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Wild und unersättlich: Neun ganz besondere Schwestern

Erotischer Roman

©2015 265 Seiten

Zusammenfassung

Erotische Abenteuer, tabulose Gier: „Wild und unersättlich: Neun ganz besondere Schwestern“ von Andrew McGee jetzt als eBook bei dotbooks.

Seit Anbeginn der Zeit spielen die Frauen mit den Männern – und neun von ihnen haben es dabei zu besonderer Kunstfertigkeit gebracht: Die Musen der griechischen Mythologie verführten und befriedigten auf besonders frivole Art und Weise … und tun es auch heute noch. Zum ersten Mal in der Geschichte verbünden sich die neun Schwestern, um gemeinsam einen Mann um den Verstand zu bringen. Und der smarte Nick, der bisher dachte, jede Frau nach wildem und zügellosem Sex einfach so vergessen zu können, erlebt sein blaues Wunder!

Erotische Begegnungen, prickelnde Phantasien und pikante Details der Mythologie, die jeder Geschichtslehrer schamrot verschweigt!

Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Wild und unersättlich: Neun ganz besondere Schwestern“ von Andrew McGee. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Seit Anbeginn der Zeit spielen die Frauen mit den Männern – und neun von ihnen haben es dabei zu besonderer Kunstfertigkeit gebracht: Die Musen der griechischen Mythologie verführten und befriedigten auf besonders frivole Art und Weise … und tun es auch heute noch. Zum ersten Mal in der Geschichte verbünden sich die neun Schwestern, um gemeinsam einen Mann um den Verstand zu bringen. Und der smarte Nick, der bisher dachte, jede Frau nach wildem und zügellosem Sex einfach so vergessen zu können, erlebt sein blaues Wunder!

Erotische Begegnungen, prickelnde Phantasien und pikante Details der Mythologie, die jeder Geschichtslehrer schamrot verschweigt!

Über den Autor:

Andrew McGee, Jahrgang 1967, ist Barpianist und Weltreisender. Von seiner Karriere als Weiberheld hat er sich in den letzten Jahren verabschiedet, seit eine besondere Muse in sein Leben getreten ist.

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Neuausgabe Dezember 2015

Dieses Buch erschien bereits 2003 unter dem Titel Von den Musen geküsst im Knaur Taschenbuch Verlag.

Copyright © der Originalausgabe 2003 Knaur Taschenbuch Verlag. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock/FXQuadro

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-397-2

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Andrew McGee

Wild und unersättlich

Neun ganz besondere Schwestern


Erotischer Roman

dotbooks.

Prolog

Als Doris im Druckerraum vor ihm kniete und seine Hosen aufknöpfte, wusste Nick nichts von Melpomene. Auch von Thalia hatte er keinen blassen Schimmer, als er spürte, wie sie seine Short nach unten zog und begann, langsam seinen Schwanz zu massieren. Euterpe? Nie von ihr gehört.

Im diesem Moment machte das aber nichts. Denn Nick lehnte mit dem Rücken am großen Vierfarbdrucker, und vor ihm kniete eine Frau, die nicht vorhatte, Fragen zu stellen.

Doris nahm seinen Schwanz und leckte langsam von unten bis zur Eichel. Und wieder zurück. Nick legte den Kopf nach hinten und schloss die Augen.

Da waren übrigens noch Erato und Urania.

Aber Nick wusste auch nichts von diesen Damen. Alles, was er in diesem Moment wusste, war, dass Doris – die Frau, der die ganze männliche heterosexuelle Belegschaft der Agentur nachstellte – seinen Schwanz tief in den Mund nahm und unglaubliche Dinge mit ihrer Zunge anstellte. Er sah ihre dunklen Locken zwischen seinen Beinen und fühlte, wie alles von ihm abfiel: Die vier Stunden dauernde New-Business-Präsentation heute, die vielen Nachtschichten, die er deswegen in den letzten Wochen gearbeitet hatte, die vielen Meetings – alles war aus seinem Kopf verschwunden. Hätte man Nick jetzt gefragt, wer Klio sei, hätte er geantwortet: »Ein Auto, das ich nicht fahren will.« Was wusste er schon ... nichts! Absolut nichts wusste er. Abgesehen davon war jetzt wirklich nicht die Zeit für seltsame Fragen. Die Agentur, für die er arbeitete, hatte heute einen wichtigen neuen Kunden gewonnen, und Nicks Marketingstrategie war ausschlaggebend daran beteiligt.

Es war definitiv die Zeit, um zu feiern.

Und Nick feierte.

Oder besser gesagt: Er ließ sich feiern.

Doris umfasste ihn mit beiden Armen, krallte ihre Hände in seinen Hintern und drückte ihn nach vorne, näher an sich heran. Er spürte ihre Zunge überall an seinem Schwanz; schneller, immer schneller bewegte sie sich jetzt. Mit beiden Händen klammerte sich Nick an den Farbdrucker und atmete schwer. Aus dem großen Besprechungsraum am anderen Ende der Agentur hörte er entfernt Musik und seine Kollegen. Sie lachten und feierten den neuen Kunden. Und ich habe ihn gewonnen, dachte Nick, ich alleine!

Er zog Doris nach oben, drückte sie rücklings auf den Kopierer und schob ihren Rock nach oben. Sie trug ein Nichts von einem schwarzen Spitzenhöschen. Langsam strich Nick mit beiden Händen an den schwarz glänzenden, halterlosen Strümpfen nach oben, bis er Haut spürte. Doris ließ ihren Kopf nach hinten fallen und stöhnte leise, als Nick zwischen ihre Beine glitt und das Höschen zur Seite schob.

Doris lag unter ihm, und bei jedem Stoß bewegten sich ihre Brüste unter der hellgrauen Satinbluse. Sie trug keinen BH, und so konnte Nick deutlich ihre harten Brustwarzen sehen. Er konnte es spüren, ja, er konnte es schon spüren! Tiefes, schweres Atmen, diese Hitze plötzlich, überall diese Hitze ... Schnell zog er zurück, und dann kam er – sein Sperma spritzte auf Doris, auf den Vierfarbdrucker, auf die Schneidemaschine ... und auf Kalliope, die letzte der neun Musen. Aber die kannte Nick natürlich auch nicht.

Kalliope klebte zu diesem Zeitpunkt als Anzeigenmotiv auf einer schwarzen DIN-AO-Präsentationspappe. Neben ihr auf der Anzeige sah man einen Becher mit Wodghurt, dem neuen, mit Wodka angereicherten Trend-Yoghurt. Als Headline stand darüber: Wodghurt – gesund und munter! Insgesamt gab es neun Pappen mit neun Motiven und ebenso vielen Musen: Die Sieger-Kampagne der heutigen Präsentation. Nick hatte mit dieser Kampagne und seiner Marketingstrategie die anderen Agenturen, die sich auch um den Wodghurt-Etat beworben haben, aus dem Rennen geschlagen. Ein Riesenerfolg!

Hätte Nick in eben diesem Moment zu Kalliope hingesehen, der ein dünner Spermafaden über die rechte Wange lief, anstatt seinen Schwanz am Vorhang der Belichtungskammer abzuwischen, hätte er gesehen, dass sie ihre linke Augenbraue leicht nach oben zog.

Aber er hatte es nicht gesehen.

Auch nicht, dass Sonja, die süße neue Graphik-Praktikantin, die ganze Zeit hinter einem Regal gestanden hatte.

***

Aber noch einmal ganz langsam: Wir haben die neun Musen (eine mit Sperma im Gesicht), Töchter des griechischen Göttervaters Zeus und der Mnemosyne, als Werbeträger für Wodghurt, den neuen mit Wodka angereicherten Trend-Yoghurt – und Nick, den nun sehr entspannten Management-Supervisor des Bereichs Strategische Planung der aufstrebenden Werbeagentur Leuchtfeuer & Söhne. Und eine Graphik-Praktikantin, die sich hinter einem Regal versteckt.

Wo soll das nur hinführen?

Noch ein Prolog

Dann wollen wir doch einmal sehen, wo das hinführt.

Zunächst einmal zurück in die Kleider. Doris versuchte, ihren Rock und ihre Bluse zu ordnen, ihr Höschen gerade zu zerren und ihre Frisur in einen annehmbaren Zustand zu bringen. Nick hatte es da vergleichsweise leicht: Er zog sich einfach die Hosen wieder hoch. Dabei verlor er allerdings das Gleichgewicht und krachte mit seinem nackten Hintern mitten ins Gesicht von Klio, einer der neun Musen, die nun für Wodghurt warben.

Was zur Folge hatte, dass die Präsentationspappe, auf der Klio klebte, einen Knick auf Gesichtshöhe bekam und Klio nun aussah wie Angela Merkel.

»Scheiße«, war alles, was Nick dazu einfiel.

»Egal«, sagte Doris, »die Präsentation ist ja schon gewonnen. Die Pappen brauchen wir nicht mehr.«

Das war nur teilweise richtig, wie sich noch herausstellen sollte.

***

Die beiden gingen – natürlich mit einer fünfminütigen »Nein wir haben gerade nicht wild miteinander rumgevögelt«-Zeitdifferenz – zurück zu den anderen und feierten weiter. Beiden fiel nicht auf, dass Sonja, die süße neue Graphik-Praktikantin, nirgendwo zu sehen war. Diese kam, als sie hörte, wie sich die Tür des Besprechungszimmers zweimal öffnete und erst Nick und dann fünf »Wir haben nicht gefickt«-Minuten später auch Doris mit einem »Ihr habt doch bestimmt gefickt!«-Gelächter begrüßt wurden, hinter dem Regal hervor. »Meine Herren ...«, flüsterte sie und stemmte beide Arme in die Hüften. Sie starrte noch ein paar Sekunden auf den Vierfarbdrucker, fing sich dann und schüttelte sich kurz.

Sonja nahm die Pappen mit den neun Musen und platzierte sie neben zwei Paletten Wodghurt auf der Schneidemaschine.

Sonja (laut): »Okay, Mädels, da hat euch also so ein Kerl aus dem Schlaf gerissen, um euch auf Pappen zu kleben, die für einen alkoholisierten Yoghurt werben. Wie findet ihr das?«

Musen (erwachen auf den Präsentationspappen und antworten im Chor): »Wunderbar!«

Sonja: »Dem nicht genug. Er hat euch aus dem Schlaf gerissen, um euch auf Pappen zu kleben, die für einen alkoholisierten Yoghurt werben, führt euch in die sündige Welt einer ... (kurze, aber dramatische Pause) Werbeagentur! Wie findet ihr das?«

Musen (im Chor, aufheulend): »Großartig!«

Sonja (atmet tief ein, dann laut): »Okay, meine Damen: Er hat euch aus dem Schlaf gerissen, um euch auf Pappen zu kleben, die für einen alkoholisierten Yoghurt werben, führt euch in die sündige Welt einer Werbeagentur – und diese Werbeagentur liegt auf der (steigert die Lautstärke) ... na, meine Damen, wo liegt diese Werbeagentur – diese verdammte Werbeagentur liegt auf der ... GOTTVERDAMMTEN ERDE! Wir sind zurück!« (sehr, sehr laut) »Wie? Findet? Ihr? Das?«

Musen (infernalisch durcheinander keifend): »Sehr schön ...«, »Endlich wieder was zu sehen!«, »... was ist dieser Scheiß-Olymp langweilig nach ein paar tausend Jahren ...«, »Her mit den Jungs!«

Sonja (beruhigend): »Ist ja gut, Mädels, alles zu seiner Zeit. Wie findet ihr eigentlich diesen Nick

Musen (durcheinander, nachdenklich): »Och, ganz süß ...«, »Netter Arsch!«, »Da wollte man direkt mal ...«, »Lecker!«, »Riesending ...«

