Magen aufstieg. Vage registrierte er die Nähe der drohenden Wälle des Zollforts, sein Unbehagen verstärkte sich noch weiter, als er daran dachte, daß er sich keinesfalls in der Nähe ausgerechnet dieses Ortes aufhalten sollte. Er schaffte es noch, seinen Kopf über die niedrige Hafenmauer zu strecken, bevor er sich übergab. Lautstark erbrach er sich, die Wachen, die unter den Fackeln an den Toren der Festung standen, ignorierten ihn.

Schließlich richtete er sich auf, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, dabei verfluchte er den brennenden Schmerz in seinem Schlund. Er blickte auf den Hut, den er noch immer in der Hand hielt. Seine Finger glitten über das Gold, das den Rand zierte. Dann drehte er ihn um und entzifferte den Namen Howlett, der deutlich auf einem eingenähten Namensschild zu lesen war. Mit einer schnellen Handbewegung warf er den Hut in den Hafen. William Broadbridge wollte nichts mit der Navy zu tun haben, nichts mit einem Mord und schon gar nichts mit einem Mann mit dem Namen Howlett.

Das verdammte Zollfort. Er wußte, daß er den falschen Weg eingeschlagen hatte, nachdem er Mutter Thomas’ Taverne verlassen hatte. Er war durchaus nicht gerne aufgebrochen. Viel lieber wäre er in dem überhitzten, verräucherten Schankraum geblieben, vor sich einen vollen Becher mit Bier, auf dem Schoß eine willige Mieze und mit einer Siegwette auf den Kampf, der am anderen Ende des Raumes in einem Ring stattfand. Doch er hatte kein Glück. Sein Becher würde so leer bleiben wie die Taschen seiner blauen Wolljacke. Lautlos fluchte er vor sich hin, verdammte Gott, den Teufel, seine Mitmenschen und fragte sich, woher in aller Welt sein nächster Penny kommen würde.

Der Kai wurde belebter und heller auf dem Weg nach Norden, weg vom Zollfort, hin zum Scheitelpunkt der Bucht, die Madalena genannt wurde, wo sich die überfüllten Bordelle und Kneipen befanden. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, den ihm die warme Nachtluft aus den Poren trieb. Dann versuchte er seine Augen so zu justieren, daß er alle Umrisse wieder nur einfach und nicht doppelt sah, wie das im Augenblick noch der Fall war. Anschließend verfluchte er die gesamte Bevölkerung von Genua in Bausch und Bogen, als ob seine Armut und seine Unfähigkeit klar zu sehen einzig allein ihre Schuld wäre.

Während er seinen Weg weitertorkelte, kreisten seine Gedanken um das Problem, daß dieser verfluchte Ort voll mit Banken war, die die halbe bekannte Welt kreditierten; Genua war bis zum Bersten mit Gold gefüllt, aber Broadbridge bekam davon keinen lausigen Denar in die Hand. Ein Stadtstaat, ein pulsierender Hafen und eine sogenannte Republik, die nichts anderes als ein großer ausgemachter Schwindel war, mit dem die Reichen den Armen die Augen vernebelten. Die Wohnhäuser am Hafen ragten aus den engen Gassen bis in den Himmel und schienen sich oben fast zu berühren. Sie bildeten mit den Lagerhäusern ein fast undurchdringliches Labyrinth, durch das der Verkehr kaum noch abfloß. Aber neben einem Haus, das mit zerlumpten, hungrigen und schmutzigen Bewohnern überfüllt war, mitten zwischen dem Gestank einer überbevölkerten, von den primitivsten Bedürfnissen ausgeschlossenen Gesellschaft, befand sich eine kompliziert geschnitzte Holztür, die in einen versteckten, geräumigen Palazzo führte. Hinter den Gebäuden, die an den Hafen grenzten, wetteiferten die neuen Paläste dicht an dicht in strahlender Zurschaustellung des Reichtums mit den zahlreichen Kirchen und Kathedralen aus vergangenen Zeiten.

Die Leute sprachen von Revolution; sie wollten es ihren französischen Vettern nachmachen und eine Guillotine vor der Kathedrale auf der Piazza San Domenico errichten, damit die Aristokraten und Bankiers, die für ihre elenden Lebensverhältnisse verantwortlich waren, der Gerechtigkeit zugeführt werden konnten. Aber das Aufkommen der Jakobiner war nur eine Facette von vielen in dem ständigen Konflikt dieser Stadt, die sich in einem anhaltenden Krieg mit sich selbst befand. Die Menschen trugen uralte Blutfehden zwischen den Welfen und Waiblingern aus, sie waren immer bereit, aus Loyalität zum Papst oder Kaiser zu den Waffen zu greifen, sogar wenn die wahren Beweggründe im Laufe der Zeit längst in Vergessenheit geraten waren. Die Logen der Freimaurer blühten, trotz – oder gerade wegen der Anstrengungen der Mönchsorden und Jesuiten, sie auszurotten. Alles das wurde überdeckt von geschäftlichen Rivalitäten; die einzelnen Familien bekämpften sich bis aufs Blut in einer ständigen Folge von wechselnden Allianzen. Nur wenige reiche Männer wagten sich ohne bewaffnete Leibwächter auf die Straße. Sie legten großen Wert darauf, daß ihre Häuser und Palazzi in den unteren Etagen vergitterte Fenster hatten, die einen Überraschungsangriff verhindern sollten.

