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Die zweite Chance

Roman - Freibeuter Harry Ludlow 4 | Ein Highlight der nautischen Romane!

von David Donachie (Autor:in) Carsten Grau (Übersetzung)
©2023 632 Seiten
Reihe: Freibeuter Harry Ludlow, Band 4

Zusammenfassung

Ehre, wem Ehre gebührt: Der Seefahrerroman »Freibeuter Harry Ludlow: Die zweite Chance« von David Donachie jetzt als eBook bei dotbooks.

Die französische Küste im Jahre 1795. Während die Feuer des Krieges sich auf dem Festland immer weiter ausbreiten, tobt auch auf See ein Kampf um die Vorherrschaft. Doch nicht alle kämpfen mit so fairen Mitteln wie der ehrenhafte Freibeuter Harry Ludlow und sein Bruder James: Als der skrupellose Kapitän Toner von der Royal Navy ihn unrechtmäßig zwingt, ihm die Hälfte seiner Crew zu überlassen, schwört Harry, seine Männer zu retten – und nimmt allen Widrigkeiten zum Trotz die Verfolgung von dessen Fregatte auf. Als er Toners Schiff auf der Höhe der Westindischen Inseln einholt, beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben …

»Donachie versteht es meisterhaft, lebendige Figuren und Atmosphäre zu schaffen!« Kent Messenger

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der nautische Kriminalroman »Freibeuter Harry Ludlow: Die zweite Chance« von David Donachie wird Fans von C.S. Forester und Patrick O’Brian begeistern; das Hörbuch ist bei SAGA Egmont erschienen. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Die französische Küste im Jahre 1795. Während die Feuer des Krieges sich auf dem Festland immer weiter ausbreiten, tobt auch auf See ein Kampf um die Vorherrschaft. Doch nicht alle kämpfen mit so fairen Mitteln wie der ehrenhafte Freibeuter Harry Ludlow und sein Bruder James: Als der skrupellose Kapitän Toner von der Royal Navy ihn unrechtmäßig zwingt, ihm die Hälfte seiner Crew zu überlassen, schwört Harry, seine Männer zu retten – und nimmt allen Widrigkeiten zum Trotz die Verfolgung von dessen Fregatte auf. Als er Toners Schiff auf der Höhe der Westindischen Inseln einholt, beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben …

Über den Autor:

David Donachie, 1944 in Edinburgh geboren, ist ein schottischer Autor, der auch unter den Pseudonymen Tom Connery und Jack Ludlow Bekanntkeit erlangte. Sein Werk umfasst zahlreiche Veröffentlichungen; besonders beliebt sind seine historischen Seefahrerromane.

David Donachie veröffentlichte bei dotbooks seine Serie historischer Abenteuerromane um den Freibeuter Harry Ludlow mit den Bänden »Klar Schiff zur Höllenfahrt«, »Im Windschatten des Schreckens«, »Kurs ins Ungewisse«, »Die zweite Chance«, »Im Kielwasser: Verrat« und »Abstieg zu den Fischen«. Die Hörbücher sind bei SAGA Egmont scheinen.

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eBook-Neuausgabe August 2023

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 1995 unter dem Originaltitel »An Element of Chance« bei Macmillan Publishers, New York

Copyright © der englischen Originalausgabe 1993 by David Donachie

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1999, Ullstein Buchverlage GmbH & Co. KG, Berlin.

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz unter Verwendung von Shutterstock/Abstractor, Vector Tradition, paseven, MF production, brickrena und AdobeStock/yj

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ys)

ISBN 978-3-98690-687-0

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David Donachie

Die zweite Chance

Roman - Freibeuter Harry Ludlow 4

Aus dem Englischen von Carsten Grau

dotbooks.

