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Der Sarkophag

Ein Ägypten-Krimi. Amelia Peabody 4

von Elizabeth Peters (Autor:in) Beate Darius (Übersetzung)
©2024 480 Seiten
Reihe: Amelia Peabody, Band 4

Zusammenfassung

Mumienfluch und Mordgeflüster: Die mutigste Archäologin ist zurück!

Im viktorianischen England bereiten sich die Ägyptologin Amelia Peabody und ihr Ehemann auf einen ruhigen Sommer vor – lediglich von den frühreifen Eskapaden ihres Sohnes Ramses unterbrochen. Doch als im Britischen Museum ein Nachtwächter direkt vor einer der ausgestellten Mumien ermordet wird, ist die blitzgescheite Amelia sofort zur Stelle. Während Gerüchte vom Fluch der Mumie die Runde machen, vermutet Amelia, dass die Wahrheit weitaus komplizierter – und nicht weniger gruselig – ist: Ein Bösewicht hat es auf ausgewählte Mitglieder der Ägyptischen Gemeinschaft in London abgesehen! Ihr Liebster Emerson könnte das nächste Opfer sein … Doch wird Amelias Scharfsinn ausreichen, um den hinterhältigen Schurken zu entlarven, bevor es zu spät ist?

»Ein großartiges Abenteuer« Toronto Sun

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Ägypten-Krimi »Der Sarkophag« ist der vierte Teil der mitreißenden Amelia-Peabody-Reihe von Elizabeth Peters. Die Bände der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Im viktorianischen England bereiten sich die Ägyptologin Amelia Peabody und ihr Ehemann auf einen ruhigen Sommer vor – lediglich von den frühreifen Eskapaden ihres Sohnes Ramses unterbrochen. Doch als im Britischen Museum ein Nachtwächter direkt vor einer der ausgestellten Mumien ermordet wird, ist die blitzgescheite Amelia sofort zur Stelle. Während Gerüchte vom Fluch der Mumie die Runde machen, vermutet Amelia, dass die Wahrheit weitaus komplizierter – und nicht weniger gruselig – ist: Ein Bösewicht hat es auf ausgewählte Mitglieder der Ägyptischen Gemeinschaft in London abgesehen! Ihr Liebster Emerson könnte das nächste Opfer sein … Doch wird Amelias Scharfsinn ausreichen, um den hinterhältigen Schurken zu entlarven, bevor es zu spät ist?

Über die Autorin:

Elizabeth Peters (1927 – 2013) ist das Pseudonym von Barbara G. Mertz, einer amerikanischen Autorin und Ägyptologin. Sie promovierte am berühmten Orient-Institut in Chicago und wurde für ihre Romane und Sachbücher mit vielen Preisen ausgezeichnet. Einer dieser Preise, der »Amelia Award«, wurde sogar nach ihrer beliebten Romanfigur benannt, der bahnbrechenden Amelia Peabody. Besonders ehrte sie jedoch, dass viele ÄgyptologInnen ihre Bücher als Inspirationsquelle anführen.

Elizabeth Peters veröffentlichte bei dotbooks die folgenden eBooks:

Die »Amelia Peabody«-Reihe:

»Das Rätsel der Mumie«

»Der Fluch des Pharaonengrabes«

»Im Tal der Sphinx«

»Der Sarkophag«

»Verloren in der Wüstenstadt«

»Schatten über dem Nil«

»Der Ring der Pharaonin«

Die »Vicky Bliss«-Reihe:

»Vicky Bliss und der geheimnisvolle Schrein«

»Vicky Bliss und die Straße der fünf Monde«

»Vicky Bliss und der blutrote Schatten«

»Vicky Bliss und der versunkene Schatz«

»Vicky Bliss und die Hand des Pharaos«

Ihre Krimireihe um Jacqueline Kirby:

»Der siebte Sünder – Der erste Fall für Jacqueline Kirby«

»Der letzte Maskenball – Der zweite Fall für Jacqueline Kirby«

»Ein preisgekrönter Mord – Der dritte Fall für Jacqueline Kirby«

»Ein todsicherer Bestseller – Der vierte Fall für Jacqueline Kirby«

Unter Barbara Michaels veröffentlichte bei dotbooks ihre Romantic-Suspense-Romane:

»Der Mond über Georgetown«

»Das Geheimnis von Marshall Manor«

»Die Villa der Schatten«

»Das Geheimnis der Juwelenvilla«

»Die Frauen von Maidenwood«

»Das dunkle Herz der Villa«

»Das Haus des Schweigens«

»Das Geheimnis von Tregella Castle«

»Die Töchter von King’s Island«

Sowie ihre historischen Liebesromane:

»Abbey Manor – Gefangene der Liebe«

»Wilde Manor – Im Sturm der Zeit«

»Villa Tarconti – Lied der Leidenschaft«

»Grayhaven Manor – Das Leuchten der Sehnsucht«

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eBook-Neuausgabe September 2024

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1989 unter dem Originaltitel »The Deeds of the Disturber« bei Warner Books, New York.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1988 by Elizabeth Peters

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2000 by Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München (Eine gekürzte Ausgabe erschien 1993 bei Wilhelm Heyne Verlag GmbH, München)

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Covergestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)

ISBN 978-3- 98952-291-6

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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Elizabeth Peters

Der Sarkophag

Ein Ägypten-Krimi. Amelia Peabody 4

Aus dem Amerikanischen von Beate Darius

dotbooks.

Kapitel 1

In vieler Hinsicht halte ich mich für eine der glücklichsten Frauen. Gewiß, ein Zyniker könnte behaupten, daß das im 19. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung lediglich eine graduelle Unterscheidung darstellte, da Frauen ohnehin nur wenige der von Männern beanspruchten »unveräußerlichen Rechte« zugestanden wurden. Diese historische Ära wird vielfach mit dem Namen ihrer Monarchin in Verbindung gebracht; und obgleich niemand der Krone treuer ergeben ist als Amelia Peabody Emerson, zwingt mich meine Aufrichtigkeit doch zu der Anmerkung, daß die unwissentlichen Äußerungen Ihrer geschätzten Majestät hinsichtlich ihrer Geschlechtsgenossinnen in keiner Weise dazu beitrugen, diese aus ihrer schwachen Position zu befreien.

Ich schweife ab. Ich kann nicht anders, denn das Joch meiner unterdrückten Schwestern erfüllt mich stets mit unbändigem Zorn. Wie weit sind wir, selbst heute noch, von unserer wohlverdienten Emanzipation entfernt? Wann, ja wann werden Gerechtigkeit und Logik siegen und die Frauen von dem Podest hinabsteigen, auf das sie der Mann erhoben hat (natürlich nur, damit sie nichts anderes tun, als dort passiv zu verharren), um ihren rechtmäßigen Platz an seiner Seite einzunehmen?

Weiß der Himmel. Doch wie bereits von mir angedeutet, hatte ich das Glück, die aufgrund der Mißgunst des starken Geschlechts errichteten gesellschaftlichen und bildungsbedingten Barrieren zu überwinden (oder, besser gesagt, zu durchbrechen). Durch meinen Vater sowohl mit finanzieller Unabhängigkeit als auch einer fundierten klassischen Bildung gesegnet, zog ich aus, um die Welt kennenzulernen.

Das ist mir nicht gelungen; in Ägypten fand meine Reise ihr Ende, da ich in dem klassischen Land der Pharaonen meine Bestimmung sah. Seitdem habe ich mich dem Studium der Archäologie gewidmet, und obwohl mich meine Bescheidenheit von Eigenlob abhält, darf ich doch behaupten, daß das von mir in diesem Beruf Geleistete nicht unerheblich gewesen ist.

Bei meinen Bestrebungen wurde ich von dem berühmtesten Ägyptologen aller Zeiten unterstützt, Radcliffe Emerson, meinem geliebten und geschätzten Gatten. Wenn ich dem gnädigen Schöpfer danke (was ich häufig tue), steht der Name Emerson stets an erster Stelle. Obwohl Fleiß und Intelligenz nicht unerheblich zu weltlichen Erfolgen beitragen, konnte ich es zum Zeitpunkt unserer ersten Begegnung nicht mir anrechnen, was Emerson ist und wo er war. Sicherlich war es weder Zufall noch eine Laune des Glücks, die das weltbewegende Ereignis herbeiführten. Nein! Schicksal, göttliche Fügung, nennen Sie es, wie Sie wollen – es war uns vorbestimmt. Vielleicht (so sinniere ich häufig, wenn ich geistesabwesend oder in nachdenklicher Stimmung bin) lagen die alten heidnischen Philosophen richtig in ihrem Glauben an die Wiedergeburt. Vielleicht war jenes Zusammentreffen in den düsteren Räumen des alten Boulaq Museums nicht unsere erste Begegnung; schließlich zogen mich jene funkelnden saphirblauen Augen, die wohlgeformten Lippen und das Grübchen in seinem Kinn nicht von ungefähr magisch an (obwohl ich zugeben muß, daß es zu jenem Zeitpunkt von einem dichten Bart verhüllt wurde, den Emerson dank meiner Überzeugungskraft später entfernte).