Sonja: »Eben, das dachte ich mir auch. Wie wär's, wenn wir den guten Nick ein wenig ... na, sagen wir mal ... entführen und ...«

Erato (laut): »Ficken?«

Musen (durcheinander, genervt): »Mein Gott, die schon wieder!«, »... denkt immer nur an das eine!«, »Die hat das Feingefühl einer Brotschneidemaschine ...«, »... bestimmt ein Kuckucksei, die Pute!«

Sonja (eindringlich): »... und ein wenig belohnen dafür, dass wir wieder mal auf die Erde dürfen? Was meint ihr?«

Musen (begeistert): »Ja, entführen!«, »Ein bisschen Spaß haben ...«, »... ein bisschen verreisen ...«, »... ein bisschen vögeln ...«

Thalia (summend): »Ein bisschen Frieden ...«

Musen (aufgebracht): »Thalia, bitte nicht singen!«,

»Komm schon, einmal ohne Singen!«, »Und auf keinen Fall diese Ralph-Siegel-Scheiße!«

Klio (unterdrückt): »Hihihihi ...«

Kalliope (langsam, drohend): »Wer war das?«

Klio (prustet los): »Hahahahaha ...!«

Kalliope (noch drohender): »Natürlich, Klio. Halt bloß

den Rand da drüben!«

Klio (kann nicht mehr an sich halten, laut lachend):

»Der spritzt ihr doch glatt mitten ins Gesicht ... hahaha, ich fass das nicht!«

Kalliope (verzweifelt brüllend): »Schnauze! Außerdem siehst du aus wie ...«

Klio (sich fangend): »Vorsicht, ja!«

Kalliope (Oberwasser gewinnend): »... du siehst aus wie ...«

Die anderen Musen (jubelnd, im Chor): »Schlagt euch, schlagt euch, schlagt euch ...«

Klio (keifend): »Wehe!«

Kalliope (immer mehr Oberwasser gewinnend, brüllend): »... die Merkel!«

Klio (hyperventilierend): »Oh ... Oh ... Oh!« (brüllend) »Ich mach dich alle, du voll gespritzte Kuh! Macht mich von dieser Pappe los, verdammt noch mal!«

Kalliope (provozierend): »Na kömm döch, Lady Töpfschnitt, kömm döch!«

Die anderen Musen (im Chor): »Ausziehen, ausziehen, ausziehen!«

Sonja (beschwichtigend an Klio und Kalliope): »Ist ja gut ...« (lauter) »MÄDELS! Ich kann diese Streitereien langsam nicht mehr hören. Seit Jahrtausenden immer dasselbe mit euch beiden, jetzt vertragt euch doch mal ...«

Kalliope (quengelig): »Aber die blöde Schnepfe hat angefangen!«

Klio (keift): »Von wegen, du hast angefangen!«

Die anderen Musen (frohlockend im Chor): »Jetzt geht's lo-ho-s, jetzt geht's lo-ho-s, jetzt geht's lo-ho-s ...«

Sonja (laut, energisch): »Ruhe, alle miteinander!«

Alle Musen (gemeinsam im Chor): »Hmmlrrmmmldibrmmmlbrztldibrzlgrrrrldbrrrr.«

Sonja (fragend): »Okay, die Damen, was wollen wir diesem Nick also Gutes tun?«

Kalliope (finster grummelnd): »An die Wand stellen!«

Thalia (fröhlich wie immer): »Hast im Gesicht ein Spritzerchen Sperma, wird dir gleich ein wenig wärma ...«

Kalliope (explodierend, keifend): »Wenn ich dich kriege ..«

Die anderen Musen (lachend im Chor): »... zeigt dir mein Zauberstab die Liebe ...«

Kalliope schweigt, ihre Pappe vibriert leicht.

Polyhymnia (im leichten Singsang): »Wir könnten ihm doch was vorsingen. So wie damals die Sirenen. Das war spaßig!«

Alle Musen (durcheinander, genervt): »Beim Zeus!«, »Die schon wieder!«, »Immer diese bescheuerte Singerei ...«, »Dass die nur ans Singen denken kann!«, »Sing doch alleine, du plumpe Kuh!«

Polyhymnia (sichtlich beleidigt): »Dann halt nicht! Pfff ...«

Sonja (bestimmend): »Mädels, sonst noch irgendwelche Ideen? Und nicht vergessen: Nick sollte Spaß dabei haben.«

Klio (eifrig): »Wie wär's, wenn ich ihm die Odyssee vorlese und dann auch noch die Ilias hinterher!«

Alle Musen (einstimmig, laut): »Das macht verdammt noch mal überhaupt keinen Spaß!«

Kalliope (hysterisch dazwischenbrüllend): »Töten, wir sollten diese Sau töten, töten, TÖTEN!«

Stille, dann Getuschel.

Sonja (etwas beunruhigt): »Alles okay bei dir, Kalliope?« Kalliope (erst schnaufend, dann herzzerreißend schluchzend und brüllend): »Schaut mich an, Schwestern! Diese kleine Testosteron-Schwuchtel hat mir ins Gesicht gespritzt, seht ihr das, mitten ins Gesicht ... VERDAMMTE SCHEISSE NOCH MAL!«

Alle Musen (durcheinander nörgelnd): »Meine Güte, ja ... dieses Sensibelchen ...«, »das soll doch auch ganz gesund sein!«, »Genau, viel Eiweiß.«, »Dass die sich immer so hat ...«, »Krieg dich mal wieder ein!«

Kalliope (sich überschlagend): »Einen Scheißdreck werde ich mich wieder einkriegen. Die Sau mach ich fertig

Sonja (ruhig, aber dröhnend): »Kalliope! Es reicht!«

Stille. Nur Kalliopes Pappe vibriert ein wenig.

Kalliope (verzweifelt): »Aber, aber, aber ...«

Sonja (bestimmt): »Nichts aber.«

Polyhymnia (leise singend): »Soll ich dir ein Lied vorsingen, Kalliope, das beruhigt ganz ...«

Kalliope (brüllt): »Ich stopf dir beschränkter Singdrossel gleich so was von die Musenfresse, dass du in deinem ganzen verfickten Scheiß-Musen-Dasein nicht noch einmal auf die Idee ... hmlllgrrrmmlllbrmpfff

Sonja geht auf Kalliope zu und legt die Pappe nach vorne um.

Polyhymnia (eingeschüchtert, leicht singend): »Meine Güte, was ist denn mit der los?«

Sonja (entnervt): »Ich will's gar nicht wissen. So, Mädels, die Sonne scheint, wir sind wieder auf der Erde – lasst uns Spaß haben.« Sonja blickt in die Runde. »Polyhymnia?«

Polyhymnia (nachdenkend, leicht singend): »Na ja, ich hab da so was läuten hören, dass dieser Nick keinen Vater mehr hat ...«

»Mudddaaa dööödnn, mudddaaa aaach dööödnn, alle dööödnn ...«, brummelte es unter Kalliopes Pappe hervor, aber keiner reagierte darauf.

Alle Musen (nachdenklich, im Chor): »Hmmm ...«

Sonja (verwirrt): »Und was hat das mit Spaß zu tun?«

Polyhymnia (im Singsang vorsichtig nachfragend): »Na ja, ich könnte ein bisschen singen ... So zum Trost, wisst ihr und dann ...«

Alle Musen (durcheinander, entnervt): »Ich wusste es doch!«, »Die gibt nicht auf!«, »Die müsste mal wieder so richtig ...«, »Warum darf die eigentlich immer wieder mitspielen?«, »Gebt mir einen Stein ...«

Sonja (bestimmt): »Also gut Polyhymnia, ein bisschen singen, ja? Hast du die Bedeutung von ein bisschen singen verstanden?«

Polyhymnia (nölig, leicht singend): »Ja, habe ich.«

Sonja (erleichtert): »Okay, das hätten wir also. Aber, Mädchen, was noch? Was können wir dem Bürschchen noch Gutes tun?«

Thalia (grinsend): »Och, der Nick ist doch kein Kostverächter. Ich nehm ihn auf ein Fest mit und dann, dann schick ich ihn ...« (Sie senkt die Stimme geheimnisvoll) »... direkt in die Sünde!«

Sonja (bestimmt): »Ja, das ist doch prima. Der Mann soll ein paar Sachen erleben, von denen er bisher noch nicht einmal zu träumen wagte ... Thalia, bekommst du das hin?«

Thalia (grinsend): »Da kannst du Gift drauf nehmen!«

»Väääägifffdn! Lsss unss diii Saaau vääägifffdn ...!«, brummelte es unter Kalliopes Pappe hervor.

Sonja (mahnend): »Kein Gift, Thalia, ja?«

Thalia (vorsichtig fragend): »Auch nicht so ein bisschen Gift?«

Sonja (einlenkend): »Na, okay. Ein bisschen Gift – aber nur, wenn's ihn nicht umbringt. Ist das klar?«

Thalia (geheimnisvoll, rezitierend): »Ein Pillchen für den Geist / Ein Trank, der ihn benebelt / auf dass er schließlich reist / wohin noch keiner ward gesegelt ...«

Sonja (fragend): »War's das schon? Haben wir noch was für den Kerl?«

Euterpe und Melpomene: »Aber hallo

Sonja: »Ich höre?«

Euterpe und Melpomene: »Der steht doch nur auf Mädels!«

Sonja (nachdenklich, zu sich selbst): »Na ja, zum Glück ...«

Euterpe und Melpomene (lauter): »Und da dachten wir, wir könnten ihm mal zeigen, was noch so alles geht!«

Sonja: »Aha. Soso. Und was wollt ihr da machen?«

Euterpe und Melpomene (vorsichtig): »Also ... da haben wir schon so eine Idee. Lass dich überraschen!«

Sonja (stirnrunzelnd auf die beiden blickend): »Ihr wollt doch nur wieder ...«

Euterpe und Melpomene (kleinlaut): »Na ja, nur so ein bisschen ... Hast du seinen Arsch gesehen?«

Sonja (sinnierend): »Ja, ich habe seinen Arsch gesehen.«

Klio (spitz, provozierend): »Ich finde ja, Kalliope hatte ihren Teil schon. Die sollte nicht mehr dürfen ...«

»Wrrrmmmm stpppffft dsssrrr Schlllmmmpe knnnrr dsss Maulll!«

Sonja (entnervt und laut zu Klio und Kalliope): »Das gibt's doch nicht ... jetzt reicht's mir endgültig mit euch beiden, ihr seid diesmal nicht dabei!«

Klio und Kalliope (schreiend): »Die hat angefangen, zum Henker!«, »Chchch mchchc dchch zrrr minnna ...«, »Niveaulose Schlampe, du!«, »Tpppfffschnttt, tpppfffschnttt ...«

Sonja (sehr laut): »Verdammte Höllenbrut, jetzt haltet endgültig eure Schnauzen!«

Klio und Kalliope (verschreckt): »Was denn?«

Sonja (noch lauter): »Nichts da! Jetzt ist Schicht! Immer dasselbe mit euch! Fünf Minuten seid ihr zusammen in einem Raum – was passiert dann? Was passiert? Häää? Ihr keift euch an wie nichts Gutes!«

Stille. Sonja schnauft schwer, die Musen sind schwer eingeschüchtert.