Prolog

Angesichts der Knappheit an Kanonieren waren die Artilleriesalven zu schwach, um den französischen Vorstoß aufhalten zu können. Hinzu kamen noch die Pulverdampfschwaden, die über den anrennenden Infanteristen hingen und dadurch deren Bewegungen in Richtung auf das gegenüberliegende Ufer des Rivière Salée vernebelten. Währenddessen versuchten sich die Rotröcke am diesseitigen Flußufer zu formieren, getrieben von ihren Offizieren und unter ständigem Beschuß von Heckenschützen. Aus ihrer fest eingerichteten Stellung gezwungen, war die Garnison Guadeloupe dem Feind nun schutzlos ausgeliefert. Durch Krankheiten und Erschöpfung, die das westindische Klima mit sich gebracht hatte, waren mehr Leute zu Tode gekommen als durch die feindlichen Musketen. Viele ihrer Kameraden lagen nun in dichtgedrängten Reihen, einige bereits tot, andere noch mit dem Tode ringend, dazu diejenigen, die zwar überleben, jedoch für immer kampfunfähig bleiben würden. Eine zuvor zahlenmäßig überlegene Armee sah sich dezimiert auf ein Zahlenverhältnis von eins zu zwei dem Feind gegenüber. Deshalb jetzt dieser Vorstoß auf das Flußufer. Wenn der Feind im Wasser gehalten werden könnte, wo ihn die Strömung in seinen Bewegungen behindern würde, wäre die Situation vielleicht noch zu retten. Gerade frisch aus Europa eingetroffen, hatten die Franzosen nichts von den Strapazen erdulden müssen, denen die britischen Truppen ausgesetzt waren. Belastungen, die noch verstärkt wurden durch die Entscheidung des Kommandeurs, kurz vor der Schlacht die Zelte in unmittelbarer Nähe eines übelriechenden Sumpfes aufschlagen zu lassen.

Vor dem Kommandeurszelt hielten nun die Stabsoffiziere ihren Blick auf General Trethgowan gerichtet, jeder im Geiste einen entlastenden Brief formulierend, der die Schuld für die drohende Niederlage diesem in der Verantwortung stehenden Mann aufladen würde. Gegen ihre Empfehlungen, die französischen Invasoren bereits am Strand abzufangen, hatte General Trethgowan sich dazu entschlossen, den Feind in eines seiner Standardgefechtsmodelle zu verwickeln. Alle Warnungen, daß die französischen Revolutionstruppen sich nicht an die allgemeinen Regeln der Kriegskunst halten würden, waren bei ihm auf taube Ohren gestoßen. Vielmehr hatte er den Anführer der Franzosen als typischen, durch die Revolution emporgespülten Abschaum verspottet, einen ehemaligen Bäcker namens Victor Hugues, und er hatte seinen Untergebenen einen leichten Sieg über diese bestenfalls als armselig geführten Haufen zu bezeichnende Truppe prophezeit.

Hauptmann Elliot Haldane, Verbindungsoffizier zu den örtlichen Milizen, sprach in sehr ungehaltenem Ton, kaum noch im Rahmen der militärischen Disziplin, und forderte die Erlaubnis für seine Männer, den Feind anzugreifen.

»Dies sind die einzigen Leute, die wir haben, Sir, denen das Klima nichts ausmacht. Ich wiederhole meine Bitte, ihnen zu erlauben ...«

»Hol Sie der Teufel!« schrie Trethgowan, wobei seine ohnehin schon rote Gesichtsfarbe angesichts solchen Ungehorsams eine noch dunklere Tönung bekam. »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß wir es hier mit Franzosen zu tun haben, denen man nicht trauen kann. Lassen Sie sich doch von diesen weißen bourbonischen Uniformen und der Flagge der Bourbonen nicht verwirren. Sobald sie den Fluß überquert haben, werden sie ihre Uniformjacken umkrempeln und zum Feind überlaufen.«

»Sie verachten die Revolution ebenso, wie jeder Engländer es tut, Sir. Als Pflanzer, deren Familien hier auf Guadeloupe ansässig sind, steht für sie wesentlich mehr auf dem Spiel als für uns. Dies sind dieselben Männer, die Admiral Jarvis damals geholfen haben, die Insel zum erstenmal einzunehmen.«

»Herr Hauptmann, Sie haben Ihre Befehle. Die Leute bleiben in der Defensive. Und stellen Sie bitte sicher, daß sie nicht ausbrechen und beim ersten Anzeichen von Gefahr davonlaufen.«

»Wo sollten sie schon hinlaufen, Herr General?« antwortete Haldane traurig. »Die Leute wohnen schließlich hier.«