Broadbridge verfluchte noch immer die Stadt und sein Schicksal, gleichzeitig schob er die Menschen, die ihm im Weg standen, zur Seite. Er befand sich jetzt in der Soparipa, den Arkaden unter der Kaimauer. In jedem dieser Bögen befand sich eine Verkaufsbude oder ein Laden, die Händler priesen lautstark ihre Waren an. Der Geruch exotischer Gewürze füllte seine Nase, was seinen brennenden Durst noch verstärkte. Die Hungrigen, Erwachsene wie Kinder, schlichen herum und hockten lustlos auf dem Boden. Einige, die sicher mehr im Magen hatten als er, versuchten ihn anzubetteln. Vielleicht würden sie sogar versuchen, ihn auszurauben. Der Engländer lachte bei dem Gedanken laut auf, daß ihm ein Taschendieb die Börse ziehen würde. Nur zu, nur zu! Das einzig Wertvolle an ihr war das Leder.

Für dieses Lumpenpack fiel nur wenig von den enormen Reichtümern Genuas ab, die Proleten konnten von jeder Art revolutionären Aufruhrs nur profitieren. Zur Abwechslung verfluchte Broadbridge auch sie, denn als echter Engländer hatte er mit keiner Art von Aufruhr etwas im Sinn, außer natürlich, wenn es nach einem satten Profit roch. Broadbridge sog die Luft gierig ein, als er wieder auf dem Kai angelangt war. Allerdings konnte man sie nur als frisch bezeichnen, wenn man den vielfältigen Gerüchen des Hafens keine Beachtung schenkte. Er schwankte durch die Menschenmasse, die sich widerwillig vor ihm teilte, um einen Zusammenstoß mit ihm zu vermeiden, und er richtete seinen verschwommenen Blick starr auf den Eingang von Mutter Thomas’ Kneipe. Sein Mund war staubtrocken, und sein Schlund brannte, er erwog, ob er nicht auf sein Schiff zurückkehren sollte. Aber die Probleme, die ihn dort erwarteten, waren noch schlimmer, falls so etwas möglich war, als die, die er hier bekommen konnte.

Die Taverne war voller Menschen. Männer mit Geld in den Taschen, das ausgegeben sein wollte. Vielleicht war einer von ihnen zu dieser späten Stunde schon so weit hinüber oder durch eine gewonnene Wette so freigebig, daß er ihm einen Drink spendieren würde? Man konnte nie sicher sein, ob es nicht eine Seele von Kamel gab, die nur darauf brannte, ihr Geld in William Broadbridge zu investieren. Schließlich hatte er hier schon einmal Glück gehabt. Vielleicht gelang es, daß ihm die Göttin des Glücks ein zweites Mal zulächelte. Geübt durch langes Training, überzeugte er sich selbst, daß für William Broadbridge irgend etwas herausspringen würde. Irgend etwas ergab sich immer!

Kapitel 1

Es war ein Fehler der Brüder Ludlow gewesen, an dem Ball teilzunehmen, der zu Ehren von Admiral Hood veranstaltet wurde. Doch welche Entschuldigung hätten sie bei einem so engen Freund der Familie vorbringen können? Nicht, daß man sie ignoriert hätte, denn die guten Manieren wurden auf das strengste beachtet, und die Offiziere der kurz zuvor eingelaufenen Flotte, die nicht auf dem laufenden waren, wollten unbedingt etwas über das Gefecht erfahren, an dem die beiden Brüder vor wenigen Tagen teilgenommen hatten. Die Magnanime mit 74 Kanonen hatte zwei Franzosen der gleichen Stärke in eine Seeschlacht verwickelt. Allerdings verschwiegen die beiden Ludlows geflissentlich die anderen Vorgänge, die zu einer Reihe von Leichen an Bord des Schiffes geführt hatten.

Aber die hier stationierten Offiziere hielten sich gut frei von ihnen, schon aus der Sorge heraus, daß andere denken mochten, sie hätten Partei ergriffen. Gibraltar war in jeder Hinsicht eine Garnisonsstadt. Der Gouverneur war ein Armeeoffizier; alle Stellen in der Verwaltung, die nicht mit Offizieren der Armee oder der Marine besetzt waren, wurden ausschließlich von Zivilisten eingenommen, deren nackte Existenz vom Militär abhing, und im Bewußtsein des Ärgers, der ins Haus stand, und der voraussichtlichen Folgen, vermieden die Zivilisten jeden Konflikt mit den Uniformierten.

Der Admiral hatte kurz mit den Ludlows gesprochen, für einen Augenblick hatten sie im Zentrum des geschäftigen Gedränges gestanden. Aber man konnte vom Ehrengast nicht erwarten, daß er seine Zeit mit ihnen verbrachte, also war Hood weitergegangen. Er umrundete den Raum in Begleitung des Gouverneurs und wechselte mit jedem Gast einige Worte. Ein paar Damen blickten in ihre Richtung, denn die Brüder Ludlow waren ein ansehnliches Gespann. Aber auf ausdrückliche Anweisung ihrer Ehemänner oder Väter wagte sich keine näher als zehn Fuß in ihre Nähe.

James wandte sich seinem Bruder zu, der gerade eben das Gefecht zum zwanzigstenmal erläutert hatte. »Wir könnten jetzt dezent verschwinden, glaubst du nicht auch?«

Harry nahm ein Glas Punsch vom Tablett eines Dieners. »Laß uns abwarten, bis der Admiral geht. Es wird nicht lange dauern. Er ist kein Freund derartiger Veranstaltungen.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2023
ISBN (eBook)
9783986906856
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Juli)
Schlagworte
Historischer Roman Seefahrerroman Nautischer Roman 18. Jahrhundert C. S. Forester Julian Stockwin Patrick O’Brian Paul Doherty Historischer Kriminalroman eBooks

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Titel: Im Windschatten des Schreckens