Sonja (wieder ruhig, salomonisch): »Eure Strafe wird sein, dass ihr beide zusammen das folgende Schauspiel beobachtet – und so lange zusammenbleibt, bis es vorbei ist.«

Klio und Kalliope (sehr eingeschüchtert, sprachlos, fassungslos): »...«, »...«

Sonja (wieder zu den Musen): »Okay, Mädels: weiter! Wir wollen Spaß mit ihm haben – was können wir noch anstellen?«

Terpsichore: »Ich könnte ihn auf die Probe stellen. Ein kleines Spiel, ein kleiner Tanz – und denkt er wieder nur an Sex, verliert er seinen Kopf ...«

Erato (fröhlich): »Ich weiß auch was, ich weiß auch was!«

Sonja: »Ja, Erato, bitte?«

Erato (freudig vortragend): »Also, wenn er wieder nur an Sex denkt bei Terpsichore und seinen Kopf verliert – dann mach ich das.«

Sonja: »Willst du ihn köpfen, oder wie darf ich mir das vorstellen?«

Erato (kichernd): »Nein, nein – nicht köpfen! Ich mach ihn einfach total wahnsinnig. Und zwar hinter mir. Oder heißt das nach mir? Na, wurschti! Aber das kann ich total gut ...«

Alle Musen (durcheinander): »Stimmt, das kann sie ... wenn sie auch sonst nichts kann ... das Luder!«, »So ein Luder!«, »Was für ein Luder!«, »Hat jemand schon erwähnt, dass sie ein Luder ist?«

Sonja: »Aha. Aber warum nicht? Und was machen wir, wenn er davor bei Terpsichore nicht an Sex denkt und seinen Kopf behalten darf?«

Terpsichore (cool): »Das wird nicht passieren, meine Lieben. Sicher nicht. Der Junge wird an nichts anderes mehr als an Sex denken können, wenn ich tanze, das verspreche ich euch. Und dann ...«

Urania (mit Genießerstimme): »Und dann komm ich. Ich werde ihn ein wenig ... sagen wir ... ›verwöhnen‹. Und dann schick ich ihn wieder zurück. Geht das?«

Sonja (unruhig, eifersüchtig): »Aber nicht zu viel, ja?«

Urania (besänftigend): »Neiiin ... wo denkst du hin ...«

Erato (fällt ein): »Und ich, ich werde ihn wahnsinnig machen! Den Kopf wird er verlieren! Er wird sich total verehren nach mich.«

Alle Musen (durcheinander): »Verehren nach mich?«, »Ich glaub's ja nicht!«, »Was ist bei der eigentlich schief gelaufen?«, »Die war aber ganz bestimmt ein Kuckucksei!«, »So viel Titten, so wenig Hirn ... Verschwendung ...«

Klio (spitz): »Och, von irgendwem muss sie es ja haben, nicht wahr ...«

Sonja geht zu Klios Pappe und legt sie neben Kalliopes Pappe: »So, meine zwei Hübschen, ihr könnt schon mal anfangen, euch aneinander zu gewöhnen. Denn ihr werdet eine ganze Menge Zeit miteinander verbringen.«

Klio und Kalliope (gleichzeitig): »Hmmmgrlllbrmmmmpffftlrrrrrr!«

Sonja (etwas ermüdet): »Also, wo waren wir?«

Alle Musen (einstimmig): »Fertig, es kann losgehen!«

Sonja (zufrieden): »Schön. Und übrigens ...« (an alle gerichtet) »Mädels, ich bin natürlich auch dabei und werde immer mal wieder ein wenig nach dem Rechten sehen.«

Alle Musen (laut murrend): »Meine Güte!«

Sonja (beruhigend): »Ist ja gut, ist ja gut, ich halte mich im Hintergrund, und ihr könnt machen, was ihr wollt.« (Nachdenkend, in die Runde blickend) »Dann wäre ja so weit alles klar. Okay, Mädels, noch irgendwelche Fragen?«

Musen (zusammen): »Keine Fragen!«

Sonja (noch lauter): »Können wir, Ladys?«

Musen (zusammen, laut): »Und wie wir können!«

Plötzlich strich ein kühler Lufthauch durch den Druckerraum der Werbeagentur Leuchtfeuer & Söhne und ließ alle neun Musen mit ihren Pappen leicht erzittern. Dann hörte man ein leises Kichern, das langsam, aber unaufhaltsam zu einem dröhnenden Gelächter anschwoll und den kleinen Raum energetisch derart strapazierte, dass sich nacheinander alle Drucker von alleine anschalteten und die letzten Motive der Wodghurt-Kampagne in die britzelnde Luft spien.

***

Währenddessen feierten Nick, Doris und der Rest der Agentur ausgelassen ihren neuen Kunden. Sie hatten ja keine Ahnung. Vor allem Nick nicht. In seinem beschränkten Dunstkreis gehörte dieser Abend Wodghurt, dem Laster und dem Alkohol. Aber jedem Abend folgt bekanntlich ein Morgen ...

Sonja (leise für sich): »Na, dann wollen wir dich da mal rausholen. Sorry, Schätzchen, das wird ein bisschen wehtun ...«

Versprochen: Der wirklich letzte Prolog

Wieso habe ich ›Danke‹ gesagt, fragte sich Nick, als er die Klinke nach unten drückte und die Tür öffnete. Alles hätte ich sagen sollen, aber doch nicht ›Danke‹.

Er schloss die Bürotür des Finanzchefs mit einem leisen Klicken und ging zurück an seinen Schreibtisch. In den Gesichtern seiner Kollegen sah er, dass sie es vor ihm gewusst hatten.

»Tut mir Leid«, säuselte Melanie, eine Graphikerin, über seinen Schreibtisch. Nick war fassungslos. Und vor allem sprachlos. Er starrte sie einfach nur an. Melanie zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging durch das Atelier zu ihrem Schreibtisch. Dann kam Mike, der Texter. Der Texter, der an allem schuld war. Nick hatte ihn noch nie ausstehen können, diesen eingebildeten Lackaffen mit seinen schwarzen Anzügen, seinen schwarzen Lederhandschuhen und seinem schwarzen alten Fahrrad. Aber jetzt war dieser Kretin auch noch daran schuld, dass Nick gefeuert wurde!

»Danke, Mike, herzlichen Dank«, sagte Nick.

»Hey, da bist du schon selber schuld«, erwiderte Mike.

»Warum hast du mir diesen Musenkram denn nicht erklärt, bevor ich mit der Marketingleiterin telefoniert habe?«

Mike kramte auf Nicks Schreibtisch und zog ein Blatt Papier aus einem Stapel. »Das habe ich allen auf den Tisch gelegt, die auf Wodghurt arbeiten, bitte schön. Hier steht alles, was man wissen sollte, bevor man mit dem Kunden telefoniert«, sagte er. »Die neun Musen sind die Töchter des Zeus. Jede der Musen hatte eigene Aufgaben und Talente, die da wären ...«

»Okay, Klugscheißer, raus hier.«

»Du mich auch«, sagte Mike und ging.

Nick kochte. Oder vielmehr: Er war kurz vorm Explodieren. Warum hatte er dieses Papier nicht gelesen? Warum musste diese bescheuerte Marketingleiterin von Wodghurt auch direkt am Morgen nach der Präsentation und der Feier anrufen, als er noch ziemlich verkatert war? Und warum, verdammt noch mal, grübelte Nick, wollte die Marketingleiterin diese Musengeschichte von mir erklärt haben, warum gerade von MIR? Ich bin hier strategischer Planer! Und nicht einer von diesen verrückten Kreativlingen, die sich solchen Unsinn ausdenken!

Nick konnte mit Zielgruppenanalysen umgehen, mit Positionierungen und Unique Selling Propositions. Aber nicht mit griechischer Mythologie! Die neun Musen – natürlich hatte er davon schon gehört. Irgendwas mit Sex war das doch? Liebesdienerinnen oder so. In etwa wie Geishas. Heute würde man sie wohl Hostessen oder Callgirls nennen. Edel-Nutten.

So – oder so ähnlich – hatte Nick der Marketingleiterin von Wodghurt die neun Musen an diesem verkaterten Morgen erklärt. Allerdings konnte er sich nicht erinnern, dass er Worte wie »ficken«, »blasen« und »frisch rasiert« benutzt haben sollte. Die Marketingleiterin konnte das sehr wohl, als sie kurz darauf mit dem Geschäftsführer der Agentur sprach.

Nick starrte auf seinen Schreibtisch. Gekündigt, dachte er sich. Gekündigt. Dann stand der Assistent der Geschäftsleitung vor ihm. Ein alter Mann, der in der Woche mindestens einen Tag fehlte, weil ihm seine Sauferei zu schaffen machte. Heute war er leider anwesend, stand vor Nicks Schreibtisch, stank und sagte etwas, das nicht mehr in Nicks Gehirn drang.

Gekündigt.

Endlich ging der Assistent, und Nick blickte von seinem Schreibtisch auf. Die Agentur hatte ihren Sitz in einem 1100 Quadratmeter großen Industrieloft. Weiß gekalkte Wände, fünf Meter hohe Decken und riesige, mit alten, gusseisernen Stäben durchzogene Industriefenster, durch die man die schneebedeckten Gipfel der Alpen sehen konnte. Nick hatte seinen Schreibtisch direkt neben einer großen Fensterfront. Darunter lag der Rangierbahnhof der Stadt. Nick fand es immer beruhigend, den Kopf aus der hektischen und nervösen Agentur zu stecken und zuzusehen, wie schwere Loks langsam, behäbig und metallisch knirschend Güterwaggons zusammenschoben. Er kannte inzwischen den Schichtführer, der aus dem Schichtführerhäuschen die Anweisungen gab, welche Waggons auf welche Gleise gefahren werden mussten. Wenn er ihn sah, winkte Nick. Der Schichtführer winkte dann zurück und schwenkte seine Schichtführermütze.

Nick starrte auf seinen Bildschirm. Da flimmerten noch die letzten Zahlen der Konkurrenz-Analyse von Wodghurt. Er sah, was er getippt hatte, bevor ihn die dicke Sekretärin zum Finanzchef schickte. Nick hatte gedacht, es wäre die längst überfällige Gehaltserhöhung. Das letzte halbe Jahr hatte er fast nur in der Agentur verbracht und natürlich keine Überstunden bezahlt bekommen. Die Möglichkeit einer Kündigung bestand für Nick überhaupt nicht. Warum auch? Er hatte, seit er in dieser Agentur war, fast jeden New-Business-Etat gewonnen. Und dann dieser grandiose Wodghurt-Pitch! Außerdem konnte er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, der Marketingleiterin von frisch rasierten Musen-Mösen erzählt zu haben. Allerdings musste sich Nick eingestehen, dass er so verkatert war, dass er sich gerade noch daran erinnern konnte, dass sie angerufen hatte.

Wir möchten, dass Sie die Agentur ohne großes Aufsehen verlassen, hatte der Finanzchef gesagt. Tun Sie sich und uns einen Gefallen und versuchen Sie, bis Mittag Ihren Schreibtisch geräumt zu haben. Nun, das konnte er haben. Still und leise. Aber garantiert nicht ohne Aufsehen. Denn Nick war verkatert. Nick war gekündigt. Und Nick war stinksauer. Deswegen löschte er. die Konkurrenz-Analyse und den dazugehörigen Kundenordner. Dann löschte er alle Kundenordner, sowohl von seiner Festplatte als auch vom zentralen Backupserver, zu dem er als Mitglied des Führungszirkels der Agentur Zugang hatte.

***

Eine halbe Stunde später war Fickt euch ins Knie.doc die einzige Datei, die noch unter seinem Login zu finden war. Und darin stand auch nichts anderes als Fickt euch ins Knie.

Nick blickte wieder von seinem Schirm auf. Jetzt schien es wirklich jeder der siebzig Mitarbeiter zu wissen. Alle, die vorübergingen, schielten verstohlen zu seinem Schreibtisch und drehten sich erschreckt wieder weg, wenn er zurückblickte.

Dann tauchte dieser kleine Mann mit dem Helm und der Schaufel auf. Er stand plötzlich neben Nicks Schreibtisch und winkte ihm von unten zu. Er ging Nick etwa bis zu den Knien und begann, direkt vor seinen Füßen ein Loch zu graben.