Der Franzose konnte an Haldanes Gesichtsausdruck ablesen, daß dessen Bemühungen gescheitert waren. Innerhalb einer überseeischen Einheit herrschten nicht die gleichen Disziplinarstrukturen wie in einer normalen Armee. Bei all der ihm wesenseigenen Loyalität war Haldane gezwungen, zahlreiche Fehltritte Trethgowans und dessen mangelnde militärische Führungsqualitäten zu erdulden. Er nahm dies alles stillschweigend hin, da er wenig Sinn darin sah, vor diesen Siedlern eine Lanze für seine Landsleute zu brechen. Der meiste Haß entlud sich ohnehin auf den General, der demonstrativ jede Hilfe abgelehnt hatte, die sie ihm angeboten hatten. Tief in ihren Herzen jedoch wußten sie trotz aller erlittenenen Erniedrigungen, daß die Rotröcke bei Gesundheit und unter besserem Kommando dem Feind vom gegenüberliegenden Flußufer Paroli würden bieten können.

»Ich muß Sie in aller Form auffordern, Messieurs, auf die Ihnen angewiesenen Posten zu gehen und dieses Ufer des Rivière Salée nach besten Kräften zu verteidigen.«

»Regardez!« Einer der Siedler, der am seeseitigen Ende der Stellung einen guten Überblick über die Bucht hatte, zeigte in Richtung Wasser. Andere wiederholten wild gestikulierend seinen freudigen Ausruf.

Haldane bahnte sich einen Weg durch die entstandene Menschentraube und fühlte seinen pochenden Herzschlag beim Anblick eines Kriegsschiffs unter vollen Segeln. Vor dem Wind bot es einen majestätischen Anblick und schob sich langsam vorwärts unter der roten Flagge der Admiralität.

»Monsieur de la Mery«, rief Haldane einen der weißberockten Offiziere an, »Sie sind doch Seemann. Welche Hilfe können wir von dem Schiff erhoffen?«

An dem verdrießlichen Gesichtsausdruck des Franzosen konnte Hauptmann Haldane bereits ablesen, daß die Antwort wenig Anlaß zum Jubeln geben würde.

»Sie werden wohl zu spät kommen, um noch rechtzeitig Truppen zu unserer Hilfe anlanden zu können.«

»Wie steht es mit dem Geschütz? Könnten Sie nicht die Flanke des Feindes damit bestreichen?«

»Durch die Untiefen in der Flußmündung werden sie gezwungen sein, sich gut frei von Land zu halten. Soweit sie nicht größere Geschütze tragen als jede Fregatte, die ich kenne, werden Sie nicht auf Schußweite herankommen können.«

Plötzliche Trommelwirbel drangen durch den Pulverqualm und kündigten den Verteidigern den unmittelbar bevorstehenden Angriff an.

Haldane mußte sich zwingen, seiner Stimme einen optimistischen Klang zu geben: »Ich bezweifle, ob unsere Feinde das auch wissen, Monsieur. Ich vermute, der bloße Anblick des Schiffes hat sie veranlaßt, vorher mit ihrem Angriff loszuschlagen. Ich ersuche Sie nunmehr eindringlich, Messieurs, Ihre Posten einzunehmen.«

Trotz der unterschiedlichsten Umstände, die zur Musterung jedes einzelnen Mannes geführt hatten, hatte sich doch eine schlagkräftige Truppe gebildet. Ermutigt durch den Anblick eines britischen Kriegsschiffes stürmten sie mit einer gehörigen Portion Elan hinunter zum Flußufer. Haldane wollte ihnen gerade folgen, als er von de la Mery aufgehalten wurde.

»Hauptmann Haldane, meine Leute und ich haben sich nicht freiwillig gemeldet, um als Kriegsgefangene zu enden. Und Guadeloupe ist nicht unser Heimatland.«

»Ich weiß, Monsieur«, antwortete Haldane.

Es war ihm schon von mehreren Seiten berichtet worden, wie dieser Mann nach dem Sklavenaufstand gezwungen worden war, Santo Domingo mit einem Kontingent an Seeleuten zu verlassen. Trethgowan hatte sich einen weiteren Affront diesen Seeleuten gegenüber geleistet, als er ihnen untersagte, vor der Küste Patrouille zu fahren.