Immer noch geistesabwesend und nachdenklich ließ ich meiner Phantasie freien Lauf – wie wir vielleicht unter den mächtigen Säulen des alten Karnak umherstreiften, seine kräftige, sonnengebräunte Hand die meine umklammernd, sein durchtrainierter Körper in kurzen Hosen und aufgeknöpftem Hemd, was seine großartige Figur hervorragend zur Geltung gebracht hätte ...

Ich gebe zu, daß ich mich, wie so oft im Hinblick auf Emersons Vorzüge, von meinen Gefühlen überwältigen lasse. Werter Leser, wenn Sie erlauben, nehme ich den Faden meiner Erzählung wieder auf.

Kein Normalsterblicher sollte in dieser unvollkommenen Welt mit vollkommener Harmonie rechnen. Als rational denkender Mensch hatte auch ich nicht damit gerechnet. Allerdings gibt es auch für Frauen Schmerzgrenzen, und im Frühling des Jahres 18 –, als wir im Begriff waren, Ägypten nach einer weiteren Ausgrabungssaison zu verlassen, war diese Grenze für mich erreicht.

Menschen bezichtigen mich manchmal eines ungerechtfertigten Vorurteils gegenüber dem männlichen Geschlecht. Sogar Emerson macht daraus gelegentlich keinen Hehl – und gerade der sollte es besser wissen. Wenn ich darauf verweise, daß ein Großteil meiner Verärgerung von Angehörigen dieses Geschlechts verursacht wurde, ist das kein Vorurteil, sondern eine schlichte Tatsache. Angefangen mit meinem geschätzten, aber entsetzlich geistesabwesenden Vater und fünf abscheulichen Brüdern über diverse Mörder, Einbrecher und Halunken nehme ich selbst meinen eigenen Sohn nicht aus. Wenn ich Buch führte, würde Walter Peabody Emerson, Freund und Feind gleichermaßen als Ramses bekannt, als eindeutiger Hauptverursacher für das gleichbleibend hohe Maß meiner Empörung hervorgehen.

Man muß Ramses kennen, um ihn zu schätzen. (Ich verwende dieses Verb, weil ich damit nicht unbedingt warmherzige oder enge Zuneigung zum Ausdruck bringen will). Über sein äußeres Erscheinungsbild kann ich mich nicht beklagen, denn ich bin keineswegs so engstirnig zu glauben, daß die Hautfarbe der Angelsachsen dem olivfarbenen Teint und den schwarzen Locken der Bewohner des östlichen Mittelmeerraums, denen Ramses (seltsamerweise) stark ähnelt, überlegen ist. Seine Intelligenz läßt im Großen und Ganzen ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Ich war davon ausgegangen, daß ein Kind von Emerson und mir über herausragende Intelligenz verfügen würde; dennoch gebe ich zu, nicht damit gerechnet zu haben, daß diese solch außergewöhnliche Formen annehmen könnte. Ramses war ein jugendliches Sprachgenie. Noch vor seinem achten Geburtstag war ihm die Hieroglyphenschrift der alten Ägypter geläufig; Arabisch sprach er mit einer erschreckenden Gewandtheit (das Adjektiv bezieht sich auf gewisse Elemente seines Wortschatzes), und selbst der Umgang mit seiner Muttersprache war schon in jungen Jahren von einem Bombast gekennzeichnet, der eher zu einem betagten Wissenschaftler als einem kleinen Jungen gepaßt hätte.

Dieses Talent führte häufig dazu, Ramses fälschlicherweise auch auf anderen Gebieten für einen Überflieger zu halten. (»Entsetzlich altklug« lautete die Umschreibung vieler, die Ramses nichtsahnend über den Weg liefen.) Nun ja, genau wie der junge Mozart besaß er eine außergewöhnliche Begabung – ein so bemerkenswertes Gehör für Sprachen wie das des Komponisten für Musik – und lag auf anderen Gebieten, wenn überhaupt, sogar noch unter dem Mittelmaß. (Ich muß den informierten Leser nicht auf Mozarts unglückliche Ehe und seinen erbarmungswürdigen Tod hinweisen.)

Ramses hatte seine liebenswerten Seiten. Er mochte Tiere – oftmals sogar so sehr, daß er in Käfigen gehaltene Vögel und angekettete Hunde freiließ, weil er das für eine grausame und unangemessene Form der Bestrafung hielt. Er wurde ständig gebissen und gekratzt (einmal von einem jungen Löwen), und die Besitzer der besagten Geschöpfe setzten sich häufig dagegen zur Wehr, was ihrer Meinung nach an eine Form des Einbruchdiebstahls grenzte.

Wie schon erwähnt, besaß Ramses einige positive Eigenschaften. Ihm fehlte jedes Vorurteil für Klassenunterschiede. Um genau zu sein, zog der kleine Gauner es vor, mit den ungebildetsten Ägyptern im Souk obszöne Geschichten auszutauschen, statt mit gleichaltrigen englischen Mädchen und Jungen zu spielen. Barfuß und mit zerlumpter Galabiya war er wesentlich glücklicher als in seinem hübschen schwarzen Samtanzug mit Rüschenhemd.