Nick fühlte sich plötzlich unendlich müde. Alle wussten es jetzt. Diejenigen, die nicht zu feige dazu waren, kamen nacheinander an seinen Schreibtisch, sagten die Dinge, die man in solchen Momenten eben sagte, und gingen weiter.

Nur der kleine Mann mit dem Helm und der Schaufel blieb da und grub weiter. Das Loch unter Nicks Schreibtisch war nun schon sehr tief. Er beugte sich nach vorne und blickte hinein. Nur ein bisschen auf dem Stuhl nach vorne rutschen und dann falle ich da rein, dachte Nick, wie in diesem bescheuerten Film für diesen noch viel bescheuerteren Quark.

»Nick?«

Nick hob den Kopf. Vor ihm stand Sonja, die neue Graphik-Praktikantin mit ihren süßen zwanzig Jahren, grünen Augen und blonden Locken.

»Tut mir Leid«, sagte Sonja.

»Danke.«

Nick mochte Sonja. Sie war in Ordnung. Und nicht nur wegen ihrer schönen Augen. Er ließ seinen Blick an ihrem kurvenreichen Körper hinuntergleiten ...

»Was machst 'n jetzt?«, holte sie ihn unsanft aus seinem beginnenden Tagtraum.

»Keine Ahnung«, grummelte Nick. Dann ließ er sich in seinen schicken, neuen Ledersessel zurückfallen, den ihm die Agentur erst vor zwei Wochen spendiert hatte, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich keine Ahnung hatte, was er nun machen sollte. Er stierte wieder auf seinen Schirm, auf dem in 36 Punkt Fickt euch ins Knie stand, und goss mit einer schnellen Handbewegung kalten Kaffee in die Tastatur.

»Sag mal, spinnst du?«, zischte es vor ihm. Sonja, die immer noch an seinem Schreibtisch stand, nahm ihm die Kaffeetasse aus der Hand und stellt sie mit Geklapper auf den Tisch zurück. »Jetzt reiß dich mal zusammen, du Idiot!«

»Moment mal ...«, versuchte Nick.

»Nichts Moment mal. Du packst jetzt deinen Kram, fährst heim, und dann setzt du dich auf dein Motorrad, holst mich ab und wir fahren zum See. Ich hab mir heut Nachmittag freigenommen. In einer Stunde bei mir?«

Sonja lächelte und zwinkerte frech mit den Augen. Nick konnte einfach nur nicken. Keine fünf Minuten später schlug die Eingangstür hinter ihm ins Schloss.

***

Es war mitten im August und so heiß, dass die Luft über dem Asphalt flirrte. Nicks Motorrad brüllte in diese schwere und drückende Hitze der Stadt hinein, und bei jeder Kurve jauchzte Sonja auf dem Soziussitz. Jede Kurve trug Nick weiter weg von Wodghurt, von der Agentur und von der Kündigung.

Sie verließen die Stadt und fuhren in einen Wald an einem kleinen Bach entlang, der friedlich gurgelnd und glucksend dunkelgrün bemoosten Bäumen auswich. Es sah fast aus wie in der Toskana. Nick öffnete das Visier seines Helms und roch das kühle Wasser und den kräftigen Geruch des Waldes. Er atmete tief durch und gab Gas. Sonja hielt sich an ihm fest, als er begann, die Kurven etwas schärfer zu nehmen.

Dass sie unter ihrem Helm selig lächelte, konnte Nick natürlich nicht sehen.

Sie kamen zu einem kleinen See an den Ausläufern der Alpen und legten sich an den weißen Kiesstrand. Nick war früher gerne hierher gekommen; es war einer der Seen, die nicht so überlaufen waren, und unter der Woche war man oft alleine. So auch heute.

Sonja lag neben Nick und schnatterte, wie Zwanzigjährige eben so schnattern. Sie erzählte von ihrer Schwester – die schwanger war – und vom neuen Song von Robbie Williams – »Der ist ja so süß!« –, fragte sich, warum Dolce & Gabbana so verflixt teuer sein musste, und erklärte, dass Trip Hop jetzt Down Beat hieß ... Langsam verschmolz Sonjas Geschnatter mit dem Gezwitscher der Vögel, dem leisen Plätschern der Wellen auf Kies und dem Wind in den Bäumen. Nick hörte kein Wort mehr. Er lag einfach nur da und starrte auf das Wasser. Noch einmal dachte er kurz an die Agentur und an Wodghurt, aber es wollte ihm nichts Neues dazu einfallen, und so lies er sich einfach weitertreiben.

Ich bin viel zu lange nicht mehr draußen gewesen. Dieses Gefühl, einfach nur geradeaus zu schauen, an nichts Bestimmtes zu denken und die Zeit verfliegen zu lassen ... wunderbar. Nick kam der Gedanke, dass dies der Moment wäre, etwas Bedeutendes zu denken, gewichtige Entscheidungen zu treffen. Also dachte er scharf nach, welche gewichtige Entscheidung er nun treffen könnte. Aber auch dazu wollte ihm nichts einfallen.

Dafür fiel ihm sein Vater ein.

Wann hatte er das letzte Mal an seinen Vater gedacht?

Es muss eine Ewigkeit her sein. Kurz nachdem er starb, begann Nick beruflich durchzustarten. Keine Zeit für Trauer, damals. Nick fühlte, wie eine leichte Melancholie in ihm aufstieg, aber schon im nächsten Moment waren auch diese Gedanken unscharf und verloren sich im Glitzern des Sees.

Eine Biene schwirrte summend um Nicks rechten Fuß und setzte sich schließlich auf den großen Zeh. Mal sehen, ob sie mich sticht, dachte er. Wenn sie mich nicht sticht, werde ich Sonja heute noch küssen.

Nick drehte den Kopf. Sonja war eingeschlafen. Sie sah sehr schön aus in ihrem dunkelblauen Bikini mit ihren goldblonden Locken. Diese wundervollen Brüste, meine Herren! Und dieses süße kleine Dreieck zwischen ihren Beinen. Nick guckte genauer hin und sah, dass sich Sonjas Schamlippen durch das Bikinihöschen abzeichneten. Rasiert, dachte er, die ist doch bestimmt rasiert. Wie die Musen ...

Die Biene krabbelte auf Nicks Zeh herum und flog schließlich wieder davon. Ohne ihn zu stechen.

Soll ich es wagen? Nick sah Sonja an, die immer noch schlief. Warum nicht? Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie zärtlich auf die Wange.

Nichts passierte.

Sonja atmete ruhig weiter und bewegte sich nicht.

Nick blickte wieder auf das Wasser, das glitzernd mit der Nachmittagssonne spielte. Dann hörte er ein Geräusch neben sich und drehte seinen Kopf. Sonja saß aufrecht neben ihm und sah ihn nachdenklich an.

»Hallo ... ich dachte du schläfst«, sagte Nick überrascht.

»So, so, dachtest du das«, sagte Sonja leise und geheimnisvoll.

»Hast du das gerade eben ... mitbekommen«, fragte er und lächelte verunsichert.

»Schschsch«, machte Sonja und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Leg dich auf den Rücken, ja.«

Nick lächelte einfach weiter und legte sich langsam auf den Rücken. Wusste ich's doch, die steht auf mich. Hätte mich doch auch gewundert, wenn da nichts ...

»Mach die Augen zu«, sagte Sonja.

Nick schloss die Augen. Dann spürte er, wie Sonja langsam auf ihn rutschte. Er hörte das Klacken des Verschlusses der Sonnenmilch, fühlte dann, wie einzelne Tropfen auf seine Brust fielen, auf seinen Bauch, seine Arme ... und dann begann Sonja zu massieren. Ganz langsam verstrich sie die Sonnenmilch auf Nicks Brust und berührte dabei, wie zufällig, seine Brustwarzen. Als Sonja sich nach vorne beugte, um seine Schultern zu massieren, spürte er deutlich, wie sich ihre Muschi gegen seinen Ständer drückte.

Das muss sie doch merken, dachte er, das MUSS sie einfach merken. Er hob seine Arme und fasste Sonja bei den Hüften.

»Schschsch«, machte sie etwas resoluter, und Nick nahm seine Hände schnell wieder nach unten. Nur Geduld, dachte er sich. Nur Geduld. Das wird schon.

Sonja beugte noch etwas weiter nach vorne und massierte Nicks Nacken und seinen Hals. Dabei berührten nun ihre Brüste Nicks Brustwarzen. Er stöhnte leise und merkte, wie er immer erregter wurde. Das kann doch kein Zufall sein, dachte er. Nein, das ist bestimmt kein Zufall. Diese Sonja sieht nicht nach solchen Zufällen aus. Die hat so ein gefährliches Glitzern in ihren grünen Augen, das ist bestimmt kein ...

Plötzlich spürte er ihre Lippen auf seinen. Ganz vorsichtige feuchte Berührungen waren das, als wollte sie seinen Mund zuerst ganz vorsichtig mit ihren Lippen erkunden. Immer wieder zog sie sich zurück, nur um sich dann wieder zu ihm hinunterzubeugen, ihm noch ein Stückchen näher zu kommen und seine Lippen mit ihrem vollen, weichen Mund zu liebkosen. Nick hatte seine Augen noch immer geschlossen. Er lag einfach da, wie niedergestreckt, und merkte, wie sich Sonja nun bei jeder Bewegung noch fester mit ihrer Muschi gegen seinen Schwanz drückte. Heißer Atem aus seinen Lungen. Sein Blut, ein rot glühender Strom mit Namen Gier, der auf ein Meer zuraste, das Verschwendung hieß. Immer wieder diese Lippen auf seinen, diese süßen, schweren Lippen und sein heißer Atem. Nick konnte sich nicht mehr beherrschen; wieder berührte er Sonja an ihren Hüften. Sie ließ ihn gewähren. Langsam streichelte er nach oben zu ihren kleinen, runden Brüsten. Schwerer Atem, Nicks schwerer Atem, und seine Hände an Sonjas jungen, kleinen Brüsten, an ihren festen dunklen Brustwarzen. Heißer Atem, Nicks Blut, kochende, schäumende Gier. Ein Zischen.

Ein Zischen?

Erst war es ganz leise, dann wurde es lauter: ein Zischen, wie Nick es vorher noch nie gehört hatte. Er versuchte, das Geräusch auszublenden, konzentrierte sich auf Sonjas Lippen, immer fester drückte Sonja sie auf seine, aber dann war es wieder da, dieses Zischen, immer lauter. Gerade als Nick sich aufrappeln wollte, um dem Geräusch auf den Grund zu gehen, küsste Sonja ihn zum ersten Mal richtig. Er spürte ihre Zunge an seiner Zunge, an seinen Zähnen – eine heiße, schnelle Zunge, die überall zugleich zu sein schien. Alles in Nicks Kopf drehte sich plötzlich. Er begann in einen Strudel hinabzusinken, langsam zuerst, doch dann wie ein immer schneller werdender Kreisel – und das, auf das er da zuraste, schien ein riesiges, blau pulsierendes Herz zu sein.

Immer schneller drehte sich Nick um sich selbst, um alles, und versank dann schließlich in einem infernalisch zischenden Wirbelsturm, der ihn geradewegs auf dieses riesige blau pulsierende Herz zuschleuderte, das ihn lautlos verschluckte.

***

Kalliope (sauer vor sich hin nörgelnd): »Und jetzt geht's los und ich bin nicht dabei, wegen dir bescheuerter ...«

Klio (singend): »Du kannst mich mal, du kannst mich mal ... und ich sehe was, was du nicht siehst ... guck mal, da ist Nick!«

Kalliope (aufgeregt): »Wo?«

Klio (spitz): »Hast du auch was in die Augen bekommen, Schätzchen? Da, guck, da steht er! Da, an dem Fluss ...«

I. Polyhymnia

Polyhymnia: die »Hymnenreiche« – Muse der Hymnendichtung, auch als Muse des Tanzes und der Musik verehrt.