»Wie meinen Sie, wird Ihr General reagieren, wenn er merkt, daß die Schlacht verloren ist?«

Haldane war versucht zu lügen und zu antworten, das Blatt würde sich sicher zu ihren Gunsten wenden. Ein Blick in die dunklen, durchdringenden Augen des Franzosen hielt ihn jedoch davon ab. Beide Männer wußten ebensogut, wie es um ihre Armee stand und daß Trethgowan von Victor Hugues in jeder Hinsicht ausmanövriert worden war. Würde der ehemalige Bäcker heute nicht triumphieren, dann würde es morgen soweit sein.

»Er wird kapitulieren.«

»Für seine gesamten Truppen?«

»Natürlich.«

»Sie meinen für die Gesamtheit seiner Soldaten?« fragte der Franzose mit deutlicher Betonung auf dem letzten Wort.

Ihre Blicke hafteten sekundenlang aneinander, bevor Haldane antwortete: »Was immer Sie tun werden, Monsieur, vorausgesetzt Sie können es mit Ihrer Ehre vereinbaren, wird unzweifelhaft auch in meinem und im Sinne meiner Landsleute sein.«

Das Quieken eines zahmen Mungos, der seinen schmalen kleinen Kopf aus de la Merys Jackentasche streckte, beendete die Verbindung ihrer Blicke. Unmittelbar darauf peitschte eine Musketensalve über sie hinweg, während die Franzosen bereits in den Fluß wateten. Haldane und de la Mery liefen auf ihre Positionen und reihten sich in die dichtgeschlossene Formation der weißberockten Siedler ein. Der Qualm und der Lärm der Schlacht schienen die Hitze noch zu steigern. Schon bald war jeder Mann, der die Salve überlebt hatte, in einen Zweikampf verwickelt. Bajonette wurden vorangestoßen, getroffen und pariert durch Spieße und Schwerter. Das Schreien der Verwundeten und Sterbenden erhob sich über das metallische Scheppern der Waffen, einzig übertönt vom Donner der Feldhaubitzen, mit denen sich Hugues und Trethgowan über die Köpfe der Kämpfenden hinweg gegenseitig beharkten.

Großes Jubelgeschrei von der Binnenflanke und das langsam vorwärtsdrängende Blau genügten, um Haldane zu signalisieren, daß die geschwächten und entkräfteten Rotröcke dort nicht hatten standhalten können. Der Druck auf den Abschnitt der Siedler verringerte sich, als Hugues hier Kräfte abzog, um den Durchbrucheffekt besser ausnutzen zu können. Gewarnt durch de la Mery, wichen Haldane und seine Männer augenblicklich zurück. Mit einem Wink seines Schwertes hinüber zu dem tapferen britischen Offizier führte der Franzose seine Abteilung fort in Richtung auf die Stadt Point-à-Pitre.

Das rhythmische Stakkato des Zapfenstreichtrommelns wehte über die Bucht hinüber zu der ankernden Fregatte. Obwohl die Überlebenden unter den besiegten Rotröcken kaum noch zu stehen vermochten, wurde die Kapitulation an Land mit strenger militärischer Präzision abgewickelt. Vor General Trethgowan stand der Urheber dieser einzigartigen Niederlage, in der korpulenten Gestalt eines Mannes, der von Paris aus entsandt worden war, um die französischen Zuckerinseln zurückzuerobern. Aus zwei Kabellängen2 Entfernung war sein Gesicht selbst durch das Fernrohr nur als verschwommener Fleck zu erkennen. Seine Uniform jedoch sprach Bände. Anders als seine prächtig ausstaffierten militärischen Ratgeber war Victor Hugues ganz in schwarz gekleidet. Um seine Taille trug er eine breite dreifarbige Schärpe, und sein hoher schwarzer Hut war geschmückt mit einer riesigen Kokarde in rot-weiß-blau, den Farben des jakobinischen Republikanismus. Hinter ihm überquerte seine kleine Streitmacht, angeführt von einer Artilleriekompanie, in geordneten Reihen die über den Rivière Salée geschlagene Pontonbrücke. Ein Großteil seiner Truppen blieb zurück, um einen großen rechteckigen, von einer Plane verhüllten Gegenstand zu bewachen. Dieses Ausrüstungsteil hatte an Bord der Fregatte besondere Neugier erregt. Auf dem Quarterdeck der Diomede hatten sich die Offiziere unter dem Sonnensegel versammelt und spekulierten offen darüber, was unter der Plane verborgen sein konnte. Bessborough stand unbewegt wie ein Fels, als ob er durch seine Unbeweglichkeit den Ansehensverlust seines Landes würde vermindern können. Er reagierte nicht auf die plötzliche Unruhe hinter ihm und hielt sein Fernrohr auf die Vorgänge an Land gerichtet. Sich umzudrehen und sich zu erkundigen wäre unter seiner Würde als Vizeadmiral der britischen Krone gewesen. Hierzu bestand darüber hinaus auch kein Anlaß. Der Midshipman überbrachte Kapitän Marcus Sandford in klarer und durchdringender Stimme die Nachricht.