Ramses’ positive Eigenschaften ... Er widersetzte sich nur selten einem direkten Befehl, immer vorausgesetzt natürlich, daß nicht höhere moralische Überlegungen Vorrang hatten (deren Definition Ramses selbst oblag) und daß die Anweisung exakt so formuliert war, daß sie Ramses kein Schlupfloch bot. Es hätte schon der Fähigkeiten eines Staatsanwaltes oder des Ordensvorstehers der Jesuiten bedurft, um ihn festzunageln.

Ramses’ positive Eigenschaften? Ich glaube, da war noch etwas, was mir momentan jedoch entfallen ist.

Allerdings war es ausnahmsweise nicht Ramses, der meinen Zorn in jenem Frühjahr heraufbeschworen hatte. Nein, meinen geschätzten, von mir bewunderten und geliebten Gatten traf die Schuld.

Emerson hatte einige stichhaltige Gründe für seinen boshaften Humor. Wir hatten in Dahschur, einem Ausgrabungsgebiet in der Nähe Kairos, gearbeitet, das die berühmtesten Pyramiden von ganz Ägypten umfaßt. Es war keineswegs einfach gewesen, den Firman (eine Exkavationsgenehmigung der Antikenverwaltung) zu bekommen, da Monsieur de Morgan, der zuständige Direktor, das Gebiet ursprünglich für sich hatte beanspruchen wollen. Warum er seine Meinung änderte, brachte ich nie in Erfahrung. In irgendeiner Weise war Ramses daran beteiligt gewesen; und sobald Ramses an irgendetwas beteiligt war, zog ich es vor, von den Einzelheiten verschont zu bleiben.

Da Emerson meine besondere Leidenschaft für Pyramiden kennt, war er kindlich erfreut über die Zusage gewesen. Er hatte mir sogar eine eigene Pyramide zu Forschungszwecken überlassen – eine jener kleinen, untergeordneten Grabstätten, die, wie von einigen vermutet wird, den Begräbnissen der Pharaonengattinnen dienten.

Obwohl ich die modrigen, nach Fledermauskot stinkenden Gänge dieses winzigen Monumentes mit dem größten Vergnügen durchkämmt hatte, hatte ich außer einer leeren Grabkammer und einigen Tonscherben absolut nichts entdeckt. Unsere Bemühungen, die Ursache für die plötzlich aufziehenden, unerklärlichen Winde herauszufinden, die gelegentlich durch die Gänge der Winkelpyramide stoben, hatten sich als erfolglos erwiesen. Falls es verborgene Öffnungen und unentdeckte Gänge gab, so hatten wir sie jedenfalls nicht gefunden. Selbst die Schwarze Pyramide, in deren abgesunkener Grabkammer wir einst gefangengehalten worden waren, entpuppte sich als Enttäuschung. Aufgrund des ungewöhnlich hohen Wasserspiegels des Nils waren die unteren Durchgänge überflutet, und Emerson war nicht in der Lage, die hydraulische Pumpe einzusetzen, auf die er seine ganze Hoffnung gesetzt hatte.

Werter Leser, ich will Ihnen ein kleines Geheimnis über Archäologen anvertrauen. Sie alle geben ihre hohe Gesinnung vor. Sie behaupten, daß ihr einziges Ausgrabungsziel darin besteht, die Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und sie menschlichem Wissen zugänglich zu machen. Sie lügen. In Wirklichkeit streben sie nach einer spektakulären Entdeckung, um ihren Namen in den Zeitungen zu sehen und damit den Haß und die Mißgunst ihrer Rivalen zu schüren. In Dahschur hatte sich M. de Morgan den Traum erfüllt, die Juwelen einer Prinzessin des Mittleren Reiches zu entdecken (wie ihm das gelang, weigerte ich mich zu fragen). Der Glanz des Goldes und der kostbaren Steine üben einen magischen Zauber aus; de Morgans Fund (ich werde mich weiterhin weigern, ihn jemals zu fragen, wie ihm dieser gelungen ist!) bescherte ihm den angestrebten Ruhm sowie einen erschöpfenden Artikel und ein reizendes Foto in der Illustrated London News.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Erscheinungsjahr
2024
ISBN (eBook)
9783989522916
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (September)
Schlagworte
Historischer Kriminalroman Ägypten-Roman Cosy Krimi Ägypten-Krimi Agatha Christie Enola Holmes M. C. Beaton Dorothy L. Sayers Miss Fishers mysteriöse Mordfälle eBooks

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