Als wäre das Licht des frischen Tages gerade erst geboren worden, so wie der leicht salzige Wind und das Glitzern des Flusses. Als wäre Nick schon immer hier gewesen und doch erst in diesem Moment angekommen. Als gäbe es keine Vergangenheit und keine Zukunft, sondern nur das Hier und Jetzt ...

Nick stand am Ufer des Tejo und dachte nach. Oder vielmehr versuchte er nachzudenken. Das hier ist Lissabon. Warum war er in Lissabon? Eine Geschäftsreise? Nein, bestimmt nicht. Was sollte er denn in Lissabon für Geschäfte zu erledigen haben? Definitiv keine Geschäftsreise.

Urlaub?

Er konnte sich nicht daran erinnern, Urlaub geplant zu haben.

Hinter ihm Geschrei. Nick drehte sich um und sah braun gebrannte Kinder, die einen Holzreifen mit einem Stock über den Praca de Comércio trieben. Sie lachten und stritten sich darum, wer den Holzstock führen durfte. Bald waren sie nur noch ein pulsierender bunter Pulk mit braun gebrannten Beinen. Nick sah noch, wie die Kinder ihren Reifen nahmen und auf der anderen Seite des Platzes in den Straßen der Neustadt verschwanden, der Baixa.

Hinter ihm blies ein Horn, und Nick drehte sich wieder zum Tejo. Eine Fähre näherte sich der Anlegestelle. Der dröhnende Diesel der Fähre erstarb und eine Welle von Stimmen schwappte zu ihm herüber. Menschen drängten sich an die Absperrgitter am Kai. Er sah alte Männer in schwarzen Kutten, Fischverkäufer vom Mercado de Ribieras, die schweigend und rauchend warteten, bis sie auf die Fähre konnten. Junge Frauen in Kostümen, die aus Büros kamen, Mütter mit ihren schreienden Kindern, in beiden Händen schwere Säcke mit Fisch und Obst. Daneben junge Mädchen mit kurzen Röcken, die glucksend am Gitter standen und immer wieder zum Bootsjungen hinüberschauten, der die schweren Taue an den Pollern des Kais festmachte. Der aber beachtete sie gar nicht, ebenso wenig wie die beiden Geschäftsmänner in den dunkelblauen Anzügen, die heftig diskutierend und gestikulierend im Gedränge standen.

Und dann sah Nick sie.

Eine junge Frau, die wirkte, als gehöre sie nicht in dieses unruhige Treiben. Kalkweißes Gesicht, feuerroter Lippenstift, große goldene Ohrringe. Ihr langes, glänzendes, schwarzes Haar hatte sie zu einem Dutt zusammengesteckt. Sie trug eine alte portugiesische Tracht, die Frauen dann anziehen, wenn jemand der näheren Verwandten gestorben ist. Über ihre Schultern hing eine schwarze Seidenschleppe. Sie hatte sehr traurige Augen. Nick konnte sich nur schwer von diesem Anblick losreißen. Mühsam senkte er den Kopf und sah seine hellbraunen Brogues, die er sich bei Lobb in London hatte machen lassen. Seinen schwarzen Anzug, die silbernen Manschettenknöpfe und die alte IWC Portugieser Rattrapante seines Vaters am Handgelenk. Meine Güte, dachte Nick, ich bin ausstaffiert, als müsste ich heute Nacht die Ballkönigin rumkriegen! Oder auf eine Beerdigung gehen.

Lissabon. Wie um Himmels willen war er nach Lissabon gekommen? Was war eigentlich gestern?

***

Kalliope (brüllend): »Gestern hast du mir ins Gesicht gespritzt, du  ...!«

Klio: »Jetzt halt doch endlich mal deine Klappe, verdammt!«

***

Metallisches Knirschen der Absperrgitter, die auf die Seite geschoben wurden. Nick hob seinen Kopf und sah, wie sich die wartende Menge langsam in Bewegung setzte. Die alten Fischhändler schnippten ihre glimmenden Stumpen in den Tejo und ließen sich im Gedränge auf die Fähre schieben, die Mütter packten ihre schweren Säcke und schrien nach ihren Kindern, die jungen Frauen in ihren Kostümen beeilten sich, einen guten Platz unter Deck zu bekommen, und die gackernden Mädchen versuchten, möglichst nahe an dem Bootsjungen vorbeizukommen, der nun rauchend auf der Reling saß. Nick suchte die junge Frau mit den traurigen Augen, konnte sie aber nicht mehr entdecken.

Dann waren alle Fahrgäste auf der Fähre. Der Bootsjunge sprang von der Reling auf den Kai und löste die Taue von den Pollern. Er pfiff auf einer kleinen Pfeife und der Diesel erwachte mit einem rauen Poltern. Der Junge sprang zurück auf das Schiff und die Mädchen mit den kurzen Röcken lachten und riefen etwas vom Oberdeck. Aber der Junge bemerkte sie auch diesmal nicht.

Die alten Fischverkäufer vom Markt standen in einer kleinen Gruppe zusammen und hatten wieder Zigaretten im Mund, die Frauen in den Kostümen und die Mütter mit ihren Kindern waren in den windgeschützten Innenraum verschwunden. Auf dem offenen Deck standen nur die alten Männer, die gackernden Mädchen und die zwei Geschäftsleute, die immer noch diskutierten. Nick verharrte bewegungslos auf der Wiese vor den Anlegestellen.

Dann sah er sie wieder.

Sie stand ganz alleine auf dem Vorderdeck und blickte hinaus auf den Tejo. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie geöffnet. Es bewegte sich im Wind. Wellen, dachte Nick. Ihr Haar sind schwarze Wellen. Schwere schwarze Wellen.

Plötzlich drehte sie den Kopf und blickte Nick direkt in die Augen. Ein Stich. Nick wollte seinen Kopf wegdrehen, so sehr schmerzte ihn dieser Blick, aber er konnte nicht. Wie hypnotisiert stand er da und hatte das Gefühl, voll zu laufen. In Schüben floss da etwas aus den melancholischen Augen dieser hübschen jungen Frau mit ihren langen glänzenden Haaren direkt in Nicks Kopf. Beweg dich!, dachte Nick. Aber er schaffte es nicht. Nicht einen kleinen Finger konnte er bewegen. Und so stand er da, verloren in diesen Augen, während die Fähre langsam in die Mitte des Flusses steuerte, um dort zu wenden und in die Strömung zu drehen.

Nick konnte die junge Frau längst nicht mehr sehen, aber noch immer waren ihre Augen in seinem Kopf. Und dazu dieses neue, schwere Gefühl, das er noch nicht kannte. Es breitete sich langsam aus und nahm alles andere, was bis vor kurzem noch in Nicks Bewusstsein war, an die Hand und führte es in eine dunkle Kammer.

***

Klio (bewundernd flüsternd): »Meine Herren, sie sieht um-wer-fend aus ...«

Kalliope (nörgelnd): »Schnauze, es geht weiter!«

***

Nick spürte, dass etwas in ihm passierte. Irgendetwas passierte, aber er konnte nicht sagen, was es war. Es fühlte sich schwer an, warm und feucht. Es schmeckte nach Salz. Er merkte, dass es näher kam. Was auch immer – es kam immer näher, während sich die Fähre langsam und träge entfernte und gegen die Strömung des Tejo auf die andere Seite des Flusses zusteuerte.

Nick dachte nicht mehr nach. Er versuchte auch nicht mehr, sich an gestern zu erinnern. Nicht an seine Kündigung, nicht an den See oder Sonja, die süße neue Graphik-Praktikantin mit den goldblonden Locken. Alles, was er nun noch im Kopf trug, war das Hier und Jetzt, dieses neue Gefühl und die Gewissheit, dass alles richtig war, wie es gerade war. Er blickte auf seine Armbanduhr, die drei Uhr Nachmittag anzeigte.

Nick drehte sich um und ging über den Praca do Comércio hinüber zur Baixa. Eine gute Zeit für eine Bica und einen oder zwei Aguadente, dachte er sich und machte sich auf den Weg ins Cafe á Brasileira oben in Bairro Alto. Ja, drei Uhr nachmittags ist definitiv eine gute Zeit für Kaffee und Schnaps.

Die Luft war mild, und Nick schritt langsam über den großen Platz. Was war das eben mit dieser Frau, dachte er. Als er sich noch einmal zum Tejo umdrehte, sah er die Fähre nur noch als kleinen Punkt nahe dem anderen Ufer. Und doch – es war ihm, als könnte er noch immer ihren Blick spüren, mit dem sie ihn angesehen hatte. Sie lächelte nicht – es war einfach ein schwerer Blick gewesen mit diesen melancholischen schwarzen Augen. Nick schluckte. Er drehte sich wieder um und ging nachdenklich weiter über den großen Platz Richtung Baixa.

Es duftete nach Milchkaffee und Sommer. Nach dem nahen Tejo, schüchternen ersten Küssen, Freiheit und Fado. Nick blieb stehen und streckte sich. Dann sah er die jungen Mädchen in den Straßencafés. Braun gebrannt saßen sie da und lachten Nick zu. Nick lachte zurück und winkte. Allmählich vergaß er die geheimnisvolle Frau auf der Fähre. Mit jedem Schritt, den er der Baixa näher kam, wurde ihm wohler. Er legte den Kopf in den Nacken, atmete tief durch und ging ein wenig schneller.

Lissabon! Ein Hoch auf die Stadt, die eine Revolution mit Nelken gewinnen konnte, auf eine Stadt, in der Kultur im Kaffeehaus gemacht wird, und die sich der Tristesse im Fado so selbstbewusst hingibt wie sonst nur noch Buenos Aires der Melancholie im Tango. Lissabon – die schönste Stadt der Welt, die traurigste Stadt der Welt. Die Stadt auf den sieben Hügeln. Die Stadt am Tejo!

Nick lies den Arco Monumental rechts liegen und bog in die Rua Aurea. Auf der breiten Promenade hielten ihm Schuhputzer ihre Bürsten entgegen und riefen etwas, was er nicht verstand. Schließlich setzte er sich auf einen Schemel vor einen plappernden alten Mann, der offensichtlich nur noch einen Schneidezahn besaß. Zumindest sah es so aus, wenn er redete. Und das tat der Schuhputzer die ganze Zeit. Natürlich auf Portugiesisch – und Nick verstand kein Wort. Er nickte aber immer wieder, wenn ihn der alte Mann ansah und eine Antwort zu erwarten schien.

Nicks Schuhe gefielen dem alten Mann. Er legte den Kopf schief und streichelte die Schuhe behutsam. Dann fragte er etwas.

»Lobb«, antwortete Nick auf gut Glück. »I bought them at Lobbs in London.«

»Ahh!«, machte der alte Mann und kramte eine Paste aus seinem Kasten, mit der er die Schuhe vorsichtig einrieb. Auf einmal waren die ursprünglich hellbraunen Schuhe milchig weiß. Nick beugte sich nach vorne und runzelte die Stirn. Er dachte daran, dass es ein großer Fehler gewesen sein könnte, diesen portugiesischen Schuhputzer seine sündteuren Full-Brogues von Lobb putzen zu lassen.

»Lobbs«, flüsterte der Schuhputzer währenddessen immer wieder. »Lobbs.« Obwohl er sicher keine Ahnung hatte, was Lobbs war, so musste er doch begriffen haben, dass es etwas ganz Besonderes sein muss, wenn man Schuhe trägt, die in irgendeiner Beziehung zu Lobbs standen. Denn das waren auf jeden Fall gute Schuhe. Und das erkannte der alte Mann.