»Eine Frischwasserschute, vollbeladen mit Franzosen, kommt soeben aus der Hafeneinfahrt von Point-à-Pitre, Sir. Ihr Anführer sagt, sie wären keine Soldaten, sondern Seeleute und deshalb ausgenommen von der Kapitulationsverpflichtung.«

»Wie viele sind es?« fragte Sandford.

»40, Sir. Müssen sich irgendwie davongemacht haben.«

»Glauben Sie, daß sie von Land aus beobachtet worden sind?«

Die Stimme, die darauf in einem Englisch mit starkem Akzent antwortete, veranlaßte Bessborough schließlich doch dazu, sich umzudrehen. Die Leute waren unaufgefordert an Bord gekommen, ihr Anführer näherte sich mit dem Hut in der Hand. Der Admiral erblickte vor sich einen hochgewachsenen, jungen Mann in weißem Uniformrock, dunkelhäutig und gutaussehend, mit dunkelbraunen Augen und festem Blick. Die Aufmerksamkeit des Admirals wurde dann auf die plötzliche Bewegung eines Mungos gelenkt, offensichtlich das Haustier des Mannes, das seinen Kopf aus der Manteltasche streckte und sich nach links und rechts zuckend an Deck umschaute.

»Die Canaille am Strand hat uns nicht gesehen, Kapitän.«

»General Trethgowan hat die Kapitulation erklärt, Monsieur«, sagte Sandford. »Dies betrifft insbesondere alle Franzosen, die auf britischer Seite gekämpft haben.«

»Alle französischen Soldaten, um genau zu sein, Kapitän.«

Sandford blickte demonstrativ auf den Uniformrock des Mannes, der den gleichen Schnitt und die gleiche Farbe hatte wie die Uniformen seiner Landsleute, die nun hinter den Rotröcken an Land angetreten waren.

»In der kurzen Zeit konnten wir uns den Luxus einer eigenen Identität nicht zulegen.«

»Dillon?« sagte Bessborough, als Sandford in der Erwartung einer Entscheidung zu ihm herüberblickte. Der politische Berater des Admirals hüstelte kurz, bevor er antwortete. Er war groß, mager und drahtig, mit schmalen Gesichtszügen und leicht hervorspringenden blauen Augen. Sein dünnes, rötliches Haar war sorgfältig gelegt, um den zunehmend spärlicher werdenden Haarwuchs zu verdecken. Er sprach mit einer weichen Stimme mit südirischem Klang.

»Es scheint mir, Sir, als ob unsere Soldaten für heute schon genug aufgegeben haben. Meiner Ansicht nach hätte General Trethgowan ruhig noch ein Weilchen länger standhalten können. Wenigstens bis Monsieur Hugues sich einverstanden erklärt hätte, die Royalisten zusammen mit unseren Leuten ziehen zu lassen. Nur zum Zwecke der Demütigung kann Hugues sie noch festzuhalten wünschen. Hierzu sollten wir keine Beihilfe leisten.«

Bessborough gab keinen Penny darauf, ob die Franzosen gedemütigt werden sollten oder nicht. Alles, was ihn beschäftigte, war die Art und Weise, wie Trethgowan und seine Armee ihn im Stich gelassen hatten. »Hat er aber nun mal nicht, Dillon, wodurch wir in diese vortreffliche Lage geraten sind. Gott allein weiß, wie Ihre Lordschaften auf dieses Fiasko reagieren werden.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
eBook-Ausgabe
Jahr
2023
ISBN (eBook)
9783986906870
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (August)
Schlagworte
Historischer Roman Seefahrerroman Nautischer Roman 18. Jahrhundert C. S. Forester Julian Stockwin Patrick O’Brian Paul Doherty Historischer Kriminalroman eBooks

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