Er zog einen weiteren Lappen aus seiner Kiste und rieb die milchige Paste ab, bis die Schuhe fast wieder ihre ursprüngliche Farbe hatten. Nick lehnte sich erleichtert zurück. Guter Mann, dachte er sich. Guter Mann.

Auf dem breiten Gehweg vor ihm eilten Menschen vorbei, die meisten von ihnen in Business-Kleidung. Die Rua Aurea ist eine der beiden Prachtstraßen entlang der Baixa, in der viele Lissabonner arbeiteten. Nach der Arbeit traf man sich hier auf der Promenade noch gerne auf eine Bica und einen Aguadente, um den Tag ausklingen zu lassen.

Auf der lärmenden Straße vor der Promenade wimmelte es von Taxis und Menschen, die versuchten, eines zu ergattern. Dabei winkten sie mit dem Arm und bewegten die Hand, als würden sie deuten: Hau ab! Die Taxis blieben aber trotzdem stehen.

»Lobbs nice shoes«, flüsterte der Schuhputzer. Nick sah nach unten und der alte Mann strich mit viel Liebe eine hellbraune Paste auf die Schuhe.

Lachen von rechts. Nick drehte seinen Kopf und sah zwei junge Frauen in Kostümen, die an einer kleinen Straßentheke standen und sich unterhielten. Vor ihnen auf dem Holztresen standen zwei Bicas und zwei Sherrys. Die linke, eine etwa 25-jährige Blondine, schien ihrer Freundin etwas Lustiges zu erzählen. Diese, eine große, schlanke Frau mit rotblonden Locken, lauschte andächtig und lachte ab und zu. Worüber redeten die beiden bloß? Schade, dass ich kein Portugiesisch verstehe, dachte Nick. Die Rotblonde stand mit dem Rücken zu ihm, sodass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Also versuchte er, es sich vorzustellen. Helle, leicht pfirsichfarbene Haut, Sommersprossen um die Nase, hohe Wangenknochen, hellblaue Augen. Und bestimmt war die Farbe ihres Lippenstiftes erdfarben.

Die Blondine redete sich nun in Rage. Jedes Mal, wenn die Rotblonde lachte, lief ein Schütteln durch ihren ganzen Körper. Durch ihre prächtigen Locken, die stolzen Schultern, den Rücken, den Hintern und durch ihre schlanken langen Beine.

»Mister?«, fragte der Schuhputzer und Nick sah wieder nach unten. Der alte Mann hielt Nick zwei Blechbüchsen mit vergilbten Etiketten vor die Nase. Er hatte keine Ahnung, welche er nehmen sollte. Versuchsweise zeigte Nick auf die Büchse, auf der eine elegante Dame mit braunen, glänzenden Pumps abgebildet war.

»Yes«, grunzte der Schuhputzer und öffnete die Büchse. Nick nahm sich den Deckel der Büchse, den der alte Mann auf den Schemel neben sich gelegt hatte, und sah die Frau genauer an. Sie trug einen schwarzen halblangen Petticoat und eine Schärpe. Sie hatte beide Hände in die Hüften gestemmt und das linke Bein etwas weiter nach vorne gestellt als das rechte, sodass man die blitzblank polierten Pumps besser sehen konnte. Den Kopf leicht nach links gedreht. Dunkle lange Haare, die leicht gewellt ...

Moment! Das ist doch ...

Nick drehte den Deckel vorsichtig in seiner Hand, als könnte er ihn zerstören, wenn er ihn fester anfassen würde.

Das kann doch nicht sein – das ist die Frau von der Fähre! Die Frau mit den traurigen Augen!

Nick hielt sich den Deckel noch näher vor die Augen, um ganz sicher zu sein. Das Bild war zwar schon etwas verblasst und die Aufnahme wirkte alles in allem etwas antiquiert – aber das war sie, kein Zweifel!

»Shiny shiny shoes«, summte der Schuhputzer, nahm eine Holzbürste und begann, die Schuhe zu polieren. Nick hob den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Warum war die Frau mit den traurigen Augen auf einer Schuhcreme-Büchse, die aussah, als käme sie aus den Fünfzigern? Er blickte auf und sah das rege Treiben vor ihm auf der Promenade. Die Sonne stand nun schon sehr tief und die Menschen, die vorübergingen, warfen lange schwarze Schatten, die in Wellen über das Pflaster flossen. Wie ihre Haare, dachte Nick und spürte wieder dieses Gefühl. Dieses neue Gefühl. Es war auf einmal sehr viel intensiver als vorhin, als er an den Anlegestellen der Fähren stand und ihr nachsah. Ihr, die jetzt auf einem Blechdeckel in seinen Händen lag. Nick schluckte und spürte einen Kloß in seinem Hals. Vor ihm liefen immer noch Menschen vorbei. Von links nach rechts, von rechts nach links. Manche schneller, manche langsamer. Wo die nur alle hinwollen?

Seine Lippen schmeckten salzig, bitter und fremd. Nick rieb sich die Augen und merkte, dass er geweint hatte. Verschämt wischte er sich die Tränen aus den Augen. Das ist doch lächerlich, dachte er sich und knallte den Deckel wieder auf den Schemel.

»You allright, Mister?«, fragte der Schuhputzer besorgt. Als er keine Antwort bekam, zuckte er mit den Schultern und holte einen hellen Lumpen aus seinem Kästchen und begann, die Schuhe damit zu wienern.

Nick streckte sich, schaute mechanisch auf seine Armbanduhr und schob seine Manschettenknöpfe in den rechten Winkel zur Ärmelkante. Lächerlich! Er schluckte und blickte nach rechts. Die beiden jungen Frauen, die gerade noch an der Holztheke standen, waren nicht mehr da.

Nick nahm sich noch einmal den Deckel der Büchse und schaute die Frau an. Es war nicht mehr zu leugnen: Irgendetwas ging von dieser Frau aus, das Nick auf eine Art und Weise berührte, die er nicht kannte. Noch nicht kannte.

Der alte Mann hob den Kopf und lächelte und sein letzter Schneidezahn blitzte zwischen seinen Lippen. »Amalia«, sagte er und deutete auf die Frau, »Amalia.« Und dann fing er an zu erzählen.

Nick verstand natürlich kein Wort. Aber zumindest glaubte er zu verstehen, dass Amalia eine berühmte Frau ist. Oder war – denn der alte Mann bekreuzigte sich immer wieder und blickte dann mit verschränkten Händen zum Himmel. Wahrscheinlich war diese Amalia eine Sängerin, denn plötzlich begann der alte Mann zu singen. Es klang schrecklich. Nick sah den letzten Schneidezahn des Alten und überlegte, ob er wohl mit intaktem Gebiss ein guter Sänger gewesen sein könnte. Nein, wahrscheinlich nicht.

Der Schuhputzer beugte sich wieder über die Schuhe und begann nun, mit einer Inbrunst zu singen und zu wienern, als könnte er damit einen Preis gewinnen.

Amalia ist also eine Sängerin. Eine tote Sängerin ... Nick blickte wieder auf die schwarzen Schatten, die auf dem Pflaster vor ihm vorbeihuschten. Aber wie kann diese Amalia tot sein, wenn ich sie doch heute auf der Fähre gesehen habe? Gedankenverloren strich er mit dem Finger über Amalias Bildnis. Das gibt es doch gar nicht! Langsam und behutsam legte er dann den Deckel wieder auf den Schemel.

Ruhig, dachte Nick. Es gibt bestimmt eine völlig normale Erklärung dafür. Und die normalste wäre die, dass ich mich schlicht und ergreifend getäuscht habe. Die Frau auf der Fähre konnte einfach nicht diese Amalia gewesen sein. Basta.

»Lobbs!«, rief der Schuhputzer plötzlich und hob die Arme wie ein Dompteur, der gerade alle seine Löwen durch einen brennenden Reifen geschickt hat und nun stolz auf Applaus wartete. Nicks Brogues sahen wunderbar aus. Er gab dem alten Mann ordentlich Trinkgeld und ging weiter Richtung Brasileira.

Nick brauchte jetzt dringend einen Aguadente. Wahrscheinlich sogar zwei.

Langsam trottete er die Rua Aurea in Richtung Praca Dom Pedro IV hinunter. Menschen kamen ihm entgegen und liefen an ihm vorüber, andere überholten ihn. Er hörte Gesprächsfetzen auf Portugiesisch, seine glänzenden Schuhe auf dem Kopfsteinpflaster unter ihnen. Komisch, dachte Nick. Die Steine fühlten sich nicht an, als wären es Steine. Eher wie Watte.

Wieder Gesprächsfetzen und schwarze Schatten, die immer länger wurden. Nick blieb stehen. Er konnte nicht behaupten, dass er sich sonderlich gut fühlte. Wieder kroch da dieses seltsame neue Gefühl in ihm empor. Es wurde stärker, immer stärker ...

Und das alles wegen einer Frau auf einer Fähre im Tejo, in deren Augen er sich verloren hatte? Und die aussah wie die vergilbte Fotografie einer Sängerin auf dem Deckel einer Dose brauner Schuhwichse?

Nick hob den Kopf und atmete tief durch, um nicht sofort wieder zu weinen. Erstaunt merkte er, dass er bereits bei der Gasse angekommen war, von der aus er den Elevador de Santa Justa nehmen konnte, der die Baixa, die moderne Unterstadt, mit der alten Oberstadt verbindet. Die Stahlkonstruktion des filigranen Aufzugs erinnert an den Eiffelturm. Wenn man nachfragte, wer ihn gebaut hatte, erhielt man tatsächlich oft die Antwort: Gustave Eiffel; In Wirklichkeit war es ein gewisser Raul Mesnier du Ponsard. Oben erreicht man über eine Wendeltreppe die Esplanada Ceu de Lisboa, von der man die gesamte Baixa bis hin zum Tejo überblicken konnte.

Die Ticketverkäuferin, eine alte hutzelige Frau, sagte etwas zu Nick, als er ihr ein paar Escudos hinhielt.

»More?«, fragte Nick. Die Alte plapperte weiter und Nick drehte sich hilfesuchend um. Hinter ihm stand ein junger Mann, der in einer Tageszeitung las.

»Could you please help me?«, versuchte Nick sein Glück. Der junge Mann sah von seiner Zeitung auf und lächelte. »Sure«, grinste er und beugte sich zu der Alten, die immer noch ganz aufgeregt schnatterte. Sie sagte dem jungen Mann etwas und gestikulierte dabei wild mit den Händen.

Schließlich drehte er sich wieder zu Nick um. »She said, you have to buy two tickets. Because you are a stranger. If you buy just one ticket, you won't come back alive.« Der junge Mann lachte. »That's an old fairytale about the Elevador de Santo Justa, entiendes?«

»Obrigado«, bedankte sich Nick.

»De nada«, entgegnete der junge Mann, »de nada«. Er grinste und schüttelte seinen Kopf. Dann begann er, weiter in seiner Zeitung zu lesen. Nick löste zwei Tickets, was die Alte mit einem beifälligen Nicken und einem Schwall Portugiesisch quittierte.

Er stieg in die Kabine, die mit dunkel gebeiztem Holz getäfelt war, und starrte das Rückfahrticket in seiner Hand an. Nick hatte durchaus vor, wieder lebend herunterzukommen, obwohl er sich sicher war, dass er gerade anständig verarscht worden war.

Ein Mann schloss die gusseisernen Türen des Aufzuges und rief etwas über seine rechte Schulter. Dann setzte sich der Aufzug ächzend in Bewegung und erhob sich langsam und ratternd über die Baixa. Mit ihren rechtwinklig angelegten Straßen sah die Neustadt aus wie ein von der Sonne beschienenes Schachbrett, das darauf wartet, dass jemand die Figuren daraufstellte.

Neben Nick schnatterte eine bärtige Alte mit einem verwahrlosten Kind, das rote Rosen verkaufte. Ihm gegenüber saß der junge Mann mit der Zeitung, der ihm gerade beim Verarschtwerden behilflich gewesen war. Zwei junge Frauen drängten sich schüchtern in eine Ecke gegenüber von Nick und blickten kichernd und tuschelnd zu ihm herüber. Kurze Röcke, braun gebrannte Beine, stolze Schultern, weiße transparente Blusen, Spitzen-BHs. Die Kabine kam ruckelnd zum Stehen, und ein anderer Mann öffnete von außen das Gitter. Nick stieg aus und betrat Bairro Alto, das Künstlerviertel Lissabons. Enge Gassen, altes Kopfsteinpflaster und schiefe Häuser; an jeder Ecke eine Bar, vor der Menschen standen, lachten und tranken. Vor manchen Haustüren standen gerade erst gemalte Bilder zum Trocknen in der Abendsonne. Daneben saßen auf Klappstühlen die Künstler und tranken Portwein mit ihren Freunden. Zusammen besah man sich das Tagwerk und diskutierte es, mit ernsten Gesichtern und fuchtelnden Händen. Dann stießen sie wieder mit dem Portwein an und tranken.

In einem dieser Grüppchen saß eine hübsche rotblonde Frau mit süßen Sommersprossen rund um die Nase, die Nick anlächelte und mit den Augen zwinkerte, als er vorbeiging. Nick blieb überrascht stehen und drehte sich nach der Frau um. Sie kam ihm bekannt vor ... Da war sie aber schon wieder in ein Gespräch vertieft, und er konnte ihr Gesicht nicht mehr genau sehen.

***

Kalliope: »Ist das ... war das?«

Klio: »Hm ... Ich glaube nicht. Sicher bin ich mir da aber nicht.«

***

Eine Mutter schrie aus einem Fenster nach den Kindern, die unten auf der Straße Münzen an die Hausmauer warfen. Wer mit seiner Münze der Wand am nächsten kam, hatte gewonnen und durfte die anderen Münzen behalten. Die Kinder hoben den Kopf und hörten, was die Frau zu schreien hatte. Ein Junge von ungefähr acht Jahren hob die Arme, zeigte mit offenen Handflächen nach oben und legte den Kopf zurück. Was willst du denn, schien er sie zu fragen. Die Mutter plärrte weiter und zeigte auf den nahen Kirchturm, an dem eine große Uhr 18.30 anzeigte. In diesem Moment begannen die Glocken zu schlagen. Erst zweimal hell, dann sechsmal dunkel.

Der Junge hob wieder die Arme, als würde er die Welt nicht verstehen, deutete mit beiden Händen auf seine Ohren und brüllte Richtung Fenster. Ich hab's ja gehört, übersetzte sich Nick das unverständliche Portugiesisch. Noch fünf Minuten, ja? Die Mutter winkte schnatternd ab und verschwand im Fenster. Der Junge drehte sich zu seinen Freunden und lachte.

Nick ging langsam weiter, durch all diese verwinkelten und verrückten Gassen Bairro Altos. Hier war nichts wie in der modernen Neustadt, der geschäftigen Baixa. Hier traf man auf Menschen, die Zeit hatten. Zeit und Muße. Dann kam er zur Rua Garret, bog ein, setzte sich vor das Cafe á Brasileira an einen freien Tisch und bestellte sich einen doppelten Aguadente und eine Bica.

Nick fühlte sich seltsam erschöpft und einsam. Ja, einsam. Er wunderte sich über diese Empfindung, da er bisher niemals das Gefühl hatte, einsam zu sein, wenn er alleine war. Er blickte auf die IWC Portugieser Rattrapante seines Vaters. Sieben Jahre war es nun schon her, dass er gestorben war. Lymphdrüsenkrebs. Hodkins, hatten die Ärzte ihm damals erklärt. Bösartiger, es tut uns sehr Leid. Non Hodkins wäre heilbar gewesen, Hodkins nicht.

Nick spielte mit dem Rattrapante-Mechanismus der IWC: Ein Schleppzeiger, dessen Seele im Sekundenzeiger verlief und mit dem man Zeit stoppen konnte. Ein technisches Meisterwerk, hatte sein Vater Nick immer wieder erklärt, aber der hatte nie wirklich verstanden, was an diesem Mechanismus so außergewöhnlich sein sollte. Für ihn war die Uhr einfach nur schön. Wunderschön sogar.

Sein Vater hatte die letzten Monate in seinem Arbeitszimmer verbracht, das zu seinem Krankenlager umfunktioniert worden war; dort lag er den ganzen Tag in seinem Bett, hörte seine alten Rolling-Stones- und Frank-Zappa-Platten und las. Die ganze Familie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, am Abend in Vaters Zimmer zu gehen.

Nick stand in der südlichen Gaube des Dachzimmers und blickte auf die nahen Berge, die in der Abendsonne glühten. Seine Mutter saß im alten Schaukelstuhl unter der nördlichen Gaube und schrieb. Nicks jüngerer Bruder wühlte neben der Musikanlage in den alten Schallplatten und murmelte: »Ten Years After? Was hast du denn für Musik gehört, Papa?«

»Gute Musik«, sagte sein Vater. »Gute Musik.« Und dann: »Ich mache keine Chemo.«

Alle waren still, nur die Stones schrammten weiter aus den wuchtigen alten Boxen.

Nicks Mutter nickte und begann leise zu weinen. Nicks Bruder verharrte mit der Ten-Years-After-LP in den Händen und starrte auf das Cover, als hätte er etwas entdeckt, das ihn ungemein fesseln würde. Nick selbst weigerte sich, seinen Blick von den glühenden Bergen zu lösen. Niemand sprach ein Wort.

»Wenn ich schon gehen muss«, sagte sein Vater schließlich in die Stille, »dann bitte mit Stil.« Und dann fügte er nach einer kurzen Pause noch hinzu: »Und vor allem mit Haaren auf dem Kopf.«

Nick musste traurig lächeln. Er trank seinen Aguadente auf einen Zug, nahm die Uhr vom Handgelenk, löste den Schleppzeiger aus und sah zu, wie die Sekunden langsam verrannen. Er versuchte sich zu erinnern, was er damals gedacht hatte, als sein Vater beschloss zu sterben. Es wollte ihm nicht mehr einfallen. Was hatte er gefühlt, als er ihm ein paar Tage später die IWC in die Hand drückte? Er konnte sich nicht erinnern. Nick hatte lange nicht mehr an seinen Vater gedacht.

Die letzten Wochen im Arbeitszimmer unter dem Dach waren sehr ruhig gewesen. Nicks Vater hatte sich auf eine für alle nicht nachvollziehbare Art und Weise damit abgefunden, bald zu gehen. An einem Morgen wachte er dann einfach nicht mehr auf, und Nick kaufte sich seinen ersten schwarzen Anzug.

Nick stoppte den Schleppzeiger und schluckte. Er sah auf, und plötzlich kam es ihm so vor, als hätte jemand nach einer kurzen Pause einen Film neu gestartet: Die Strahlen der Abendsonne, die schräg über den Platz vor dem Brasilieira schien, begannen wieder, ihn zu wärmen, und die Menschen um ihn herum schnatterten und lachten ein bisschen lauter und deutlicher als zuvor.

Nick sah auf die Uhr, es war halb neun. Der Platz vor dem Café hatte sich deutlich geleert. Er fragte den Kellner nach dem Weg ins Rotlichtviertel.

Der Kellner sagte ihm, er bräuchte nur den Berg hinunterzugehen und dann rechts in die Rua de Sao Paulo Carvalho abzubiegen. Dann aber warnte er Nick, dass er dort mit seiner teuren Kleidung sicherlich auffallen würde. Und im Lissabonner Rotlichtviertel sollte man besser nicht auffallen. Schon gar nicht mit Geld. Aber das war Nick egal. Er zahlte und machte sich auf den Weg.

Nick ging die engen und steilen Gassen, die ihn den Berg hinunter in Richtung des Tejo führten. Er spürte die feuchtwarme Luft, die vom Fluss aufstieg und ihm in die Anzughosen fuhr, an seinen Hals und mitten ins Gesicht. Aus den Fenstern der kleinen schief stehenden Häuser floss warmes Licht auf das Kopfsteinpflaster. Es war eine angenehme Stimmung, aber Nick war alles andere als angenehm zumute. Wieder griff er instinktiv an seine IWC am linken Handgelenk. Dann schüttelte er energisch seinen Kopf. »Nein«, murmelte er, leise erst, dann lauter, »nein!« Er blieb stehen und atmete tief durch.

Nick wollte nicht an seinen Vater denken. Nicht jetzt. Er wollte an nichts erinnert werden, an nichts denken, nichts fühlen. Vor allem nichts fühlen. Und das konnte er am besten, wenn er nackte Frauen sah.

***

Kalliope: »Meine Fresse! Poly, die Psychotante. Was soll das denn jetzt?«

Klio: »Wieso denn, vielleicht tut's ihm ja gut?«

Kalliope: »Ja, die nackten Weiber werden ihm gut tun und ...«

Klio: »Du bist un-mö-glich! Irgendwann muss er das mit seinem Vater doch ...«

Kalliope: »Aber nicht, wenn ich zusehen muss!«

***

Der Kellner hatte ihn zwar gewarnt, aber Nick wollte Fleisch sehen. Nur sehen, nicht mehr, nicht weniger. Das – und nur das – bestimmte Nicks Denken, als er in der Rua de Sao Paulo Carvalho in die erste Kneipe ging, die eindeutig nach nackter Haut aussah.

Am hinteren Ende der dürftig beleuchteten Bar saßen ein paar Mädchen und hoben den Kopf, als Nick eintrat. Vorne links ein Tisch mit vier zwielichtigen Gestalten, die Karten spielten. Auch sie musterten Nick, der sich an die lange Holztheke setzte und beim Barkeeper ein Bier bestellte. An den ranzigen Wänden hingen alte Bilder vom Hafen, von Seeleuten und natürlich von leicht bekleideten Mädchen. Es roch nach kaltem Rauch und billigem Parfüm. Ein paar rote Funzeln an den Wänden gaben ein Licht unerfüllter Hoffnungen und bezahlter Träume. Wer hierher kam, suchte keine Freunde und versuchte, sich keine Feinde zu machen.

Nick trank von seinem Bier und zündete sich eine Zigarette an. Die Kartenspieler steckten die Köpfe zusammen. Schließlich stand einer auf und setzte sich neben Nick auf einen Barhocker. Der Typ hatte eine schiefe Nase, die ihm wahrscheinlich mehr als einmal gebrochen worden war. Seine Haut glänzte verschwitzt, und er stank.

Der Barkeeper polierte andächtig seine Gläser, die Mädchen am hinteren Ende der Bar glotzten, und aus den Lautsprechern wummerte ein längst vergessener Discohit aus den Achtzigern. Nick merkte, dass ihn der Typ von der Seite anstarrte. Nicht gleich zurückschauen, dachte er, nahm noch einen Schluck Bier, zog an seiner Zigarette und drehte dann langsam den Kopf.

Der Typ grinste wie einer, der wusste, dass er nichts zu verlieren hatte. Nick grinste wie einer, der keine Ahnung hatte, was er verlieren könnte.

»Hello«, sagte der Typ mit der schiefen Nase schließlich. »Were you from?«

»Germany.«

»An’ what you looking for?«

Nick fühlte sich stark und unverwundbar. »Something special to look at ...«

Der Typ nickte bedächtig und rief dem Barkeeper etwas zu, das Nick nicht verstand. Der Barkeeper nahm zwei lange dünne Gläser, füllte sie mit einer milchigen Flüssigkeit und stellte sie vor Nick und die schiefe Nase.

»We call Blow Job«, sagte er. »You take glass in your mouth with no hands. Look, look!« Der Typ beugte sich über den Tresen, nahm das dünne Glas in den Mund und hob es an. »Mmm, mmm, mm?«, nuschelte er. Nick machte es ihm nach.

»Mmm!«, nuschelte der Typ noch einmal, warf seinen Kopf in den Nacken und schluckte den Blow Job auf ex. Nick machte es ihm nach. Das Zeug schmeckte nach einer Mischung aus Eierlikör und Meskal.

Nach dem dritten Blow Job sagte der Typ, dass die Bar sein Laden wäre. »And them«, er zeigte auf die Mädchen am Ende der Theke, »are my girls.«

Nick nickte und bestellte weitere Blow Jobs. Es war ihm, als könnte er nicht betrunken werden – aber genau das war es, was er von diesem Abend wollte: rotzbesoffen werden, um nicht mehr denken zu müssen. Nicht mehr darüber, warum er hier war. Nicht mehr an die melancholischen Augen dieser Frau auf der Fähre. Und nicht mehr an seinen Vater. Vor allem nicht mehr an seinen Vater. Aber genau diese Gedanken, die Erinnerungen an seinen Vater, hatten sich in Nicks Kopf festgesetzt wie der Kommunismus in China.

Ein paar der Mädchen kamen nach vorne und drängten sich an Nick und den Luden mit der schiefen Nase. Der hatte inzwischen mächtig einen in der Krone und bestellte eine Runde nach der anderen.

Nick fühlte sich wohl. Alles schien plötzlich so unglaublich einfach zu sein, er trank mit einem Luden, und um ihn herum saßen Mädchen, die ihm ihre feuchten Schlüpfer zeigten und ihn grinsend fragten, wie groß er sei. Eines der Mädchen beugte sich so weit herüber, bis ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. Die junge Hure hauchte ihm ihren spermageschwängerten Atem zuerst ins Gesicht und dann direkt zwischen die Schenkel. Nick lachte. Das wollte er, genau das!

»Take one!«, sagte der Lude und machte eine einladende Geste. Nick lachte, trank seinen Blow Job auf ex und klopfte ihm auf die Schulter.

»No, thanks, I just want to look«, antwortete Nick.

Der Lude grinste und stand auf. Er machte Nick Handzeichen, ihm zu folgen.

Nick folgte ihm, an den Toiletten vorbei, zu einer kleinen Tür, auf der Privado stand. Dahinter führte eine steile, schmutzige Holztreppe nach oben und mündete in einen langen Flur. An der Decke hingen von Nikotin und Staub verdreckte Neonröhren. Die Wände waren in sündigem Bordeaux gestrichen. An mehreren Stellen bröckelte der Putz ab.

Der Lärm der Kneipe war hier nicht mehr zu hören, stattdessen hörte Nick Betten ächzen und Mädchen stöhnen. Jedes Stöhnen sagte: Komm endlich – und dann hau ab. Alle paar Meter passierten die beiden eine mit blauem, verfilztem Plüsch beschlagene Tür. Am Ende des Gangs sperrte der Lude eine von ihnen auf.

Nun standen sie in einem Büro. Ein alter Rechner auf einem Tapeziertisch, daneben ein Telefon, unendlich viele Papierzettel, auf denen Telefonnummern und Namen standen, eine nackte Glühbirne, die an einem Kabel von der Decke hing. Auf dem Boden lagen Pizzakartons, in denen noch die abgenagten, harten Randstücke lagen. Es stank nach feuchtem Teppich, Nikotin und Illegalität. Der Lude drehte sich um und zwinkerte. Dann schob er einen Schrank auf die Seite, und eine weitere Tür kam zum Vorschein. Er sprach jetzt nicht mehr, sondern machte mit der rechten Hand ein eindeutiges Zeichen: Sei dein Mund für immer verschlossen. Nick nickte und der Lude öffnete die versteckte Tür.

Das Erste, was Nick sah, war ein Video-Schnittplatz an der hinteren Wand des Raumes, dann den ersten TV-Schirm an der Wand, den zweiten, den dritten ... Es waren insgesamt sechs. Für jedes Zimmer auf dem Gang einer.

Die Wände waren frisch gestrichen, dazu Parkettboden, rechts eine Ledercouch, TV-Schirme an den Wänden und die Apple G4s in einer verglasten Kühlstellage. Kistenweise Videobänder lagerten hinter der Tür. Stahlhart, dachte Nick und nickte dem Luden anerkennend zu, der die Arme hob und sich stolz im Kreis drehte. Dann zeigte er Nick, wie man am Schnittplatz die Kameraposition in den einzelnen Zimmern verändern konnte. Er hatte in jedem Raum drei Kameras installiert.

Vier der sechs Zimmer waren belegt. Im ersten saß ein sehr junger Mann auf der Bettkante und schaute betreten auf seine Zehen. Daneben hockte eine ältere Prostituierte im Negligé. Sie rauchte und strich dem Jungen über die Haare.

Im nächsten Zimmer zoomte die Kamera auf den behaarten Rücken eines dicken Mannes, der gerade eine Frau von hinten nahm. Nick drehte den Ton an und konnte sie stöhnen hören. Er wurde schneller und schneller, schließlich hielt er inne, streckte seinen wulstigen Hals und grunzte. Als er von ihr herunterrutschte, gab sie ihm ein Tuch. Während er sich seinen Schwanz abwischte, zündete sie sich eine Zigarette an und starrte auf die Tür. Dann sagte sie etwas auf Portugiesisch.

Der Junge in Zimmer eins weinte, während die Prostituierte ihm nach wie vor über das schwarze, glatte Haar strich. Nick sah seine Schultern zucken.

In Zimmer drei saß eine sehr junge und hübsche dunkelhäutige Frau auf einem Mann. Von ihm sah Nick erst nur seine behaarten, kräftigen Beine, dann seine Hände, mit denen er langsam ihren schwarzen String suchte und schließlich auch fand. Mit der rechten Hand glitt er über das obere V und griff zu. Er zog ihr den String bis in den Rücken, woraufhin sie sich nach vorne beugte. Seine andere Hand fuhr ihr von hinten zwischen die Beine, schob den Stoff zur Seite und berührte ihre Muschi.

Währenddessen nahm in Zimmer vier ein Schwarzer eine wahrhaft mächtige Blondine. Bei jedem Stoß bewegten sich ihre riesigen, wundervollen Brüste, ihre Schenkel, ihr Hintern. Nick hörte es klatschen. Er starrte auf den Schirm und sah, wie der große schwarze Schwanz in ihr verschwand und wieder zum Vorschein kam. Dann drehte sie sich um und machte es ihm mit dem Mund. Erst leckte sie seine Eichel, schließlich nahm sie ihn in den Mund. Tiefer und tiefer, Nick konnte gar nicht glauben, wie tief sie diesen Schwanz nahm. Mit der Hand wichste sie ihn dazu.

Zur gleichen Zeit streichelte der Mann mit den behaarten Oberschenkeln in Zimmer drei immer noch die Muschi der Dunkelhäutigen. Starker Tobak. Nick starrte mit offenem Mund auf die Schirme und zündete sich eine Zigarette an.

Er grinste den Luden an, der stolz neben ihm stand, und deutete auf die Kameraeinstellungen auf der Schalttafel vor ihm. Der Lude nickte, und Nick wechselte die Einstellung. Jetzt sah er die hübsche Dunkelhäutige aus Zimmer drei von der Seite. Sie öffnete die Hose des großen Mannes, holte seinen Schwanz heraus und zog die Vorhaut zurück. Sie leckte sich den Zeigefinger der rechten Hand und strich dann langsam um die Eichel, erst links herum, danach rechts herum. Anschließend massierte sie die Spitze. Der Mann nahm die Frau bei den Haaren und zog sie wenig zärtlich über seinen Schwanz. Sie protestierte, aber er schien ihr gut zuzureden, und schließlich nahm sie ihn in den Mund.

Nick blickte zurück zum ersten Schirm. Der Junge saß immer noch auf dem Bett. Er rauchte jetzt eine Zigarette, ab und zu schüttelte er den Kopf.

Auf einmal hörte Nick in Zimmer vier den schwarzen Mann mit dem Riesending schreien; als er kam, drehte die Frau den Kopf weg und wichste ihn weiter, während er auf das Bett spritzte.

Der Dicke aus Zimmer zwei hatte Geldscheine in der Hand und eine hässliche, weiße Unterhose an. Er stritt sich mit der Hure und wedelte mit den Geldscheinen vor ihrem Gesicht herum. Sie schrie zurück und streckte ihm drei Finger entgegen: Das macht drei Scheine, Junge!

Die dunkle Schöne in Zimmer drei blies schneller, und Nick sah, wie sich die Oberschenkelmuskeln des Mannes spannten. Still zog er eine Grimasse, sie hielt inne, und sein Schwanz platschte schwer auf seinen Bauch. Dann öffnete sie langsam ihren Mund, und sein Sperma tropfte zwischen seine Beine.

Nicks Zigarette war im Aschenbecher heruntergebrannt, ohne dass er einen Zug getan hätte, und erst beim Aufstehen spürte er seinen Ständer. Der Lude bemerkte es und strahlte Nick an: »Me girls know how to be good!«

»Yes, for sure!«, grinste Nick.

Die beiden lachten.

Der traurige Junge aus Zimmer eins hielt der Prostituierten Geldscheine hin. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Während alle anderen kamen, ging er mit hängendem Kopf zur Tür.

»You take black lady room three, come on, boy!«

»No, no, thank you«, wehrte Nick ab.

Der Lude lachte laut und boxte ihm freundschaftlich gegen den Oberarm. »Come on boy, I give you for present!«

»No, thank you very, very much, but I really don't want that.« Nick zündete sich eine weitere Zigarette an und schüttelte den Kopf.

Der Lude lachte laut. »You crazy boy, you know? You so crazy boy!«

»I know ...«, murmelte Nick und stand auf.

Die beiden gingen zurück in die Bar. Dort stellte sich eine hübsche Hure direkt neben Nick an die Theke. Sie streifte ihn mit einem Blick, und Nick hatte das Gefühl, dass sie ihm zuzwinkerte.

Als er einen Augenblick später wieder zu ihr hinübersah, stand sie mit dem Rücken zu ihm, ihr rot glänzendes Haar vielleicht zwanzig Zentimeter vor seinem Gesicht entfernt. Er konnte sie riechen. Sie roch gut, warm und ... vertraut. Nick war, als würde er diesen Geruch kennen.

Nur woher?

***

Klio (flüsternd): »Sieh mal an ...«

***

Als der Barkeeper ihr einen White Russian brachte, lächelte sie diesen freundlich an und nickte. Wieder streiften ihre Augen Nick, dann nahm sie ihr Getränk und verschwand. Erst als sie davonging, bemerkte er, dass sie sich auf einen Gehstock stützte und ein Bein leicht nachzog.

Und trotzdem ...

Nick sah ihr nach.

Diese Frau hat was!

»Hey you, boy!« Der Lude klopfte Nick auf die Schulter und holte ihn aus seinen Gedanken zurück. »I have Business to do.« Er zwinkerte mit beiden Augen gleichzeitig. »I see you crazy boy around! Bye-bye!« Dann drehte er sich um, winkte den Kartenspielern, die sogleich aufstanden, und verließ mit ihnen im Schlepptau die Kneipe.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Überarbeitete Neuausgabe
Jahr
2015
ISBN (eBook)
9783958243972
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Dezember)
Schlagworte
eBooks Erotik Sex ab 16 Jahren Voyeurismus Musen Mythologie München Lissabon Alpen
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Titel: Wild und unersättlich: Neun ganz besondere Schwestern
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